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Törnberichte Wie der Name schon sagt. Keine Antwortmöglichkeit! |
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Überführungstörn von Burg/ Fehmarn nach Lemmer
Schiff: Bavaria 37/3 Carpe Diem (Tiefgang 1,85; Rollgroß und Rollgenua)
Crew: Jürgen, Andreas, Klaus, Guido, Utz 14.04.2006 Morgens um 03:50 Uhr klingelt der Wecker. Wer tut sich das eigentlich freiwillig an? Um 04:30 geht’s dann los Richtung Fehmarn, wo wir nach unspektakulärer Fahrt um 10:15 Uhr ankommen. Dort erwarten uns schon Klaus, Utz und Guido, die das Schiff gestrichen poliert und gekrant haben, so dass es jetzt im Yachthafen Burgtiefe schwimmt. Auch der Vorbesitzer ist pünktlich da und klärt noch offene Punkte zu unserer Zufriedenheit. Es ist kalt und der Wind weht mit ca. 6 –7 Bft. aus West, so dass wir beschließen, keinen Probeschlag zu segeln, sondern das Schiff für die Reise vorzubereiten, denn zu tun gibt’s noch genug. Auch die Sicherheitseinweisung und die Verteilung der Notrollen braucht so seine Zeit. Beendet wird der Tag spät am Abend bei einem gemeinsamen Essen. 15.04.2006 Um 08:00 Uhr sind die Leinen los und es geht Richtung Kiel. Ziel für heute ist Laboe. Gleich hinter der Hafenausfahrt verliert Utz seine Mütze, die langsam in der Ostsee versinkt. Nach der Durchfahrt unter der Fehmarnsundbrücke ist noch Manövertraining angesagt. Danach geht’s bei 3 Bft. aus West nach Laboe, wo wir um 18:00 Uhr in der neuen Baltic Marina festmachen. Unterwegs haben wir mehrfach Schweinswale um uns herum, die uns zum Teil auch begleiten. Für uns alle immer wieder ein tolles Schauspiel. 16.04.2006 Morgens um 05:00 Uhr klingelt der Wecker. Ohne Frühstück fahren wir Richtung Schleuse bei Kiel - Holtenau, wo wir nahezu ohne Verzögerung in die neue Schleuse einlaufen können, in der schon zwei große „Pötte“ liegen. Innerhalb von 20 Minuten sind wir durchgeschleust und fahren Richtung Brunsbüttel weiter. Unterwegs wird das Frühstück nachgeholt und wir genießen einen kalten aber sonnigen Tag auf dem NOK. Um 15:45 Uhr sind die 95 km geschafft und wir schleusen auf die Elbe aus. Wegen des Nordwestwindes und des noch gegenlaufenden Stromes motoren wir die restlichen 16 sm bis Cuxhaven und machen dort um 19:30 Uhr im Yachthafen fest. Dieser befindet sich zur Zeit im Umbau, weshalb die Hafengebühren sehr günstig sind, wir aber auch nicht duschen können. Nach dem Essen an Bord gehen Jürgen und Andreas noch zum DWD und erhalten per Türgegensprechanlage einen Wetterbericht für die nächsten zwei Tage kostenlos. 17.04.2006 Schon wieder 05:00 Uhr. Und das soll Urlaub sein? Aber in Gezeitengewässern kann man es sich nicht immer aussuchen. Mit ablaufendem Wasser fahren wir in den Sonnenaufgang die Elbe hinunter bis zum Verkehrstrennungsgebiet „Elbe Approach“. Hier biegen wir dann nach Backbord ab, vorbei an Scharhörn Riff und kämpfen uns gegen den Westwind Stärke 5 Bft. nach Norderney. Die Welle ist hackig, so dass der erste aus unseren Reihen die Fische füttert. Kalt ist es außerdem, dafür scheint aber mittags die Sonne. Kurz vor Norderney zieht sich der Himmel zu und es fängt an zu regnen und zu hageln. Also das richtige Wetter, um in der Dämmerung die Ansteuerung des Dovetiefs vor Norderney in Angriff zu nehmen. Aber alles läuft wie geschmiert und wir erreichen nass und müde den Hafen von Norderney. Hier wartet als Überraschung noch, das der Hafen, der eigentlich eine Tiefe von 2,30 m haben soll, noch nicht ausgebaggert ist. Also wühlen wir uns mit Gas (wir haben Niedrigwasser) zu unserem Liegeplatz und stehen nach einem langen Tag auf unserem Kiel am Steg. Essen gibt’s auch keines mehr im Restaurant am Hafen, da der Wirt die Tür vor unserer Nase abschließt. Zumindest können wir nach zwei Tagen mal wieder duschen. 18.04.2006 Heute ist Hafentag. Draußen kachelt es mit 6-7 Bft. aus West (natürlich!) es regnet, also können wir ausschlafen und am Abend im Ort etwas essen gehen. Außerdem verlangt das Schiff nach ein wenig Pflege. 19.04.2006 Der Wind hat gedreht! Bei Hochwasser und Südwind laufen wir aus Norderney aus und segeln Richtung Emsmündung. Wir wollen heute eigentlich nach Delfzijl und dann die Staande - Mastroute Richtung Ijsselmeer. In der Ansteuerung der Ems starten wir die Maschine, die nur kurz läuft und sich dann mit einem lauten Ton meldet, das irgendwas mit der Kühlung nicht stimmt. Nach einem längeren Check stellen wir fest, das am Seeventil kein Kühlwasser ankommt. Irgendwas muss davor hängen, aber was? Bei sechs Grad Wassertemperatur ist auch keiner bereit, ins Wasser zu gehen. Nachdem wir kurz die Alternativen besprochen haben, beschließen wir, unter Segel in den Hafen von Borkum einzulaufen, da Wind und Gezeit passen. Wir melden uns per Funk an und bekommen die Antwort, das wir am Steg erwartet werden. Auch mit der auslaufenden Fähre vor Borkum sprechen wir uns kurz über Funk ab, damit diese informiert ist, dass wir nicht voll manövrierfähig sind. Im Hafen von Borkum klappt das Anlegemanöver unter Segel reibungslos und wir machen uns auf, die Situation zu klären. Zwei Hobbytaucher, die wir über die DGzRS kennen lernen, tauchen das Schiff ab, finden aber nichts, was vorm Kühlwassereinlauf sitzt. Wir vermuten, das Schlick aus dem Hafen von Norderney vor dem Kugelventil sitzt und spülen mit Wasser und einer Pumpe das Ventil durch. Nachdem alle Schläuche wieder fest sind und auch der Seewasserfilter dicht ist, starten wir die Maschine und.... sie läuft. Mittlerweile ist es aber schon spät geworden, so dass wir nur noch etwas kochen und dann mal etwas früher in den Kojen verschwinden. 20.04.2006 Da die Flut erst um 09:30 Uhr einsetzt, können wir heute etwas länger schlafen und laufen eine halbe Stunde vor Niedrigwasser aus Borkum aus. Wir haben leichten Südwind und fahren bei Regen und schlechter Sicht die Ems hoch bis Delfzijl. Dort können wir nach kurzer Wartezeit in den Eemskanal schleusen. Hier beginnt die Staande – Mastroute, die uns zum Ijsselmeer bringen soll. Leider werden wir bereits um 15:55 Uhr eingebremst, da die erste Brücke in Groningen schon nicht mehr aufmacht und wir für den Rest des Tages hier festsitzen. Deshalb gibt’s Abends Pizza aus der nächsten Pizzaria. 21.04.2006 Um 09:00 Uhr mach die Brücke dann endlich auf und wir werden innerhalb von zwei Stunden als einziges Schiff durch Groningen geleitet. An der zweiten Brücke gibt’s einen längeren Aufenthalt, da hier gerade Ausbesserungsarbeiten durchgeführt werden. Der Rest der Brücken wird jedoch zügig passiert, wobei die Brückenwärter immer mehrere Brücken bedienen und mit dem Fahrrad mitfahren. Der Rest des Tages vergeht eher ruhig und auch die Temperaturen sind am Tage endlich mal auszuhalten. In Dokkum kommt es dann, wie es kommen muss, mitten in der Stadt werden die letzten beiden Brücken nicht mehr geöffnet, es ist 19:00 Uhr und wir müssen hier bleiben. Wir kaufen uns Kibbeling mit Pommes und auch zwei Flaschen Wein werden geöffnet. Wir vermuten, das in Groningen und in Dokkum die Brücken so geöfnet und geschlossen werden, das man einen Tag im Ort bleibt, um für etwas Umsatz zu sorgen. 22.04.2006 Auch hier wird die nächste Brücke erst um 09:00 Uhr geöffnet. Hier müssen wir das erste mal Brückengeld bezahlen und sind mit zwei Euro dabei. Der Brückenwärter lässt an einer Art Angel einen kleinen Holzschuh zu uns herab, in den das Geld abgezählt hinein gelegt wird. Auf der Weiterfahrt bleiben wir dann mittags um 12:00 Uhr in Leuwaarden hängen, da bis 13:00 Uhr Mittagspause gemacht wird. Damit wird unser Plan, Lemmer heute noch zu erreichen, nahezu unmöglich. Zu ändern ist aber nichts. Wir nutzen die Zeit für einen kleinen Einkauf, da wir mit einer weiteren Nacht auf dem Kanal rechnen. Nach der Brückenöffnung mach die Maschine auch noch mal Ärger, was wir aber schnell in den Griff bekommen. Jetzt drückt die Zeit aber wirklich. Wir geben Gas und rauschen den Princess-Margrit-Kanal hinunter dem Ijsselmeer entgegen. Wir haben Glück mit dem Rest der Brücken und sehen noch einmal Licht am Horizont. Aber das Glück bleibt uns nicht treu. Um 19:00 Uhr schließt die Brücke bei Spannenburg, ca. sechs km vor Lemmer und bleibt auch bis Morgen geschlossen. Wir sind aber erst um 19:15 Uhr an dieser Brücke. Also liegen wir mal wieder fest. Heute Abend ist Resteessen angesagt, trotzdem werden alle satt. 23.04.06 Eigentlich soll die Brücke erst um 09:00 Uhr geöffnet werden. Als wir um 08:00 Uhr beim Frühstück sitzen ist, jedoch die Brücke schon in Bereitschaft und wir lassen das Frühstück sausen und legen ab. Nach 50 Minuten liegen wir in Lemmer in der Marina Tacozijl und unser Überführungstörn ist hier erst einmal zu Ende. Eigentlich wollten wir bis ins Grevelinger Meer. Da wir aber meist Wind aus Westen hatten, wir einen Tag auf Norderney eingeweht waren und wir durch die Probleme mit der Maschine einen halben Tag in Borkum verloren haben, war der Zeitplan nicht mehr einzuhalten. Jetzt müssen wir in zwei Wochen die restliche Strecke zurücklegen. Ob wir außen rum fahren, oder durch Amsterdam binnen, werden wir dann entscheiden. Insgesamt wurden 360 sm zurück gelegt. Meist hatten wir Wind von vorn, es war kalt, die Tage fingen früh an und hörten spät auf, aber wie immer hat es irgendwie doch Spaß gemacht. Wir haben viel gesehen und erlebt und möchten den Törn nicht missen. astone
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www.wassersport-steinborn.de Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, daß wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (aus: Die letzten ihrer Art v. Douglas Adams)
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