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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 29.08.2004, 13:27
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Standard Holland im August 2004

Was für ein Sommer.
Seit Wochen ist der Himmel grau in grau und im Garten gedeiht alles prächtig. Die Regentonne ist voll und die Aussichten auf den Segelurlaub sind so trübe wie das Wetter.
Wir hatten so auf Sonne, Wind zwischen 3 und 5 für unseren ersten kleinen Törn mit dem neuen Boot gehofft.
Start am Samstag, das Boot ist klar, dem Hafenmeister eben noch mitgeteilt, dass wir wahrscheinlich 2-3 Wochen weg sind und wir legen ab. Die Sonne scheint, kleine Wolken am Himmel, 26 Grad und der Wind kommt mit 3 Bf. aus Nord-Ost, d.h. wir segeln raumschots von Heeg nach Stavoren. Die kleine Strecke haben wir zwar schon hunderte mal gemacht, aber mit diesem Boot zum erstenmal. Morgen wollen wir gemütlich Richtung Süden übers Ijsselmeer. In Stavoren ist im Gemeindehafen alles voll, übervoll. In der Binnenmarina aber bekommen wir eine angenehme Box. Lt. Hafenmeister hat er noch genug Platz für Passanten. Warum drängeln sich die Leute dann in 5er-Päckchen an der Spundwand, fragen wir uns.

Sonntagmorgen nach einem schönen Frühstück in der Sonne, fahren wir zur Johan-Friso-Schleuse um uns anzustellen, schließlich war gestern abend schon ein großes Gedränge. Es ist halb zehn und wir sind ganz allein vor der Schleuse. Keine 5 Minuten später springt die Ampel schon auf grün, eilig kommen noch 3, 4 Boote mit uns in die Schleuse. Der Wind kommt weiter aus Nord-Ost. Die Sonne scheint und Himmel tut so als wäre er immer schon nur blau gewesen. Wir setzen den Blister und segeln Richtung Enkhuizen, herrlich diese Ruhe. Durch das Aquadukt geht es weiter nach Hoorn, wir steuern den Grashaven an (wie immer).

Der Montag beginnt mit frischen Brötchen aus dem Hafenshop, viel Sonne und leichtem Wind aus Nord-Ost. Wohin? Ingrid möchte mal wieder nach Muiden- also Muiden. Blister hoch und genüsslich an Marken vorbei. Vor Pampus umkreist uns ein Motorboot und wir werden fotografiert. Wir rätseln noch was das soll, da wirft uns ein junger Mann von dem Motorboot einen Ball zu. Aufschrift : WWW.Zeilfotograaf.nl. Wir können uns die Bilder im Internet ansehen und bei ihm bestellen. Vielleicht gar nicht schlecht. Ich habe immer Probleme gehabt unsere Boote auf Wasser zu fotografieren.

Muiden, es ist heiß. Wir sitzen an der Schleuse und trinken eiskaltes Bier. Der Wetterbericht für morgen lautet Wind aus NO, tropische Temperaturen, genauso für übermorgen und überübermorgen usw. Prima.
Wir fahren durch die Oranjeschleuse durch Amsterdam nach Ijmuiden, unter Motor.
Ijmuiden heißt, wir machen Strandurlaub und kommen uns vor wie in Spanien
Wie geht’s weiter? Entweder nach Norden zu den Inseln oder nach Süden. Es gab zwei Entscheidungshilfen, erstens der Wind aus NO und zweitens die Empfehlung eines Boxennachbarn unbedingt nach Scheveningen zu fahren – so gezellig.

Ijmuiden- Scheveningen. Der Blister ist oben, der Wind bläst mit ca. 2-3 BF, es geht immer am Strand entlang. Nach zwei Stunden ist der Wind weg und wir treiben einfach mit der Strömung weiter. Manchmal ist es ganz nützlich vorher in den Tidenkalender zu schauen. Ich bekomme die Thermoskanne mit dem Kaffe nicht auf. Der Deckel klemmt, der Tipp aus der Kombüse dazu lautet: Das Ding find ich sowieso doof, wenn du es nicht aufkriegst, schmeiß es über Bord. Gute Idee, für Kaffee ist es eh zu heiß. Weg damit.
In der Hafeneinfahrt von Schevingen sind Schwimmer zu sehen. Ich fahre vorsichtig näher und vermute spielende Kinder. Das Boot vor uns nimmt ebenfalls Gas weg, bis wir alle bemerken, dass es sich bei den Kindern um kräftige, glatzköpfige, junge Männer handelt, die versuchen die Boote zu entern. Das voraus fahrende Boot hat die Fender schon raus und bietet so gut Angriffsmöglichkeiten. Es gelingt dem Skipper nur mit Mühe die Burschen abzuschütteln. Danach entdecken diese unser deutsches Boot und konzentrieren sich mit wüsten Drohungen und Beschimpfungen auf uns. Mit erhöhter Geschwindigkeit und im Slalom durchfahre ich die Strecke. Niemand wird verletzt, aber uns wir noch ein Hitlergruß mit der Drohung und im Hafen zu finden hinterher gerufen.
Der negative Ersteindruck wird im Hafen nicht besser. So schlecht haben wir in den Niederlanden noch nie gelegen.
Nächsten morgen sehr früh raus aus dem Päckchen und mit der Tide fahren wir weiter nach Süden. Das Wetter ist wie immer, nur der Wind noch nicht da. Erst nachdem wir Hoek van Holland passiert haben, bekommen wir 2-3 BF später 4Bf. Herrliches Segeln bis Stellendam, wir erreichen unsere bisher höchste Geschwindigkeit unter Segeln: 6,5 kn. An der Schleuse Stellendam gehen wir nach binnen und übernachten in dem alten Hafen der Admiralität Hellevoetsluis. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, einige verstehen sogar mein holländisch. Scheveningen wird Ausnahme bleiben.
Haringsvliet bietet uns das ganze Segelvergnügen, Sonne 5BF Wind und kaum Wellen, den nächsten Tag toben wir uns so richtig aus. Wir als Frieslandsegler sind es nicht gewohnt soviel Platz zu haben und dabei kaum auf das Echolot schielen zu müssen. Haringsvliet ist für uns ziemlich tief und es sind kaum Boote unterwegs- in der Hochsaison.
Die nächste Station ist Willemsstad. Es ist so heiß, dass ich gleich nach dem Anlegen ins Hafenbecken springe, um mich abzukühlen. Meine Frau zieht direkt die Dusche vor, ich brauche sie nach dem Bad auch.
Wir müssen uns entscheiden. Weiter nach Süden, nach Norden, binnen oder buiten. Der Wetterbericht sagt stabiles Sommerwetter mit wenig Wind für die nächsten Tage voraus. Wir entscheiden uns für die Standemastroute nach Norden. Dann können wir uns in Ijmuiden ggf. wieder neu entscheiden wie es weiter geht. Außerdem waren wir noch nie in Haarlem.
Leider bedeutet die Route überwiegendes Fahren mit Motor, also nochmal vollgetankt und los zur ersten Station Dordrecht.
In Dordrecht werden wir vom Hafenmeister des Königlichen Ruder- und Segelclubs Dordrecht mit Freude empfangen. Er begleitet uns zu unserer Gästebox, hilft beim Festmachen und gibt uns gute Tipps zum Besuch seiner Stadt. Er ist wirklich stolz darauf und wir bleiben 3 Tage. Danach geht es weiter über Gouda, Alphen zum Bassemermeer, wo wir mit sehr viel Wind empfangen werden. Unser Windmesser zeigt 7 BF, soviel hatten wir in diesem Urlaub noch nicht und wir sind froh, dass wir wieder einen guten Gastliegeplatz in der Marina bekommen. Die Marina ist für uns sehr ungewohnt, weil fast nur Motorboot hier liegen. Hier sind Segler fast Exoten.
Wir fahren nach Haarlem, vorbei an Häusern, denen man ansieht, dass die Eigentümer aus dem Gröbsten raus sind. Lt. Jan Werner gibt es in der Stadt Liegeplätze mit Wasser, Strom und Duschen. Wir hangeln uns von Brücke zu Brücke und alles ist voll. Hinter der Eisenbahnbrücke soll das Büro des Hafenmeisters mit Liegeplätzen sein. Als wir die Brücke erreichen, springt die Ampel auf Doppelrot. Schnell wenden wir und fahren zurück ins Zentrum, wir rutschen noch gerade durch, bevor die anderen Brücke auch dicht machen. Tatsächlich finden wir noch einen Platz an der Straße und machen an den in die Straße eingelassenen Ringen fest.
Nächsten morgen möchten wir weiter, haben aber ein Problem. Ein schwarzer Saab steht mit seinem rechten Hinterrad gerade auf dem Ring, an dem die Achterleine festgemacht ist. Wir sitzen fest. Der Fahrer ist nicht zu finden und ich versuche irgendwie den Saab von meinem Festmacher zu bekommen. Einen VW-Käfer konnte man aus den Federn heben- einen Saab von heute nicht. Letztlich habe ich mit viel Schweiß, Verrenkungen und moralische Unterstützung durch meine Frau unser Boot freizubekommen- ohne den Festmacher zu zerschneiden.
Wir erreichen den Nordzeekanal und das Wetter wird schlechter: Wind NW 5 in Boen mehr und Regen. Bei dem Wind wird es keinen Spaß machen in Ijmuiden raus und Richtung Texel zu segeln. Wir beschließen Amsterdam anzusteuern. Sixhaven ist eine traurige Metrobaustelle, im Forum hatte ich den Tipp gelesen, Aelus anzulaufen. Ein guter Tipp, wir lagen sicher und die Vereinsmitglieder, die ehrenamtlich den Hafenmeister spielen, sind sehr freundlich. Die Umgebung ist gewöhnungsbedürftig und interessant. Wir konnten z.B. sehr gut beobachten, wer so alles gegenüber ins Bordell rein und raus geht.
Uns erreicht der Anruf unseres Nachbarn. Er fragt, ob er und seine Frau uns am Wochenende besuchen können. Klar, wir verabreden uns in Hoorn.
Auf der Fahrt nach Hoorn hatten wir unser erstes Gewitter in diesem Jahr auf dem Wasser. Natürlich hatte der Wetterbericht es angesagt und auf Kanal 1 kam stündlich der Hinweis auf Onweersboien. Wir sind trotzdem überrascht worden. Abgesehen davon, dass ich nass bis auf die Haut wurde, haben wir ganz schnell das Einleinenreffsystem schätzen gelernt. Das Boot kam mit den Gewitterböen gut zu recht und wir erreichten Geschwindigkeiten über 7,5 kn. Allerdings fingen wir uns eine Menge Wasserpflanzen am Propeller und Ruder ein, unser Boot ließ sich nur mit Schwierigkeiten im Hafen manövrieren. In der Brühe kann man nur fühlen und eine Taucherbrille verhindert lediglich, dass einem die braune Soße in Augen und Nase läuft. Aber was soll´s, das Zeug musste wieder weg.
Wir hatten Glück, das gemeinsame Segeln mit unseren Nachbarn fand dann bei bestem Segelwetter statt. Unsere Freunde fuhren nach Hause und wir entschlossen uns noch nach Enkhuizen zu segeln. Im Compagniehaven blieben wir zwei Tage, das Wetter war wenig einladend: viel Wind mit viel Regen, dazwischen kam immer wieder die Sonne durch und es wurde teilweise tropisch und schwül. Früher war der Compagniehaven immer der teuerste Hafen am Ijsselmeer, gut, dass manche Dinge sich nie ändern. Über 20€ für die Box, Strom und Wasser extra, Dusche kostet einen Euro und ein Brötchen (Pistolet) im Shop 70 Cent.
Wir freuen uns auf Medemblick und segeln durch Gewitterschauer den kurzen Trip am Vormittag mit einem Reff im Groß. In Medemblick genießen wir den lauen Abend im portugiesischen Restaurant und beschließen am nächsten Tag zurück nach Heeg zu fahren. Der Entschluss war goldrichtig, der Wetterbericht sagte für übermorgen Wind SW 8 Bf. Voraus. Dann ist vor Stavoren mit einer unangenehmen Welle zu rechnen. So erreichen wir Heeg noch bei schönsten Sommerwetter und resümieren: erholsamer Urlaub mit einem tollen Boot.
Wir haben tatsächlich die 2 ½ Wochen Sommer gehabt , die es in Holland gegeben hat.
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