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Alt 16.11.2015, 14:05
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Standard Motoryacht - Portugal auf dem Douro 2015

Hallo,

nachfolgend mein Törnbericht von einer wunderbaren und spannenden Reise durch die Weinanbaugebiete Portugals. Eines der letzten 'Bootsfahrerabenteuer' in Europa.


Viele Grüße
Christian

----------------------los gehts----------------------------


Klingt spannend, dachte ich, als mir Patricia auf der Messe ‚boot’ Düsseldorf Ihre portugiesische Firma ‚Feel Douro’ vorstellte.

Sie haben moderne Motoryachten vom Typ Greenline, mit denen man auf dem Douro fahren kann. Douro? Jetzt mal ehrlich. Wer kennt den Douro? Wo kommt er her, wo fließt er hin?

Mit diesem Bericht versuchen wir ein wenig Licht ins Dunkel zu bekommen und eines der letzten ‚Bootsfahrerabenteuer’ Europas vorzustellen und zur Nachahmung zu animieren.

Der Douro entspringt im Innersten Spaniens und schlängelt sich rund 900 km durch das Land, bevor er in Porto in den Atlantik mündet. Von der Mündung bis zur spanischen Grenze ist er schiffbar und durch riesige Staudämme gezähmt worden. Spanien hatte nie Interesse den Douro schiffbar zu machen. Aber die Portugiesen brauchten den Douro, um die Weinfässer von den dort ansässigen Weinbaugebieten zur Mündung zu transportieren, um ihn von Porto aus in alle Welt zu versenden. Portwein ist hier das Schlüsselwort.

Samstags ging es pünktlich mit Eurowings von Düsseldorf nach Porto. Es ist der erste Herbstferientag in NRW und der Flughafen entsprechend wuselig, aber offensichtlich ist die wunderschöne Stadt Porto noch nicht auf so vielen Urlaubsplänen vertreten, sodass es für uns entspannt zugeht. Wir das sind Christian mit Anke und den Jungs Gerrit (8) und Leon (9).

Am Flughafen Porto wartet bereits ein Abholer mit Namensschild auf uns, der uns in 20 Minuten zur Marina Douro bringt. Hier weiss man nicht wo man zuerst hinschauen soll. Nach links zur Hafenausfahrt Porto mit Blick auf die Weiten des Atlantiks oder nach rechts zur Altstadt Porto, die auf der gegenüberliegenden Seite des Douro liegt. Es riecht nach Meer. T-Shirt Temperaturen im Oktober und eine klare, saubere Luft. Herrlich!

Am Steg erwartet uns unsere ‘Rose’, eine Greenline 33. Schnell das Gepäck auf die Yacht und dann erstmal auf die Terrasse vom Yachtclub. Dieser erste ‘Anlegedrink’ ist ein ‘must have’.

Die Jungs erkunden nach einer Cola die nähere Umgebung und natürlich unsere ‘Rose’. Wer schläft wo und warum? Wo ist auf dem Vorschiff der beste Platz, wie sitzt es sich am Fahrstand... Die vorbestellten Einkäufe sind bereits verstaut.

Als welcome vom Vercharterer ‘Feeldouro’ gibt es noch eine Flasche Portwein, sowie Käse- und Kuchenhäppchen. Als alles Gepäck seinen Platz gefunden hat gehe ich zum Büro und möchte mich um den Check-In der Yacht und den erforderlichen Papierkram (Kaution...) kümmern.

Zu meiner Überraschung wurde ich von Mitarbeiterin Ema auf den nächsten Morgen vertröstet. Macht Euch erstmal einen schönen, entspannten Abend und genießt den Tag. Den Check-In machen wir morgen zwischen 9 und 10 Uhr. Die erste Schleuse ist morgen um 16.15 Uhr, da reicht es, wenn ihr gegen 13:30 Uhr hier losfahrt.

-Feste, vorgeplante Schleusenzeiten!!!
Ein spannendes Thema, was uns hier im Bericht noch beschäftigen wird!


Passt! Uns hungert es und wir marschieren zu einem Restaurant, das uns empfohlen wurde. Nur 5 Minuten zu Fuß, vorbei an der Fischfangflotte Portos, gelangen wir zur Taberna‘s Pedro’. Hier erwartet uns ein Showkochen vom Feinsten.

Draußen auf der Straße wird gegrillt, was man sich mit Händen und Füssen ausgesucht hat! Preisgünstig, urig, lecker! Ein richtig großer Spieß mit Garnelen und/oder Calamaris kostet 10,-€. Salat, Brot, Kartoffeln inklusive. Frischer Atlantik-, aber auch Süsswasserfisch aus dem Douro sind hier die Highlights.

Am nächsten Morgen (Sonntag) hat sich der Himmel leider zugezogen und es ist windig geworden. Auf dem Atlantik wartet ein Tiefdruckgebiet auf uns. Die Atlantikdünung wird höher und die Brandung klatscht über die Hafenmole. Ich freue mich, dass ich in diesem Urlaub nicht segeln gehe, sondern mit achterlichem Wind den Douro zu Berg fahren werde.
Innenfahrstand, lecker Kaffee, keine Krängung, kein Geschaukel.

Wir frühstücken im Yachtclub und besorgen danach noch einige Einkäufe im nahegelegenen großen Supermarkt, der mit dem Taxi in 5 Minuten zu erreichen ist. Der Check-In startet mit einer gründlichen und klärenden Einweisung in unsere Fahrstrecke.

Ricardo ist hier mein Ansprechpartner, der den Fluß in und auswendig kennt. Seine Tipps und Hinweise werden noch wichtig. Man erhält ein dickes Bordbuch, sowie eine Flußkarte. Das wichtigste aber, sind die Informationen zu den Schleusen und den Schleusenzeiten.

So starten wir am Sonntag von Porto um 13:30 Uhr. Direkt zu Beginn fährt man durch Porto. Danach ist die Landschaft noch flach und der Fluß breit.

Um 16 Uhr sind wir pünktlich an der ersten Schleuse ‘Crestuma’. Ich greife zum Funkgerät (Kanal 12) und rufe ‘Eclusa de Crestuma’, ‘Eclusa de Crestuma’, ‘Rose’, ‘Rose’, ‘Aqui’; ‘Rose’; ‘Escuto’?

Eine freundliche Stimme bestätigt auf portugiesisch. ??? Was hat er gesagt, fragt Gerrit. Keine Ahnung meine spontane Antwort. Aber die Schleuse ist offen und die Ampel geht auf grün. Also rein. Ich sage noch schnell ins Funkgerät ‘Rose’ Entrada! Alles gut, keiner moppert.

Fender alle an Steuerbord, Mittelklampe im Schwimmpoller fest. Passt! Schleuse geht zu und langsam geht es aufwärts. Ampel grün, ablegen und raus aus dem Loch.

Es wird hügelieger. Um 19 Uhr machen wir an der Steganlage vom kleinen Örtchen „Entre-os-Rios’ fest. Strom und Wasser am Steg. Toiletten ja, aber keine Duschen. So ist das hier überall. Man schwimmt im Douro, nutzt dann die Außendusche oder die Dusche unter Deck.

Wir haben überall kostenlos gelegen. In den Sommermonaten wird teilweise kassiert. Aber nicht mehr als 10,-€/Nacht, wie man uns sagte. Jetzt im Oktober rechnet man wohl nicht mehr mit Gästen.

Am Steg mündet ein kleiner Nebenfluß. Unmittelbar hinter der Brücke auf der anderen Flußseite finden wir ein tolles Restaurant ‘Ponte de Pedra’ (www.pontedepedra.com). Lecker Steak mit Kartoffeln und Beilagen kostet unglaubliche 8,50 €. Die Jungs essen Schweinesteak mit Pommes für 6,50 €.

Ich fasse nochmal zusammen: Keine Liegeplatzgebühr und Steak für 8,50 €! Langsam wird uns unheimlich und wir freuen uns immer mehr dieses ‘Abenteuer’ Douro angegangen zu sein.

-Teil 2 folgt-
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Alt 16.11.2015, 14:16
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Standard Teil 2 auf dem Douro weiter zu Berg

Am nächsten Morgen (Montag) starten wir um 09:30 Uhr die Maschine (VW Diesel mit ausreichenden 145 PS) und tuckern weiter zu Berg.

Es wartet um 10:45 Uhr die nächste und höchste Schleuse Europas auf uns. 35 m Hub! Es verzögert sich ein wenig. Ich rufe mehrmals, Anke meint ich singe, die Schleuse über Funk an.

Endlich öffnet sich das Tor und man fährt überwältigt und erfürchtig in das schmale, schwarze Loch. Was für ein Gefühl dort mit einer 10 Meter langen Yacht (hier fühlt man sich eher als Boot) einzufahren. 35 Minuten später scheint oben angekommen die Sonne.

Um 13:30 Uhr erreichen wir unser Tagesziel ‘Caldas de Aregos’. Dieser kleine Ort ist bekannt für seine Thermalquellen. Da es sich wieder zugezogen hat und es auch ab- und zu regnet, entschließen wir uns das Thermalbad aufzusuchen. Es ist direkt neben der kleinen Marina. Das Bad ist leider eine Enttäuschung, da es nur eine kleines Schwimmbecken hat.

Aber die Jungs haben ihren Spaß bei 38 Grad warmen Wasser. Lustig: Es herrscht hier noch Badekappenpflicht! Da wir sowas natürlich seit 30 Jahren nicht mehr mit im Gepäck haben, kaufen wir welche für € 1,-/Stück.

Abends schlendern wir porentief rein durch den Ort und finden eine nette Bar, wo wir überdacht draußen sitzen können. Die Getränkepreise sind unwirklich, aber leicht zu merken. Cola, Fanta, ein Glas Weißwein oder Bier kosten soviel wie die Badekappe!!

Später zieht es uns auf Empfehlung der Bardame in ein uriges Restaurant. Erstklassige Küche, auch hier günstige Preise. Anke hatte z.B. eine Terrine Meeresfrüchterisotto, Gerrit und ich eine gegrillte Fleischplatte, Leon gegrilltes Lachsfilet. Keins der Essen war teurer als € 12,-.

Heute (Dienstag) starten wir erst nach einem ausgiebigen Frühstück um 10:55 Uhr. Um 12:40 Uhr machen wir für eine Stunde fest in dem größeren, aber nicht wirklich schönen Ort ‘Régua’.

Wir schlendern durch den Ort, trinken einen Kaffee, suchen und finden eine Apotheke. Plötzlich fängt es an stark zu regnen und die Zeit drängt. Wir müssen weiter, die nächste Schleuse wartet.

Alles läuft bestens, wir erreichen das Mekka des Weinbaus ‘Pinhao’. Ein netter Ort. Das Wetter ist nun wieder sonnig und trocken. Im T-Shirt sitzen wir in einer Bar und genießen den Blick und die Zeit.

Feeldouro hat hier in Pinhao einen eigenen Steg. Im Ort sollte man den Bahnhof gesehen haben. Überall Gemälde aus den für Portugal so typischen blauen Fliesen. Auch kann man im Ort Weinproben buchen und sich von Sandeman, Taylors und Co verzaubern lassen.

Heute (Mittwoch) haben wir um 12 Uhr unsere letzte Schleuse zu Berg und erreichen die höchste Staustufe dieser Reise. Die Landschaft hier oben ist grandios. Die Weinberge sind steil, alles grün und bunt.

Hinter der nächsten Ecke dann wieder Steile Felswände, dann wieder Weinberge! In Senhora da Ribeira legen wir kurz an. Hier gibt es zwei kleine Restaurants.

Um 14:30 Uhr heißt es Ruder hart Steuerbord und auf Gegenkurs zurück Richtung Mündung. Echt schade, dass wir nicht mehr Zeit haben, aber so haben wir einen Grund wiederzukommen. Hier ist der Fluß wirklich am schönsten. Wir können uns nicht satt sehen.

Abends entscheiden wir uns erneut für Pinhao. In einer Bar versacken wir fast, da wir einigen Spaß mit den Wirtsleuten haben. Freundliche nette Menschen haben wir auf unserer gesamten Reise getroffen.

Auch das macht die Region aus. Offensichtlich sind hier alle mit sich zufrieden und glücklich.

Wenn dann noch Porto oder die Fußballnationalmanschaft gewinnt, ist alles noch viel besser! Fußball ist selbst hier in den Bergen Tagesgespräch. Mich hat jemand angesprochen von welcher Fußballmannschaft ich Fan wäre. Leider kannte er den MSV Duisburg nicht. Aber ich schweife ab. Zurück zur Reise.

Donnerstag: 09:35 Uhr legen wir ab. Heute motoren wir bis 15:30 Uhr, als wir Caldas de Aregos erreichen. Hier liegen wir neben einer anderen Yacht von Feeldouro, einer Greenline 40 mit einer netten Familie aus der Schweiz. Nun, sie kennen sich mit Bergen aus.

Das Wetter ist und bleibt seit Dienstag sonnig und warm. Gerrit und Leon verbringen den gesamten nachmittag im Hafenbereich und angeln. Zwei Weidenäste und ein wenig Kordel reichen. Sie haben in den Felsaufschüttungen Flußkrebse entdeckt, die Sie versuchen mit Wurst und Brot zu erwischen. Klappt sogar teilweise.

Vor dem Abendessen einen ‘Anleger’ in einer Bar, danach wieder lecker Abendessen. Aber das haben sich die Leser hier bestimmt schon gedacht. Eigentlich wollten wir hin und wieder auch mal an Bord kochen, da die Yacht auch perfekt und hochwertig ausgestattet ist, aber die tolle Küche und die günstigen Preise in den Restaurants lassen das einfach nicht zu.

Freitag: Der längste Fahrtag liegt vor uns. Heute warten zwei Schleusen und eine Strecke von 76 km bis Porto auf uns. Durch die Schleusen kommen wir sauber und pünktlich durch.

Es blieb bei km 34 (Melres) sogar noch Zeit für einen Stop an einem kleinen Restaurant. Um 18:30 Uhr machen wir nach 330 km wieder in der Marina Douro, unserem Ausgangshafen fest. Unserer ‘Rose’ hat einen Dieselverbrauch von nur 5 Liter/h gehabt. Dies ist ein erstaunlich günstiger Wert, da wir teilweise mit 17 km/h unterwegs waren.

Der Check-Out am Samstag morgen verläuft entspannt, professionell und zügig. Ohne Macken und Kratzer konnten wir unsere ‘Rose’ wieder übergeben. Unser Gepäck bliebt bis zum Flughafentransfer im Büro, so haben wir noch den ganzen Tag Zeit uns die wunderschöne und interessante Altstadt von Porto anzusehen.

Alleine Porto ohne Douro ist ein verlängertes Wochenende wert. Wirklich beeindruckend schön.

Es war eine sehr spannende, erlebnisreiche Fahrt, die wir noch sehr lange in Erinnerung halten werden. Die Eindrücke, die man mitnimmt sind vielfältig und brennen sich ins Langzeitgedächtnis.

Die Fahrt auf eigenem Kiel über den Douro ist vermutlich das letzte Bootsfahrerabenteuer in Europa. Wir kommen wieder!

- im Teil 3 folgen noch ein paar Infos zu den Schleusenzeiten!!!
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-Achtung Schleusenzeiten und Bedienung!

Anders als in anderen Schleusenrevieren, dienen am Douro die Schleusen der Wasserhaltung. So schleusen sie hier nicht nach Bedarf, sondern nach einer 24 stündigen Voranmeldung. Warum?

Wie in der Einführung beschrieben, diente der Douro in der Vergangenheit nur dem Weintransport. Der Schiffsverkehr war entsprechend überschaubar. Es gibt es keine Schleusenvorbecken, an denen man festmachen kann, um auf die Schleusung zu warten. In der Bergfahrt (gegen die Strömung) stellt es sich so dar.

Man startet an der breiten Mündung des Douro. Der Fluß schlängelt sich dann durch Porto, wo er im weiteren Verlauf dann immer schmaler wird, bis man dann zum ersten Staudamm kommt.

An der Seite findet sich dann die kleine Schleuse, die einen mit einem Hub von 22m zum ‘Oberwasser’ bringt. Hier ist der Fluß angestaut und wieder breit. Nach einiger Zeit wird er dann wieder zusehens schmaler, die Strömung nimmt zu, bis man zur nächsten Schleuse (jetzt 35m Hub) gelangt.

Die letzten Kilometer vor der jeweiligen Schleuse sind so schmal, dass ein Begegnungsverkehr mit größeren Flußkreuzfahrtschiffen nicht möglich ist. Aus diesem Grund muss man seinen Schleusenwunsch am Vortag bis 12 Uhr anmelden. An Bord findet sich ein Handy, das man nutzen kann.

Spricht man kein Portugiesisch, was man können müsste, kann man die Schleusenzeiten auch über den Stützpunkt erledigen lassen. Ein toller Rundumservice von Feeldouro!

Hat man seine Schleusenzeiten nun bestätigt bekommen, muss man pünktlich dort sein und sich unmittelbar vor der Schleuse nochmals über Funk anmelden (siehe Hinweise Funkgespräche auf der letzten Seite). Kommt man zu spät, muss man sich für den nächsten Tag erneut anmelden!

In allen Schleusen sind Schwimmpoller. Also einfach anfahren und mit der Mittelklampe belegen, fertig! Bis zur spanischen Grenze sind es fünf Staustufen.

Wir haben in einer Woche vier, es somit fast bis zur spanischen Grenze geschafft. In Kilometern waren es 165 zu Berg und wieder zu Tal. Gesamt 330 km. Ein strammes Programm ohne Leerlauf. Leider hatten wir nicht mehr Zeit. Meine Empfehlung wäre die Strecke in 14 Tagen anzugehen.

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Viele Grüße
Christian

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