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Restaurationen Refits, Lackierungen, GFK-Arbeiten, Reparaturen und Umbauten von Booten aller Art. |
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Themen-Optionen |
#1
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Risse- Osmose, Lackunverträglichkeit, altes Gelcoat oder ....
Hallo,
ich habe seit fast 30 Jahren eine Neptun Jolle (sieht aus wie ein Neptun 210 Jollenkreuzer, hat aber keine Kajüte. Die Abmessungen sind gleich. Baujahr: 70er), die keiner kennt bzw. ich noch nie ein zweites x gesehen habe. Das Boot stand die letzten zwei Jahre abgedeckt an Land und hatte auch die Jahre davor einen Landliegeplatz. Letzte Woche habe ich es zum Restaurieren geholt und musste sehen, dass ich auf dem Deck (nicht Unterschiff) Risse (Spinnennetz und auch welche wie sternförmig auseinander gehen oder auch einfach nur "planlose" Rißverläufe) habe. Wo - dort wo man auf der Seite sitzen kann. Alles hinter dem Mast. Nicht unbedingt dort, wo es große mechanische Belastungen gibt. Ich denke nicht dass es Belastungsrisse sind, da die vor 2 Jahren noch nicht da waren und das Boot seitdem "geruht" hat. An zwei Stellen hatte ich mehrere kleine Blasennester, die nach 2 Tagen wieder größtenteils verschwunden waren. Zwei der verbliebenen Blasen habe ich mir näher angesehen. Bei einen hat das Wasser etwas nach Essig (aber nur wenig) gerochen, beim zweiten nicht. Ein Lackmuspapiertest hat mir aber keine Säure (= Osemosezeichen) angezeigt. Die eine "essigstinkende" Beule könnte aber ein Osmoseschaden sein, da hier auch das Gelcoat etwas gewölbt war. Bei der anderen Beule war nur die darunterliegende Farbschicht, nicht nach oben gewölbt, zu sehen.) Jetzt war ich heute den ganzen Tag im Internet und habe mich schlau gemacht: - Es ist Osmose: An einer kleinen Stelle wahrscheinlich. Aber der Rest ...? - Das Gelcoat ist überaltert: Na ja - 40 Jahre ist es alt und hier war es auch wochenlang sehr warm. 2 Jahre Trockenheit können dem Material vielleicht auch zugsetzt haben und seinen natürlichen Wassergehalt beeinflusst haben, so dass es jetzt geschrumpft ist - Die Lackschichten lösen sich voneinander: Gut möglich. Ich sehe 5, 6 Schichten über den GFK. Die letzte ist ein 2 Komponenten Lack, die zwei darunter 1 Komponenten Lack. Habe gelesen, dass die sich nicht sehr gut miteinander vertragen. Das ging jetzt 10 Jahre problemlos gut, kann aber ein Grund für die Riße (ich glaube die Lacke haben unterschiedliche Ausdehnungen) sein. Meine Frage jetzt: Ist das Gelcoat überaltert, löst sich der 2 vom 1-Komponentenlack oder ....? Gleiches Spiel am Rumpf. Nur an der Unterseite, nicht an den Seiten. Dort sieht es aus, als bestände die Fläche aus hunderten von kleinen Mosaiksteinchen (ca. 1 x 1 cm groß). Lauter feine Haarrisse trennen die Mosaiksteinchen. Wenn man mit den Fingernagel darüber fährt spürt man den Riß nicht. Das 30 Jahre alte Antifouling ist zu 50 % verschwunden. Dann sieht man noch rote Farbreste (oder eine Schutzschicht über den Geldcoat?) und das Gelcoat selbst oder zumindest etwas Weißes. Aber keine einzige Blase, wie es bei Osmoseschäden üblich wäre. Was ist das? Könnt Ihr mir helfen, den Schaden zu bestimmen? Danke, der seit 30 Jahren nicht weiß, was für ein Boot er genau hat. |
#2
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Moin Jolle
Du hast dich ja richtig eingelesen, Respekt... Also nach 40 Jahren tät ich einfach mal alles runterschleifen bis aufs Gelcoat, evtl. Osmose und andere kleine Schäden reparieren und mit epoxyprimer einen 4 schichtigen Neuaufbau der isolierschicht wagen. Anschließend oben lack und unten neues AF und du hast wieder 30 Jahre Ruhe. Ein paar Fotos wären schön.... |
#3
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Achja, wenn du natürlich nur partiell reparieren möchtest, auch dabei kann geholfen werden...
Könnte es sein, dass du stehendes Wasser auf dem deck hattest, welches durch Sonneneinstrahlung die blasen verursacht hat? Auf jeden Fall ist dein Decklack nicht mehr der beste, siehe die spannungsrisse darin... Man kann auch auf den 2 k lack primern, ohne gleich bis aufs Gelcoat zu schleifen, eine sperrschicht und ein neuer decklack plus antifouling würde ich auf jeden Fall empfehlen. Wegen der schadensbestimmung, es hört sich jetzt nicht so dramatisch an, Fotos wären trotzdem gut. Reparieren lässt sich das auf jeden Fall mit epoxy Spachtel oder bei grossflächigeren Sachen mit 1-2 lagen Gewebe und epoxydharz. LG, Alex 😊
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#4
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Hallo Alex,
vielen Dank - jetzt kann ich alles besser einordnen. Hier noch die Fotos. Die beiden ersten zeigen die Osmoseverdachtsstellen. Beim ersten sind auch beim Vergrößern des Bildes kleine Risse zu sehen. Dort ist auch das einzige eindeutige Osmoseloch. Beim zweiten ließ sich die Farbe ganz einfach entfernen. Es war kein Wasser darunter und auch das Lackmusspapier zeigt nichts an. Ich vermute es ist eine Lackauflösung (?) (Was ist die rote Schicht? Kann das die untereste Grundierung sein? Das dritte zeigt den "Mosaikboden" (mit ganz feinen Haarrissen) am Bootsboden. Das letzte eine Stelle mit typischen Rissen auf dem Deck. Danke. Gerhard : |
#5
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sieht für mich so aus, als ob sich da Lackschichten lösen/reißen. Eher nicht nach Schäden an GFK oder Gelcoat. Wenn das Schäden in LAck(-schichten) sind würde ich niemals einfach drüberstreichen, sondern die alten Lackschichten immer völlständig entfernen. Bei alten Booten ist es leider oft so, dass oft schnell drübergestrichen wurde anstatt das Gelcoat wieder aufzuarbeiten.
Polyester Gelcoat schrumpft zwar, aber vor allem während des Durchreagierens. Epoxy Harz schrumpft weniger. In den folgenden Jahrzehnten können "Auskreidungen" und Versprödungen auftreten, vor allem unter UV Einfluß. Deutliche Volumenabnahmen aber eher weniger. Risse im echten Gelcoat sind daher meist (Ausnahmen gibts immer) auf Überlastungen im GFK zurück zu führen.
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#6
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Hallo in die Runde,
Bei Bild 1, 2 und 4 soll ich alles bis aufs Geldcoat abschleifen. Heisst das, dass das alte Geldcoat drauf bleibt oder darf/ muss das auch weg. Kann man das auch mit einen bösartigen Abbeizer ("Radikalabbeizer" nur für Gewerbetreibende) machen , oder muss man Angst haben, dass etwas (Geldcoat/ GFK) dabei zerstört wird. Ich habe 1 und 1-K Lack drauf. 2 K Lack geht damit auch runter. Durch die mehreren Farbschichten ist auch die Struktur der Waben/ Rautenmusster der angedeuteten Sitzflächen bzw. Anti Rutsch Flächen (eigentlich nur optischer Effekt) mit Farbe verstopft. Wenn ich schleife, verschindet die Struktur völlig. Deshalb Idee Abbeizer. Dann zum Boden. Deck und Boden auf einmal - da ist mir die Baustelle zu groß und wenn kein Ende abzusehen ist .... (nicht gut für die Motivation). Kann man den Boden (nur ganz feine Haarrisse) vorerst mit irgend etwas einpinseln und konservieren, so dass kein Wasser eindringt. Und dann in 2, 3 Jahren erst damit beginnen? Danke, Gerhard Geändert von unbekannte Neputun Jolle (06.09.2015 um 12:20 Uhr) |
#7
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a) hängt vom Zustand ab.
b) muss man probieren. Wenn die Strukturflächen aber sowieso abgeschliffen werden können... Ansonsten gibt es auch Antislip Lacke oder Strukturbildende Beimischungen. c) Nein. Wasserschutz gibts nur durch ein entsprechendes Lacksystem oder Epoxy. Macht eigentlich keinen Sinn schnell was draufzuschmieren um dann in 2-3 Jahren das ganze wieder abzuschleifen. Jollen liegen aber auch manchmal gar nicht viel im Wasser. |
#8
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Hallo nochmals,
woran erkenne ich , dass der Geldcoat noch brauchbar ist? Wenn nicht, was muss auf das GFK, bevor wieder 2-K Farbe darauf kann. Nur Primer oder auch mehr? Sollte ich beim Abschleifen auch etwas von der Gelcoatschicht abtragen, muss ich da etwas neu auftragen oder sonst irgend etwas unternehmen? Und - als Provisorium: Kann man Epoxitharz in ein, zwei Lagen auf den Boden streichen, um 2, 3 Jahre damit noch zu Segeln. Oder muss ich gar nichts machen, weil eventuell eindringendes Wasser wieder verdunstet (Landliegeplatz) Vielen Dank an Alle. Gerhard |
#9
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Moin Gerhard
Dein Gelcoat ist als Sperrschicht unter dem Lack sicherlich noch etwas wert,aber aufarbeiten zu altem Glanz lässt es sich mit sicherheit nicht mehr. Wenn du dein Boot nun wieder komplett neu lackierst,reicht eben besagter Epoxyprimer als erneute Sperrschicht aus,mehr brauchts nicht,ausser dem decklack. Am besten wäre,du könntest beim schleifen eben genau auf den gelcoat treffen und diesen soweit wie möglich stehen lassen,ohne aufs laminat durchzuschleifen. Das ist jedoch nur mit sehr viel feingefühl und zeitaufwand möglich,bei einem anschl. 4fachen primeraufbau deshalb auch nicht notwendig. Genauso kannst du beim ausstreichen deines bodens als provisorium vorgehen,inwieweit dies für die nächsten 2-3 jahre notwendig ist oder nicht,kann ich von hier aus leider nicht beurteilen. Wenn der Boden nur Haarrisse aufweist,eher nicht. Wenn du mit Abbeizer arbeiten möchtest,versuch erst ein probefeld,mit schleifen ist man um einiges gefühlvoller. Dass du damit deine "Struktur" retten kannst bezweifle ich,auch wenn du die Farbe rausbürstest und den rest mit Aceton auswäschst,von der Sauerei mal abgesehen. Aber auch hier empfiehlt sich ein Versuch... Vom Ablauf für eine Volllackierung tät ich empfehlen,zuerst Unterwasser mit schale und Cockpitboden und dann Deck und Hütte anzugehen. Hat den Vorteil immer arbeiten zu können und sich andererseits an weniger heiklen Flächen in die "Rolltechnik" einzuarbeiten. Beratung für Farbaufbauten gibts bei Behnke Yachtservice oder in den Farbfibeln von International Yachtfarben oder Epifanes Yachtfarben und anderen. (Bin noch eine Flasche am Compi, deshalb keine Links,Sorry...) Beim partiellen lackausflicken und aufbauen ist der ablauf gleich,schleifen bis auf Gelcoat,4mal Primern,3mal Decklack. Hope that helps erstmal,wenns soweit ist und du dich entschieden hast,geb ich gerne noch genauere Anleitung... Achja,Epoxy alleine ist nicht UVbestänig,deshalb muss immer ein Decklack drauf... Geändert von Takelhemd (07.09.2015 um 10:47 Uhr)
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#10
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Servus,
vielen Dank für Euro Tipps, insbesondere an Alex. Hat mir sehr geholfen, das alles einzuordnen. Werde jetzt mal an´Schleifen gehen. Viele Grüße aus dem Süden. Gerhard
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