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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 10.11.2010, 19:03
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Standard Segeln im Winter

Wie einige ja schon mitbekommen haben, wir haben ein neues Boot, eigentlich haben wir ja jetzt zwei, aber das ist eine andere Geschichte.
Es ist ein H -35, das große H-Boot, 10,50m lang und 2,60m breit bei 1,50m Tiefgang.
Das Boot lag noch in Schweden, Göteborg, also sind wir, Anette und ich, letzte Woche mit der Fähre nach Göteborg gefahren um das Boot nach Hause an die Schlei zu segeln. Wir hatten uns 6 Tage Zeit dafür genommen.
Am Montag Morgen 1.11. kamen wir an und der Verkäufer holte uns von der Fähre ab und wir fuhren direkt zum Boot, kurze inspektion ob noch alles da ist und die Geldübergabe, dann wollten wir los. Nach ein paar Einkäufen, Segel anschlagen und Sachen verstauen konnten wir um 13 Uhr endlich ablegen. Natürlich nicht ohne ein paar Pannen. Als erstes konnte ich meine Ölzeughose nicht finden, ich war mir so sicher das ich die schon an Bord gelassen hatte als wir das Boot gekauft haben, jetzt muss ich mal sehen ob ich noch irgendwo eine billige Regenhose finde. Dann hat man uns im Bootsshop "Fotogensprit" anstatt Spiritus verkauft, Das hab ich natürlich erst gemerkt als ich abends den Spiritusheizer damit gefüllt habe, das hat dann ordentlich gequalmt mit hohen Flammen, glücklicherweise nicht in der Kajüte. Jetzt brennt das Ding seit 2 Stunden auf dem Achterdeck und rußt alles voll, man bekommt das Zeug aus diesen mit Watte gefüllten Töpfen ja auch nicht mehr ausgekippt also muss das jetzt brennen bis es alle ist.
25 sm haben wir heute bei strahlendem Sonnenschein nur geschafft, zum einen müssen wir das Boot erst mal kennenlernen, jeder Schritt an Deck ist noch etwas ungewohnt und jeder Handgriff muss erst noch überlegt werden.
Aber das Segeln heute war klasse, bei ganz leichtem Wind und Sonnenschein lief "homsan" schon mit 4.5kn am Wind, alles lässt sich gut bedienen und funktioniert gut. Das Boot lässt sich ausgesprochen gut manövrieren und ist sehr bequem. Im Moment muss man hier aber sehr umsichtig fahren da überall diese kleinen gelben Bälle im Wasser schwimmen, das sind anscheinend Netzbojen von den Hummerkörben, alle 2-300Meter schwimmen mehrere Reihen dieser Bälle im Wasser und Anette hat immer Angst das sich einer davon um den Kiel wickelt oder am Propeller hängen bleibt.
Im Hafen haben wir einen Holländischen LKW Fahrer getroffen, der erzählte uns das er Heute den ganzen Tag in Göteborg im dichten Nebel gefahren ist, davon haben wir auf See nichts mitbekommen.
Morgen werden wir wohl weiter Richtung Süden segeln, die Tage sind ja doch recht kurz so dicht vor Advent.


Dienstag:
Gottskär
Die erste Nacht auf dem neuen Boot, im Vorschiff etwas eng. Anettes Daunenbettdecke ist so voluminös das ich mich nur gerade ausgestreckt mit angelegten Armen in der Koje drehen konnte, dafür wars aber schön warm.
Heute ist hier richtig Wind, es bläst mit 6 in Böen 7bft aus Süd und regnet. Wir sind heute Morgen nur unter Kreuzfock raus und den Kungsbacka Fjord aufgekreuzt. Das Boot lief nur mit Fock hoch am Wind schon mit über 6kn, war beeindruckend. es briste dann aber auch sehr schnell auf und wir hatten im Fjord schon 1m Welle, haben uns dann entschlossen das Tief durchziehen zu lassen und sind wieder in den Hafen zurück. Wir haben doch schnell gemerkt das wir mit dem Boot noch nicht vertraut genug sind, jeder Handgriff muss erst überlegt werden, das ist bei diesem Wetter draußen nicht sehr hilfreich. Auch die Reffleine für unser Reff 2 klemmt irgendwo im Baum fest.
Nun sitzen wir hier unter Deck, der regen prasselt und der Wind heult, auf dem Herd kochen die schwedischen Kartoffeln, die sind hier in der Gegend anscheinend Lila und die Sorte heißt "Asterix", vielleicht machen die ja auch Superkräfte?
Hier im Ort ist nicht mehr viel los, aber der Supermarkt hat noch auf und es gibt eine wirklich nette Konditorei am Hafen.
Der Wetterbericht sagt das es auch morgen noch weiter auffrischen soll, bis 8 in Böen 9, hoffe das wir hier spätestens am Donnerstag wegkommen, sonst wird es knapp mit der Zeit.

Gerade waren wir beim Segelmacher im Ort um zu fragen ob es irgendwo in der Gegend Segelhosen zu kaufen gibt und erzählten warum ich ein neue Hose brauche, er fragte nur kurz wie Teuer es denn werden soll und gab mir seine gelbe Ölzeughose die er sonst zum fischen anhat für 30€ mit. Er schimpfte dann noch ein wenig auf Musto und andere Marken und meinte das gelbe Ölzeug von den Fischern sei viel besser. Jetzt hab ich auch wieder etwas bessere Laune, mit der schönen gelben Regenhose.




Mittwoch.
Gottskär nach Varberg
Das Tief ist anscheinend doch schneller durchgezogen als gedacht, die 8-9bft sind in der Nacht über uns weg gezogen. Nun scheint die Sonne aber es pustet immer noch mit 6bft aus West. Das Kattegat empfängt uns mit Wellenhöhen von 2-3 Meter, aber sie sind relativ lang und es macht echt spaß zu segeln. Das Reff 2 funktioniert jetzt auch wieder, die Leine für das Einleinenreff ist anscheinend achtern etwas zu lang wenn man sie 3 mal um den Baum wickelt hat sie die richtige Länge, leider fehlt einem dann beim ausreffen genau diese länge.
Varberg ist ziemlich Langweilig, auch wieder keine Duschen, ich war ja mutig und hab mit der Wasch Schüssel im Cockpit geduscht, man war das kalt.


Donnerstag.
Varberg nach Hornbaek / DK
Heute 78sm bei WSW 6-7bft Reff2 und kleiner Fock einen Schnitt von 8.5kn/Std.
Dafür aber auch wieder mal ein großes Malheur, die Vorschiffsluke war nicht richtig zu, da sind dann ca. 150 Liter Seewasser über die Polster und das Bettzeug ins Boot gelaufen. Eine Decke konnten wir mit dem Heizlüfter trocknen, hoffentlich finden wir morgen eine Waschmaschine & Trockner. damit wie beide was zum zudecken haben wurde geteilt, einer die Decke der andere den Bezug und eine Fleecejacke. Wenigstens sind die Kissen schon wieder trocken.
Morgen wollen wir weiter Richtung Bögestrom. Hoffentlich schaffen wir es bis Sonntag nach Hause.


Freitag.
Hornbaek nach Rödvig
Heute war eigentlich wie immer bisher, West 6 und Reff 2 und kleine Fock. Nur die Stellnetze vor Hornbaek die hatten wir nicht auf der Reihe, steht zwar in der Karte das es welche gibt, aber nicht wo die Dinger sind. Ich hab extra schon etwas weiteren Abstand von der Küste gehalten, aber die Hornbaeker Fischer haben sich wohl gedacht "jetzt im Winter fährt hier doch niemand mehr lang, und schon gar nicht in der Nacht, dann stellen wir doch mal zwei Stellnetze neben die Hafeneinfahrt, eins links und eins rechts". Ich hab das erst gar nicht gemerkt wo wir da rein geraten sind, ich dachte erst wir wären aufgelaufen, hab sofort ausgekuppelt, das Echo zeigt aber 9Meter an, in diesem Moment sehen Wir mehrere Pfähle ca. 10m vor dem Boot aus dem Wasser ragen. Links und rechts auf einmal Netze mit Bällen an der Oberfläche, wir konnten gerade noch wenden, die Segel waren ja auch noch oben. Die Bälle mit den Netzen waren ca. 1/2sm lang und es dauerte ewig bis wir da wieder raus gefunden hatten, Goot sei dank hatten wir nichts in den Propeller bekommen.
Der Hafen war auch nicht so toll, 2 cm Möwenscheiße auf allen Stegen, wir sind gar nicht an Land gewesen.


Samstag.
Rödvig nach Kragenes/ Lolland
Heute war es dann wieder sehr anstrengend, wir sind den Boegestrom und das Smalandsfahrwasser aufgekreuzt bis Kragenaes auf Lolland, erst unter Vollzeug, später wieder Reff2 und kleine Fock.
Der Hafen ist nett und es gibt sogar noch Duschen, nach 5 Tagen ist das auch nötig.
Die Ansteuerung im Dunkeln war recht unproblematisch da es ein riesiges Grünes Richtfeuer gibt für die Fähren.
Morgen noch mal 65sm bis Kappeln, Wind ist morgen mal wenig angesagt und dazu noch aus NW, später NE drehend, vielleicht können wir mal den Gennaker ausprobieren. Wäre ja mal eine nette Abwechslung für den Rest der Reise.




Sonntag.
Kragenes nach Kappeln
Heute sind wir in Kappeln angekommen, morgens in Kragenes los und dann schlief auch schon der Wind fast ganz ein, allerdings war es sehr sonnig den ganzen Tag. Nach 9 Stunden unter Motor und Höchsttemperaturen von 7 Grad, kamen wir gerade in Schleimünde an als es richtig dunkel wurde. um die Brücke um 19.45uhr noch zu schaffen dann im Blindflug mit Kartenplotter und 6.5kn bis Kappeln. Pünktlich um viertel vor waren wir vor der Brücke und zogen unsere Kreise, über UKW meldete sich leider niemand mehr und auch geöffnet wurde nicht. Habe am Montag morgen dann erfahren das die Brücke im Winter nur bis 17.45 aufmacht, schade.
jetzt erstmal nach Hause, eine heiße Dusche und dann ins Bett ohne frieren.


Fazit aus der Tour: Das war ein beeindruckender Törn der mit guter Vorbereitung sehr schön war. Bei diesen Temperaturen wären Strecken von 30sm am Tag optimal, bei längeren Strecken wird’s dann auch schnell kalt, gerade wenn man auch in die Dunkelheit hinein segelt, Soviel zeit hatten wir leider nicht. Eine Heizung hatten wir leider auch nicht, nur einen kleinen Heizlüfter für 220Volt.
Wir hatten gute warme Sachen mit und haben nicht gefroren, viele Dünne Schichten wärmten mehr wie ein dicker Pullover. Die Segelstiefel waren nicht Wintergeignet, da würde ich das nächste mal etwas anderes nehmen.
Strom gab es in Schweden und Dänemark in jedem Hafen noch, meistens sogar auch Duschen, leider kamen wir immer erst sehr spät an und konnten so die Codenummern nicht erfahren. Nur in Deutschland war alles abgestellt.


Unser Boot bleibt jetzt noch bis mindestens ende Dezember im Wasser und wird auch noch gesegelt, sollte es doch noch Eis geben, nehmen wir es kurzfristig noch raus.


Grüße Jan
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