Propeller abziehen

[ghaffy]

Dido hat eine 30 mm Welle und einen 16-Zoll-Propeller.
Die beiden sind im Laufe der Zeit eine innige Beziehung eingegangen.
Da Dido immer fetter wird und Gewicht zugelegt hat in den letzten Jahren, bekommt sie ein oder zwei Zoll weniger Steigung. Dafür musste der alte Propeller natürlich erst mal ab.

Unser hält ja eine Reihe von Trööts parat, wie das gehen könnte.
Auch wenn es scheinbar gängige Praxis zu sein scheint, den Propeller mit der diplomatischen Überzeugungskraft eines Maurerfäustels samt angesetztem stumpfen Meißel zum Abgang zu bewegen, erschien mir dieser Zugang mittels roher Gewalt für Getriebe, Wellenkupplung, Wellendichtung, Welle und Lager nicht als das Optimum.

Tagelanges Einweichen in WD-40 hat rein garnichts gebracht. (Nachdem der Prop ab war, konnte man gut feststellen, dass nirgends, aber schon wirklich nirgends WD-40 zwischen Welle und Nabe gekrochen ist. Soviel zum Thema "Kriechöl". Heißt wohl so, weil man unter dem Boot rumkriechen muss, um da dran zu kommen ).

Herzhaftes Erwärmen und zarte Schläge mit Hammer und Holz waren ebenso wirkungslos.
Also musste ein geeigneter Abzieher her. Abgesehen davon, dass jene im Versandhandel erhältlichen (Gründl) lächerlich aussehen im Vergleich zu den "professionellen", sind sie, wie ich finde, für die gebotene Qualität unangemessen teuer. Außerdem dauert das wieder Tage, bis so ein Teil ins Haus kommt.

Also Alteisen (8mm und 5mm für die "Versteifungsstege") im Keller gesucht, Flex und Schweißmaschine angeworfen und auf Verdacht was zusammengebrutzelt. Zur Orientierung: Die Schraube ist M12. An der Schraube ein 3mm-Loch gebohrt und ein Stück von einem alten 3mm-Bohrer als Zentrierdorn reingesteckt.

Beurteilung des Abziehers:
Aussehen: grottenhässlich
Funktion: 1A
Vorgeschlagene Verbesserungen: auch auf der Schraubenseite zwei "Versteifungsstege", mit bloß einem hat der Abzieher insgesamt 3mm nachgegeben, aber dann war Schluss.

Also Abzieher angesetzt, angezogen bis an jene Grenze, wo das Gefühl sagt, das muss nun reichen. Lötlampe an die Propellernabe. Fünf Minuten heizen, schließlich "plopp!"

Nun liegt der Propeller zur Strafe im Säurebad.

Und nicht meckern über die technische Ausführung: Ich bin ausgebildeter Philosoph, habe also keinen anständigen Beruf erlernt!

[KaiB]

Well done Sir!

Immer gut wenn man auch noch über die alte naturphilosophische Komponente verfügt.
Jeder moderne Philosoph hätte versucht ihn runter zu diskutieren

[Sea Ray 18]

Da sag mal einer noch was gegen Philosophen

Eine handwerklich Hochbegabung, ausgestattet mit einem höchst unterhaltsamen Schreibstil. Das gibt's halt nur in Österreich

Gruß
Alexander