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Segel Technik Technikfragen speziell für Segelboote. |
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Themen-Optionen |
#1
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Erfahrung mit gelattetem Rollgroß?
Die zehn Jahre alte Segelgarderobe auf meiner Moody 38 CC hat ihren Zenit weit überschritten und soll demnächst ersetzt werden. Zwischen den preislichen und qualitativen Extremen der Angebote neige ich zu einem Kompromiß aus Triradial-Schnitt (HydraNet-Tuch) bei der Genua und Crosscut (Polyester/AP-Tuch) beim Groß.
Nur hinter der Überlegung "Latten im Rollgroß oder nicht?" steht für mich noch ein sehr dickes Fragezeichen! Hier stehen sich die Aussagen der Segelmacher diametral gegenüber: Der eine Segelmacher schwört auf voll senkrecht durchgelattet. Der nächste empfiehlt Latten nur im achterlichen Bereich. Wieder ein anderer würde beim Rollgroß unbedingt ganz auf Latten verzichten (denn: "was kaputt gehen kann, wird auch..."). Bisher bin ich mit meinem alten Hood Dacron-Rollgroß ohne Latten und mit dem üblichen leicht negativ geschnittenem Achterliek ganz gut "gefahren". Aber wo technischer Fortschritt sinnvoll und bezahlbar ist, nutze ich ihn gerne auch auf meinem Schiff. Nun frage ich mich: Sind Latten im Rollgroß ein Fortschritt oder nicht? Wie sieht's denn mit euren Erfahrungen aus? Braucht's für ein Fahrtendickschiff Latten? Bringen Latten wirklich spürbare Vorteile? Oder überwiegen die Probleme (Bruch, Scheuerstellen, ...) Wie sind Haltbarkeit und Lebensdauer? Wie ist das Handling. Was meint ihr?
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Herzliche Grüße aus Franken, Reinhard "If you want a new idea, read an old book!" |
#2
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Hallo icoco (wie heißt Du eigentlich ...?),
da kann ich viel beitragen: Hatte eine Bavaria 34 mit Rollgroß und Segel-Sonderanfertigungen von Elvstroem (und mit Tiefkiel). Das Rollgroß war mit kurzen waagerechten Latten im Achterliek versehen. Das Schiff war sehr schnell. Beim Einrollen hatte ich nach drei Jahren ein wenig Probleme und musste die Taschen teilweise nachnähen - kein Thema. Ein echtes Problem war, dass ich das Groß bei viel Wind und hoch ran nicht bretthart trimmen konnte. Denn dann klappte das Achterliek nach Lee. Jetzt fahre ich auf meiner 42 ein senkrecht durchgelattetes Groß von der "Segelwerkstatt Stade". Das Segel lässt sich für alle Anstellwinkel und Windstärken perfekt trimmen. Die Latten rollen sich problemlos ein und aus - man sollte auf jeden Fall beim Ein- und Ausrollen den Wind-Einfallswinkel von 30° einhalten. Ich bin von dem Segel vollkommen begeistert! Es steht erstklassig und ist genauso groß wie das normale Segel (na ja, 44 statt 45 qm...). Es ist sogar ein wenig ausgestellt! Gelernt habe ich, dass zwar jeder Segelmacher senkrecht durchgelattete Segel herstellt, aber die Art die Lattentaschen, die Taschenverschlüsse, die Näh-Art des Achterlieks und des gesamten Tuches sind doch sehr unterschiedlich. Habe das mit Elvstroem und North verglichen. Preislich +/- 10% aber gewaltige Unterschiede in der oben genannten Verarbeitung. Hinzu kommt, dass die Segelwerkstatt Stade statt dem UV-Schutz-Tuch für das Rollvorsegel eine Farbe verwendet. Das trägt nicht so auf, ist haltbarer und leichter. Bei weiteren Fragen gerne Anruf - schicke Dir meine Nummer per pn oder Du mir Deine. Gruß Ray |
#3
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Hallo Ray,
danke für Deine interessanten Ausführungen. Mal ein bekennender Fan von Lattenrollgroßsegeln, interessant! Die Segelwerkstatt Stade war der einzige Segelmacher, mit dem ich gesprochen habe, der kompromisslos zu einem voll durchgelatteten Großsegel rät ("besserer Stand, mehr Fläche, mehr Auftrieb"). Von anderen Fachleuten (Beilken, Haase, UK-Sails) wurden stets kurze Latten im Achterliek empfohlen ("leichter"; "fest eingenäht, also keine dicken Taschenklappen"; "nur Glasfaser, kein Karbon, deshalb weniger Bruchgefahr") oder gar keine (Hood). Aus dem Bauch heraus und ohne werten zu wollen, habe ich ein wenig den Verdacht, dass viele Segelmacher Latten für Rollgroßsegel in erster Linie deshalb empfehlen weil sie darin ein Zusatzgeschäft sehen. Vielleicht tue ich ihnen unrecht. Das (Fahrten-) Segel selbst kann viele Jahre halten; Latten dagegen brechen (sie können, also werden sie auch...), und dann braucht man (teuren) Ersatz. Ist man nicht grad auf Nord- oder Ostsee unterwegs, wird man die sperrigen Dinger im Ausland auch noch (teuer) importieren müssen. Falls mal vor Ort was zu reparieren ist, fehlt es dem lokalen Segelmacher möglicherweise am Spezialwissen. Ich komme ich immer stärker zu dem Ergebnis, ganz auf den Luxus der Latten zu verzichten. Wäre ich an der deutschen Küste unterwegs, würde ich es sicher leichter nehmen, denn dann hat man das Segel schnell mal zu "seinem" Segelmacher hin- und hergeschickt. Doch in entfernteren Gebieten wird das schwierig. Dennoch, ich bin auf eure weitere Erfahrungen gespannt. Noch ist nichts entschieden. PS: Im wahren Leben heiße ich Reinhard.
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#4
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Moin Reinhard,
du hast eine PN erhalten. Gruß Uwe
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Gruß Uwe |
#5
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Segellatten zu bekommen sollte nicht das Problem sein ... die kann jeder Segelmacher leicht bestellen, wenn er sie nicht vorrätig hat.
Das geht fast über Nacht und ist sicherlich nicht teuerer als ca. 5 Euro je Meter (normale Latten) ... Okay, wenn man dann ein paar Mal 10m braucht Aber Latten können brechen also brechen sie auch Da könnte ich mir eher Vorstellen, dass man sie verliert Wie und warum sollten Deine Latten denn brechen, bzw. bei welcher Belastung?! Gruß jochen |
#6
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By the way: Interessante Diskussion, danke mal zwischendurch für eure rege Beteiligung. Gruß, Reinhard
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#7
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Ich kann "leider" nur von horizontalen Latten berichten (durchgelattet) ...
aber gebrochen ist mir trotz hartem Einsatz bisher noch keine (und ich halte das auch für ziemlich unwahrscheinlich. Eine habe ich getauscht ... das waren 4,80 m mal etwa 5 Euro je Meter also knapp 25 Euro ... aber die war durch "Dummheit" verloren. Gruß Jochen |
#8
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Du hättest es mit senkrechten Latten zu tun. Da scheint mir die Gefahr geringer zu sein. Aber es stimmt natürlich: Nur, was du nicht an Bord hast, kann auch nicht kaputt gehen. Gruß Gerd |
#9
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dann aber besser kein Boot
man kann auch pessimistisch sein |
#10
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Gruß Gerd |
#11
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Gerd,
bestimmt nicht DIch ... aber bevor ich davon ausgehe, dass alles was ich an Bord habe kaputt geht - dann lieber kein Boot ... meine Meinung |
#12
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Na ich hoffe mal schwer, auch mich meinst Du nicht...?
Ich kaufe nicht alle Tage neue Segel, und deshalb interessieren mich natürlich die Meinungen von Skippern, die aktuelle Erfahrungen mit den verschiedenen Varianten haben. Die Tendenz hier geht ja nun recht klar PRO Latten. Damit habe ich durchaus Anlass, meine Einstellung zu überdenken. Und damit hätte (für mich jedenfalls) diese Diskussion schon was gebracht.
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#13
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Hallo Reinhard,
mir ging es mehr um ... "... sie können brechen, also werden sie auch", "... alles was an Bord ist, kann auch kaputt gehen" Ich weiß nicht ob hier oder in einem anderen Forum, habe ich DIr auch geantwortet. Bei Mehrkosten von bis zu 500 Euro würde ich als "Fahrtensegler" wohl kaum zögern, diese in anderweitigen "Segelgenuß" zu investieren. Allerdings habe ich auch kein Rollgroß, ... und ein durch gelattetes normales Segel ist halt nochmal was ganz anderes ... das verlängert die Haltbearkeit des Segels bei Häufig gebrauch deutlich, da es deutlich besser steht Gruß Jochen |
#14
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Also ohne Latten ist das Rollgroß nur ein profilloser Lappen, wie auch ein normales Groß!
Dass Latten brechen ist unwahrscheinlicher als dass ein Segel reisst! Und das ist teurer! Eine Latte nachkaufen? Die Kosten (20 Euro!) sind nun wirklich lächerlich. Und wenn ich den Aufpreis von 350,- wegen Ausstattung eines Groß mit Latten und unter Verzicht auf Profil sparen wollte, würde ich mir tatsächlich überlegen, ob Segeln das passende Hobby ist - sorry! Wir reden über weit weniger als 10 % der Gesamtkosten für das Groß! Natürlich nur, wenn es ein anständiges Tuch und Nähart ist. Also - sei mir bitte nicht böse - aber wenn Du überlegst und fragst, ob komplette Latten für die Performance gut sind oder kurze Latten ausreichen und dann das Geld bedauerst - das verstehe ich wirklich nicht! Und wenn einige Segelmacher kurze Latte bevorzugen, dann frage ich mich, warum auf jedem Regattaschiff durchgehende Latten verwendet werden - von den gleichen Segelmachern! Das Problem für die ist, dass die die senkrechten Latten nicht ins Mastprofil bekommen! Das schaffen eben nur Profis, wie oben beschrieben. Gruß Ray |
#15
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Trotzdem werde ich doch mal laut nachdenken dürfen, ob sich eine Ausgabe lohnt oder nicht. Abgesehen davon ging es mir bei meiner Frage in erster Linie um die Frage, ob die Latten im Rollgroß mehr Nutzen oder mehr Probleme bringen. Als bisher völlig lattenfreier Rollsegler höre und lese ich deshalb mit großem Interesse von euren konkreten Erfahrungen. Zitat:
Also, an diese Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön für eure interessanten und konstruktiven Beiträge. Gruß, Reinhard
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#16
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Hallo Reinhard,
ich habe auf der Balimara, eine Moody 35, auch ein durchgelattetes Groß und bin damit jetzt 8 Jahre unterwegs. Dieses Jahr gibt es ein Neues, im oberen Bereich durchgehend und weitere Latten konventionell. Das hat den Grund, kein Rollsegel und wir nehmen das Segel öfter ab, was mit den Latten etwas problematischer zu verstauen ist. Jedesmal die Latten rausnehmen und wieder einsetzen bekommt den Lattentaschen und Beschlägen nicht so gut. Die Lattentaschen und die Schlitten am Vorliek leiden unter der häufigen De-/Montage. Daher kein komplett gelattetes Groß mehr. Hätte ich ein Rollgroß, käme nur ein durchgelattetes Segel in Frage (und das auf jeden Fall von der Segelwerkstatt Stade!).
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Gruß Manfred |
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