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Segel Technik Technikfragen speziell für Segelboote. |
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Cunningham und Lümmelwant auf Einhand-Jollen
Hallo zusammen
habe Fragen zu Cunningham und Lümmelwant auf Jollen/Regatten: 1. Cunningham: wie häufig wird das Cunningham während der Regatta bedient, wenn wie bei einem Finn das Strop in Reichweite ist? denke doch häufiger als z.B. bei einer Laser? wird da auf jede Böe reagiert? 2. Lümmelwant: wie z.B. auf einem Contender oder Seggerling, was genau bewirkt dieses Lümmelwant? bzw. wie wird das eingestellt? Google gibt da echt wenig her. schon mal vielen Dank im Voraus Gruß Karlheinz |
#2
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Strippenzieher
Moin ok, Karlheinz,
Also das Lümmelwant kenn´ ich gar nicht. Soveel mol dorto. Ansonsten segle ich seit einigen Jahren mein Finni und freue mich jümmers, wenn mein Segel gut steht. Und es steht gut, wenn es das Profil eines Vogelflügels oder einer alten Propellermaschine hat. Weiterhin müssen die Verklicker im Segel (Telltales) fein anliegen. Zumindest der Leefaden. Der immer. Der luvwärtige darf ruhig af un to mal steigen oder zappeln. Weiterhin isses wichtig, dass das Segel zum Wind richtig steht. Und es steht richtig, wenn die Richtung des vorderen Segeltuchs - sagen wir mal die ersten 30-40cm von der Mastnut (Keep) gesehen - genau in den scheinbaren Wind zeigen. So. Das ist mal Voraussetzung zum guten Segeln. Und wer das nicht beherzigt und schlafwandlerisch hinkriegt, der sollte man beter Smutje warden. Wenn man das aber kann, dann kann man sich auch mal Gedankens öber die Trimmleinens moken. Du hast ja das Finn-Dinghi angesprochen. Da gibts : Den achteren Unterliekstrecker (das Outhaul). Ganz wichtig, es ist das Gaspedal und die Gangschaltung des Seglers. Ganz gefiert so 15-20cm erzeugt er einen Mordssegelbauch und ordentlich Knöf. Macht man bei ganz wenig Wind oder bei leichter bis frischer Brise wenn ordentlich Welle steht. Dann brauchst Du ordentlich Kraft, damit Dein Boot da durch kommt. Ganz dichtgeholt nur bei Starkwind. Ich bediene das Ding recht fleißig. Dann haben wir noch den vorderen Unterliekstrecker (Inhaul) den kannst Du als Anfänger erstmal vergessen. Zieh ihn mol so hin, dass das Segel schön glatt ist. Du siehst schon was gemeint ist. Kuck dir einfach Dein Segel an und zupfe so lange am Inhaul, bis sich dieses schöne, gleichmäßige Tragflächenprofil auch vorn am Segelhals ohne Falten einstellt. Dann erst kommt das Cunningham. Den braucht man als Anfänger nur um die horizontalen Falten aus dem Seil zu trecken. Also nur so ein büschen dran rum zupfen bis de Faltens buten sünd. (Brauchst Du aber eigentlich gar nicht, weil es nur schöner aussieht. Für Deinen Speed issas zumeist völlig egohl.) Ansonsten vergiß ihn. Als Fortgeschrittener nutzt Du die Leine, um das Segelprofil so flach wie möglich zu machen. Dazu musst Du aber an dem Ding ziehen bis Dir die Schläfen anschwellen. Macht man nur bei Starkwind. Wenn Du aber ein älteres Segel hast wirst Du sehen, dass es noch einen schönen Effekt des Cunninghams gibt: Er zieht nicht nur die Falten raus, sondern er zieht auch den Segelbauch nach vorn. Dadurch bekommt ein betagtes Segel wieder Fasson und sein kleines Bäuchlein, was es mit den Jahren angesetzt hat wird wieder etwas gelinder. Die Wirkung des Cunninghams ist die gleiche wie die einer fremden, süßen blonden Seglerin, die im Bikini auf dem Steg an Dir vorbeigeht. Du ziehst automatisch den Bauch ein. Jo, so is dat woll. Jetzt weißtes. Einer aus dem Forum hat mal eine PN geschrieben, deren Inhalt ich hier mal reinkopiert habe: 'Nabend Rolf, was ich dir unbedingt noch sagen wollte ist: Du hast mir mal empfohlen unser altes Großsegel mit einer Cunningham-Leine wenigstens etwas zu verbessern. Das haben wir in unserem 4-wöchigem Segelurlaub (siehe unter "Woanders") fast immer gemacht und das bringt wirklich guten Erfolg. Ca. 0.5kn bei passendem Wind sind da locker drin - und weniger Lage. Gruß,...... So, Karlheinz, jetzt weißt Du wahrscheinlich nicht viel mehr, als Du auch schon vorher wußtest. Aber ich dachte mir aufgrund Deiner Fragestellung, dass ich es vielleicht so schreiben sollte, dass die Wichtigkeit der verschieden Trimmleinen etwas deutlicher wird. He? Was meinste? Ist das rübergekommen? Deshalb auch der gruselige Baumniederholer am Finn ganz zuletzt. Den benutze man erst, wenn Du richtig fit bist und auch bei stärkerem Wind problemlos jederzeit halsen kannst. Sonst ist das Teil ein Mordinstrument, was Dich zwischen Seitendeck und Großbaum einklemmen kann, wenn der Baum plötzlich rüberkommt. Wenn der Kahn dann noch nach Lee kentert kann er Dich lässig ersäufen. Immer dran denken: Vor dem Wind ist das Finn mit durchgesetztem Baumniederholer ein niederträchiges Teil, das Dir nach dem Leben trachtet. Gläuf mi dat man. Absolutes Muss: So einstellen, dass er ganz gefiert die Baumnock so weit über dem Achterdeck hochkommen lässt wie Dein Unterarm mit ausgestreckter Hand hoch ist. So, genug des erhobenen Zeigefingers. Gruß Rolf
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Gott schütze uns vor Storm un slechten Wind - un Seelüd, de an Land wat worden sind.
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#3
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Hallo Rolf
das ist gut rübergekommen, nett ist die Reihenfolge der Wichtigkeit aus deiner Sicht. So ähnlich habe ich das auch schon gelesen, teilweise wird sogar die Meinung vertreten das Cunningham so gut wie zu vergessen. Ansonsten kenne ich den Sinn der Aufmerksamkeit, Windbändsel, Profiltiefe usw. Der Grund meiner Frage ist, dass nach einer Regatta (ich war Zuschauer) diskutiert wurde, praktisch jede Minute und jede Böe am Cunningham zu trimmen. Überlegt habe ich mir dann, dass das Laser-Segler gar nicht können wenn Sie an der Kreuz Außenbords hängen. Mein Seggerling-Bau ist kurz vor Ende, und ich hatte vorgesehen die Trimmeinrichtungen "Laserlike" in der Mitte auf dem Vordeck zusammenzufassen. Die Seggerlinge haben normalerweise die Trimmeinrichtungen zu beiden Seitendecks geführt, like Finn. Man war der Meinung meine angedachte Lösung "geht gar nicht". Lümmelwant haben Contender und Seggerling (sicher noch mehrere Klassen), dieses kurze stehende Gut kommt vom Wantenhänger der Seitenwant links und rechts zum Mast, etwas Höhe Großbaum. Es kann eigentlich nur eine richtige Funktion geben, zu verhindern dass der Mast im Großbaumbereich nach vorne biegt. An eine Veränderung der Seitensteifigkeit glaube ich nicht. Bei den Contendern habe ich gesehen dass die das sehr stramm fahren, die Seggerlinge richtig "lummelig", Lümmelwant eben. Gruß Karlheinz |
#4
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Moin ok, Karlheinz,
wat? ´n Seggerling hest Du di mokt? Das ist doch so eine Laubsägearbeit aus fast einem Stück, oder? Ich habe mal - wat weet ick wo - eine Story über das Boot gelesen - mit schönen Bildern von dem Teil, als es fertig war. Also das ist ja eine elegante Granate! Meine Güte, da wäre ich fast schwach geworden und hätte mich fast auch an die Arbeit gemacht. Dazu muß man sagen, dass der Verfasser offenbar ein begnadeter Holzwurm war. Das Boot hatte ein Finish - unglaublich. Na, da wünsche ich Dir aber viel Spaß und Freude. Wenn Du fertig bist, schreibst Du mir dann eine PN? Ich würde liebend gern einmal so ein Teil in Natura sehen. Na? Wat meenst? Und dann bring´ ich auch einen Kasten Bitburjer mit. Von wegen: Du weißt schon. Also, Karlheinz, nicht nachlassen. Schön sägen, schaben, kratzen, schleifen, (fluchen) und was man noch so alles machen muß um so ein Seggerlingelchen in die Welt zu setzen. Was hat so´n Ding eigentlich für ein Kampfgewicht? So 60-70 Kilo? Segg mol. Gruß Rolf
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#5
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Das Lümmelwant
oder Babywant? - beim Zugvogel hatten wir das Teil Babywant genannt - wirkt der Längskraft des Großbaums, die der vom Baumniederholers erhält, entgegen. Wenn Du viel Kraft auf dem Baumniederholer hast, drückt sonst der Baum den Mast weg (nur ein Teil der Kraft des Baumniederholers wirkt ja nach unten, der größte Teil wirkt wagerecht und wird am Lümmelbeschag vom Baum in den Mast eingeleitet). Vor dem Wind mit weit aufgefiertem Baum kann die Kraft aus dem Niederholer sogar das Brechen des Mastes in Baumhöhe herbeiführen. Das Babywant begrenzt dieses seitliche Wegdrücken.
Zur Cunningham - wir haben diesen Sommer provisorisch eine Cunningham an unserem neuen gebrauchten Boot angebaut, weil unser Grossfall so viel Dehnung hatte, das jedesmal, wenn etwas Zug auf die Großschot kam, der Segelkopf etwas heruntergezogen wurde und das Gross dann wie ein nasser Sack stand. Kleine Böe - Falten im Vorliek. Schot etwas dichter - Falten im Vorliek. Mit der Cunningham haben wir dann tatsächlich ständig nachtrimmen müssen. Ursache ist aber gewesen, dass das Großfall viel zu elastisch war. Im Frühjahr kommt da ein neues Fall rein, dann sollte die Cunningham mehr Ruhe bekommen. Ansonsten - verschiebt die Cunningham wie geschrieben den Bauch des Segels, öffnet aber auch das Segel im oberen Teil (verändert den Twist). Wenn man hart am Wind mit hohem Zug auf der Großschot segelt und das Segel oben öffnen will, weil das Boot zuviel Lage hat, geht das meistens nicht über Nachlassen des Niederholers (weil ja die Großschot den Baum schon stark herunterzieht), durchaus aber über mehr Zug auf der Cunningham. Trimmleinen an der Seite - sind Stand der Technik, wenn Du vorne mitsegeln willst. Du mußt eigentlich bei jeder größeren Kursänderung (also in jedem Fall bei Regatten um Dreieckskurse nach jeder Wende / Halse) umtrimmen und bei nennenswerten Windstärkeänderungen auch. Raumschots / vor dem Wind Unterliek und Cunningham loser, Mastbiegung ggf. geringer. Am Wind Unterliek dichter, soviel Mastbiegung, dass bei ansonstem richtig getrimmten Segel der Gegenbauch verschwindet und soviel Cunningham, dass der Twist stimmt. Hart am Wind bei frischem Wind Segel flach, also Unterliek straff, durch noch mehr Mastbiegung wenig Bauch im Segel, Baum etwas auffieren und durch Cunningham Twist im Segel, damit das vor allem unten zieht. Wenn Du vorne dabei sein willst, bist Du also schon ständig am rumzuppeln an den Trimmleinen. |
#6
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Hi Rolf
das Mindestgewicht des Rumpfes ohne Schwert/Ruder und Rigg muss 60 kg laut Klassenvereinigung http://seggerling.de/ sein. Auf den Regatten fahren Boote zwischen 60 (?) und 90 kg mit. Der 90-kg-Rumpf hat aus stabilitätsgründen einen doppelten Boden, massiv Edelstahl usw., segelt trotzdem im vorderen Drittel . Das Ergebnis liegt eben doch mehr am Segler als am Boot. Ich habe Sperrholz mit beidseitig Deckfurnier Khaja innen Okoume verwendet, Leisten bis auf Scheuerleisten alles WRC. Werde die 60 kg erreichen, ohne Außenlack und Beschläge war ich bei ca. 54 kg. Vermutlich lassen sich mit gutem Okoume noch 1-2 kg sparen Gruß Karlheinz
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#7
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@ chippy
Genauso isses! Gruß Stefan |
#8
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Zitat:
Bei glattem Wasser und gleichmäßigem Wind wird es noch gehen, bei ungleichmäßigem Wind und/oder Welle wirken sich die 30 kg verheerend aus. Das mit dem ersten Drittel ist dann auch relativ - bei einigen Finnregatten kam das gesamte Feld innerhalb weniger Minuten ins Ziel. Ein Schiff mit 30 kg Übergewicht wäre gnadenlos hinterhergefahren und vermutlich aus dem Zeitlimit gefallen!
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Gruß Stefan |
#9
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Neulingfrage: Cunningham am Seggerling?
Moin Karlheinz,
Zitat:
Grüße: Uwe |
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