Kreative Entwicklungen neuer Wassersportarten schreitet voran!

[karaya]

Man denkt ja immer, es gibt nicht viel Neues unter der Sonne. Weit gefehlt! Neulich, an einem Samstagnachmittag/-abend am großen Pälitzsee (MV/Seenplatte) war einiges an innovativer Weiterentwicklung des von uns allen geschätzten Wassersports zu beobachten.

Dabei hatten wir uns nur in der Hoffnung auf eine beschauliche Zeit ans dortige Südufer gelegt. Indessen: Es wurde spannend, ja richtig atemberaubend.

Der Reihe nach war zu beobachten:

- 1 völlig neue Wassersportart

Ich nenne sie mal eXtreme See-Beschalling. Das geht so: Man nehme ein kleines altes Motorboot mit 3 PS-Zweitaktaußenborder, baue zum Ausgleich designerischer und motorischer Defizite aber eine gigantische Stereoanlage (ab 500 W) ein. Dann auf den See raus, Techno bis zum Anschlag aufdrehen sowie hin,- und herfahren.
Für Wettbewerbe könnte man sich ein Bewertungssystem auf Grundlage der Lautstärke und der allgemeinen Haltung ("Style") vorstellen.
"Unser" Protagonist trat zwar offensichtlich nicht im Rahmen eines Bewerbs an, hätte aber für die Lautstärke seiner Anlage sicher schon mal eine 9,5 verdient gehabt.
Über die Style-Note bestand bei uns an Bord keine Einigkeit. Ich persönlich würde aber auch hier zu einer hohen Wertung neigen. Besonders stylish: Der eXtreme-Seebeschaller im großen Pälitzsee fuhr stolz im Stehen und schaltete seine Gerätschaften auch von Zeit zu Zeit aus, um Anrufe auf seinem Mobiltelefon entgegenzunehmen, wobei die Lautstärke seiner Telefonate der seiner Anlage nicht viel nachstand und hübsch mit dem Sound des Zweitakters (Öttel, Öttel, Räng-Däng) harmonierte. Wichtig waren auch die mehrfachen Vorbeifahrten im Laufe eines Nachmittags/Abends, da nur so das Publikum auch die Chance hatte, die vorerwähnten stilistischen Feinheiten angemessen zu goutieren.

- Abwandlungen bekannter Wassersportarten

Dazu braucht man eines oder mehrere Speedboote mit ordentlich Motorleistung sowie einen oder mehrere Wetbikes, auch mit ordentlich Motorleistung, versteht sich. Dann einfach kreuz und quer drauflos, immer mit ordentlich Motorleistung. Gibt den Wetbikern die Gelegenheit über die Wellen der Speedboote zu springen, was natürlich ausgiebig geübt sein will. Cooles Rahmenprogramm zum eXtreme Seebeschalling, da einerseits ziemlich dynamisch, andererseits auch nicht eben leise, sodass keiner der Anlieger, Ankerlieger oder einfach-nur-Rumlieger sich an nervenzerfetzende Ruhe gewöhnen kann und sich alle auf die Rückkehr des eXtreme-Seebeschallers freuen und nur hoffen, dass er Musik mitbringt, die einem persönlich zusagt.

Nicht sonderlich kreativ? Die Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit um das 3-fache ist nicht wirklich neu? Laute Motoren hört man jeden Tag in der Stadt? Zugegeben, dachten wir auch, wurden aber bald eines Besseren belehrt, als ein Wetbike hin,- und herzischte, das mit zwei älteren, nackten Herren besetzt war, der hintere an den vorderen geklammert, beide aber jauchzend vor Lust. Hier wurde die Grenze zun Surrealen klar überschritten. War das gar Aktionskunst?

- Apres-Watersport vom Feinsten

Irgendwo-in-der-Pampa-Zelten ist in der Gegend ja wohl seit jeher beliebt. Aber auch hier konnte man gespannt auf neue Trends warten, die von der Besatzung eines kleineren Rib auf der Landzunge am Südostufer auch alsbald gezeigt wurden. Hier setzte man voll auf die Synergieeffekte aus der Fusion gegensätzlicher Elemente und entfachte zunächst mal nah am Wasser ein ordentliches Lagerfeuer. Schön, dass dabei auch an die Bäume gedacht wurde, deren über die Flammen hängenden Äste sich ebenfalls erwärmen durften - sicher eine Wohltat nach so einem kühlen Sommer.

Aber damit noch nicht genug der Wasser-Pyromanie! Um Mitternach begann man auf der Landzunge mit dem Abrennen eines formidablen Kleinfeuerwerks, ein Vorgang, der - unterbrochen durch immer neue dramatische Pausen - locker eine Stunde in Anspruch nahm und natürlich gewisse akkustische Emissionen verursachte.

Ob es wohl diese Geräusche waren, die zur

- Rückkehr des eXtreme-Seebeschallers

so gegen 01:30 führten? Auch hier selbstverständlich mit in Tätigkeit gesetzter Beschallungsanlage. Allerdings reagierte nun einer der Anlieger, Ankerlieger oder einfach-nur-Rumlieger seinerseits mit unschönem Geschrei. Dieser intolerante, faschistoide Spießer verstieg sich gar zu Androhungen körperlicher Gewalt gegenüber unserem eXtreme-Seebeschaller. Heraus kam ein Schreiduell, dessen Inhalt ich im Einzelnen leider nicht mehr wiedergeben kann. Nur soviel: Der eXtreme-Seebeschaller führte als nachvollziehbares Argument mehrfach an, dass er "die Mucke einfach braucht, wa!" und dass der Anlieger, Ankerlieger oder einfach-nur-Rumlieger gefälligst "nicht so den Larry machen!" soll.

Als definitives Zeichen seines nur allzu verständlichen Widerstandes gegen die autoritär-repressiven Ruhewünsche am See begann der eXtreme-Seebeschaller nunmehr sogenannte "Sounds" über seine Beschallungsanlage abzuspielen, d.h. SciFi-Phasersalven, Egoshooter-Monstergrunzen, MG-Dauerfeuer und dergleichen mehr.

Staunend und dankbar über solche Wunder moderner Technik konnten wir uns schließlich gegen 02:00 zur Ruhe begeben, nicht ohne diesen spannenden, ereignisreichen und rundum unterhaltsamen Tag nochmals vor unserem geitigen Auge Revue passieren zu lassen.

So macht Wassersport Spaß!

Den großen Pälitzsee empfehlen wir für tolerante und aufgeschlossene Wassersportler uneingeschränkt weiter!