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  #1  
Alt 07.08.2016, 14:14
Benutzerbild von simon-2
simon-2 simon-2 ist offline
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Standard Freestyle Propreparatur im Urlaub

Hallo,

leider habe ich nicht daran gedacht, das Ganze rechtzeitig mit Bildern zu dokumentieren, deshalb gibt es nur Text (ein Nachher-Bild wird aber noch nachgereicht).
Die Vorgeschichte: im Urlaub angekommen, stellte sich heraus, dass bei dem Prop, den ich gern fahren wollte, die Gumminabe durchdreht. (hat nicht zum Angleiten gereicht).
Also die möglichen Alternativen gesichtet, aber eher mager; da lag noch einer mit bekanntermaßen zu hoher Steigung (macht keinen Spaß), und einer, bei dem die Steigung zwar passt, der aber im letzten Jahr eine Grundberührung hatte (2 Blätter außen verbogen und mit Rissen und Ausbrüchen; Alu das Ganze).
Was also tun die Idee war schnell geboren- die kaputten Stellen werden einfach abgeflext
Die Vorgehensweise:
Erstmal vorab mit Edding die Blätter nummeriert, um den Durchblick nicht zu verlieren, und auf einem Master-Blatt (das mit der größten Beschädigung) grob angezeichnet, wie weit es ab muss. Dabei wurde natürlich auch die Beschädigung des anderen Blattes berücksichtigt, und die entstehende Kontur schon nach Augenmaß etwas geglättet und verrundet.
Dann der Reihe nach die Kontur auf die anderen Blätter übertragen (auch noch per Auge) und abgeflext.
Als Nächstes mit einer kleinen Schruppscheibe das Master-Blatt "hübsch" gemacht, d.h. erstmal nach Augenmaß und mit geschultem Kennerblick die Außenkontur noch etwas verschönert, dann eine schöne neue Leading Edge geschliffen. Strategie dabei: die Druckseite fast unverändert gelassen, nur auf der Saugseite so lange abflacht und abrundet, bis der Kennerblick überzeugt war (freihand, aber das Bild vom Tragflächenprofil natürlich im Hinterkopf).

Jetzt kommt der Trick: benötigt wird eine feste, glatte Unterlage die nicht wackelt, ein Blatt Papier, Klebeband, Bleistift und eine LED-Taschenlampe (und der Edding von vorher). Die Unterlage (in meinem Fall eine Steinplatte) kommt auf den Boden und das Papier wird draufgeklebt. Darauf kommt der Prop und mit dem Bleistift wird die Position der Nabe angezeichnet, sodass man den Prop drehen kann ohne die Position der Propellerachse zu verlieren.
Nun kommt die Taschenlampe ins Spiel; die wird irgendwo so befestigt, dass sie Schattenspiele mit dem Prop macht, ebenfalls nicht wackelt und sich nicht gegenüber Prop und Unterlage bewegen kann; ich habe es schräg von oben gemacht, sodass eins der Blätter ungefähr im rechten Winkel beleuchtet wird. Alsdann das Master-Blatt in die richtige Stellung für einen möglichst wenig verzerrten Schatten gedreht und mit dem Bleistift aufs Papier übertragen.
Zum nächsten Blatt weiter gedreht (die Hinterkante blieb weitestgehend original und auch von der Vorderkante war ganz innen noch ein Stück unbearbeitet, sodass man den Winkel gut daran ausrichten konnte; für die Position hatte ich ja eh schon die Nabe markiert), und auf dem (Prop-)Blatt mit Edding angezeichnet, wo noch wie viel weg muss.
Wieder geschliffen, nochmal Schattenspielchen gemacht, geschliffen, "hübsch" gemacht...

Zum Abschluss natürlich noch ausgewuchtet, wenn auch nur grob: dazu die Wellenbohrung in zwei kleine Kugellager "eingehängt" und so lange bei den untenhängenden Blättern Material abgetragen, bis es einigermaßen passte. Ganz am Ende noch die geschliffenen Oberflächen mit einer kleinen Flachfeile geglättet- fertig.

Ausprobiert, und- was soll ich sagen läuft. Im mittleren Bereich lässt er den Motor vielleicht einen Hauch höher drehen (zum Angleiten und Beschleunigen garnicht schlecht), Höchstgeschwindigkeit ist aufs km/h gleich geblieben (Je nach Boot, Motorisierung und Propellerauswahl, und wo bzw wie viel man abschneiden muss, kann das natürlich auch anders ausfallen). Jegliche Zweifel und Bedenken bezüglich Unwucht oder Formdifferenzen in den Blättern waren jedenfalls unbegründet, er läuft auch bei Vollgas ganz normal sauber und rund, so wie es eben sein sollte

Hat insgesamt einen Abend gemütliches Brainstorming bei Bier und Grillfleisch gekostet, um an der Lösung zu tüfteln, und ~2-3h für die eigentliche Bearbeitung. Passenderweise war der nächste Vormittag ohnehin verregnet und grau; als es sich gegen Nachmittag aufklarte, war der Prop längst fertig und hat bootmäßig den Urlaub gerettet.

Das ganze ist vielleicht keine Universalempfehlung Besser ist wohl immer, einen passenden Prop in Reserve zu haben, und wenn die Beschädigungen bis tief in die Blattmitte ragen, geht es auch nicht mehr. Außerdem soll es ja auch Leute geben, die garkeine Flex mit in den Urlaub nehmen
Wer es nachmachen will, sollte sich schon sicher sein, sowas zu können; d.h. etwas Sachverstand, Handwerk und Propellererfahrung sollten nicht fehlen, aber hier gibt es eine ganze Menge Leute, denen ich ohne weiteres zutrauen würde, das mindestens genauso gut hinzukriegen . Vielleicht gerät ja mal einer in eine ähnliche "Notlage"...

Noch zwei Sätze zur Flex: das war eine kleine (115er); die liegt ganz gut in einer Hand und mit der anderen kann man den Prop festhalten. Außerdem verwende ich für sowas gern ganz kleine Scheiben. Also verschlissene Trenn- oder Schruppscheiben, bei denen nur noch ein Rest steht. Zum Einen kann man damit bis zu einem gewissen Grad auch Kurven schneiden, zum Anderen trägt es durch die niedrigere Umlaufgeschwindigkeit auch weniger ab, sodass man deutlich sanfter und präziser arbeiten kann.

Gruß
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  #2  
Alt 07.08.2016, 15:09
Andrei Andrei ist offline
Vice Admiral
 
Registriert seit: 20.08.2006
Beiträge: 1.289
1.876 Danke in 1.026 Beiträgen
Standard

Ganz pfiffig finde ich die Idee mit Auflicht und Schatten!

Könntest du bitte noch das Bild vom Auswuchten nachstellen?
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