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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit!

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Alt 29.07.2012, 01:00
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Boot: keins mehr, Charter auch nicht mehr
Rufzeichen oder MMSI: kein Bier mehr da!!!
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Standard Süddeutsche 5-Flüsse-Tour

Süddeutsche 5-Flüsse-Tour 2012,

die Bilder zu unserer Tour findet Ihr hier: https://picasaweb.google.com/1130238...FlusseTour2012

Entgegen den ursprünglichen Planungen soll uns die diesjährige Sommertour ausschließlich durch Deutschland führen, da unser Smutje, 1. Offizier, Steuermann also in Personalunion Gabriele, alle 2 Wochen einen Arzt aufsuchen muss, um einen Blutwert zu kontrollieren. Das können Italiener, Franzosen oder Niederländer sicher genau so gut, aber so gehen wir Problemen mit Sprache und Krankenkasse sicher aus dem Weg.

Mit, 30-05: Alles ist verstaut, das Boot hängt hinten am Auto, wir kontrollieren nochmals den Reifendruck und dann geht es auf die Autobahn in Richtung Esslingen am Neckar. Aus dem Boote-Forum wissen wir, dass der Motoryachtclub Esslingen einen guten Slip und ein sehr nettes Hafenmeisterpaar, Renate und Helmut hat. Dort können wir auch unser Gespann für moderate € 2,50/Tag abstellen. Wir tanken vorher in Esslingen alles voll, und dann wird „Triton IV“ bei Neckar-km 196,8 mal wieder seinem Element übergeben. Wir fahren zum nahe gelegenen Supermarkt und bunkern Vorräte, dann werden Auto und Trailer abgestellt. Es ist heiß und schwül, wir erleben am ersten Abend ein kräftiges Gewitter, das durch die landenden Flugzeuge noch interessanter wird. Aber die anschließende Nacht ist verhältnismäßig ruhig.

Do, 31-05: Der erste Tag beginnt mit Sonnenschein, nach ausgiebigem Frühstück werden um 9:30 die Leinen los geworfen, unsere Sommertour kann beginnen. Die erste Schleuse ist schon zu sehen, ein Frachter nimmt uns mit ins Schleusenbecken. Da wir keinen Funk haben, müssen wir uns mit dem Handy beim Schleusenpersonal anmelden. Das macht Gabriele, da die meisten Schleusenwärter männlichen Geschlechts sind, wir erhoffen uns davon eine bevorzugte Behandlung, wenn wir mal alleine schleusen müssen. Die Telefonnummern haben wir im Vorfeld schon bei „Elwis“ http://www.elwis.de herausgesucht.
Unsere Fahrt geht praktisch durch das Mercedes-Werk, dann durch den Stuttgarter Hafen, durch Bad Cannstatt und vor der Schleuse Hofen machen wir im oberen Wehrarm für die Nacht fest. Wir satteln unsere treuen Aldi-Klappfahrräder und fahren zurück um wenigstens etwas von Stuttgart zu sehen. Der Gottlieb-Daimler-Gedenkstätte statten wir einen Besuch ab und einen Biergarten mit Stuttgarter Hofbräu finden wir auch.
20 km, 5 Schleusen

Fr, 01-06: Es ist wolkig aber trocken. Wir melden uns bei der Schleuse Hofen an, die uns mitteilt, dass wir allein geschleust werden. Die Doppelschleusen arbeiten wohl alle nach dem Sparschleusenprinzip. Das heißt, die Hälfte des Schleusenwassers wird ins Nachbarbecken geleitet, so geht nur jeweils das halbe Schleusenvolumen „verloren“. Vorraussetzung ist aber, dass auch ein Schiff gleichzeitig nach oben will. Dies koordiniert das Schleusenpersonal, daher muss man schon mal ein paar Minuten warten. Außerdem macht der Schleusenhub in der Mitte eine kurze Pause, da darf man auf keinen Fall die Leinen fest belegen! Irgendwo etwa bei km 170 ist eine Mauer zum Festmachen und darüber grüßt ein Aldi. Wir machen fest und ergänzen vorsichtshalber unsere Vorräte. Diese Kaimauer ist aber nicht öffentlich zugänglich, also bleibt einer Wache stehen an einem Tor, das sich von der Wasserseite her öffnen lässt, von der Landseite aber nicht! Bei km 155,5 legen wir beim Motorbootclub Benningen an seinem einladenden Gästesteg an. Der spätere Abend bringt eine Probe Württemberger Weines mit sich, die unter anderem eine verlorene Lesebrille und ein paar blaue Flecken nach sich zieht, da der Skipper die Wirkung wohl etwas unterschätzt hatte. Na denn Prost, denn lecker war er, der Trollinger!
22 km, 4 Schleusen

Sa, 02-06: Die Aussage, dass ab hier das Schleusenpersonal häufig unfreundlich sei, können wir keineswegs bestätigen, es gilt wohl immer noch die alte Regel: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus! Wir bewundern die Großschifffahrt, wie sie durch die engen Kurven unterhalb der Schleuse Lauffen fährt, das ist Zentimeterarbeit! Da unser Gewässerführer den Neckar bergwärts beschreibt, gibt es einige Diskussionen wo wir denn in den Seitenarm abbiegen sollen, der als „Alter Neckar“ nach Heilbronn hineinführt. Schließlich probieren wir die nach Meinung des Käppt´ns richtige Einfahrt und landen im Hafen des Württembergischen Motorboot-Clubs. Vor der Eisenbahnbrücke ist die alte Wilhelmschleuse, sie ist wohl betriebsfähig, aber uns wird vom Hafenmeister abgeraten, sie zu benutzen, da alles sehr schwergängig sei. Wir machen abends noch einen Stadtbummel und erfahren, dass Heilbronn eigentlich zu Franken gehört, da wollen wir ja auch noch hin. Gegen 23 Uhr gibt die Eisenbahnbrücke auch Ruhe und wir legen uns ebenfalls in unsere Kojen.
42 km, 5 Schleusen

So, 03-06: Es ist bedeckt und hin und wieder regnet es. Wir fahren wieder zurück in den Neckar-Kanal und können gleich in die Schleuse Heilbronn einfahren. Heilbronn scheint wirklich ein sehr großer Hafen zu sein, anschließend kommen wir an den ehemaligen NSU-Motorradwerken vorbei, wo heute Audi rumwerkelt. Mal kommt die Sonne raus, dann ist es schwül-heiß, dann fängt es wieder an zu regnen. Wir passieren das hoch auf den Bergen liegende Bad Wimpfen und kommen dann zum Schutzhafen Haßmersheim, wo der Motoryachtclub Neckar sein Domizil hat. Der Hafenmeister hat seinen Laden souverän im Griff und kann uns einen Arzt nennen, da Gabriele ihre Blutwerte kontrollieren lassen muss.
Wir bekommen die Auskunft, dass von hier das Technikmuseum Sinsheim, das wir schon
Zig-mal mit dem Auto passiert haben, ganz einfach mit der Bahn erreichbar ist. Das ist unser Plan für morgen!
28 km, 3 Schleusen

Mo, 04-06: Recht früh stehen wir auf und machen uns auf den Fußweg zur Fähre Haßmersheim. Der Fährmeister kann uns eine Fahrkarte bis Sinsheim verkaufen und dann rumpelt das elektrisch per Oberleitung betriebene Gefährt los. Die Fähre zieht sich an einer quer zum Fluss liegenden Kette ans andere Ufer. Die frühere Schleppschifffahrt per Kette im Neckar des 19. Jahrhunderts lässt grüßen. Haßmersheim muss im vorigen Jahrhundert ein Zentrum der Neckarschifffahrt gewesen sein, Einheimische berichten, dass von 3 Schülern 2 zum Schiffer wurden. Der Besuch im Technikmuseum Sinsheim wird in ein paar Stunden absolviert, so wahnsinnig toll ist es nicht, aber die Flugzeuge haben schon was. Wir hatten uns im Hafenrestaurant zum Abendessen angemeldet und es gibt ein feines Schnitzel für den Käppt´n und gebratene Maultaschen für den Rest der Besatzung. Dazu feines Bier vom Distelhaus. Es gesellt sich noch ein Bootsfahrer-Paar aus Regensburg mit einem wunderschönen „Storebro Solö Ruff“ mit dem schönen Namen „Colombine“ zu uns, und dann schlafen wir die 2. Nacht in diesem schönen Hafen ganz ruhig.

Di, 05-06: Gabriele fährt mit dem Fahrrad zum Arzt, um etwas Blut abzugeben, Georg hat derweil Einkaufsdienst. Ein Lidl und ein Netto ist in der Nähe, der Netto hat sogar eine neue Lesebrille für Georg. So gegen 9:30 fahren wir los, es ist kühl aber trocken. Mittlerweile ist die Landschaft richtig schön und waldreich geworden. Wir passieren schöne Fachwerkstädte, etliche Burgen und Orte wie Eberbach, Hirschhorn und Mückenloch. Ein Telefonanruf beim Arzt bedeutet alles in Ordnung! An der Schleuse Neckarsteinach finden wir im Oberwasser einen brauchbaren Übernachtungsplatz. Wegen der Spundwand binden wir je 2 Fender zusammen und hängen sie quer an den Rumpf. Die Berufsschifffahrt gibt hier noch kein Gas, und so haben wir keine Probleme mit Wellenschlag und Sog und ab 22:00 Ruhe.
48 km, 4 Schleusen
Mi, 06-06: Nach kühler Nacht fängt um 6:00 der Schiffsbetrieb wieder an, aber wirklich geweckt wurden wir dadurch nicht. In Ziegelhausen liegt ein Polizeiboot an der Anlegemauer, dahinter steht ein Mann mit einem länglichen Stab in der Hand und bedeutet uns mit heftigem Winken, das gegenüberliegende, für uns linke Fahrwasser zu benutzen. Wir haben aber Gegenverkehr, also werden wir doch nicht wegen eines Anglers den Kurs der Großschifffahrt kurz vor deren Nase kreuzen. Da kommt eine Lautsprecherdurchsage vom Polizeiboot: „Sportboot bitte die andere Fahrwasserseite aufsuchen, wir haben Taucher unten!“ Die haben keine Taucherflagge oder Boje gesetzt! Der Frachter zeigt uns zum Glück die blaue Tafel, der hat das Ganze wohl über Funk mitbekommen und sagt uns damit, fahrt rüber ich habe euch im Blick. Wir rufen dem Polizisten noch zu, dass wir ihn für einen Angler gehalten haben, da guckte er etwas verstört und hielt den Luftschlauch für den Taucher hoch. In Heidelberg machen wir beim Motorbootclub fest. Wir tanken unsere 20 l Kanisterreserve in den Haupttank, das sollte bis zur Bootstankstelle in Worms reichen. Dann spazieren wir zu Fuß durch diese schöne Stadt, die Treppen rauf zum Schloss und mit der Bergbahn wieder runter. Das Wetter ist leider kühl und regnerisch, so dass wir nicht allzu weit herumkommen.
Den Abend lassen wir bei einigen Bierchen und netter Unterhaltung in der Hafenkneipe ausklingen.
15 km, 2 Schleusen

Do, 07-06: Es ist noch bewölkt aber trocken, als wir die letzten km des Neckar in Angriff nehmen. In Mannheim fangen wir uns noch eine Plastiktüte mit dem Propeller ein, aber die wird problemlos entfernt. Die Strömung ist ja sehr gering, im Rhein wäre das schon etwas kritischer. Diesen Rhein erreichen wir so gegen Mittag an km 428,2. Unser heutiges Ziel ist der Hafen des Motor-Yacht-Club Worms, den wir gegen 12:30 erreichen. An der dortigen Tankstelle werden 60 l getankt, eigentlich recht sparsam unser Törn bis jetzt. Wir fahren mit dem Rad nach Worms, besichtigen Dom und Altstadt und leisten uns ein Eis. Auf dem Rückweg haben wir uns gehörig verfranzt, so dass sicher 20 zusätzliche Fahrradkilometer gestrampelt werden mussten. Dafür bleibt die Küche kalt, die Hafenkneipe hat auch etwas im Angebot.
38 km, 2 Schleusen

Fr, 08-06: Um 9:00 legen wir ab und fahren von der Rheinströmung kräftig unterstützt mit wenig Gas die 55 Rhein-km bis zur Main-Mündung in knapp 5 Std. Im Main, der jetzt für eine längere Zeit unser Fahrwasser ist, ist gleich die erste Bootsschleuse außer Betrieb, aber wir kommen ohne nennenswerte Wartezeit bei der Großschleuse mit. Wir fahren noch bis zum Yachtclub Untermain, der hat einen guten Hafen und da gibt es auch ein Einkaufszentrum. Leider ist die Straße recht laut und auch der Fluglärm ist deutlich zu vernehmen.
66 km, 1 Schleuse

Sa, 09-06: Wir fahren jetzt stromauf, aber der Main hat wie auch der Neckar höchstens
2 km/h Strömung. Das macht bei 10 km/h Reisegeschwindigkeit etwa 20% mehr Spritverbrauch, wirklich gemerkt haben wir das aber nicht. Die Gegend ist natürlich sehr industriell geprägt, aber das soll hinter Frankfurt ja anders werden. Wir erleben die ersten Bootsschleusen auf dem Main, aber da haben wir schon viel Schlimmeres gehabt. Es ist sehr starker Westwind, der ein Manövrieren in den Frankfurter Häfen, die fast alle im Fluss liegen, sehr schwierig macht. Unser leichtes Boot benimmt sich mitunter wie ein aufgetakeltes Segelboot. Wir finden unter der „alten Brücke“ einen Liegeplatz, den man nur durch ein Restaurant betreten kann. Der ist recht teuer, dafür dürfen wir das Klo der Kneipe benutzen. Die City mit Römerberg, Paulskirche und Dom ist nur ein paar Fußminuten entfernt und
Alt-Sachsenhausen liegt gleich auf der anderen Seite. Wir absolvieren ein flottes Besichtigungsprogramm, dann gibt es noch was zu essen und erstaunlicherweise verbringen wir eine recht ruhige Nacht.
23 km, 2 Schleusen

So, 10-06: Wir verlassen Frankfurt, nicht ohne einige Aufnahmen der beeindruckenden Skyline von „Mainhattan“ zu machen. Wir kommen an Hanau, der Geburtsstadt von Georgs Vater und Großvater vorbei und finden zu guter letzt einen schönen Liegeplatz im Hafen des Segelclubs Seligenstadt. Es gibt gutes Bier und wir liegen in dieser ehemaligen Schleuse ruhig und sicher vor Sog und Wellenschlag der Großschifffahrt. Das ist am Main wohl immer ein Gefahrenpunkt, auf den man achten muss.
37 km, 3 Schleusen

Mo, 11-06: Es regnet etwas aber das ist kein Problem, denn wir müssen in Aschaffenburg mal wieder unseren Proviant ergänzen. Wir wollen uns diese Stadt noch etwas näher anschauen, denn wir haben schon zweimal mit dem Fahrrad den Main-Radweg bereist und jedes Mal war Aschaffenburg der Endpunkt. Da der Zug aber immer kurz nach unserer Ankunft losfuhr, hatten wir für diese schöne Stadt kaum Zeit. Wir besichtigen das Schloss und bekommen anschließend beim „Schlappen Seppl“ auch etwas zu trinken. Wenn Georg richtig informiert ist, ist seine Oma hier geboren. Anschließend wird mit dem Fahrrad eingekauft. Währenddessen geht ein gehöriges Gewitter nieder und wir werden ganz schön nass. Deshalb bleiben wir für die Nacht gleich hier.
17 km, 1 Schleuse

Di, 12-06: Die Aschaffenburger Hafenmeisterin hat uns Großheubach als Ziel empfohlen. Da wollen wir heute hin! Doch zuvor lernen wir in Obernau die älteren schmalen Bootsschleusen kennen. Unser Triton IV ist gut 2,3 m breit, aber mit Fendern passt er in diese 2,5 m-breiten Schleusen nicht rein. Zuerst haben wir auch gar nicht recht verstanden, wie das in diesen kombinierten Fischtreppen und Bootsschleusen geht, aber nachdem wir vom Schleusenpersonal den Tipp bekamen, das Obertor einfach ganz zu öffnen, waren wir endlich oben. Jedoch wollen wir in Zukunft nur noch mit den großen Schleusen mitfahren, also tel. Absprache und ggf. Wartezeit. Wir finden den Yachthafen bei km 122 und finden auch einen guten Übernachtungsplatz. Da wir auf den Hafenmeister etwas warten müssen, der muss arbeiten, wir nicht, können wir feststellen, dass die vorbeifahrende Schifffahrt keinen lästigen Sog und Wellenschlag produziert. Der Hafenmeister hat für uns einen Plan mit allen Häckerwirtschaften von Großheubach, es haben aber immer nur 2 offen, und das für 14 Tage. Heute fällt unsere Wahl auf das Weingut Markus Grosch in der Langgasse 29. Das erweist sich als Treffer: Es gibt Silvaner, Kerner, Müller-Thurgau, Bacchus und Portugieser Rosé. Alle schön ausgebaut mit feinem Abgang, keine teuren Spitzenprodukte sondern sehr bodenständig, auch im Preis! Dazu werden deftige Speisen zu sehr günstigen Preisen geboten, gerade so, wie wir es lieben. Als Beispiel seien die „Leiterchen“ mit Kraut genannt, vorgegarte Rippchen, und dann noch gebraten, einfach köstlich! Wir nehmen noch einige Flaschen mit zum Boot und haben eine ruhige Nacht.
34 km, 3 Schleusen

Mi, 13-06: Ein riesiges Hotelschiff nimmt uns mit in die nächste Schleuse. In Miltenberg gibt es eine Straßentankstelle ca. 50 m vom Wasser entfernt. Wir tanken 50 l und haben damit genug bis zur nächsten Wassertankstelle. Es ist kühl und regnerisch, deswegen wollen wir schon um 14:00 Uhr im Hafen der Marina Hock für heute Schluss machen. Am Nachmittag kommt ein Berufsschiff mit offenbar Vollgas vorbei. Dadurch wird der kleine Hafen fast leer gesogen und die anschließende Flutwelle donnert heftig hinein. Außer uns hat auch eine große 12-m-Jacht ihre Schwierigkeiten. Der Jachtskipper meint, das könne nur ein Holländer sein, der wüsste schon, was die Holländer heute Abend beim Fußball erwartet. Wir verlegen unser Boot an einen anderen Platz, aber während des Abendessens kommt es nochmals zu einer derart heftigen Situation, so dass wir beschließen, uns einen anderen Platz für die Nacht zu suchen. Wir werden nach 10 km im Schutzhafen von Wertheim fündig. Es regnet immer noch, als wir das Radio anschalten, um Fußball zu hören.
32 km, 3 Schleusen

Do, 14-06: Es hat die ganze Nacht geregnet und einige Tropfen haben ihren Weg ins Innere des Bootes gefunden, natürlich wieder in Gabrieles Bett! Wie schon erwähnt, haben wir den Main schon 2x mit dem Fahrrad bereist, daher kennen wir die schönen Städtchen wie Miltenberg und Wertheim recht gut. Es macht Spaß, diesmal die Ansicht vom Fluss aus zu genießen, Anlegen zur Besichtigung ist aber nicht so oft nötig. Wir kommen an Marktheidenfeld vorbei und finden im Bootshafen von Lohr einen schönen Liegeplatz. Das Wetter ist etwas besser geworden und wir bummeln durch die schöne Altstadt.
45 km, 3 Schleusen

Fr, 15-06: In Fahrradnähe finden wir einen Supermarkt um mal wieder fürs leibliche Wohl zu sorgen. Es ist schönes Wetter und wir tuckern weiter auf dem Main. In der Schleuse Harrbach will der Motor nicht anspringen. Man kann den Anlasser brummen hören, aber das Ritzel will nicht ins Schwungrad rutschen. Mit ein paar leichten Schlägen auf den Anlasser kommt der Motor wieder ans Laufen, später gibt es noch ein paar Tropfen Öl und das Problem ist erledigt. Wir fahren bis Karlstadt-Laudenbach, dort kann man vom Hafen zum Biergarten laufen, das wird dann auch gemacht.
30 km, 2 Schleusen

Sa, 16-06: Heiter bis wolkig, es verspricht heiß zu werden. Durch die Orte Himmelstadt, Zeilingen, Erlabrunn, Margretshöchheim, Veitshöchheim, Zell kommen wir nach Würzburg. Auch in Würzburg machen wir keinen Halt, wir haben ja unsere Fahrraderfahrungen erst im vorigen Jahr gemacht. Von der Schleuse aus kann man die alte Mainbrücke gut fotografieren. Unser heutiges Ziel ist der Sportboothafen Marina Lewandowski, der hat eine Wassertankstelle. Für 45 l ist Platz im Tank, der Sprit kostet glatt 15 Cent mehr als an der Straße. Warum dann der Übernachtungsplatz auch noch mal € 12,- kostet ohne Dusche, ist uns ein Rätsel. Abends stellen wir noch fest, dass das Gas zu Ende ist. Die kleine Reserveflasche wird angeschlossen, die reicht für ca. 4-5 Tage, also müssen wir einen Baumarkt o.ä. suchen.
35 km, 4 Schleusen

So, 17-06: Es nieselt etwas und es ist recht kühl. Das umfangreiche Sonntagsfrühstück dauert etwas länger und so kommen wir erst um 10:30 in die Gänge. Gegen Mittag wird es heiß und sonnig. Und um 16:00 laufen wir im Hafen des Segel- und Sportbootclub Kitzingen ein. Wir bekommen einen schönen Liegeplatz zugewiesen und fahren mit dem Fahrrad ein Stück zurück nach Sulzfeld, wo wir im Gasthaus zum Stern http://www.stern-sulzfeld.de/ ein feines Abendessen serviert bekommen. Nicht ohne Grund machen wir hier etwas Reklame für diesen herrlichen Gasthof. Abends gibt es noch etwas Fußball auf die Ohren. Wir können uns noch ganz gut an die Zeit erinnern, als die Radioreportage noch einen speziellen Stellenwert hatte. Auf unserem Boot ist es wie früher zu Zeiten des legendären Herbert Zimmermann.
23 km, 3 Schleusen

Mo, 18-06: Am Morgen fährt Gabriele wieder mal zum Arzt, es sind schon wieder 2 Wochen vorbei seit Haßmersheim am Neckar. Anschließend wird beim Aldi eingekauft und der benachbarte Campingplatz hat auch eine neue Gasflasche für uns. Ein Hafennachbar empfiehlt uns den Schweinfurter Yacht und Wassersportclub, das soll für heute unser Ziel sein. Wir fahren fast die gesamte Strecke hinter einem Frachter her, daher haben wir kaum Wartezeiten an den Schleusen. Aber an der Schleuse Wipfeld macht die Schleuse hinter dem Frachter zu. Wir bekommen die Anweisung im hinteren Schleusebecken festzumachen, es käme noch ein Bergfahrer. Wir haben jedoch Bedenken und wollen wieder hinaus, denn vor einem Dickschiff in der Schleuse zu sein kann sehr ungemütlich werden. Da kommt nochmals die Aufforderung in der Schleuse zu bleiben, kurz danach kommt ein kleines Schubschiff, das uns nicht wirklich gefährlich wird. Beim Schweinfurter Yachtclub ist kein Mensch, also müssen wir umsonst übernachten. Zum Abendessen gibt es den wohl letzten Spargel des Jahres.
38 km, 4 Schleusen

Di, 19-06: In Schweinfurt kann man sehr gut oberhalb der Schleuse anlegen und die Stadt besichtigen. Wir haben das ja schon im vorigen Jahr gemacht, also wird nur kurz etwas erledigt, dann geht es weiter. Von einem Boot der Entenpolizei werden wir auf das gestrige Schleusentheater angesprochen, die haben aber wohl nicht alles mitbekommen und ermahnen uns, als kleines Boot immer hinter den größeren einzufahren………..Wir müssen feststellen, dass hier im oberen Teil des Mains die Schleusen kaum noch Möglichkeiten bieten, für kleinere Boote während der Wartezeit festzumachen. Es ist sehr warm und auch schwül als wir gegen 15:00 im Schutzhafen von Haßfurt festmachen. Wir schwimmen noch ein paar Mal um uns abzukühlen. Es kommt noch ein großes Hotelschiff in den Hafen, aber die bleiben nur ganz kurz und fahren dann weiter. In der Nacht regnet es wieder ausgiebig.
33 km, 3 Schleusen

Mi, 20-06: Aus nicht geklärter Ursache ist an Gabrieles Fahrrad der Hinterreifen platt. Wir fahren durch ein Gebiet mit vielen Baggerseen und Kiesgruben. Eine Bachstelze lässt sich von uns einige Kilometer mit stromaufwärts nehmen. Sie sitzt auf Georgs Fahrradsattel und hinterlässt einen kleinen weißen Fleck…… Nach der Schleuse Viereth, der letzten am Main fahren wir in den sehr schönen Hafen des Motor und Segelbootclubs Coburg. Wir erfahren, dass am Freitag das Johannisfeuer angezündet werden soll und dass am Samstag Hafenfest mit Buffet und Musik stattfindet. Da wir in unserem Zeitplan noch reichlich Luft haben, beschließen wir hier ein paar Tage Pause zu machen.
27 km, 3 Schleusen

Do. 21-06: Wir reparieren Gabrieles Fahrrad und statten dem Weltkulturerbe Bamberg einen ausgiebigen Besuch ab. Wir hatten Bamberg auf unseren früheren Radtouren zwar schon kennen gelernt, aber hier ist eine Vertiefung unserer Eindrücke angesagt. Nachmittags wird es wieder schwüler, der Hafen hat blitzsauberes Wasser, das zum Schwimmen einlädt.

Fr, 22-06: Wir machen eine größere Radtour am Main entlang bis Eltmann und beschließen den Abend mit anderen Hafenbewohnern am Johannisfeuer.

Sa, 23-06: Heute fahren wir schon mal mit dem Fahrrad unsere nächste Etappe besichtigen und zwar am Main-Donau-Kanal entlang. In Hirschaid finden wir eine Brauerei mit Biergarten und Nachmittag gibt’s beim Bootshaus am Hain am Ufer der Regnitz Kaffee und Kuchen für die Besatzung, für den Käppt´n eine große Portion Radi und ein solides Bier. Franken ist einfach schön! Beim Hafenfest am Abend lernen wir noch einige nette Leute kennen.

So, 24-06: Heute geht es weiter mit dem Boot auf den Main-Donau-Kanal. Das ist nicht so reizvoll wie auf einem Fluss, aber es soll in großem Rahmen Buchten und Totgewässer geben, in denen die Natur das Sagen hat. Bis Erlangen ist davon aber noch nicht viel zu sehen. Wir übernachten beim Sportbootclub Herzogenaurach, da kein Mensch zu sehen ist können wir auch nichts bezahlen.
50 km, 5 Schleusen

Mo, 25-06: Die Schleusen am Main-Donau-Kanal sind sehr modern, es gibt für Sportboote eine Sprechanlage und man hat in den Vorhäfen gute Möglichkeiten zum Festmachen. In den Schleusen mit sehr großer Hubhöhe beginnt das Hochschleusen ziemlich turbulent, da die so genannten Sparschleusen mehrere Zuläufe von unten haben. Das Schleusenwasser wird beim Abwärtsschleusen in seitliche Auffangbecken geleitet und zu 3/5 für das Hochschleusen wieder verwendet. http://de.wikipedia.org/wiki/Sparschleuse Außerdem haben die ganz hohen Schleusen Schwimmpoller, die aber beim Abwärtsschleusen nicht sofort in Bewegung kommen, daher sollte man das Boot nicht sofort daran belegen. Heute fahren wir nur noch bis Nürnberg, unserem ursprünglichen Ziel. Wir machen im Hafen beim Motoryachtclub Nürnberg fest. In der Nähe ist ein Netto für den Proviant, bis zur Tankstelle sind es ca. 1 km, kein Problem für unsere Fahrräder. Wir haben noch genügend Sprit im Tank und bunkern nur 20 l. Wir haben schon vorher beschlossen, noch etwas weiter zu fahren und weil morgen eine richtige „Gewaltstrecke“ vor uns liegt sind wir recht früh im Bett.
18 km, 1 Schleuse

Di, 26-06: Wir sind um 8:20 schon vor der ersten Schleuse und können mit der M.S.“Passage“ einfahren. Dieser Frachter wird uns den ganzen Tag begleiten, sein Ziel ist irgendwo in Serbien. Nach der Schleuse Eibach bekommen wir die Nachricht, dass in der Scheitelhaltung ein Frachter havariert sei und deshalb der Kanal gesperrt wäre. O k, im schlimmsten Fall hätten wir 2 Schleusen zurück, das sollte schon irgendwie klappen. Wir haben uns gerade auf eine längere Wartezeit eingerichtet, da kommt über den Schleusenlautsprecher die Nachricht, dass der havarierte Frachter wieder flott sei und wir weiterfahren können. Von Nürnberg bis Berching kann man nur in den Schleusen-Vorhäfen übernachten. Das wäre aber immer sehr unruhig, also wollen wir die 55 km und 6 Schleusen heute auch schaffen! Schneller fahren hat keinen Zweck, der Frachter vor uns hat natürlich in jeder Schleuse Vorfahrt. Wir fahren durch die 3 Riesenschleusen mit 25 m Hubhöhe, man kommt sich vor, wie in den Kölner Dom einzufahren! In der Scheitelhaltung passieren wir eine merkwürdige mauerähnliche Skulptur, sie soll die europäische Hauptwasserscheide darstellen. Von hier kann man 15 europäische Staaten über Binnenwasserstraßen erreichen. Um 19:30 kommen wir in Berching an, man empfiehlt uns eine nahe gelegene Pizzeria, das ist ein schöner Abschluss für heute. Wir haben heute insgesamt 120 Höhenmeter überwunden, das macht hungrig und durstig!
55 km, 6 Schleusen

Mi, 27-06: Wir fahren an dem wunderschönen Berching vorbei, da wir es von 2 Radtouren schon gut kennen. Kurz danach zweigt die Trasse des alten Ludwig-Main-Donau-Kanals in Richtung Neumarkt i. d. Opf. ab. Siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig-Donau-Main-Kanal und besonders hier: http://www.hansgruener.de/kanal.htm .In der Schleuse Dietfurt passiert uns ein Missgeschick: Wir haben unsere Schleusenleine über einen Schwimmpoller und locker um eine Bootsklampe gelegt. Als das Wasser zu sinken beginnt, setzt sich der Schwimmpoller nur mit einer Verzögerung von ca. 10 cm in Bewegung. Die Leine bekneift sich unter der Klampe und sitzt bombenfest. Das Boot hat etwas Schräglage, als der Poller endlich mitsinkt. Die Fender scheuern heftig an der Schleusenwand, wir beschließen das Seil abzuschneiden, jedoch nicht ohne vorher ein weiteres Seil um den Poller zu legen. Außer der Leine haben wir keine Schäden am Boot. Im Sportboothafen Haidhof machen wir für die Nacht fest. Per Fahrrad fahren wir noch nach Riedenburg, um in der dortigen Brauerei einige Bierspezialitäten zu kaufen.
30 km, 2 Schleusen

Do, 28-06: Wir fahren durch das wunderschöne Altmühltal und können verschiedentlich die Reste der Bauwerke des alten Ludwig-Kanals sehen, die wir schon mehrfach mit dem Fahrrad untersucht haben. Wir kommen durch Kelheim und an der Donaumündung vorbei. In der Marina Saal tanken wir noch mal 10 l Reserve, die aber am Ende unserer Tour nicht mehr gebraucht werden. Es ist sehr heiß und wir beschließen schon heute bis Regensburg, dem definitiven Ende unserer Tour zu fahren. Die Strömung hat etwa 4 km/h, und so sind wir in ca. 3 Std. in Regensburg angekommen. Wir finden beim Motorboot- und Wasserskiclub ein schönes Plätzchen. Hier gibt es aber nur einen Slip unter der Autobahnbrücke, den Weg dahin kennen wir nicht, also beschließen wir, am Samstag das Boot in Sinzing raus zu slippen. Doch zuerst müssen wir mit dem Zug nach Esslingen zurück, um den Trailer und das Auto zu holen. Dafür kaufen wir Fahrkarten und dann gibt es noch ein ziemlich mieses Fußballspiel Deutschland gegen Italien, aber das Publikum beim public viewing ist sehr lustig und wir haben trotzdem unseren Spaß.
52 km, 4 Schleusen

Fr, 29-06: Der Zug fährt schon mit leichter Verspätung ab, unterwegs kommen noch einige Minuten hinzu und als wir in Nürnberg ankommen ist der Anschlusszug weg! Wir haben unsere Fahrrädchen dabei und fahren etwas durch Nürnberg, bis wir 2 Std. später den nächsten Zug nach Stuttgart nehmen können. Wir steigen nochmals in Bad Cannstatt um und sind gegen 15:30 wieder beim Motor-Yacht-Club Esslingen. Wir zahlen € 75,- Abstellgebühren für 30 Tage und machen uns flott auf den Weg nach Regensburg, wo wir trotz des Feierabend- und Wochenendverkehrs um 20:30 den Trailer beim Hafen abstellen und auch noch etwas zu essen bekommen.

Sa, 30-06: Wir stehen zeitig auf, und nach dem Frühstück fährt Gabriele das Auto nach Sinzing und Georg versucht alleine durch die Regensburger Bootsschleuse zu kommen. So früh am Morgen ist auch noch kein Publikum da, das vielleicht für ein paar € die Schleuse bedienen könnte. Also hinein in die Schleuse, 2 Leinen am Boot festgemacht und die Leiter hoch, die Leinen natürlich mitgenommen. Oben dann den Apparat in Gang gesetzt und das Ganze funktioniert ganz einfach und ruhig. Dann geht es am St. Nikolaus-Denkmal, dem nördlichsten Punkt der Donau vorbei zurück nach Sinzing. Der Slip im Hafen ist hervorragend und nach 20 min. ist Triton IV auf dem Trailer. Alles gut verzurren, etwas Gepäck umladen, noch mal schnell unter die Dusche und dann geht’s heim. Wir haben keine Staus und andere Probleme und kommen um 19:30 zu Hause an.
7 km, 1 Schleuse

Fazit: Eine landschaftlich wunderschöne Tour, die viele interessante Städte berührt. Übernachtung ist wegen des nachts durchgehenden Berufsverkehrs nur in Häfen möglich, lediglich am Neckar wäre ein Liegeplatz im Freien machbar, aber da sind kaum welche zu finden. Die Hafengebühren bewegen sich immer in der Gegend von € 1,- bis 1,50 / m Bootslänge, manchmal ist noch ein € für die Dusche fällig. Da wir meist durch besiedeltes Gebiet gefahren sind, war die Versorgung mit Lebensmitteln und Sprit recht einfach mit dem Fahrrad. Wassertankstellen gab es in Worms (Rhein-km 442,1), Eibelstadt (Main-km 262,3) und Saal (Donau-km 2410,2).

Wir haben auf 865 km 79 Schleusen passiert und 265 l Sprit verbraucht.

An dieser Stelle herzlichen Dank an wolf.b für die geliehene Karte vom Main und MDK!


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Der Hübi, zu allem bereit, aber zu nix zu gebrauchen
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