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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Heute mal ein etwas anderer Törnbericht.
Es liegt schon einige Jahre zurück, der "kalte Krieg" war noch heiß und ich schipperte in der Ostsee rum. Ich war damals mit Y-Reisen unterwegs."Wir buchen, sie fluchen". Meine Einheit nannte sich 3. Schnellbootgeschwader und ich war als Matrose auf dem Tender "Rhein" stationiert. Ein lockeres Leben für einen Wehrpflichtigen. Ich hatte schon damals keine Lust zum Laufen und bin deßhalb zur Marine. Ein paar Wochen vor diesem wunderschönen Tag vor Bornholm hatte ich einen Unfall. War alles halb so schlimm allerdings verlor ich 2 Zähne und hatte jetzt so komische Provisorien im Maul. Und ausgerechnet jetzt greift angeblich der Russe an. Tolles Wetter, alle an Bord liegen faul in der Sonne und ausgerechnet jetzt muß dieser schrille Alarmton uns aus den Träumen reißen. "Zur Übung...Zur Übung...ABC Alarm...ABC Alarm" Das war die nervigste Übung...alle anderen duften dann immer unter Deck und abwarten...ich nicht ! Ich war der mit dem dummen Job das nachzuprüfen, ob es auch stimmt. Gummianzug an und vom Bug bis zum Heck, vom Wasserpaß bis zur Mastspitze und jede andere erdenkliche Stelle an Bord mit einem Meßgerät, das eh nicht mehr funktionierte abzulaufen. Aber heute kam es ganz anders. Wohl noch etwas schlaftrunken pellte ich mich in den Schutzanzug und ungeschickt wie ich nunmal war haute ich mir selbst die Zähne wieder aus ![]() nur Plastikkappen waren aber das wußte ja keiner. Ich witterte meine Chance auf Heimkrank. Wir hatten zwar einen Operationssaal und 2 Chirugen an Bord aber keinen Zahnarzt. Ich erstmal fürchterlich gejammert und zum Sanni. Der Arzt wollte mir nicht so recht glauben aber entschloss sich dann das ganze mit dem komandanten durchzusprechen. Neidvoll schauten mich meine Kollegen an als die Durchsage kam: "Matrose Meier sofort zum Komandanten auf die Kammer" Wir spekulierten was passiert. Bestimmt kommt ein Hubschrauber der Marineflieger und bring mich an Land. Haben wir ja oft geübt und jetzt zahlt es sich für mich aus. Auf dem Weg zum Käptn stellte ich mir schon vor, wie ich in der Rettungsschlinge hänge, Seesack unterm Arm und der Hubie einen großen Kreis mit mir fliegt...Tschüß Jungs...ich hab Landgang ![]() Denkste...da hatte sich unser Komandant was anderes ausgedacht. Nicht weit von unserer Position war ein Tanker der Richtung Kopenhagen lief. Der sollte mich mitnehmen damit ich zum Zahnarzt komme. Auch nicht schlecht...gesagt, getan...eines Unserer Schnellboote brachte mich nachdem ich die 1. Geige (diese witzige Donald Duck Ausgehuniform) an hatte zum Tanker und ein paar Stunden später lagen wir in der Kogebucht auf Reede. Ich wurde an Land gebracht, ging mit einem der Besatzung vom Tanker zum Zahnarzt und gleich darauf in eine nette Hafenkneipe ![]() Zurück an Bord sagte mir der Tankerkapitän das es nachrichten von meiner Einheit gäbe. Der Russe hatte sich wohl zurück gezogen und das mutige 3. Schnellbootgeschwader samt Tender hinterher. DIE WAREN WEG !!!! Die nächsten 3 Tage verbrachte ich lustige Stunden mit angeln, trinken und Seemansgarn erzählen mit der Tankerbesatzung. Eine tolle Kabine hatte ich mit einer richtigen Teakholzkoje...nicht so ein Blech wie auf dem "Rhein" Am 4. Tag, wir waren kurz vor Kiel, tauchte am Horizont ein angekündigtes Schnellboot auf. Sie hatten mich doch nicht vergessen und holten mich ab. Grinsend stieg ich auf's Schnellboot über. Ich hatte die 1. Geige immernoch an...allerdings diesmal mit Badeschlappen vom Heizer des Tankers. ich hatte meine Schuhe gegen ein 1m hohes Einlassventiel getauscht welches jetzt schön verpackt auf meiner Schulter lag. Zurück an Bord des Tenders kam sofort wieder eine Durchsage: Matrose Meier sofort zum Komandanten auf die Kammer" Er hat mir zwar nicht geglaubt das meine Schuhe versehendlich über Bord gegangen sind und das das Päckchen auf meiner Schulter lediglich ein Geschenk der anderen Besatzung ist aber was sollte er machen...er war ja nicht dabei und hatte mich 4 Tage im Stich gelassen Ach...und wir sind dann nach Kiel gefahren...hätte ich auch dort warten können ... |
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