Kleine Notfall-Resto in Spanien

[ars71]

Hallo,

ich musste meine Triton für ein paar Tage ruhen lassen um einem Freund in Spanien zu helfen. Sein Boot, das er beruflich benötigt wurde letztes Jahr von ein paar Idioten versenkt und liegt mangels Zeit und Möglichkeiten als Wrack brach.
Also habe ich meine Familie eingepackt und werde mich dem Teil die nächsten Tage widmen. Natürlich werde ich in gewohnter Weise berichten

Hier ein paar Pics:

Bei dem Boot handelt es sich um eine ca 4 lange, in Spanien gefertigte Ducauto Flash Fiesta, die primär genutzt wurde um eine Banane zu ziehen. Der Boden ist gebrochen, das Holz verfault und die optische Erscheinung ist auch nicht eben ein Genuß.















Meine beiden Gehilfen bei der Inspektion


Morgen kommt erst mal die Oberschale runter und dann sehen wir weiter.

[ars71]

Wer hätte in Spanien mit schlechtem Wetter gerechnet
heute gleich mal den ersten halben Tag verloren wegs Dauerregen.

Dann das Boot vom Trailer - super allein

Dann mit der Diamantfächerscheibe den Falz geöffnet und schließlich die Motorwanne geöffnet. Von einer durchgebrannten Flex abgesehen, alles super.












Die gesamte Mittelsektion fliegt raus, da kommen dann Back-to-Back Sitze rein.






Bei der Konstruktion des Boden haben sich die Erbauer nicht mit Ruhm bekleckert -. wie Papier. Die Stringer haben keinen Kontakt zum Spiegel.. .


Morgen kommt der Boden - bzw was noch davon übrig ist raus.

[ars71]

heute morgen die marode Innenschale vom Boden befreit - sofern man das wirklich so bezeichnen möchte - wie Papier
Alles ausgekärchert und die Schale umgedreht.
Stück für Stück alle erkennbaren Schäden freigeschliffen. Leider ergaben sich dabei ein paar ziemlich unschöne Stellen, die komplette weich waren.
Da der Anspruch, im Gegensatz zu meinen Booten nur der ist das Boot wieder ins Wasser zu bringen, so dass es seinen Dienst noch ein paar Jahre tut, habe ich alles was weich war ausgeschliffen bis ein hartes, aber löchriges Wrack übrig war

Dann ging´s an verschliessen derselben. Hab mich hier der "Sackmethode" bedient: Matte drüber nach innen drücken, so dass sie sich auf der Innenseite wie ein Sack ausstülpt, dann mit Glasfaserschnitzel, Matte und viel Harz aufbauen bis wieder etwas über bündig. Plan schleifen und weiter.

zum Schluss noch ein paar Beschläge von der Oberschale entfernt und zur Wiederaufarbeitung beiseite gelegt. irgendwie nicht so clever die Klampen nur mit einer Mutter im blanken Gfk zu sichern..

Hier wieder ein paar Bilder:

[Fiberform]

Mit dem Wort "Klein" im Threadtitel hast du zwar ordentlich übertrieben aber ich bin mal nicht so und lese trotzdem mit.

[Twister82]

Brutal !!!

Was du dir da vornimmst. ich finde solche Extrem Resataurierungen die in keinem Verhältnis stehen immer interessant und verdienen höhsten Respekt, wenns dann mal ein tolles Endergebnis wird.

Auch das Einbringen von sämtlichen Fachwissen im Bereich GFK Arbeiten und Motorentechnik fasziniert.

Viel Erfolg. Ich lese auch mit

[Chevyoli]

Klasse Sache, das sieht alles immer so einfach mit den GFK aus... Klar wenn man weiß wie.

Weiter so

[ars71]

heute morgen hab ich statt Frühstück erst mal geschliffen.. und zwar ne ganze Weile.


anschliessend gespachtelt..


und wieder geschliffen.


nach einer kurzen Acetonwäsche wurde das Lenzstopfenthema erledigt. in keinem Boot das ich mache ist ein Loch unter der Wasserlinie - der Sinn dieses Teils hat sich mir nie ergeben. Üblicherweise ist ja das Wasser drausen - insofern fliest es eher rein als raus, ganz zu schweigen von Slipmanövern ohne Stopfen usw. Sollte mal Wasser da sein, gibt es eine Bilgepunpe
Aus Harz, Tripoxermittel und gezupfter Matte einen Pfropf gemacht, den verpresst und anschliessend überlaminiert - zu - fertig.


Dann nochmal geschliffen - und zwei Lagen Epoxyprimer gerollt.






Nach einem Mittagspäuschen kam das Antifouling drauf - bei einem Wasserlieger die beste Wahl.




Anschliesend wurde die Mittelsektion der Oberschale entfernt und alles plan geschliffen.







Eine Sperrholzplatte mit Matte laminiert und hinter den Ausschnitte geklebt. Danach von vorne schön überlappend Aufgebaut. Zum Schluss, die Platte hinten einlaminiert.










Morgen wird das auf der anderen Seite wiederholt, dann gespachtelt und alles ist gut

[ars71]

Das Boot heute Morgen wieder umgedreht. Dann ging es an der Oberschale weiter. Die Seite die ich gestern schon laminiert hatte gespachtelt und geschliffen und während die trocknet, die zweite laminiert, dann auch gespachtelt usw.









Weiter ging es in der Unterschale. Alles Ausgeschliffen und mit Aceton gereinigt. Hier mal ein Bild des Propfs mit dem ich den Lenzstopfen verschlossen habe - "im Aufschnitt" sozusagen. (Weil gestern jemand fragte was er sich darunter vorstellen kann)



Die Begrenzung des Bilgewanne hatte ich rausgenommen weil total morsch - die Stringer selbst sind, wie der Spiegel auch, ok. Allerdings gab es ja keine Verbindung zwischen Spiegel und Stringer, was ich etwas befremdlich fand, vor allem bei 60 PS an der Nußschale. Also etwas improvisiert und "geschient":





Die Konstruktion wurde dann wieder von drei Seiten überlappend, je zweimal einlaminiert.






Dann das hinterer Bodenbrett angepasst und mit angedicktem Harz und gezupfter Matte (mangels Glasfaserschnitzel) eingeklebt und verspachtelt. Anschliessend mit drei lagen eingeglast. Dann war das Harz alle und Feierabend für heute.

[Ölfinger]

VA- Valencia Zulassung?
Du kannst Dir sicher sein, das ich den Thread hier verfolge,

und wehe Dir Du willst wieder Richtung Norden, ich sperr' die AP7 und hol Dich da raus

...und glaube nicht, dass mir mal das Harz oder die Matte ausgehen könnte!

[ars71]

Also heute Morgen erst mal zum Harz shoppen gefahren und dabei gleich mal einen Blick auf den mit 362 Meter Länge längsten Kreuzfahrer "Allures of the Seas" geworfen, da sie gerade im Hafen lag.


(super Bild, ich weiss, aber im Hintergrund zu erahnen )

Zurück am Boot wurde Holz gesägt und angepasst,







den Stringer in den Bug verlängert und auf die Seiten abgestützt, da ich die ganze Konstruktion für ein wenig "weich" hielt.







Die Platten mit angedicktem Harz verspachtelt (oder besser verschleimt - das Zeug sieht aus wie eine am Strand angespülte Qualle )



Zwei Lagen Matte drauf



Den Bilgekasten auslaminiert



Das "Trittbrett" einlaminiert



Und die Oberschale wieder drauf.

[ferenc]

Klasse Aktion!

Wenn du damit fertig bist, erklärst du deinem Kumpel mal, wie man nachhaltig mit Investitionsgütern umgeht.

Hast du die Hölzer von der Unterseite auch behandelt?

[ars71]

ja, sind von der Unterseite auch mit einer Lage Matte versehen. Hab ich aber nicht fotografiert, wie manch andere Details auch nicht. Nachdem hier die Zeit etwas drückt und ich das ganze alleine mache, bin ich etwas nachlässig was die Fotos angeht

Zitat von ferenc

Klasse Aktion!

Wenn du damit fertig bist, erklärst du deinem Kumpel mal, wie man nachhaltig mit Investitionsgütern umgeht.

Hast du die Hölzer von der Unterseite auch behandelt?

[wormdorm]

Zitat von ars71

Da der Anspruch, im Gegensatz zu meinen Booten nur der ist das Boot wieder ins Wasser zu bringen, so dass es seinen Dienst noch ein paar Jahre tut, habe ich alles was weich war ausgeschliffen bis ein hartes, aber löchriges Wrack übrig war

Der war gut, Achim!!
Das Boot ist nach Deiner Resto wohl in einem besseren Zustand als bei der damaligen Fertigstellung durch die Werft!
Damit kann er jetzt wieder die nächsten 20 Jahre eine Banane durch die Gegend ziehen...

[ars71]

Regen! nicht zu fassen - also erst mal rennen und eine Plane suchen..



Dann wurde mal wieder geschliffen, entfettet, und dann laminiert. Erst die Matte oben an der Wand , dann gespannt am Boden, nach dem Durchhärten das gespannte Gewebe. Das ganze dreimal.





Anschließend, die Motorwanne wieder rekonstruiert. Zuerst von unten, dann von oben - Spalt mit Glasfasterstrang verschlossen, dann drüber laminiert.





Alles gespachtelt und - richtig - geschliffen

Abschliessend über die ganze Seite eine geschlossene Matte drüber. Sieht auf den Fotos jetzt natürlich wie Grütze aus, weil verschiedene Farben, ist aber eine glatte, schöne Fläche geworden und sehr stabil. Durch den Kontakt zum Boden (weil ja keine klassischen Seitenteile auch noch einmal versteifend.







Da hin und wieder jemand auf das "Vordeck" springt, der keine 36er Konfektion trägt, wollte ich hier noch etwas mehr Stabilität bringen und habe eine Stütze angepasst und dann komplett geharzt und zuerst komplett mit Matte eingekleidet und am Boden und er Deck-Unterseite anlaminiert - wieder drei Lagen überlappend.



Leider hat die Teile-Lieferung nicht geklappt wie geplant - die Scheuerleiste, der Lack und so diverser Krimskrams ist schlicht nicht da - insofern endet mein Auftrag hier erstmal - das Boot muss ab dem Wochenende wieder Dienst tun und auf mich wartet LuBee. Da ich oft hier bin werd ich das mit dem Lack bei Gelegenheit nachholen und natürlich dann auch hier ergänzen.

Mission erfüllt - morgen Eisessen und Strand mit meinen Jungs und dann zurück und ab in die Werft

[hansenolli]

Schade,
hatte mich schon gefreut gepimptes Boot zu sehen.

Hut ab.

[chrisboot]

Auch wenns nicht fertig geworden ist eine beachtliche Leistung und schön beschrieben/bebildert.
Danke und gute Heimreise

Chris

[ars71]

Hallo Chris, Hallo Oli,

bin auch etwas enttäuscht, da ich gerne eine abgeschlossene Arbeit abgeliefert hätte, aber leider nicht meiner Macht. Das grundlegende Ziel, das Boot wieder Startklar zu machen ist aber erreicht und der letzte Feinschliff ist aufgeschoben, kommt aber noch

[Havelflitzer]

Hammer Arbeit! Ist zwar echt zeitintensiv, muss dafür aber auch echt Laune machen, wenn man so nach und nach ein Schätzchen entstehen sieht.

Respekt! Großartig!

[Basstel-Bassti]

ich frage mal ganz vorsichtig


Das Boot scheint ja technisch nun i.O., aber Optisch zum Haare raufen ....

lassen sich da wirklich Touris mit ner Banane dran ziehen ?

[ars71]

ja, die sitzen ja auf der Banane und nicht auf dem Boot
Außerdem wird es ja noch lackiert - wenn es das nicht schon ist - muss ich mal nachfragen. Im Einsatz ist es jedenfalls jeden Tag.

[Ölfinger]

Zitat von ars71

ja, die sitzen ja auf der Banane und nicht auf dem Boot
Außerdem wird es ja noch lackiert - wenn es das nicht schon ist - muss ich mal nachfragen. Im Einsatz ist es jedenfalls jeden Tag.

...bei uns am Strand fährt ein schicke Maxum, frisch lackiert;
dass aber der innere Boden ca 3 cm hoch und runtergeht bei etwas Wellengang sieht man von der Banane aus auch nicht