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Kein Boot Hier kann man allgemeinen Small Talk halten. Es muß ja nicht immer um Boote gehen. |
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Themen-Optionen |
#1
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Sturmflut 1962
Vor genau 50 Jahren in diesen Stunden versanken große Teile meiner Heimatstadt (obwohl ich für die richtigen Hamburger ein Qiddje bin) im Wasser. Ein gewaltiges Sturmtief mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200km/h, Orkan, Bft. 12 entspricht etwa 120 km/h, hatte das Wasser der Nordsee in die Elbe getrieben und dadurch die Deiche an vielen Stellen zum Brechen gebracht. Alleine in Hamburg starben in dieser Nacht 315 Menschen, etliche an der gesamten Elbe und der Nordseeküste. Viele, die nicht ertranken, erfroren in Kälte und Sturm auf den Dächern ihrer Häuser.
Ohne das beherzte und in vielen Teilen damals geltendem Recht wiedersprechende Eingreifen des damaligen Innensenators Helmut Schmidt wären wohl noch viel mehr Todesopfer zu beklagen gewesen. Die auf die Flut folgenden Baumaßnahmen bewirkten, das Hamburg aus mehreren höher als die 1962er Flut auflaufenden Sturmfluten unbeschadet hervorging. Ich selbst habe die damaligen Ereignisse als 12 Jähriger, nicht unmittelbar Betroffener, miterlebt. Die damalige Katastrophe bewegt mich noch immer, vor allem, wenn, wie heute, im Fernsehen groß drüber berichtet wird, obwohl ich die Bilder schon dutzende Male gesehen habe, Siggi
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#2
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Für unsere jüngere User, die wissen möchten, was damals "los" war
Anlässlich des 50. Jahrestages dieser Naturkatastrophe berichtet der NDR auf seiner Homepage in einem Special über die damaligen Ereignisse: Vor 50 Jahren: Hamburg versinkt im Wasser | NDR.de - Land & Leute - Norddeutsche Geschichte - Chronologie - 60er-Jahre Ich war damals 8 Jahre und wenn man dort ließt, kommen die Erinnerungen wieder, was man von den Erwachsenen gehört hat Gruß UWE
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Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,
dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.
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#3
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Ich war damals 14 Jahre alt und fing an "erwachsen" zu denken.
Mein Ausbilder zum M-Boot-Pionier 6 Jahre später bei der Bundeswehr war selbst dort eingesetzt, und es war sehr interessant und aufschlußreich, was er uns dazu erzählen konnte. Ich kriege das heute nicht mehr zusammen, aber er hat uns zu verstehen gegeben, daß das Wasser einerseits Sicherheit bedeutet wenn das Schiff schwimmt, aber wo Wasser und Land zusammen treffen ist immer eine Grenzsituation. Diese Katastrophe war ebenso wie das Unglück von Lengede 1963 für mich immer auch ein Zeichen, daß durch den richtigen Einsatz von Mut und Verantwortung Menschen gerettet werden können, wo keiner mehr dran geglaubt hat.
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Der Hübi, zu allem bereit, aber zu nix zu gebrauchen
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#4
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Der Bericht auf der NDR-Homepage (Danke Uwe -Cooky-Crew) ist sehr gut gemacht, aufschlussreich und mit vielen eindrucksvollen Fotos hinterlegt. Helmut Schmidt als Innensenator hat damals hervorragende Arbeit geleistet, wer weiß, wieviele Menschen mehr ohne seinen Einsatz ein nasses Grab gefunden hätten.
Ich kenne die erschütternden Ereignisse durch Vorkommnisse in meiner Familie, es war schlimm. Wenn die Natur zuschlägt, ist der Mensch ganz klein. LG Joachim
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#5
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Ich war damals 21 und wohnte noch bei meinen Eltern in Moorfleet. Das Wasser kam dort erst am Morgen, bedingt durch die damalige Autobahnbaustelle. Wir sind dann durch brusttiefes Wasser zum Nachbarhaus, um dort in das Dachgeschoss zu gelangen. Beim Herausreißen eines Fensters hatte ich einen Glasspitter übersehen, durch den sich meine Mutter beim Einstieg eine tiefe Schnittwunde holte. Das sprudelnde Blut im Wasser habe ich noch vor mir. Vormittags gabs dann eine Schlauchi-Fahrt mit der Bundeswehr.
Meine damalige Erfahrung als Jungkerl: In Stresssituationen ist man völlig frei von Angst.
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Gruß Wilfried
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#6
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Die Spurren im "Alten Land" sind heute noch zu sehen, ich habe die Sturmflut zwar nicht persönlich mitbekommen aber meine Eltern und Familien hautnah in Blankenese!
Mir haben viele Einheimische von hier erzählt und Bilder gezeigt! Auf den "Brack`s" die sich hinter den Deichbrüchen gebildet haben, läuft man heute Schlittschuh im Winter oder man hat sich Badestege gebaut Aber für Die, die das mitbekommen haben ist es ein Anblick der Bedrohung! Gruß Katja
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Gruß Katja u. Boris ___________________ " Es ist ja wie es ist" ----------------------- Boot fahren ist,als ob man unter der kalten Dusche steht und 100€-scheine zerreißt
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#7
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Zitat:
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Gruß Wilfried
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#8
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Anfang der 90iger hatten wir auch einen schweren Orkan. Nachmittags hoerte ich immer ein dumpfes Ballern in der Stube und dachte von unserem Anlehncarport loese sich das Dach und schlaegt gegen die Hauswand. Als ich zur Kontrolle rausging war ich erstaunt, denn ein aelterer Herr riss und wuppte am Bootstrailer. Das Boot -eine 5m Nordkapp- war schon komplett entplant und im Inneren standen 2 Waschkoerbe mit Lebensmittel und Kleidung.
Er blickte zu mit rueber und keifte hysterisch, dass das Boot unterm Carport weg muss, denn wenn das Wasser kommt, wuerde der Kahn eingeklemmt und nutzlos. Erst war ich verwirrt und als er mir erzaehlte, dass das Wasser schon ueber die Krone gehe und HW noch 1 Std. dauert wurde ich richtig nervoes. Als aktiver F.- Feuerwehrler wunderte ich mich aber das noch keine Einsatzbereitschaft hergestellt bzw. ausgerufen wurde und telefonierte erst mal. *Nix los ausser uebliche Sturmraeumarbeiten. Es ging zwar schon Gischt ueber die Krone, aber es bestand (noch) keine direkte Gefahr. Der Mann, der uebringens HHer auf Besuch in der Nachbarschaft und mir voellig unbekannt war, liess sich nicht beruhigen und packte sich aber letzendlich doch in die Plicht zum Knacken. In ein Haus wollte er aber zum Verrecken nicht zurueck. Spaeter stellte sich raus, dass er 62 bittere Erfahrungen machen musste und nun - direkt am Meer- bei noch staerkerer See und Wind Todesaengste ausstand, da erlebtes tiefe Kerben in seiner Seele hinterlassen hat. Die Alten sagen ja: Jedes des*Jahr kommt das Wasser zum Zeigen. Alle 10 Jahre zum Respekt verschaffen. Alle 100 Jahre zum *Land holen.
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Jörg von der (ex)Freibeuter ... Geändert von Freibeuter (17.02.2012 um 10:26 Uhr)
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#9
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Helmut Schmidt.
Auch ich habe gestern wieder mal das Interview mit Helmut Schmidt gesehen.
Selbst Jahrzehnte nach dem Ereignis strahlt dieser Mann eine seriösität aus, die mich wirklich glauben lässt, dass es für die Hamburger Bevölkerung ein Segen war, das dieser Mann seinerzeit vor Ort war. Ein wirklich toller Politiker, den es wohl kein zweites Mal gibt. Obwohl nicht betroffen, weil erst 10 Monate später geboren, hier mal ein: Danke, Herr Schmidt.
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Statt Sorgen sollte man sich manchmal lieber Nudeln machen.
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#10
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Ich hatte ja in einem anderen Thread schon meine persönlichen Erinnerungen geschildert: Wir lebten damals in Harburg, das zumindest in seinen städtischen Bereichen weniger betroffen war. Am Morgen des 17. Februar ging ich bei heftigem Sturm unf Regen wie jeden Samstag zur Schule, wo uns eröffnet wurde, dass kein Untericht stattfinden würde. Das war das Erste, was ich von der Katastrophe mitbekommen habe. Im Laufe des Tages erfuhren wir dann, hauptsächlich aus dem Radio, was sich in der vergangenen Nacht ereignet hatte. Zu dieser Zeit liefen die Rettungsarbeiten gerade erst richtig an, erste Hubschrauber waren über der Stadt zu hören, Feuerwehr und Hilfsorganisationen auf Einsatzfahrt. In den nächsten Tagen brachten wir Jungen viel Zeit auf dem Sportplatz der Polizeikaserne am Schwarzenberg zu, wo regelmäßig Hubschrauber starteten und landeten. Das wahre Ausmaß der Überschwwemmungen und der Opfer wurde uns erst viel später klar, da wir uns aus den Meldungen, wo überall Deiche gebrochen waren, gar kein klares Bild machen konnten. Es war ja nicht, wie heute üblich, sofort das Fernsehen mit Grafiken und Bildern zur Hand, abgesehen davon, dass es in unserer Familie zu der Zeit noch gar keinen Fernseher gab.
Mein Vater, der in einer Firma in Wihelmsburg arbeitete, ging, sobald es möglich war, zu Fuss von Harburg in die Firma, um mit seinen Kollegen die Aufräumarbeiten zu beginnen. Öffentliche Verkehrsmittel fuhren noch nicht wieder. Als er spätabends wieder zurück war, brachte er die schlimme Nachricht mit, dass in der Sturmnacht die Frau eines Kollegen auf dem Dach ihres Hauses, auf das sie sich geflüchtet hatten, erfrohren war. Von Mitschülern, die aus dem Gebiet Over und Bullenhausen kamen, erfuhren wir später von Schäden, zum Glück waren hier keine Toten zu beklagen. Die sind meine persönlichen Erinnerungen an die Tage der Flut, Erinnerungen, die mich nie wieder losgelassen haben, Siggi
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#11
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Das Wasser geht zurück, es läuft ab!!! NEIN es läuft nicht ab, die DEICH sind gebrochen!!! deswegen ist das Wasser gefallen!!!
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Gruß Katja u. Boris ___________________ " Es ist ja wie es ist" ----------------------- Boot fahren ist,als ob man unter der kalten Dusche steht und 100€-scheine zerreißt |
#12
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Es gab vor einigen Jahren eine beeindruckende Dokumentation über die Ereignisse des Jahres, in der nachgespielte Szenen sich u.a. mit Kommentaren von Helmut Schmidt abwechselten. Unter anderem war auch ein damals junger Werftarbeiter interviewt worden, der damals seine Familie mit zwei kleinen Kindern verloren hat ... ich habe jetzt schon wieder Tränen in den Augen, wenn ich daran zurückdenke. Diese Dokumentation hat die Tragödie hinter den nüchternen historischen Fakten erfahrbar gemacht.
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Gruß, Thorsten
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#13
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In der Nacht kam ich auf die Welt....
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MfG Roland "Geht nicht" gibt´s nicht! |
#14
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Ich denke, in diesem Zusammenhang nur diesen Herrn Schmidt besonders hervor zu heben,
ist einwenig vermessen. Ich bin mir sicher, dass auch andere eine gute Leistung gezeigt haben. Herr Schmidt weiß halt, die Medien für sich zu nutzen. Mehr nicht.
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. . Akki dieser Beitrag wurde ohne KI erstellt...
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#15
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Zitat:
Herr Schmidt hat alles koordiniert, ohne zu fragen, ob er dafür befugt war und so die Verantwortung übernommen Heutzutage gibt es dafür Notstandgesetze, gab es damals noch nicht Selbstverständlich haben VIELE mehr gegeben, als es üblich war, aber Herr Schmidt musste Entscheidungen SCHNELL fällen und da hat er IMHO sicherlich alles richtig gemacht Gruß UWE
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dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.
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#16
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Ich habe gestern/heute bis spät in die Nacht (mal wieder) den Film und das
Schmidt Interview auf NDR verfolgt. Ja, Herr Schmidt hat damals großes geleistet, das stelle ich nicht Frage, auch wenn es zu ~50% Selbstbeweihräucherung ist. Die Flut hat solch einen Menschen gebraucht, wenn alles stimmt, was gesagt wird.
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. . Akki dieser Beitrag wurde ohne KI erstellt...
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#17
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Seine grösste Leistung ist der Einsatz der Bundeswehr und sogar
von Bündnistruppen auf dem "privatem" Weg um Leben zu retten. Damit hat er unter anderem das Grundgesetz gebrochen und so ziemlich jeden übergangen den es gibt. Damit hat er seine weitere Karriere und auch seine Freiheit auf Spiel gesetzt. Er ist ein Macher wie es leider selten welche gibt. Viele Grüsse Danny
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#18
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Mein Vater bekam ca. 1963 als junger Mann eine Stelle an der Grundschule in Lühe (Altes Land). Um 1964 machte er Aufnahmen von den Deicharbeiten. Da wurde einiges in Bewegung gesetzt, damit die höher, breiter und zum Wasser hin wenig steil wurden. Die Sturmflut hatte alle mächtig schockiert und sensibilisiert.
Tom
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Meine Artikel über Fototechnik: photoinfos.com Mein Blog über Boote und Reisen: oxly.de |
#19
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Und sagen läßt er sich heute noch nichts, siehe Rauchen im Studio.
Das war jetzt absolut nicht negativ gemeint!
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#20
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Zitat:
Aber wenn du " Schmidt-Schnauze " mal persönlich sprechen könntest, würdest du anders denken. Kannst ihn ja mal im Neubeger Weg besuchen. Gruß Werner |
#21
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Schmidt hat nicht lange rumgelabert und Bedenken sortiert - er hat einfach gemacht, was in diesem Moment dringend nötig war.
Von dieser Sorte Mensch bräuchten wir heute auch wieder welche.
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Gruß Ewald
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#22
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Sicher sind in dieser Zeit mehr Leute da gewesen die einfach alles gegeben haben
Helmut Schmidt hat die Verantwortung an sich gerissen, hatte die nötigen Kontakte und das wichtigste er hatte den Arsch in der Hose sich überzuordnen @ Akki, warum man das runter reden muß, ist mir unbegreiflich
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Gruß 45meilen In meinem Alter noch vernünftig werden ist jetzt auch keine Alternative
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#23
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Ich rede das nicht runter, sondern ich sehe es nur etwas differenzierter und
nicht alles nur durch die rosige Brille, so wie es von den Medien gepusht wird. z.B. wird an einer Stelle behauptet, er habe sich über die Verfassung hinweg gesetzt, die Bundeswehr zum Einsatz zu rufen. Die Bundeswehr war damals gerade mal knapp 6 Jahre alt und in der Verfassung stand es gar nicht drin, dass die BW nicht bei Katastrophen helfen darf. Man sollte nicht glauben, dass der damalige Oberbefehlshaber der BW sich von einem kleinen Hamburger Polizeipräsidenten hätte rufen lassen, wenn die Verfassung dem entgegen gestanden hätte.
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. . Akki dieser Beitrag wurde ohne KI erstellt...
Geändert von Akki (18.02.2012 um 14:11 Uhr)
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#24
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Als H.S. verbuendete Kraefte einforderte, waren schon 1500 heimische Soldaten -allerdings ohne Grossgeraet- ausgerueckt. Die wurden vom SchuPo-Vizechef angefordert, als H.S. noch nicht vor Ort war. Das wurde auch klar in dem Interview ausgearbeitet.
Aber nichts desto Trotz ist H.S. eine Persoenlichkeit aller erster Guete und hat HH keinen Baerendienst, sondern echte Hilfe geboten. Es waere ohne ihn, wohl anders -schlimmer- ausgegangen. Und auch in heutiger Zeit, bin ich oft verbluefft: mit welcher Schaerfe und weniger Worter er es vermag komplizierte Weltpolitik verstaendlich zu beschreiben. Ein waschechter Hanseat: Oft kopiert, aber nie wieder erreicht.
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Jörg von der (ex)Freibeuter ... Geändert von Freibeuter (18.02.2012 um 14:44 Uhr) |
#25
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Ich war da auch gerade ein paar Stunden alt.......
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