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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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ANITA - Bergen -Lerwick- Bodö 2002
Törnbericht A7
Dienstag 16.07.2002 Neuer Törn neues Glück! Auch 2002 wieder Norwegen, wer hätte das Gedacht. Geplant (!) ist Bergen- Lofoten-Tromsö. Die Anreise ist diesmal etwas bequemer. Per Rynair von Hahn nach Oslo. Zu sechst Achim, Wolfgang, Timm, Frederike, Hans und Claudia fliegen mit dem "Kult-Billigflieger"aus der Pampa in die Pampa. Per Bus dann nach Oslo HBF, wo wir Birgit und Roland trafen. Just-in-time, 20 min Luft! Jetzt fahren wir vollklimatisiert bei strahlendem Sonnenschein "eine der schönsten Bahnstrecken Norwegens od. der Welt"und die Wachen beschnuppern sich schon mal gegenseitig. 6 Stunden Bahnfahrt, da hat man Zeit, so einige Themen zu besprechen. 2040 Uhr Finse mit 1222, höchster Bahnhof Norwegens, Blick über einen See auf schneebedeckte Berge. Ankunft gegen 2300 Uhr am Hbf in Bergen. Helle Aufregung: Hans Handgepäck ist weg. Nach Viel Sucherei findet sich das gute Stück hinterm Sitz wieder. Gleich ein Sammeltaxi gechartert, Anita gefunden, das Schiff geentert, Hanno hochgescheut und begrüßt. Sherry, Abendbrot, ein Teil der Crew geht noch ein Bier trinken. Mittwoch 17.07.2002 Wie immer zu Beginn eines Törns. Alles muss erst seinen Platz finden. Gemütliches Frühstück, Einkaufsliste, Reparatur des Heizungskamins, Karten sichten und Beschriften. Timm checkt den Arzneikoffer, Roland den Werkzeugkoffer, Wolfgang sucht den Sack mit den Ersatzteilen für Rigg- der Block an der Dirk ist auseinandergegangen. Gegen 10.30 sind fast alle von Bord: Birgit, Rieke, Timm und Hans bunkern Lebensmittel. Wolfgang und Hanno gucken nach dem Außenborder, Achim und Roland beschäftigen sich mit den Karten. Das Wetter ist so lala, zwar Trocken aber stark bewölkt. Der Generator müllert ohne Ende! Bis1700 Landgang, Bergen ist wirklich ein hübsches Örtchen. Ein wunderschöner Fischmarkt am Hafen und viele Touristen. Alte Holz-Handelkontore, alles an einem Hang gelegen, Achim, Birgit, Roland und ich (Claudia) wandern ziemlich weit hoch. Auf dem Rückweg noch in eine Kirche (od. Dom?), die mich an die Kathedrale in "die Säulen der Erde erinnert". Und der Aufseher, ein junger Mann, liest Harry Potter. Abends dann das Debut von unserem Smut Rieke, ein echt leckeres Essen und dazu das Bier, das man hier in Gold aufwiegen kann. Danach geht ein Teil der Mannschaft in einen irischen Pub. Der Wirt, ein Ire, der Deutsch spricht und der im Internet nachguckt, wie der Euro steht. Donnerstag 18.07.02 Strahlender Sonnenschein, frühes Aufstehen und Duschen. Der Fischmarkt baut schon auf und ich muss 20 Kronen wechseln für den Automaten. Nach dem Frühstück letzte Einkäufe, Wasser bunkern, Wetterbericht abholen, Fax vom DWD im Hotel. 0950 Klar machen zum Auslaufen "Richtung Shetlands" weil der Wind genau aus der Richtung kommt in die wir wollen. Freitag 19.07.02 Es war dann doch recht windig und es gab einige Ausfälle wg. Übelkeit. Wie die übrigen 3 stolz verkünden: 70% der Mannschaft ist wg. Seekrankheit ausgefallen. Erst ging es noch ganz ruhig aus dem Fjord heraus, ein Motorboot wollte uns rausschleppen, das Publikum versammelte sich schon schaulustig an der Pier, aber es kam zu einer Verzögerung: der Motor war ausgefallen. Sein Nachbar sprang ein und so kamen wir glücklich aus dem Hafen. Als wir die Fock mit einem Bootshaken ausgebaumt hatten gab es auf einmal einen Knall und der Haken war gebrochen. Tja, das blaue Buch hat immer Recht, man darf so etwas halt nicht machen. Ein Teil fiel erst aufs Deck und dann über Bord. Bei der Gelegenheit fuhren wir unser MOB und holten das Reststück wieder an Bord. Als wir aus dem geschützten Fjord kamen erwarteten uns unangenehme Wellen und Windverhältnisse. In mehreren Schritten refften wir bis auf Sturmbesegelung runter. Auf dem Vordeck fand Achim dabei eine große Edelstahl Mutter, die sich von der Vorstagsbefestigung gelöst hat. Das ging ja gerade noch einmal gut -. Auf dem Vordeck liegend haben dann Achim und Wolfgang die Mutter festgeschraubt, dabei machte Anita ganz ordentliche Bewegungen in der Welle, geschätzt 3 Meter Fahrstuhlfahren, auf und ab. Und dann kam eine 5 Meter Welle, es ging richtig gut hoch, "bis in den Himmel" wie Achim stolz prahlend erzählte und dann auch wieder 5 Meter runter. Echtes U-Boot Feeling, die Nase taucht in das kalte Atlantikwasser und mit einem Knall löste Wolfgangs Rettungsweste aus. "Ich kriegt keine Luft mehr", so Wolfgang. Achim meinte nur, was für ein herrlicher Tag auf dem Wasser, und Wolfgang zu gewandt, schraub ruhig weiter. Völlig durchnässt ging Wolfgang in die Koje. Rieke und Birgit machten schlapp. Birgit meinte sie müsse sterben. Später traten diesem Kotzclub noch Roland, Claudia und Hans bei. Hans wollte lieber liegen statt sitzen. Ach ja Herwig spuckte auch kurz und Hanno war mit Kotztabletten gedopt, wird also in dieser Wertung disqualifiziert. Timm, der Bordarzt verkündete gut gelaunt: So ich mach jetzt Hausbesuche und verabreichte Zäpfchen. Skipper Achim sagte, nur der Stress habe ihn vom Kotzen abgehalten, als Deckshand wäre er mit dabei gewesen. Also 80% Ausfälle. In der Nacht wurde es langsam ruhiger und morgens um 0800 wurde sogar schon munter gefrühstückt. Für einen Teil der Crew war es die zweite Sturmfahrt auf die Shetlands, irgendwie muss das wohl so sein. Unterwegs begegneten wir einer großen Bark, der Staatsrat Lehmkuhl. Allerdings haben wir sie zunächst für eine Bohrinsel gehalten. Diesmal haben wir das nördliche Fahrwasser nach Lerwick genommen und entgegen Michael Hunsdiecks Prognosen vom letzten Jahr war es nicht zu eng für uns. Der Anleger verlief ganz gut, nur das Herwig schon bei 3 m rief, es sollte einer springen und Achim dann doch irgendwann sprang und sich die Schienenbeine total zerschrammte während wir auf eine Mauer zu preschten und die Stoppleine mit einem lauten Zong zerriss und ihm am Oberschenkel traf- hätte auch wo anders hin gehen können..... Aber immerhin liegen wir nun fest und sicher im Hafen, der Generator tuckert wieder vor sich hin und wir überlegen was wir mit dem Rest des Abends anfangen. (es ist 2100 Ortszeit) Samstag 19.07.02 Hafentag. Aufsehen, duschen im "Lerwick Boating", anschließend einkaufen, wandern Bustouren, Sightseeing, was halt in Lerwick so möglich ist. Aber - ... das Wetter ist wunderbar, ganz anders als das letzte Jahr. Kalt aber sonnig. Achim, Birgit und Claudia sind zum einkaufen ins Coop. Kein Lieferservice mehr. Super mit dem Taxi zum Boot! Nach dem Essen sind Achim, Roland und Claudia auf die Insel Bressey rüber und sind dort per Anhalter zum Leuchtturm mitgenommen worden. Ein nettes Ehepaar, dass extra für uns eine Sightseeingtour im deutschen Auto (Mercedes) arrangierte. Am Leuchtturm stiegen wir aus. Zu Fuß dann auf den Hügel. Ein wunderbarer Aussichtspunkt an den Steilklippen, Sicht auf Noss, eine Vogelinsel, Papageientaucher von hinten, Torf, Heide, Moos, Blumen, Kaninchen, Möwen ohne Ende. Ein wunderbarer Ausflug. Auch zurück griff Roland schnell eine Mitfahrgelegenheit auf und wir wurden zur Fähre gebracht. Supernett die Leute da. Abends gab es dann die Shetlands Lammkoteletts. (Das ist der wahre Grund unserer Reise über die sturmgepeitschte See, das beste Lammfleisch der Welt!). Wolfgang meinte, als das Schiff schwankte: "Wir brauchen nicht raus zu fahren, wir können auch hier kotzen". Aber trotz des vielen Rotweins kam es nicht dazu. Dienstag 23.07.02 Seit 2 Tagen auf See. Zuerst ließ es sich windmäßig sehr gut an. Nach dem Ableger ging es schön am Wind genau auf Kurs. Während unserer Wache schlief der Wind ein. Wache III musste einige Stunden in der Flaute dümpeln. Als wir die Segel bargen wurden wir von dem Rescueschiff des Bohrfeldes in dem wir herumlungerten angefunkt, ob wir Hilfe bräuchten? Nachdem Achim ihnen erklärt hatte dass wir keinen Motor hätten, kam es nach einigem hin und her, neben einer bitte um Eis von Achim, zu dem Angebot uns aus dem Bohrfeld zu schleppen. Klasse. Das kleine "Beiboot"; mit 400 PS wurde zu Wasser gelassen und wir wurden in Schlepp genommen. Also lungerten wir an Deck herum und winkten mal rüber. Da kam über Funk das nächste Angebot, ob wir nicht Lust hätten, das Schiff zu besichtigen. Klar hatten wir. Also wurden wir zu einem Rundgang aufs Rettungsschiff ausgebootet. Das Schiff ist für Notfälle auf Bohrinsel ausgerüstet und liegt nur für diesen Fall dort vor Ort. Hospital, Hubschrauber, Ärzte, 18 Mann Besatzung. Gerade mal 18 Monate alt. Als wir zurückgebracht wurden, bekamen wir noch eine Tüte mit frischem Seelachs und eine Tüte mit Eis rübergereicht. Wir revanchierten uns mit 2 Flachen Schnaps. Eine wurde verschenkt, die andere verkauft. Auf dem Rettungsschiff herrschte Alkoholverbot und die norwegisch/schottische Mannschaft sah kurz vor ihrem Dienstende, nach vier Wochen auf See, sehr durstig aus. Anschließend wurden wir wieder auf den Haken genommen und ein gutes Stück rausgeschleppt. Hanno bereitete Caipirinia zu, Hans schuppte den Fisch und Frederike machte einen Salat dazu. Der Fisch schmeckte wirklich wunderbar und auch das Sashmi davon. Gegen Abend kam dann wieder Wind auf, aus Nordwest, der dann allerdings wieder während meiner Wache einschlief. Jetzt ist es 1100 Uhr, Achim trägt Roald Dahl, "der Sudankäfer" vor und wir kriechen mit einem Knoten durchs Wasser. Mittwoch 24.07.02 Wieder Flaute. Komischerweise schläft der Wind bei Wache III immer ein. Zwischendurch gibt's dann auf einmal Wind, der sich aber meistens nicht lange hält. So dümpeln wir unser unserem Ziel entgegen. Schön war, dass wir in eine Delfinschule kamen, die Anita eine ganze Weile begleitete. Jeder fotografierte und filmte. Ich bin mal gespannt ob jemand tatsächlich mehr als Wasser fotografiert hat. Abends nähert sich von achtern ein großer Dreimaster und quatscht uns über Funk an. Es ist die Rainbow Warrior, die unter Motor Richtung Spitzbergen unterwegs ist. Auch Greenpeace hat es eilig. Achim probiert den Wiz mit dem Eis, es gibt aber nur Gelächter. Donnerstag 25.07.02 Wieder das gleich Bild, Wind zwischen nix und ein bisschen. Es ist vergleichsweise warm und alle suchen auf dem Grund ihrer Seesäcke die kurzen Hosen heraus. Timm und Achim versuchen ihr Glück beim angeln und die Decksdusche wird aufgebaut. Achim, Rieke, Hans, Timm und Claudia duschen auf dem Vordeck. Für Achim war's eigentlich zu früh, denn wie sagt er des Öfteren: die vornehmste Pflicht des Skippers ist es, das Scheißhaus zu reparieren. Und so geschah es auch. Ich möchte hier den Lesern die Einzelheiten ersparen und nur betonen dass Achim danach noch mal duschte. Abends trafen dann die ersten Sturmwarnungen ein. Freitags drehte der Wind auf 7 bft. aus südlichen Richtungen um dann später zuzulegen, das volle Programm. Gegen Mittag überqueren wir den nördlichen Polarkreis. Die für uns wichtige Linie ist auf der Seekarte gar nicht eingezeichnet, Amateurkram! Da kein Sekt da war, stießen wir mit Rollos an. Kurz vor Mitternacht sehen wir die erste Lofoteninsel: Varoy. Wir koffern mit 10kn bei achterlichem Wind Richtung Solveign. Kurz nach Mitternacht fällt die Entscheidung doch nach Bodö zu gehen, weil der Wind noch stärker wurde und der Hafen größer ist. Ich (Claudia) werde geweckt um bei der Ansteuerung zu helfen. (Das Los des 1 WOs). Mitten durch einen Haufen Felsen. Stress pur für mich. Achim schreit: "Ich fahre genau auf einen Haufen Steine zu! Klasse!" Der Angsthase! Morgens kommen wir endlich am Hafen an, ich donner mit 8 kn durch die enge Hafeneinfahrt. Das Schild meint 5 kn max. Leider klappt der erste Anleger wegen falsch verstandener Brüllbefehle von Herwig nicht und wir rempeln mit dem Bugkorb gegen einen alten Fischdampfer. Dem Fischdampfer passiert nichts, noch nicht mal ein Kratzer. Aber unser Bugkorb und Anker sind Verbogen. Nach einigen Kringeln im Hafen legen wir am Hurtigrutenkai an. Achim klettert wie ein Äffchen riesige Autoreifen hoch um die Leine an Land zu belegen. Der Anleger klappt, aber der Platz ist schlecht, 1. der Schwell und 2. die Hurtigrute braucht auch ein bisschen Platz zum Anlegen. Mit 3 Flaschen Schnaps und ein paar Bier heuert Achim den Seenotrettungskreuzer an und die schleppen uns in den Yachthafen. Von der örtlichen Presse wurde nachher das Gerücht in die Welt gesetzt wir hätten eine Havarie gehabt, sind aber nur schlicht und ergreifend verlegt worden. So ging unser Törn mit der Anita zu ende und wir fuhren mit der Hurtigrute zu den Lofoten und zu unserem Zielort Tromsö. Alles in allem: Eine Wunderbare Reise, die viele Höhepunkte hatte und sehr interessant war, was die menschliche Seite betraf. |
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