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Alt 18.08.2015, 13:43
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Standard Törnbericht 2015: Schweden, Göta-Kanal und Kinda-Kanal

„Das kleine Blaue und die Suche nach den Roten und den Grünen“

Die Bilder findet Ihr hier: https://picasaweb.google.com/1130238...On1vs7N7uH86wE

25-06 Boot und Auto sind gepackt, Verkehrsbericht abgehört, um 9:00 geht es los nach Norden. Vorher noch schnell den Luftdruck bei Auto und Trailer erhöht, außerdem ist mal wieder eine Gewichtskontrolle an der Kiesgrube fällig: Gesamtgespann 3,35 to, Trailerachse 1,45 to, also beide genau am Limit (1,9 to + 1,5 to). Wir schwimmen mit dem Verkehr und finden gegen 18:00 einen Brauereigasthof nahe bei Neumünster, wo wir einen ruhigen Parkplatz und anständig zu Essen und natürlich auch zu trinken bekommen. Das ganze Zubehör für das Navi ist im Handschuhfach, das Navi aber unauffindbar. Ebenso das Händi.........langsam werden wir aber wirklich alt. Gerade deswegen haben wir uns den Göta-Kanal als Sommertour ausgesucht, denn allein je 3 Tage Hin- und Rückfahrt sind für knapp 70-jährige auch nicht mehr so locker zu bewältigen. Also mußte der Kanal endlich auch mal bereist werden, sonst wird das in diesem Leben nichts mehr.

26-06 Wir besuchen die Rendsburger Hochbrücke und lassen unser Gespann kostenlos mit der an der Brücke hängenden Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal „schweben“. Wir benutzen die Fähre Fynshav-Bojden, aber um ein günstiges Ticket zu erhalten müssen wir 1½ Std. warten. Weiter geht es über die beiden kostenpflichtigen Brücken über den Storebaelt und den Öresund. Wir umrunden Malmö und finden in Strandnähe einen großen Parkplatz zum übernachten. Auch das Rein- und Rausklettern während unser Boot auf dem Trailer steht, macht uns zunehmend Schwierigkeiten. Deshalb lösen wir den hinteren Befestigungsgurt. Bisher haben wir noch nie vergessen ihn morgens auch wieder festzuzurren.....

27-06 Bei gemischtem Wetter nehmen wir die letzte Etappe der Anfahrt unter die Räder. Schwedens Autobahnen und der Verkehr sind angenehm ruhig, und später auf den Landstraßen ist auch nicht viel los. Vor jedem Kontrollblitzer wird man per Schild gewarnt, die Beschilderung ist ordentlich, wir haben uns nicht wirklich verfahren als wir gegen 15:00 in Sjötorp, dem westlichen Ende des Göta-Kanals ankommen. Bei Sonnenschein lassen wir das Boot ins Wasser, dann wird noch einiges umgeladen und gebrasselt. Das Auto-Gespann kommt auf einen öffentlichen, kostenlosen Parkplatz und als wir in den eigentlichen 1. Hafen der Kanalgesellschaft einfahren wollen, ist es 18:15 und die 1. Schleuse hat Feierabend. Also müssen wir für 200,- skr, das sind ca. € 24,- im Vänern-See-Hafen übernachten. Die Hafen- und Schleusen-Gebühren für den Kanal haben wir schon vorher mit dem Kauf des Kanal-Tickets entrichtet. Hier http://www.gotakanal.se/de/ findet der interessierte Leser alles Wissenswerte über den Kanal und die Gebühren. Die Sonne geht gegen 23:00 unter, es wird aber die ganze Nacht nicht wirklich dunkel.

28-06 Am Morgen fahren wir eine kurze Runde raus auf den Vänern-See, aber wegen vorgelagerter Inseln kann man seine wahre Größe (ca. 13x Bodenseegröße) nicht erkennen. Für unser Boot ist er nicht geeignet, deswegen starten wir in Sjötorp. Unser Ticket gilt für den gesamten Kanal von Sjötorp bis Mem und zurück für die Dauer der gesamten Saison. In der ersten Schleuse bekommen wir unser Relingfähnchen mit dem Aufdruck „Mem“ und eine ganze Mappe mit Infomaterial, sowie zwei Kärtchen mit Magnetchip, mit dem wir alle Einrichtungen der Kanalgesellschaft ohne zusätzliche Kosten benutzen können. Der Schleusenknecht erklärt uns auch die Schleusentechnik, was für uns nicht viel Neues bringt. Aber man kann ja immer dazulernen. Wir erklimmen die ersten 10 Schleusen, durchfahren die ersten 7 beweglichen Brücken, jetzt wissen wir, wie das abläuft. Das Schleusenpersonal weiß über alles Bescheid und gibt gerne Auskunft. Es war auch eine Studentin aus Deutschland dabei, die uns mit einem herzlichen „Kölle Alaaf“ begrüßte. Das Wetter sah nicht so freundlich aus, deswegen machten wir in Norrkvarn für die Nacht fest. Georgs neues Tablet konnte sich mit der schwedischen Simcard nicht anfreunden und so waren wir froh, in Norrkvarn ein freies W-Lan zu finden, so daß wir trotz fehlendem Händi unseren Kindern ein Lebenszeichen geben konnten. Am Abend fuhr noch der Nostalgiedampfer „Juno“ vorbei, die haben eigenes Schleusenpersonal dabei.

29-06 Das Wetter ist kühl, leichter Nieselregen, wir starten nach einem ordentlichen Frühstück. Es sind nochmal 9 Schleusen und 6 Brücken zu passieren, als wir gegen 14:00 in Töreboda einen Liegeplatz für die Nacht finden. Dort gibt es ein Touristenbüro, das uns den Weg zum Supermarkt, Fahrradwerkstatt, Souvenirladen und Lotto-Kiosk erklärte. Supermarkt, weil wir mal einkaufen müssen. Fahrradwerkstatt, weil Georgs Fahrrad hinten platt war. Souvenirladen um einen Gastlandwimpel zu kaufen. Lotto-Kiosk, weil wir noch einen Sim-card-Versuch machen wollten, aber auch diese Karte passte nicht in den entsprechenden Schlitz. Der Supermarkt war ok, die Preise wie erwartet, etwa 20% höher als bei uns (alkohol. Getränke hatten wir in ausreichender Menge zu Hause gebunkert.) Der Fahrradladen versprach für morgen 9:00 eine Reparatur, der Souvenirladen hatte einen schwedischen Wimpel. Für das Tablet nannte uns die Tourist-Info noch eine Adresse in Karlsborg. Alle Leute sprachen gut bis sehr gut englisch, manche auch deutsch, wir haben auf der ganzen Tour keinerlei Verständigungsprobleme gehabt. Gegen 22:00 erschraken wir durch ein kurzes Geprassel auf unseren Stoffdach, Regen? Nein, ein große Möve hatte genau über unserem Boot ihre Notdurft entsorgt. Zum Glück war am Steg ein betriebsbereiter Wasserschlauch, mit dem wir die Sauerei sofort beseitigen konnten.

30-06 9:00 Uhr, der Fahrradladen hat Wort gehalten und auch einen neuen, gebrauchten Mantel zum halben Preis montiert, der alte war wirklich hinüber. Bis zum höchsten Punkt des Kanals, dem Vikensee ist nur noch eine Schleuse, die hat auch nur 0,2m Hubhöhe. Vorher kommen noch 6 bewegliche Brücken. Viele dieser Brücken sind ferngesteuert, so daß ein Brückenwart meistens weiß, wo wir uns befinden und uns per Videokamera schon an der nächsten Brücke erwartet. Anfangs ist das Wetter trüb und kühl, aber als wir in Tatorp am Vikensee ankommen, scheint die Sonne. Wir satteln unsere Aldi-Klappräder und machen eine kleine Tour zu dem Obelisken, der zu Ehren des Kanal-Erbauers Baltzar von Platen errichtet wurde. Ähnlich wurde auch dem Erbauer des ebenso berühmten Canal du Midi, Paul Riquet, ein Denkmal gesetzt: http://www.boote-forum.de/showthread.php?t=78055 20-06. Es wird sonnig, der Abend ist ganz ruhig, ein französisches Segelboot gesellt sich zu uns und wir haben eine ruhige Nacht.

01-07 Nach herzhaftem Frühstück legen wir um 9:30 ab, um den Vikensee, der den Scheitel des Kanals bildet zu durchfahren. Wir stellen fest, daß man die Abstände zwischen den roten bzw. grünen Fahrwasserbojen recht großzügig gewählt hat. Gabriele hat die farbentüchtigeren Augen, Georg die schärferen. Daher kommt öfter die Frage: „Ich sehe eine Boje, welche Farbe?“ Antwort: „Wo?“ Wir kommen an einer weißen Bake mit einem Seeadler?-Nest vorbei und ein Elternteil scheint sich aufgeregt zu äußern. Wir halten genügend Abstand und warten vor der Brosundet-Brücke ca. 10 min. Dann wird sie geöffnet, es kommen ein paar Boote aus der Gegenrichtung und dann springt unsere Ampel auf grün. Hier ist der Vikensee besonders schön, das schöne Sommerwetter paßt dazu. Jetzt ist die Betonnung ausreichend, das ist auch nötig, denn hier ist es z.T. sehr eng, größere Boote können sich kaum begegnen, aber Schallzeichen haben wir keine gehört, obwohl uns etliche Boote entgegen kamen. Mit unseren 60 cm Tiefgang können wir aber auch dicht am Kanalrand noch sicher fahren. Wir kommen nach Forsvik, wo wir die mit 3,5 m höchste Schleuse des Kanals wieder abwärts gelangen. Eine Leine verklemmt sich kurz, aber der Schleusenknecht hat das sofort gesehen, ein kurzer Ruck und die Leine ist frei. Alle Schleusen sind ausschließlich mit Ringen auf der oberen Kante ausgestattet, da sollte man die Leinen immer von unten durchstecken. Wir machen an einem schönen, ruhigen Liegeplatz in Forsvik für die Nacht fest und kommen recht bald mit einer Segelyacht aus Bremen ins Gespräch. Hier fahren kaum ausländische Trailerboote, so daß wir häufig gefragt werden, ob wir denn wirklich auf eigenem Kiel von Köln hierher gelangt sind.

02-07 Nach einem Besuch des Industriemuseums starten wir um 9:45 und sind schon um 10:30 in Karlsborg am Vätternsee. Es ist recht windig, so daß wir die Überquerung dieses großen Sees (3x Bodenseegröße) auf morgen verschieben. Wir finden den Computerspezi, der aber an unserem Tablet auch nur erkennen kann, daß die falsch eingeschobene Simcard den Aufnahmeschlitz blockiert und wohl auch beschädigt hat. Also nix mit Internet bis auf die wenigen Gelegenheiten mit freiem W-Lan. Gegenüber unseres Liegeplatzes ist die Kneipe „Idas Brygga“, deren W-Lan wird mir angezeigt, wir genehmigen uns dort einen Kaffee, dafür nennt man uns das Passwort. So haben wir auch auf dem Boot ein Netz und können e-mails lesen und versenden. Wir besichtigen die berühmte Festung und gehen noch etwas einkaufen.

03-07 Der Wind ist eher stärker geworden, also noch ein Liegetag in Karlsborg. Bis auf die Festung hat die Stadt nicht viel zu bieten, wir faulenzen und schauen den Leuten zu, die für einen Live-Musik-Abend die Bühne herrichten. Es gibt ein Fischgeschäft in der Nähe, aber das Angebot ist überschaubar. Wir erstehen einen geräucherten Öring, was sich als große Forelle erweist und sehr gut schmeckt. Überhaupt hatten wir mit einem wesentlich reichhaltigeren Fischangebot gerechnet. Der Live-Musik-Abend ist hier wohl schon lange Tradition und es werden die Besucher auch zum Mitsingen aufgefordert. Um 21:00 Uhr ist dann auch Schluß und das ganze Equipment wird noch am Abend abgebaut.

04-07 Der Morgen ist sonnig und es weht nur ein leichter Wind, also auf nach Motala. Wir können das gegenüber liegende Ufer recht gut sehen, dazwischen liegen etwa auf halber Strecke einige Inseln. Nach etwa 3 ½ Std. Fahrt ist der Vättern überquert, auch wenn wenig Wind war, der Wellengang von den Vortagen war nicht so angenehm. Wir finden einen guten Liegeplatz mit Internet. Hier ist der betriebliche Mittelpunkt des Kanals, eine kurze Fahrradrunde führt uns am Kanal entlang zum Grab des Kanal-Erbauers Baltzar von Platen, zur früheren Fertigungsstätte der Motala-Werke, heute ein Museum und zum hübschen Marktplatz, wo es auch einen Supermarkt hat.

05-07 Wir fahren nach dem Frühstück zur Tankstelle gegenüber und können feststellen, daß wir bis hier etwa 35 l Sprit verbraucht haben. Dann kommen eine Straßenbrücke mit Schleuse, die nachfolgende Eisenbahnbrücke und Straßenbrücken könnten wir alle unterfahren, da wir nur 2,5m hoch sind, aber das nützt alles nichts, die 5-fach-Schleusentreppe in Borenshult ist für uns erst ab 13:00 passierbar. Wir beschließen, uns ein Eis zu gönnen, jeder Schwede läuft hier mit einem Eis herum, Eisverkäufer gibt es zu Hauf. Die Qualität ist überraschend gut, könnte sich in mancher Hinsicht sogar mit italienischen Produkten messen. Gegen 12:00 kämpft sich der Nostalgie-Dampfer „Wilhelm Thamm“ die Schleusentreppe hoch, um 13:00 geht es für uns bergab. Als kleines Boot finden wir immer noch einen Platz in der Schleuse, außerdem sind wir durch unsere diesbezüglichen Erfahrungen auch immer sehr schnell am geeigneten Platz. Mittlerweile kennen wir schon einige der Boote und ihre Besatzungen, es entwickelt sich eine Art hilfsbereiter Kameradschaft, man nimmt auch mal die Leine des Vordermanns und scheucht die Fußgänger und andere Touristen zur Seite. Es ist fast wie in Frankreich, keine der Schleusen ist von Zaun umgeben, wenn da nachts einer besoffen reinfällt, hat er die A-Karte. Das stört uns nicht wirklich. Unten angekommen, nehmen wir Kurs durch den Borensee um nach ca. 1 Std. in Borensberg einen schönen Liegeplatz zu finden. Es kommen noch mehr Boote, alle rücken etwas zusammen und alle sind zufrieden.

06-07 Es hat fast die ganze Nacht geregnet, die seit Jahren nicht auffindbare Undichtigkeit im Bereich der Bugreling hat das Bett der Cheffin etwas angenässt, aber da liegt ebenso seit Jahren immer ein zusammen gerolltes Handtuch. Bei bewölktem Himmel starten wir, es folgen zahlreiche Brücken und vor der ersten Schleuse machen wir Mittagspause. Eines der Nostalgieschiffe kommt uns entgegen, wir passen einen Moment nicht auf, der Sog ist beachtlich und unser Boot rutscht mit der Steuerbord-Hinterkante unter das obere Brett des Steges. Als der Sog nachläßt knallt der Teakholz-Belag unter das Brett und ein Stück des Teakholz wird rausgebrochen. Kein Beinbruch, das läßt sich reparieren, aber wir kleben die Schadstelle mit Tape ab, damit sich keiner einen Splitter in den Fuß tritt. Der Wind hat kräftig aufgefrischt, da er ziemlich von achtern kommt, benimmt sich unser leichtes Bötchen ohne Tiefgang wie ein Spielball. Als wir im Hafen oberhalb der berühmten Schleusentreppe „Carl Johan“ ankommen, beschließen wir „Schluß für heute!“ und suchen uns einen Liegeplatz, wo das Boot mit dem Bug im Wind einigermaßen ruhig liegt.

07-07 Morgens um 6:00 werden wir von einem lauten Knall aus dem sowieso unruhigen Schlaf geweckt, in der Kajüte ist es plötzlich taghell. Der Lukendeckel, der normalerweise nur lose aufliegt, ist vom Wind hochgeschlagen worden und dabei ist die einfache Holzkonstruktion abgerissen. Zum Glück regnet es nicht, die Reparatur dauert eine ¼ Std. aber an Schlaf ist danach nicht zu denken. Dann ist auch noch die kleine Gasflasche leer, es gibt vor dem Frühstück einiges zu tun. Da der Wind keine Anstalten macht, nachzulassen, bleiben wir noch einen Tag hier. Gegen Nachmittag kommen noch 2 „Wikingerschiffe“ aus Norwegen hier an. Alle wollen wohl morgen früh die Schleusentreppe runter.

08-07 Frühstück gibt es später, erstmal die rel. Windstille ausnutzen und trotz leichtem Regen an die Schleusentreppe fahren. Dort warten schon etliche Schiffe, die alle das gleiche im Sinn haben: so früh wie möglich runter! Aber wir sind wie immer das kleinste Boot und der erfahrene Schleusenknecht sortiert uns in eine kleine Lücke, so daß wir schon beim ersten Schub dabei sind. Manchmal hat ein kleines Boot auch Vorteile! Um 9:00 sind wir die 7 Schleusen runter gekommen, den Wechsel vom einen zum nächsten Schleusenbecken haben wir hier erstmals mit Muskelkraft bewältigt, ein Verfahren, daß sich nachher stets bewährt hat. Egal ob rauf oder runter. Man sollte beim Abwärtsschleusen aber nicht vergessen, im letzten Becken vorher an Bord zu gehen. Wir können das Ufer von Linköping nur schwach erkennen, aber einige Schornsteine und der Kirchturm erleichtern uns die Orientierung. Trotzdem fahren wir einige Zeit hin- und her, da die Mündung des Kinda-Kanals nur sehr mager betonnt ist. Es hat angefangen heftig zu regnen, wir fahren in den Hafen von Nykvarn, der ist vor der Autobahnbrücke, da können auch Segelboote rein. Wir holen das Frühstück nach und als der Regen aufhöhrt, fahren wir weiter. In der ersten Schleuse bekommen wir gegen skr 1350,- (ca.€ 150,-) den Aufkleber, der uns alle Einrichtungen des Kinda-Kanals zur Verfügung stellt. S.a.: http://www.kindakanal.se/images/pdf/...202015_ger.pdf. Es gibt ein paar Häfen zum Übernachten, die haben aber nur wenig Infrastruktur, eine Toilette findet man aber wohl immer. Außerdem warten 15 Schleusen auf uns. Wir fahren durch Linköping und wollen dort eigentlich einkaufen. Aber da die Gegend nicht nach Supermarkt aussieht, fahren wir weiter bis eine Fußgängerbrücke im Weg ist. Ein schöner Anlegesteg, aber weit und breit keiner, der uns die Brücke öffnen will. Also zurück in den Hafen, da finden wir jemand, der uns für 15:00 die geöffnete Brücke verspricht. Der gute Mann weiß auch, wo einzukaufen ist, gar nicht weit. Bis 14:45 sind wir vom Supermarkt zurück und starten in Richtung Fußgängerbrücke. Und sie wird pünktlich um 15:00 geöffnet, kurz danach kommt die 3-fach-Schleuse Tannefors. Ein sehr einfaches Schleusenkonzept, das beweist, daß die Schweden nicht mit Wasser sparen müssen. Wir fahren noch durch die mit knapp 8 m angeblich höchste Schleuse Schwedens, Hackefors und machen am Wartesteg der Schleuse Hjulsbro für die Nacht fest.

09-07 Der Morgen ist kühl, der Himmel wolkig, das Kanalwasser kalt. Trotzdem gehen wir eine Runde schwimmen, dann schmeckt das Frühstück nochmal so gut. Wir fahren durch eine reizvolle Landschaft und kleinere und größere Seen bis Hovetorp. Dort ist ein schöner Hafen mit warmer Dusche und Toilette. Gegen 14:00 hört der Regen auf und wir fahren weiter bis zur letzten Schleuse des Kanals in Brokind. Jetzt besteht der Kanal nur noch aus zahlreichen Seen, die alle die gleiche Höhe haben. Bei schönem Wetter ein Traumrevier für kleinere schnelle Sportboote. Für uns nicht ganz so ideal, denn irgendwie gleichen sich die Ufer immer wieder, zumal wenn man wegen des Wetters durch Glas- und Plastikscheiben gucken muß. Hier ist die Betonnung etwas reichlicher als im Göta-Kanal. Wir können am Wartesteg der Schleuse Brokind übernachten, das obligatorische Kanalmuseum mit Plumpsklo und eine Tankstelle sind auch da. Am Schleusenhaus hängt auch ein Wasserschlauch, den wir morgen brauchen werden. Hier am Kinda-Kanal sind noch die meisten Schleusen mit Handbetrieb, da ist Hilfe der Besatzung angesagt. Alles ist in einem technisch ausgezeichneten Zustand.

10-07 Die Schleuse in Brokind hat nur einen geringen Hub, die Zeit reicht gerade um den Wassertank zu füllen. Es nieselt und ist kalt. Wir fahren jetzt auf dem See Järnlunden auf der falschen Seite an der Insel Hackelboö vorbei und kommen nach 10 min nicht mehr weiter. An backbord verläuft eine Straße auf einem Damm, aber unsere Karte (ein Prospekt vom Kinda-Kanal) zeigt nicht, wo eine Brücke ist. Also zurück und siehe da, ein roter und ein grüner Pfahl zwischen 2 Inseln und dahinter die Brücke! Hier scheint das Zentrum der Kormorane zu sein, eine Insel ist im wahrsten Sinne totgeschissen. Nur ein paar tote Bäume ragen in den trüben Himmel. Eine andere Insel ist schwarz vor Kormoranen, die dort Mittagspause halten. Wir fahren hinter der Brücke nach Steuerbord und erreichen Rimforsa, wo wir einkaufen können. Da ist auch ein Bootshändler, der zumindest eine kostenlose Karte für Wanderer, Radler und Kanufahrer hat. Damit kommen wir zurecht. Ich hatte dafür eigentlich unser Tablet vorgesehen, aber ohne Netz wurde das ja nichts. Wir machen im Hafen des Oldie-Boot-Club eine Mittagspause, dann scheint mal wieder kurz die Sonne und wir fahren auf dem langgestreckten See Asunden weiter Richtung Süden. Die teilweise recht engen Durchfahrten sind ausreichend betonnt, hier fahren ja auch Fahrgastschiffe. An den Ufern liegen viele Sommerhäuser mit Privatstegen, alles ist bewaldet. Das ist nicht langweilig, aber auch nicht aufregend. Wir machen im Bootshafen Näs für die Nacht fest.

11-07 Es ist wolkig und kühl, wir beschließen, daß das Entlangfahren am Waldrand nicht soo prickelnd ist und fahren zurück Richtung Göta-Kanal. Der Rückweg ist nicht unbedingt langweilig, viele Dinge sehen aus der Gegenrichtung doch ganz anders aus. Diesmal ist die Schleuse Brokind auf Durchfahrt gestellt, es herrscht eine leichte Strömung. An der Tanke machen wir nochmal alles randvoll, damit sollten wir bis zum Ende des Göta-Kanals und zurück bis Motala kommen. Es ist Samstag, und endlich sind auch mal ein paar andere Boote unterwegs, zumal das Wetter besser wird. Wir fahren durch den See Stora Rängen und wieder in den eigentlichen Kanal bis Hovetorp. Für uns ist noch ein Platz am Gaststeg frei und wir machen für die Nacht fest. Gegenüber liegt ein größeres Boot und drumherum 5 spielende Kinder im Alter von ca.2 bis 12 Jahren. Wir rätseln, ob das alles Geschwister sind, denn die zugehörigen Erwachsenen sind sicher auch noch keine 40 Jahre alt. Überhaupt scheint Schweden ein fruchtbares Land zu sein, denn wir sehen zahlreiche junge Familien mit meistens 3 Kindern. Das ist nach unserer Einschätzung die beste Möglichkeit, die Rente zu sichern. Wir sollten uns mal ein Beispiel daran nehmen!

12-07 Der Sonntag beginnt wieder kühl mit leichtem Nieselregen. Wir legen um 9:00 ab und fahren gemeinsam mit der Großfamilie in die nächste Schleuse ein. Irgendwann siegt die Neugier und wir fragen den offensichtlichen Vater dieser Großfamilie, ob das denn alles seine eigenen Kinder seien. „All self made!“ verkündet er stolz und seine Frau lacht dazu. Wir bringen unsere Bewunderung zum Ausdruck, und nach der 3. Schleuse verabschiedet sich das Großfamilienboot, denn sie müssen eine Spiel- und Mittagspause für die Kinder einlegen. Wir fahren den schon bekannten Weg weiter, die Schleuse von Hjulsbro steht offen, und nach kurzer Zeit fahren wir durch Linköping. Zu einer Besichtigung haben wir keine Lust, die Städte und Orte, die wir bis jetzt besucht haben, waren auch nicht so aufregend und romantisch, wie es von vielen Schilderungen in den Medien den Anschein hat. Die meisten Dörfer sind reine Wohngebiete für die größeren Ortschaften und es lugt wirklich nicht hinter jedem Fenster eine Pippi Langstrumpf hervor. Wir gelangen wieder in den Roxensee, der sich recht ruhig zeigt. Am östlichen Ende wird er immer schmaler und die wieder sehr sparsam ausgetonnte Fahrrinne befindet sich sehr dicht am nördlichen Ufer. Wir kommen an einem Ort namens Gibraltar vorbei und fragen uns, ob wir noch rechtzeitig vor 18:00 durch die Eisenbahnbrücke von Norsholm kommen. Man kann auch vor der Brücke übernachten, aber die Bahnstrecke verbindet Stockholm mit Malmö, da soll reichlich Verkehr sein. Um 17:30 kommt die Brücke in Sicht, sie ist deutlich höher als die bisherigen Brücken. Wir passen gut drunter durch und machen uns vor der anschließenden Schleuse mit unserer Tröte lautstark bemerkbar. Nach kurzer Wartezeit wird die Schleuse für uns geöffnet, es hängen überall Leinen herunter, so daß alles ganz schnell geht. Auch die anschl. Straßenbrücke braucht für uns nicht geöffnet zu werden, so daß wir vor 18:00 einen Platz für die Nacht finden, von dem der Eisenbahnlärm nur noch sehr gedämpft zu hören ist. Weil Sonntag ist, gönnen wir uns bei Kapten Bille's Restaurant ein Steak mit Fritten und Salat + je 1 Rotwein für skr 450,- . Wenn man bedenkt, daß 1 Glas Rotwein schon skr 80,- kostet, ist das Essen so teuer nun auch wieder nicht.

13-07 Da es erstmal wieder regnet wird die im Kanalticket enthaltene Waschmaschine mit Trockner angeworfen. Nicht im Ticketpreis enthalten ist allerdings die Sauna, obwohl das bei manchen TV-Reiseberichten so rüber kam. Für skr 500,- hätte man sie für uns angeheizt, aber das war uns zu teuer. Einen Teil dieses Geldes geben wir lieber bei Britta & Lennarts Biofleischerei für hervorragendes Fleisch und Mittsommernachtswürste aus, die in unserem Kühlschrank Platz finden und auf einen zünftigen Grillabend warten. Um 12:30 fahren wir los, in der Hoffnung auf besseres Wetter. Die Schleuse Brädtom steht offen, dann kommen wir mit der Schleuse Hulta in den recht kleinen Asplangen-See. An dessen Ende ist ein riesiger Golfplatz mit eigenem Anlegesteg. Golf und Minigolf scheinen in Schweden zum Volkssport geworden zu sein. Speziell Minigolfplätze nach speziellen Themen, z.B. Karlsborg mit seiner Festung oder Berg mit einem Minigolfplatz nach dem Muster eines richtigen Golfplatzes haben wir gesehen. Auch die Schleuse Klämann steht offen und ehe wir uns versehen sind wir mitten im Abstieg der 8 Schleusen runter nach Söderköping. Die große Straßenbrücke vor Söderköping ist gerade geöffnet und schwupps, sind wir in Söderköping. Im Kanalhafen ist kaum noch ein Platz frei, außerdem ist dort richtig Remmi-Demmi. Wir nehmen noch die nächste Schleuse mit und machen am Wartesteg vor der vorletzten Kanalschleuse Tegelbrucket fest. Der Schleusenknecht sagt o.k. Heute kommt kein Passagierschiff mehr, da könnt ihr bleiben.

14-07 Wir werfen um kurz nach neun die Leinen los und sind um 11:00 in der Ostsee. Das Wasser ist aber überhaupt nicht salzig, es gibt wohl reichlich Süßwasserzuflüsse. Ein niederländisches Motorboot hat wohl einen dieser Zuflüsse entdeckt, denn es ist plötzlich im Schilf verschwunden. Gabriele entdeckt eine ausnahmsweise gut ausgetonnte Flußmündung, da steht sogar ein Schild „Välkommen in Söderköping“, man kann es kaum lesen aber immerhin. Der Fluß ist bis fast zur Stadtmitte befahrbar und wir gelangen in den eigentlichen Hafen von Söderköping. Für Segelboote ist das nur schwer machbar, obwohl ein Mastkran vorhanden ist. s.a.: https://www.google.de/maps/place/S%C...!6m1!1e1?hl=de
Wie man sieht, verläuft der Fluß fast parallel zum Kanal, an manchen Stellen kann man die Schiffe auf dem höher gelegenen Kanal sehen. Es geht durch Wald und Gebüsch und wegen des feuchtwarmen Wetters haben diverse kleine Biester böse Attentate auf uns vor. Aber da ja meistens der Käpptn Opfer dieser Attacken ist, wird das vom Rest der Besatzung kaum wahrgenommen. Überhaupt waren die Warnungen etlicher Freunde vor der Mücken- und Bremsenplage grundlos. Da haben wir schon viel Schlimmeres erlebt, aber vielleicht war auch das generell zu kühle Wetter daran schuld. Wir machen mit unseren Fahrrädern eine ausgiebige Stadtrundfahrt, denn Söderköping ist endlich mal eine kleine Stadt, wie wir uns das in Schweden vorgestellt hatten. Hübsche Holzhäuser, eine Backsteinkirche mit einem bemerkenswerten, freistehenden, hölzernen Glockenturm. Wir finden auch einen staatlichen Alkoholladen, denn Bier wird langsam knapp. Vollbier 5% Alc. Kostet pro Liter etwa skr 26,-, im normalen Supermarkt gibt es Leichtbier 3,5%Alc. zu ca. skr 20,- und „Sträflingsbier“ 2,8%Alc. zu skr 16,-. Anschließend fahren wir den kleinen Fluß zurück und wieder in die Schleuse Mem. Für die Rückfahrt bekommen wir jetzt ein Relingfähnchen mit dem Aufdruck „Sjötorp“. Im Jugendherbergsrestaurant gibt es einen leckeren Schrimpssalat. Dann fahren wir wieder an Söderköping vorbei und belegen am Campingplatz Klevbrinken einen Gastliegeplatz.

15-07 Die Rückfahrt beginnt warm und sonnig, wir kommen zwar erst als 8. oder 9. Boot an der nächsten Schleuse an, aber die Schleusenmagd bedeutet uns einfach vorzufahren, denn ein Plätzchen für unser Bötchen findet sich immer. So sind wir ein dänisches, ein finnisches, ein niederländisches und ein deutsches Boot in der Schleuse. Dieser Konvoi bleibt auch den ganzen Tag bis Norsholm zusammen. Dort wird zum ersten Mal auf dieser Tour gegrillt. Die beiden Riesenkottlets und die Mittsommernachtswürste sowie 2 Maiskolben teilen sich den Platz auf dem Rost. Kapten Bille's Restaurant hat auch W-lan, so können wir auch wieder mal Nachrichten von zu Hause lesen und eigene versenden. Mittlerweile kennt man die Boote, die mit uns im Kanal unterwegs sind und es wird schon mal etwas Seemannsgarn gesponnen. Direkt vor uns macht ein Segler aus Düsseldorf fest,...Sachen gibt’s..............

16-07 Wir machen uns früh um 8:00 auf den Weg, denn der Roxensee ist für seinen starken Schwell berüchtigt. Wie schon auf der Hinfahrt können wir als niedriges Boot ohne Öffnung der Straßen- und der Eisenbahnbrücke hindurch, die Schleuse macht extra für uns einen Hub, und schon sind wir im See. Das Wetter klart auf, alles wunderbar als plötzlich der Motor langsamer wird und dann ausgeht. Er macht keine schlimmen Geräusche und springt nach kurzem Spritpumpen auch wieder an. Wir füllen 2 unserer Reservekanister nach und fahren etwas langsamer als normal. Das ganze hört sich nach einer ausgeleierten Benzinpumpenmembran oder einfach einem verstopften Benzinfilter an. Kurz vor dem Ende des Roxensees passiert das selbe nochmal, wir pumpen mit dem für Außenborder typischen Pumpball mal kurz nach und er läuft wieder als wäre nichts gewesen. Wir werden versuchen, in Motala einen neuen Spritfilter zu bekommen, bis dahin könnten wir uns wie vorher helfen. Aber wegen der im Kanal deutlich geringeren Geschwindigkeit kommt das nicht nochmal vor. Sorgen um unsere Sicherheit müssen wir uns sicher nicht machen, wir waren immer im Blick von mehreren anderen Booten, die auch Hilfsbereitschaft signalisiert hatten. Wir werden in Berg für die Schleusentreppe wieder zu einem neuen Konvoi zusammengestellt und natürlich ist unser kleines Bötchen gleich vorne mit dabei. Ganz vorne nicht, aber direkt neben einer sehr großen Yacht, deren Käpptn sein Handwerk ebenso gut wie wir beherrscht, also gibt es absolut keinen Stress. Wir kommen mit dem Schleusenknecht ins Gespräch und erfahren, daß man den Kanal im Winter teilweise leer laufen läßt, um im Frühjahr Reparaturen vorzunehmen. Wasser scheint in Schweden wirklich genügend vorhanden zu sein. Das Treideln von einem Schleusenbecken zum nächsten scheint sich zu bewähren, ein weiteres Boot aus Hamburg macht auch von dieser Methode Gebrauch. Um 12:30 sind wir oben, machen eine Kaffeepause, nehmen die weiteren 4 Doppelschleusen unter den Kiel, stellen fest, daß im Hafen von Ljungsbro nur Bojenplätze frei sind und fahren noch ein Stück weiter, bis wir am Museihuset für die Nacht festmachen. Das ist etwa die Stelle, wo hin und wieder solche Dinge passieren: https://www.youtube.com/watch?v=qDEFZqfZPLM

17-07 Es ist sonnig, windig aber kühl. Wir legen wie meistens um 9:00 ab, machen um 11:30 in Borensberg eine Klo- und Eispause, kaufen einige schwedische Spezialitäten für unsere Haus- und Blumenhüter u.a. Zitronenlakritz ein und dann vermerkt ein Besatzungsmitglied im Logbuch, daß der Käpptn eine rote Fahrwassertonne überfahren habe. Diese Tonne ist ein billiges rotes Plastikrohr vom Obi und stand völlig schief und vorher unsichtbar in der genau vorberechneten Kurslinie unseren Panzerkreuzers! Außerdem hat die Schiffsführung das Ding nicht überfahren, sondern durch ein beherztes Ausweichmanöver nur gestreift! Mit solchen Bemerkungen in einem amtlich anerkannten Logbuch werden seemännische Karrieren zum Scheitern gebracht! Das sollte die Besatzung mal bedenken! Wir queren den Boren-See und kommen an der 5-Schleusentreppe von Borenshult wieder zu dem Konvoi zusammen, der auch die 7-Schleusentreppe von Berg bewältigt hat. Nach einigem Hin und Her finden wir in Motala in vorderster Front einen bequemen Steg zwischen einem großen norwegischen und einem Segelboot vom Niederrhein. Optimal ist der Platz nicht, aber fürs erste geht es.

18-07 Nachts hat es einige male geregnet, der Morgen ist sonnig aber kühl. Gabriele geht Wäsche waschen, Georg besorgt einen neuen Spritfilter und wir bauen ihn gemeinsam ein. Wir erkunden die Umgebung von Motala mit dem Fahrrad. Der Motala-Fluß ist aufgestaut, da ist ein recht großes Elektrizitätswerk, der parallel verlaufende Kanal überwindet diese Höhe mit den 5 Schleusen von Borenshult. Die in Fachkreisen berühmte alte Maschinenfabrik „Motala-Verkstad ist heute ein Museum. Wir erkundigen uns nach einer preisgünstigen Busverbindung nach Stockholm. Morgen früh um 5:40 geht einer los. Preis für 2 Erwachsene hin- u. zurück skr 480,- das ist günstig, die billigste, aber auch schnellere Bahnverbindung würde mind. skr 1280,- kosten. Den Rest vom Tag verbringen wir mit dem Ausbringen zusätzlicher Leinen und dem windsicheren Befestigen der Fahrräder.

19-07 Der starke Wind hat über Nacht nicht nachgelassen, unser Liegeplatz ist doch sehr unruhig. Wir verschieben den Stockholm-Besuch auf morgen und gehen erst mal in einem der Hotels für skr 100,- frühstücken. Auf einem stark schaukelnden Boot mit heißem Tee-Wasser und der Pfanne für die Spiegeleier zu hantieren halten wir nicht für ratsam. Anschließend suchen wir einen neuen Liegeplatz weiter hinten im Hafen. Weil etliche Boote sich schon auf den Weg nach Osten begeben haben, finden wir auch etwas geeignetes. Es ist mal wieder Zeit, die Bilge leer zu pumpen, denn einige Liter Regenwasser finden immer den Weg dahin. Die Pumpe ist mal wieder verdreckt, also haben wir an diesem Sonntag auch etwas zu tun.

20-07 Der Wecker schmeißt uns um 6:15 aus den Kojen, wir machen eine kurze Morgentoilette, werfen den gepackten Rucksack auf den Rücken und sind pünktlich um 7:00 an der Bushaltestelle. Der Bus ist ebenso pünktlich und 4 Std. später sind wird in Stockholm-Central-Station. Die meisten Fahrgäste haben ihre Fahrkarte wohl online gekauft, werden vom Busfahrer nach dem Vornamen gefragt und auf dem Display des Busses abgehakt. Der Datenschutz läßt grüßen. Stockholm nimmt uns mit Regenschauern, kühlem Wind und sehr freundlichen Menschen in Empfang. Wir wissen nach ein paar Minuten alles über die Stadtrundfahrt mit Bus und Boot, wie in fast allen Großstädten Europas kann man überall aussteigen, besichtigen und wieder einsteigen. Wir haben nur einen Tag für Stockholm vorgesehen, da bleibt für das „ABBA“-Museum keine Zeit, zumal das nicht so ganz unsere Musikrichtung ist. Aber Wasa-Museum ist Pflicht, vor dem Eingang ca. 300 m Schlange, wir sehen schon den nächsten Schauer aufziehen, aber in 10 min haben wir skr 100,-/Pers. gelöhnt und werden mit einem Kapitel der Seefahrt konfrontiert, wo einerseits große Schiffsbaukunst auf kleinkariertes mittelalterliches Denken und Glauben stößt. Das Museum ist perfekt um den für diese Zeit gewaltigen Schiffsrumpf gebaut, man kann von 6 Etagen die Einzelheiten betrachten und alle Erklärungen sind in den wichtigsten Sprachen vorhanden, darunter natürlich auch deutsch. Wir betrachten diesen gewaltigen Schiffskörper und werden darauf verwiesen, daß nur 120 to Steine als Ballast eingebaut waren, und diese noch flach angeordnet waren. Das Kentern dieses Schiffes war ganz einfach unausweichlich, ein Spiegel einer Zeit, als handwerkliches Können vorhanden war, aber Wissenschaft noch ausschließlich eine Glaubensfrage war. Wir setzten unsere Stadtrundfahrt mit einem Boot zur Altstadt, einem Bier zu skr 5,- , dem Wachwechsel am königlichen Schloß und vielerlei anderen Eindrücken fort. Stockholm ist eine außergewöhnlich schöne europäische Stadt, die nie zerstört wurde und daher eine ganz reizvolle alte Bausubstanz hat. Mit dem Boot würde ich gerne mal dort rum kreuzen, aber ob das in diesem Leben noch gelingt? Um 17:00 essen wir noch etwas italienisches in der Central-Station, um 18:00 Uhr kommt der Bus und gegen 22:00 sind wir wieder in Motala.

21-07 Der Wind hat nachgelassen, es ist kühl, etwas Regen, für die Überfahrt über den Vätternsee sieht es positiv aus. Wir tanken nochmal 30 Liter, soviel haben wir auf der Hinfahrt von Sjötorp bis Motala verbraucht. 20 Liter waren noch im Tank. Wir fahren hinter 2 großen Segelbooten, das dänische kennt uns und wir sind gewiß, daß die uns im Auge haben. Von den Vortagen ist ziemlicher Schwell, aber vorerst kommt der ziemlich von vorne, was unser Boot zwar ruppig quittiert, aber doch recht kursstabil laufen läßt. Zwischendurch gibt’s auch mal einen z.T. kräftigen Schauer, aber wir können immer das andere Ufer sehen. Vor Karlsborg ändert der Wind seine Richtung, die Wellen kommen mehr von Süden und wir machen wie die Segler 2 Kreuzschläge und sind um 12:10 an der Straßenbrücke in Karlsborg, die planmäßig um 12:30 öffnet. Wir finden für unser 6,5m-Boot einen ca. 6,7m-Liegeplatz, in den wir mit Hilfe des Windes locker eindriften um dann bei „Idas Brygga“ für skr 99,- / Pers. einen lunch like „all you can eat“ inkl. alkoholfreier Getränke zu genießen. Das Wetter ist weiterhin besch..........

22-07 Um 10:30 werfen wir die Leinen los, die letzte Seeüberquerung steht bevor. Den Vikensee hatten wir auf der Hinfahrt unter „Ententeichbedingungenen“ kennengelernt, der kann auch anders. Binnenseen dieser Größe bauen keine Dünung auf, aber produzieren ein kurze steile Welle, das mag kein Sportboot. Wir nehmen das so hin, und gegen 13:00 sind wir in Tatorp angekommen, einen See gibt es jetzt nicht mehr. Wir fahren jetzt im Kanal weiter und finden in Vassbacken einen schönen Hafen. Heute wird endlich mal wieder der Grill angeworfen, einige Rindersteaks und 2 Maiskolben teilen sich den Platz auf dem Rost.

23-07 Nachts hat es geregnet, es ist windig und kühl, aber die Sonne gibt sich Mühe. Um 10:15 geht’s los, wir kommen um 12:00 in Töreboda durch die Eisenbahnbrücke. Georg nutzt die ½ Std. Wartezeit vor der Straßenbrücke, um noch ein schwedisches Bier und ein paar Bratwürste zu kaufen. In einer der beiden Hajstorp-Schleusen erleben wir einen Aufsitzer eines dänischen Segelbootes auf dem Drempel. Der Schleusenknecht wollte wohl nur schnell die Brückenöffnung einleiten, und hat das Malheur recht spät bemerkt. Er hat dann die Schleuse etwas hochgefahren, das Boot konnte wieder frei schwimmen, und es ist wohl nichts Ernsthaftes kaputt gegangen. Wir haben das Boot noch ein paar Schleusen begleitet, aber die Dänen hatten keine Probleme. Wir machen für unsere wohl letzte Nacht auf dem Göta-Kanal in Norrkvarn fest.

24-07 Das Wetter ist versöhnlich, die Sonne scheint, in Lyrestad verjubeln wir die letzten schwedischen Kronen, die Eisenbahnbrücke ist geschlossen und nach einer ½ Std. kommt ein stattlicher Güterzug vorbei. Gegen 14:00 begrüßt uns an der Brücke in Sjötorp die nette deutsche Studentin in Diensten des Göta-Kanals mit den Worten: „Ach wie schön, die Kölschen sind wieder zurück!“ Jetzt noch die letzte Schleuse, wir geben unser Relingfähnchen ab und fahren zum Slip. Das Auto mit Trailer steht noch immer auf seinem Platz, kein Knöllchen o.ä. Der Forester springt auch gleich an und um 15:00 ist das Boot auf dem Trailer, um 16:30 nehmen wir die Europastr. 20 unter die Räder und parken gegen 19:30 auf einem Friedhofsparkplatz kurz vor Göteborg.

25-07 Es sieht nicht nur nach Regen aus, es regnet fast den ganzen Tag. Da ist uns nicht nach einem Stadtbummel durch Göteborg, wir fahren weiter und buchen in Helsingborg ein Kombiticket nach Helsingör und von Rödbyhavn nach Puttgarden auf Fehmarn. Skr 2295,- kostet der Spaß, aber wir sparen € 140,- für die Brücken und etwa 250 km Autofahrt. Die ganze Strecke über Fehmarn steht ein Stau auf dem Weg nach Norden. Wir suchen nach einem schönen Landgasthof mit Parkplatz. In Neukirchen bei Oldenburg in Ostholstein finden wir den Gasthof „Doppeleiche“, der uns nicht nur dicke Schnitzel sondern auch einen Parkplatz und ein ordentliches Frühstück zu moderatem Preis anbietet. Das angekündigte Unwetter findet hier in Ostholstein nicht wirklich statt, man kann in der Nacht den Wind hören, mehr aber auch nicht.

26-07 Heute ist der letzte Tag unserer diesjährigen Sommertour, das Frühstück ist ordentlich, der Straßenverkehr auch. Gegen 19:00 Uhr steht unser Gespann wieder vor dem Haus, morgen wird ausgepackt, das war Schweden 2015.

Zusammenfassung: Wenn wir vor 30 oder 40 Jahren Schweden in unsere Urlaubsplanung einbezogen hätten, wären wir sicher heute große Skandinavienfans. Aber dem war nicht so, ca. 20 Jahre Jugoslawien mit seinen damals unschlagbaren Preisen, ca. 20 Jahre Frankreich/Korsika mit seinem traumhaften Wetter und der zauberhaften Landschaft haben uns immer wieder daran gehindert, nach Norden zu blicken. Aber der Göta-Kanal wurde ja auch immer schon in den Medien als das besondere Highlight des Nordens geschildert. Wir finden, das ist er nur bedingt. Wir fahren ein langsames Motorboot, das ist für die 3 Passagen über die großen Seen nicht gerade optimal. Man sollte bedenken, daß nur etwa die Hälfte der 190 Kanalkilometer Kanal sind, der Rest ist Binnensee.In den Schleusen haben wir durch unsere langjährige Erfahrung sicher Vorteile, aber schleusenmäßig ist der Göta-Kanal eher harmlos, der Kinda-Kanal ist da anspruchsvoller, aber keineswegs problematisch. Schweden ist ein modernes europäisches Land, auch ohne Euro ist man mitten in Europa. Nahezu jeder Schwede spricht englisch, Verständigungsprobleme hatten wir absolut keine. Irgendwie fällt es uns schwer, den Göta-Kanal als außergewöhnliches Bootserlebnis zu beschreiben, wie wir es z.B. beim Canal du Midi empfunden haben. Ob wir jemals noch den Caledonian-canal in Schottland bereisen werden, steht in den Sternen. Dieser Kanal wird zusammen mit dem Göta-Kanal als Highlight der Binnenschiffahrt beschrieben, da hat man wohl den von uns zitierten Canal du Midi nicht mitgezählt...... Die wassersportliche Infrastruktur rund um den Kanal ist perfekt, aber auch durch die hohen Kanal-Gebühren sehr teuer. Der Kinda-Kanal ist deutlich billiger, aber seine Häfen sind auch nicht so gut ausgestattet. Außerdem ist er für Segelboote mit stehendem Mast nicht zu fahren.
Insgesamt sind wir 530 km gefahren und haben 146 Schleusen überwunden. Unser Boot verbraucht ziemlich genau 0,3 L/km, also haben wir etwa 160 L getankt, das war durchK ausreichend Wassertankstellen kein Problem.
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Der Hübi, zu allem bereit, aber zu nix zu gebrauchen
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