Sizilien Westecke, Marsala

[John]

nach dem scharmanten carloforte hatten wir mit dem nächsten etappenort, marsala an der westecke von sizilien, anfänglich etwas mühe. ein fast toter handelshafen und eine spur zuviel unrat auf den strassen prägten diesen eindruck. eine gewisse lethargie war allgegenwärtig. offenbar herrscht hier eine weit überproportionale arbeitslosigkeit. die stadt scheint zu verkommen. ob all unserem luxus bekamen wir fast ein schlechtes gewissen. immerhin, der sportboothafen war ok und kann für kürzere zwischenstopps durchaus angelaufen werden. der capitano war hilfsbereit, freute sich ob der vorbereiteten crewliste und setzte einen fetten stempel drauf. lebensmittelläden müssen eher gesucht werden, sind aber mit dem notwendigsten sortiert. unverständlich bleibt mir, warum hier kein frisches gemüse erhältlich ist. schlichtweg alles, von aubergine bis zwiebel war nur vergammelt im angebot.

da niemand lust hatte, uns behördenmässig einzuklarieren, (john's last segelt unter schweizer flagge und ist verpflichtet, auch in eu-ländern einzuklarieren) wurde unsere aufenthaltsdauer von der küstenwache auf 24 stunden limitiert. als wir nach 36 stunden immer noch da waren, liess der polizeichef durch den capitano ausrichten, dass wir nun mehr unverzüglich abzureisen hätten. was wir dann auch taten, nicht ohne uns vorher noch einen tüchtigen schluck marsala zu genehmigen.

[John]

noch einige bilder

[John]

noch mal drei Fotos von Marsala

[Bottwartaucher]

Hallo,

Na, das sieht doch ganz prima aus! Ich komme gerade aus Palermo, aber ich haben keine Bilder gemacht, weil ich meine Kamera sonst auch von Innen hätte reinigen müssen wegen all des Drecks...

Grüße von Ludwig

[Paul Petersik]

Zitat von Bottwartaucher

Hallo,

Na, das sieht doch ganz prima aus! Ich komme gerade aus Palermo, aber ich haben keine Bilder gemacht, weil ich meine Kamera sonst auch von Innen hätte reinigen müssen wegen all des Drecks...

Grüße von Ludwig

Das ist schon reichlich dick aufgetragen und arrogant.
Du findest auch in Hamburg Ecken, die nicht sehr schön sind. Für uns hat Palermo mehr schöne Seiten als viele andere Städte.
Tipp: Ein bißchen mehr Toleranz.

[Paul Petersik]

Zitat von John

nach dem scharmanten carloforte hatten wir mit dem nächsten etappenort, marsala an der westecke von sizilien, anfänglich etwas mühe. ein fast toter handelshafen und eine spur zuviel unrat auf den strassen prägten diesen eindruck. eine gewisse lethargie war allgegenwärtig. offenbar herrscht hier eine weit überproportionale arbeitslosigkeit. die stadt scheint zu verkommen. ob all unserem luxus bekamen wir fast ein schlechtes gewissen. immerhin, der sportboothafen war ok und kann für kürzere zwischenstopps durchaus angelaufen werden. der capitano war hilfsbereit, freute sich ob der vorbereiteten crewliste und setzte einen fetten stempel drauf. lebensmittelläden müssen eher gesucht werden, sind aber mit dem notwendigsten sortiert. unverständlich bleibt mir, warum hier kein frisches gemüse erhältlich ist. schlichtweg alles, von aubergine bis zwiebel war nur vergammelt im angebot.

Es gibt (auch nach deutschen Maßstäben) Riesen-Supermärkte in Marsala: z.B. Cityper, LeDune, aber auch Discountmärkte, wie Eurospin.
da niemand lust hatte, uns behördenmässig einzuklarieren, (john's last segelt unter schweizer flagge und ist verpflichtet, auch in eu-ländern einzuklarieren) wurde unsere aufenthaltsdauer von der küstenwache auf 24 stunden limitiert. als wir nach 36 stunden immer noch da waren, liess der polizeichef durch den capitano ausrichten, dass wir nun mehr unverzüglich abzureisen hätten. was wir dann auch taten, nicht ohne uns vorher noch einen tüchtigen schluck marsala zu genehmigen.

[Bottwartaucher]

Lieber Paul,

ich ziehe mir den Schuh Deiner Kritik an und werde versuchen, in Zukunft objektiver zu schreiben.

Palermo ist in der Tat eine faszinierende Stadt, voller Sehenswürdigkeiten aus mehreren Epochen, voller Leben und mit allen Möglichkeiten.

Wir waren drei Tage dort und ich habe es sehr genossen. Es wäre ungerecht, sie von der Sauberkeit her mit etwa Stockholm zu vergleichen.

Meine Antwort habe ich noch mit der Wut im Bach darüber geschrieben, daß mir dort meine Geldbörse geklaut wurde und wir im Hafen Villa Igiea mit 87 Euro für drei Tage Strom und 21 Euro für einen Kubikmeter Wasser über Gebühr abgezockt wurden (dagegen war der Liegeplatz mit 56 Euro pro Nacht geradezu preiswert).

Ludwig

[Paul Petersik]

Zitat von Bottwartaucher

Lieber Paul,

ich ziehe mir den Schuh Deiner Kritik an und werde versuchen, in Zukunft objektiver zu schreiben.


Ludwig

Hallo Ludwig, ich hab da wohl mal wieder Oberlehrer gespielt. Was Sizilien angeht, bin ich nicht ganz objektiv. Wir haben seit 30 Jahren ein Haus dort unten mitten unter Bauern und haben das Land, die Menschen und deren Herzlichkeit über die Jahre schätzen gelernt.
Die Sizilianer leiden unter einer Art Komplex, der damit zu tun hat, dass die ehrenwerte Gesellschaft jahrelang das Synonym für Sizilien war und dass sie sogar von ihren im Norden lebenden Landsleuten als "Afrikaner" beschimpft werden. Bei mir löst das immer wieder etwas wie Beschützerinstinkt aus.
Also nix für ungut.

[steinrotter]

Hi alle,

meine Frau ist in Petrosino geboren, das etwa 10 km oestlich von Marsala liegt. Die Gegend dort ist durch ziemliche Verwahrlosung gekennzeichnet. Die Provinz Trapani, in der Marsala liegt, ist die vielleicht unterentwickelste in ganz Sizilien.

Da ich die Verwandten meiner Frau recht gut kenne und die Dynamik der Lebensumstaende ebenso, kann ich gut vertshen, dass der Eindruck der Lethargie immer praesent ist.

man darf dabei nicht vergessen, dass jedwede Eigeninitiative immer auffaellt und auch menschen, die etwas erschaffen wollten meist von oertlichen 'Boss? ausgebremst wurden. Beispiel: ein junger Mann aus Petrosino hatte auf einem schoenen (uns schmutzigen) Strandabschnitt eine Art Kiosk errichtet, um Getraenke und Imbiss zu verkaufen. Damit dieser Nachts nicht ausgeraubt wuerde, aht er sogar darin geschlafen. Das hat aber die oertlichen Bosse nicht davon abgehalten, Feuer zu legen. Also war diese 1-Mann-AG schnell wieder vorbei.

Anderes Beispiel: die Kommunalverwaltung hatte oeffentliche Wasserzapfstellen eingerichtet. Ergebnis: die 1/4" Haehne verschwanden ueber Nacht .....

Inzwischen muss ich (und auch meine Frau) zugeben, dass es nun mehr Energie und Privatinitiative gibt. In den letzten Jahren scheint alles etwas ernsthafter geworden zu sein und auch die elementarsten regeln und Gesetze kommen nun endlich mal zur Anwendung ....

Uebrigens sagte mir der Buergermeister Marsalas (H. Lombardi) mal, dass das groesste Problem der gegend um Marsala die totale Verbauung ist. D.h. etwa alle Gebaeude der Kueste sind abusiv, also ohne Baugenehmigung enstanden und koennen nun gestzlich nicht mehr abgerissen werden ....

Uebrigens ist Marsala noch eine der am besten gepflegten Staedte der Provinz ... um den Beurteilungsmasstab neu zu zentrieren, sollte man mal nach Trapani fahren ....

Die guten und schoenen Seiten dieser Provinz gibt es auch (natuerlich) aber diese als 24H Tourist zu erschliessen ist fast unmoeglich ...

Buon Vento,


Mic

[denia-skipper]

Hallo Kollegen

Von Sardinien aus kommend, liegt natürlich als Zielhafen Trapani nahe. Faszinierend empfanden wir aber vor allem den Bus-Ausflug nach dem hübschen Erice, das auf einem Berg liegt und eine prächtige Aussicht auf Trapani und das Meer bietet! Sehr empfehlenswert...

Gruss aus dem Süden

Rolando

[Paul Petersik]

Zitat von denia-skipper

Hallo Kollegen

Von Sardinien aus kommend, liegt natürlich als Zielhafen Trapani nahe. Faszinierend empfanden wir aber vor allem den Bus-Ausflug nach dem hübschen Erice, das auf einem Berg liegt und eine prächtige Aussicht auf Trapani und das Meer bietet! Sehr empfehlenswert...

Gruss aus dem Süden

Rolando

Hallo Rolando,
Deinen Eindruck von Erice kann ich nur bestätigen. Trapani und auch Marsalla kenne ich leider nicht. Wir wohnen seit gut 25 Jahren immer wieder zeitweise (wir sind erst kürzlich wieder nach DL zurück gekehrt) in der Provinz Ragusa und da ist der Westen von Sizilien doch ziemlich weit entfernt. Der Südosten und Osten scheinen in Bezug auf den Lebensstandard der Menschen eine andere Welt zu sein. Der Bruch beginnt schon in Gela.
Es gibt 2 Marinas, die möglicherweise noch nicht so bekannt sind. Eine davon ist im großen Fährhafen von Pozzallo und die andere im Porto Grande von Siracusa.
Salute e buon viaggio
Paul

[Kpt. Arthur]

Zitat von John

nach dem scharmanten carloforte hatten wir mit dem nächsten etappenort, marsala an der westecke von sizilien, anfänglich etwas mühe. ein fast toter handelshafen und eine spur zuviel unrat auf den strassen prägten diesen eindruck. eine gewisse lethargie war allgegenwärtig. offenbar herrscht hier eine weit überproportionale arbeitslosigkeit. die stadt scheint zu verkommen. ob all unserem luxus bekamen wir fast ein schlechtes gewissen. immerhin, der sportboothafen war ok und kann für kürzere zwischenstopps durchaus angelaufen werden. der capitano war hilfsbereit, freute sich ob der vorbereiteten crewliste und setzte einen fetten stempel drauf. lebensmittelläden müssen eher gesucht werden, sind aber mit dem notwendigsten sortiert. unverständlich bleibt mir, warum hier kein frisches gemüse erhältlich ist. schlichtweg alles, von aubergine bis zwiebel war nur vergammelt im angebot.

Hallo John.

Da hat sich aber viel geändert, wenn ich das so lese, kann ich mir nicht vorstellen, das Du von dem Marsala auf Sizilien schreibst, in dem wir seit einem Monat liegen. Das klingt ja eher nach Griechenland, da trifft Deine Beschreibung voll zu.
Auf Deinen schönen Bildern kann ich auch wie in der Realität keine Unrat finden. Gut an den Fischerschuppen liegen alte Tampen, Netze und Reifen, aber das ist doch normal.
Du kannst hier von Digitalkammeras bis Haselnussbutter alles kaufen, gleich in der Fußgängerzone oder am Hafen in den Discountern.

Komm doch nochmal vorbei, dann machen wir zusammen einen Stadtbummel, und Du wirst staunen.

Arthur

[Seekreuzer]

Kann sich ja in den vergangen zwei Jahren geändert haben... John schreibt hier seit anderthalb Jahren nicht mehr

[Kpt. Arthur]

Zitat von Seekreuzer

Kann sich ja in den vergangen zwei Jahren geändert haben... John schreibt hier seit anderthalb Jahren nicht mehr

Was ist Ihm denn zugestoßen? Er wollte doch nach GR, kann sein die haben Ihn schon ausgeplündert und eingesperrt. Ist da so üblich.

Arthur

[roju]

Wir überlegen schon länger, nach vielen jahren KORSIKA mal das revier zu wechseln. Uns hat Sizilien schon bei früheren besuchen - ohne schiff - sehr gut gefallen. Allerdings haben wir damals eben auch ganz üble erfahrungen machen müssen. Während einer nur ganz kurzen unaufmerksamkeit wurde das auto aufgebrochen und ausgeraubt etc etc.- ich will den ganzen rattenschwanz an ärger, der dann folgte, hier gar nicht verbreiten. Wir haben die insel damals hals über kopf verlassen.

Meine frage ist daher: Welches gefühl und welche erfahrungen habt ihr dabei, wenn ihr in einem hafen auf Sizilien mal euer schiff verlassen müßt - für ein paar stunden, oder gar für ein paar wochen oder monate?

ciao
Rolf
http://www.korsika-toern.de
.

[denia-skipper]

Zitat von roju

Meine frage ist daher: Welches gefühl und welche erfahrungen habt ihr dabei, wenn ihr in einem hafen auf Sizilien mal euer schiff verlassen müßt - für ein paar stunden, oder gar für ein paar wochen oder monate?

ciao
Rolf
http://www.korsika-toern.de
.

Hallo Rolf

Ich habe auf meinem ersten Sizilientörn ähnliche Gefühle gehabt wie Du und kann Dich daher sehr gut verstehen. Das erste Mal im Mittelmeer habe ich auf Sizilien die Backskisten abgeschlossen...

Allerdings haben wir sie bald wieder offen gelassen, da wir überall ein sehr gutes Gefühl hatten. Die Marinas sind wie üblich bewacht, aber auch an unbewachten Anlegestellen gab es keinerlei Probleme, obwohl wir das Schiff für längere Besichtigungen immer wieder allein gelassen hatten . Ausserdem verlangen die sizilianischen Häfen noch bezahlbare Preise, was man vom italienischen Festland schon weniger sagen kann!

Also: Nur Mut und viel Vergnügen!

Gruss Rolando