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Alt 21.02.2007, 17:27
robhof robhof ist offline
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Standard Seychellen

Seychellen: Haierlebnis mit einem juvenilen Zitronenhai

Dieser Hai war über Monate der Liebling vieler Seychellenreisenden.

Vor einem Jahr habe ich auf der Seychelleninsel Praslin ein schönes Haierlebnis gehabt: Über vier Wochen konnte ich und viele andere Leute jeden Tag einen kleineren Hai im seichten Wasser beobachten, im Prinzip immer an derselben Stelle. Es war im linken Bereich (zwischen den großen Felsblöcken) am berühmtesten Strand von Praslin, Anse Lazio. Ich habe dann in einem Seychellenforum (http://www.seychellen-infos.de/seyforum/index.php) darüber berichtet und siehe da: Plötzlich haben sich viele Seychellenreisende gemeldet, die genau diesen Hai bestens kannten, und zwar über viele Monate weg...

Das ist der Kerl, zwischenzeitlich vielleicht schon ein wenig gewachsen, damals aber nur etwa 80 cm lang

Die Geschichte war irgendwie nett (...Was, der kleine Hai von Anse Lazio? Denn kenne ich auch...) und so berichte ich Euch darüber. Zuerst kommt mein Bericht, dann einige augewählre Reaktionen darauf. Ich habe den Hai damals nicht eindeutig erkannt, außer dass es ein Carcharhinide war... Doch die Größe der zweiten Rückenflosse ist schon sehr markant.

Viel Spaß beim lesen! Ich hoffe dem Hai geht es immer noch gut.


Begegnung mit einem juvenilen Sichelflossen-Zitronenhai (Negaprion acutidens) auf den Seychellen


Während meiner naturkundlichen Seychellen-Exkursion im Oktober 2005 konnten wir auf Praslin (Anse Lazio) über mehrere Wochen regelmäßig einen etwa 80 cm langen Hai beobachten, der eindeutig zur Familie Carcharhinidae (Grauhaie) gehörte, von uns aber damals nicht eindeutig zugeordnet werden konnte. Ich sah diese Art zum ersten Mal. Jürg Braunschweiler bestimmte das Tier dann aufgrund eines digitalen Fotos. Dieses ist nicht besonders gut, weil der Hai sich ständig im knietiefen Wasser über Sandgrund aufhielt, wo es ziemlich trüb war. Vor allem nach jeder größeren Welle reduzierte sich die Sicht gegen Null.

Über die folgende Charakterisierung aus dem Internet wussten die Mitglieder der Gruppe zu jenem Zeitpunkt nichts...:

Da Zitronenhaie ziemlich groß werden, sich oft in flachen Gewässern aufhalten und leicht provozierbar sind, können sie auch für Menschen gefährlich werden. Es wird vielfach berichtet, dass Zitronenhaie ohne sichtbare Ursache Menschen angegriffen haben. Auch im offenen Meer werden immer wieder Angriffe auf Menschen beobachtet, allerdings ist nicht auszuschließen, dass diese provoziert wurden.

Allerdings wissen wir, dass derartige allgemeine Warnungen mit Vorsicht zu genießen sind ... (können unnötige Hai-Hysterie erzeugen...).

Unser noch kleines Exemplar war völlig friedlich und schwamm unermüdlich im Flachwasser herum. Die Beschreibung des Lebensraumes dieser Art passte genau zu unserer Beobachtung. Es war faszinierend und ermunternd zu erleben, dass sich keiner der Mitreisenden vor dem Hai fürchtete, im Gegenteil. Alle versuchten zumindest einen kurzen Blick auf ihn zu werfen.

Grauhaie (Carcharhiniformes), Familie: Grauhaie (Carcharhinidae), Gattung Negaprion, Negaprion acutidens (Sichelflossen-Zitronenhai)
(es gibt eine zweite Art in dieser Gattung, Negaprion brevirostris, Zitronenhai, Lemon shark)

Englisch: Sicklefin lemon shark, Französisch: Requin limon faucille, Spanisch: Tiburón segador

Eindeutig bestimmbar. Keine weitere Art in dieser Region, welche dieser ähnlich sieht. Gross, kräftig. Die 2. Rückenflosse hat beinahe dieselbe Grösse wie die 1. Rückenflosse. Ansatz der 1. Rückenflosse unmittelbar auf Höhe oder hinter dem freien Ende der Brustflossen. Rückenflossen, Brust- und Bauchflossen sind deutlich sichelförmig. Grosse Augen mit einer Schnauze, welche kürzer als die Breite des Mauls ist. Gelblich-braune Färbung. Maximale Länge ca. 300 cm.

Verbreitung: Westlicher Pazifik: Indonesien, Neu Guinea, Australien. Neukaledonien, Philippinen. Palau, Marshall-Inseln, Tahiti. Westlicher indischer Ozean: Südafrika, Mauritius, Pakistan, Indien, Thailand. Rotes Meer

Lebensraum: In Ufernähe lebend, bis in eine Tiefe von ca. 30 m. Diese Art bevorzugt Buchten, Aestuarien und andere flache Regionen. Schwimmt meist sehr langsam und wurde auch ruhend beobachtet.

Ernährung: Ernährt sich von Fischen.

Reproduktion: Lebendgebärend mit Dottersack-Plazenta. Schwangerschaft dauert 10 bis 11 Monate. Geburtsgrösse liegt zwischen 50 und 70 cm. Wurfgrösse liegt zwischen 1 und max. 14 Jungtieren. Geschlechtsreife wird sowohl bei Männchen wie auch Weibchen mit ca. 220 cm erreicht.

Status in der IUCN Rote Liste (Version 2001):
Haupt-Kriterium: VU (Verletzbar)
Unter-Kriterium: A2abcd A3bcd A4abcd
Trend: Bestände sinkend

Dieser Art sollte mit Vorsicht begegnet werden, auch wenn sie zuerst scheu auf Taucher reagiert.
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Hallo Robert,

ich war im Oktober 2005 ebenfalls auf Praslin und häufig an der Anse Lazio. Den beschriebenen Zitronenhai kenne ich daher sehr gut. Er war fast ständig auf der linken Buchtseite im Flachwasser zwischen den Felsen anzutreffen. Einmal hatte ich ihm beim Schnorcheln unbeabsichtigt den Rückweg aus einer kleinen, sehr flachen Bucht abgeschnitten. Die Wassertiefe betrug weniger als einen Meter und ich ließ mich an der Oberfläche treiben, keine zwei Meter vom Hai entfernt. Das Tier zeigte deutlich, dass es aufgeregt war und sich in die Enge getrieben fühlte. Als ich das erkannte, wollte ich den Weg frei geben, aber der Hai hatte bereits selbst eine Lösung für das Problem gefunden. Er schob seine Brustflossen unter den feinen Sand und wirbelte diesen dann gezielt auf. Die Sicht ging gegen Null und das nutzte der Hai sofort, um blitzschnell unter mir hindurch zu schießen. Nun hatte er wieder genügend Fluchtmöglichkeiten und deshalb ließ er wieder ganz gelassen zu, dass ich in seiner unmittelbaren Nähe schnorchelte. Schlaues Kerlchen, der Kleine
Grüße,
Rolf
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Hallo Rolf,
danke für Deine spannende Ergänzung zum Zitronenhai. Dieser Hai war voriges Jahr fast jedem Seychellenreisenden bekannt, denn viele gehen in der linken Hälfte der Bucht zwischen den Felsen schnorcheln. Wo auch immer ich Leute getroffen habe, auch auf Mahé, alle haben den Hai "gekannt"...
Deine Beschreibung - das ist eben die Realität und solche Berichte sind wichtig für die Aufklärung; der Hai fürchtet sich (mehr als wir) und fühlt sich in die Enge getrieben, jemanden fressen will er deswegen lange noch nicht. Die Beschreibung seines Verhaltens ist sehr spannend.

Übrigens, ich habe auch Fotos von Anse Lazio einige Minuten vor dem Tsunami am 26. Dezember 2004 (der Meeresspiegel um 5 m tiefer, dort wo wir normalerweise schnorcheln gehen und wo auch der Hai war, sind nur Felsen und trockener Meeresgrund... Insgesamt hat es auf den Seychellen 3 Todesopfer gegeben, davon einer indirekt durch einen Stromschlag.

Beste Grüße Robert

_________________

Er lebt noch!!!! und es geht ihm scheinbar recht gut ...
heute habe ich folgende freundliche und zugleich erfreuliche Email erhalten (danke an Helga!!)

Hallo Herr Dr. Hofrichter,
Wir waren kürzlich auf den Seychellen, und am Anse Lazio hat mein Sohn
sich geweigert, ins Wasser zu gehen. Er schwor Stein und Bein, einen
großen, gelben Hai gesehen zu haben. Ich war ob seiner überbordenen
Fantasie etwas genervt.
Tja, und jetzt gibt es den Burschen offensichtlich doch! Wenn ich auch
nur ansatzweise geahnt hätte, dass es dieses Tier wirklich gibt, hätte
ich Ausschau gehalten, anstatt mich in der Gewissheit um
nichtexistierende Kindergespenster im Wasser zu wiegen.
Jedenfalls lebt der Hai noch, offensichtlich geht es ihm gut und es
liegt ihm fern, Touristen anzuknabbern.
Mit freundlichen Grüßen
Helga Jursch-Kappl[/i]
__________________
Robert Hofrichter, Salzburg, mittelmeer@aon.at
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  #2  
Alt 21.02.2007, 17:38
robhof robhof ist offline
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Standard Seychellen: Schwimmen im Walhaigetümmel

Schwimmen im Walhaigetümmel: Bei den letzten Exkursionen auf die Seychellen haben wir viele Walhaie gesichtet...

(mit den Fotos kenne ich mich bei euch noch nicht aus..., die mit den Sternchen gekennzeichneten Funktionen soll man nicht verwenden? ... Daher ein Link, wo man auch die Fotos dazu sieht

http://www.fnz.at/fnz/veranstaltunge...e/tagebuch.php



Im Oktober 2005 organisierte ich zwei naturkundliche Exkursionen auf die Seychellen. Eines der Ziele der Exkursionen war es, den Teilnehmern das wunderbare Erlebnis einer Begegnung mit Walhaien zu ermöglichen. Das Meer ist allerdings groß und geheimnisvoll und eine absolute Garantie für eine Sichtung kann man kaum geben (außer man ist wie das Whale Shark Monitoring Programme mit einem Ultraleichflugzeug ausgestattet).
Bei der Gruppe des ersten Termins funktionierte die Walhai-Begegnung dennoch wie auf Bestellung. Ein juveniles Tier mit etwa 4-4,5 m Länge schwamm im Kanal zwischen Conception und Mahé (Westküste Mahés) direkt am Tauchboot vorbei und wollte uns in den kommenden 45 Minuten scheinbar gar nicht mehr verlassen. Obwohl zum Schluss ein zweites Boot voller Taucher zu uns stieß und letztlich mehr als 30 walhaigierige Schnorchler das Tier bedrängten, ließ sich der Hai kaum irritieren. Im Gegenteil, es drehte sogar immer um, als es sich im relativ klaren Wasser "zu allein fühlte" und schwamm direkt in den menschlichen "Schwarm" hinein. Immer wieder mussten die begeisterten Schwimmer ausweichen, um nicht mit dem Hai zu kollidieren. Nachdem sich alle satt gesehen haben, verließen die zwei Tauchboote das Tier, das unserem (freilich allzu menschlichen) Empfinden nach noch gern mit uns umher geschwommen wäre...
Zwei Wochen später verschlechterte sich die Sicht unter Wassert. Für Planktonforscher bot das Meer ideale Bedingungen und wir, drei Biologen in der Gruppe, waren auch entsprechend begeistert. Die anderen Teilnehmer träumten eher von guter Sicht und weniger Nesseltieren im Wasser... Doch den Meeresbiologen war es klar: Das sind ideale Bedingungen für die großen Planktonfresser der Meere - dem Walhai und Manta.
Und dann war es soweit: Kaum hatte einer der Teilnehmer im Boot eine zynische Bemerkung über die hohe Unwahrscheinlichkeit einer Sichtung von sich gegeben ("... von wegen Walhaie..."), tauchte direkt neben dem Boot ein etwa 5 m langer Walhai auf. Nachdem einige Schnorchler schnell ins Wasser gesprungen waren, verschwand das Tier aber rasch in den trüben Tiefen. An diesem Tag waren die Bedingungen bei der Südspitze von Conception nicht Ideal, sehr trübes Wasser sowie beträchtliche Dünung und Wellen. Bei Lighthouse sprangen wir später noch kurz ins Wasser und Beobachteten zwei Mantas, die sich intensiv mit Fressen beschäftigten, aber die Sonne stand schon für eine erfolgreiche Walhaisuche zu tief. Wir nahmen uns daher vor am nächsten Tag eine zusätzliche Schnorchelausfahrt zu den Walhaien zu machen.

Nachdem wir ca. um 16.00 den ersten Walhai - wiederum direkt neben dem Boot - gesichtet haben, brach bald eine wahre Walhaihysterie aus. In den kommenden zwei Stunden wurden so viele Rücken- und Schwanzflossen sowie breite, aus dem Wasser ragende Walhaimäuler gesichtet, dass gar nicht mehr mitgezählt wurde. Es war unmöglich zu sagen, um wie viele Tiere es sich handelte. Wir schätzen, dass in unmittelbaren Nähe insgesamt vielleicht 10 bis 15 Tiere (!) dem Nahrungserwerb nachgingen. Nachdem auch noch einige Große Tümmler am Boot vorbeigezogen waren und einige fressende Mantas bei Loopings ihre weißen Bauchseiten zeigten, gab es für die Begeisterung keine Grenzen mehr, nicht zuletzt bei den vier italienischen Mitfahrenden, deren lautes und freudiges bello und bellissimo weit zu hören war.

Leider betrug die Sicht maximal etwa 4-5 Meter und man verlor die meisten Tiere schon nach einigen Metern aus dem Blickfeld. So hieß die Übung dann wiederholt: Schnell ins Boot klettern, Ausschau nach Schatten und Flossen halten und anschließend wieder ins Wasser springen... Einem Tier sind manche allzu begeisterte Schnorchler leider direkt auf den Kopf gesprungen, aber es hat sich dadurch nicht besonders verwirren lassen und zog mit halboffenem Maul weiter seine Kreise durch die dicke Planktonsuppe.

Lighthouse im Westen Mahés sowie der Kanal zur benachbarten Insel Conception wird uns als idealer Walhaispot in Erinnerung bleiben. Und es ist selbstverständlich, dass uns beim nächsten Besuch der Seychellen unser erster Weg wieder dorthin führen wird. Sichtungen sind ganzjährig möglich, besonders häufig sollen sie zwischen August und Oktober sein. Tauchschulen und Fischer berichten jedoch auch zu anderen Jahreszeiten von vielen Sichtungen. Ein Zusammenspiel von Wind, Gezeiten, Strömungen und dem durch diese Faktoren bedingten günstigen Nahrungsangebot ist wohl für ein stärkeres Aufkommen der Walhaien verantwortlich. Da hauptsächlich kleinere und mittlere Männchen gesichtet werden und wesentlich weniger Weibchen, nimmt man an, dass das häufige Auftreten von Walhaien bei den Seychellen eher mit dem günstigen Nahrungsangebot und weniger mit ihrem Reproduktionszyklus zusammenhängt.[/b]
__________________
Robert Hofrichter, Salzburg, mittelmeer@aon.at
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  #3  
Alt 21.02.2007, 17:42
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miki miki ist offline
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Schöne Beschreibung - leider funktioniert Dein Link nicht....
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  #4  
Alt 21.02.2007, 17:46
robhof robhof ist offline
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Standard Der Jahrhundert-Tsunami und seine Folgen auf den Seychellen

Ein Jahr danach: Der Jahrhundert-Tsunami und seine Folgen auf den Seychellen: Anse Lazio auf Praslin – einmal ohne Wasser

(die Photos dazu sind hier zu sehen: http://www.fnz.at/fnz/aktuelles/aktuelles.php#tsunami)

Die allermeisten Seychellenreisenden kennen Anse Lazio im Norden der Insel Praslin, gilt er doch als Paradebeispiel eines Paradiesstrandes der Insel Praslin. So wie Joachim Brück und seine Gattin diesen Strand am 26. Dezember 2004 erlebt haben, kennen den Strand jedoch nur wenige Menschen auf der Welt – und das sind durchwegs nur solche, die sich zu jenem Zeitpunkt ebenfalls in der Nähe des Strandes aufhielten. Ansonsten haben nicht einmal die ältesten Inselbewohner der Seychellen jemals etwas Vergleichbares beobachtet.

Der Anblick rief bei den vielleicht 30 oder 40 Menschen, die sich am 26. Dezember 2004 hier aufhielten, mehr als nur Verwunderung hervor: Die ganze Bucht war trocken gefallen, das Wasser zog sich weit zurück. Jener markante große Felsen (auf den Fotos zu sehen), bei dem die Touristen gern Schnorcheln gehen und bei dem das Wasser normalerweise 4 bis 5 Meter hoch steht, war vollständig trocken gefallen. Genau in diesem Abschnitt der Bucht war übrigens auch jener kleine Zitronenhai über viele Wochen zu beobachten, der in einem anderen Bericht beschrieben ist. Joachim Brück beobachtete einige Riffische, die in den verbleibenden Pfützen am Meeresgrund zappelten, und überlegte, wie er sie retten könnte, während seine Gattin etwas höher stand und die ganze Bucht überblicken konnte. Einige Menschen spazierten verwundert und nichts ahnend am trocken gefallenen Meeresgrund weit im Inneren der Bucht (ebenfalls auf den Bildern zu sehen).

Das Ehepaar Brück spürte instinktiv, dass etwas Besonderes vor sich ging, dass es sich um keine “normale” Erscheinung handelt – obwohl von der Vorstellung oder vom Begriff eines Tsunamis noch lange keine Rede war. Was tatsächlich die Ursache des Phänomens war sowie die Dimension der Katastrophe erfuhren sie erst nach der Rückkehr nach Deutschland am Neujahrstag. Frau Brück stand zum Glück etwas höher und konnte die heranrollende Welle sehen. Dann hieß es nur noch laufen...

Fotos von der eigentlichen Tsunamiwelle in dieser Bucht gibt es nicht. Das Ehepaar lief – verfolgt von durch die hereinbrechenden Wellen hervorgerufenen gewaltigen Krach – den Hang hinauf und drehte sich erst um, als es sich in Sicherheit währte. Die Menschen, die am trockengefallenen Meeresgrund spazierten, wurden vom Wasser in die Vegetation im Hinterland der Bucht gespült, ebenso wie die in der Nähe des Strandes parkenden Autos (hier, unter den Palmen, stehen auch zwei bei Touristen beliebten Restaurants). Es hat viele Verletzte gegeben, in dieser Bucht aber vermutlich keine Toten. Völlig verwirrt irrten die zum Teil schwer verletzen und blutenden Menschen herum. Sie konnten nicht begreifen, was gerade passiert war.

Insgesamt forderte der Tsunami auf den Seychellen drei Menschenleben. An manchen Stellen sind die Spuren des Tsunamis bis heute zu sehen – so in der durch eine Steinmauer abgetrennten Bucht von Curieuse, in der früher Meeresschildkröten für den Weiterverkauf gehalten worden sind. Teile der langen Mauer sind bis heute niedergerissen, so dass die Verbindung zum offenen Meer wieder hergestellt bzw. verbessert worden ist. Und wenn man heute durch diese Lagune watet, gewinnt man den Eindruck, dass sie ihre ökologischen Aufgaben als Kinderstube des Meeres wieder viel besser erfüllen kann als vor der Welle. Verschiedenste Jungfische tummeln sich im knöcheltiefen, warmen Wasser, gejagt von Seevögeln aus der Luft sowie kleinen Haien und Rochen im Wasser. In dieser Häufigkeit sind uns kleine Haie in der Lagune bei früheren Aufenthalten auf Curieuse bisher nicht aufgefallen.

Die Fotos und die Geschichte stellte uns das Ehepaar Brück (Joachim Brück, 35466 Rabenau) während einer RSEC-Exkursion auf die Seychellen in Oktober 2005 zur Verfügung. Das RSEC-Team bedankt sich dafür recht herzlich.

Hier noch ein Kommentar von Thorsten Gräf-Herrmann

Die Schäden auf den Seyschellen sind natürlich nicht mit denen in Thailand oder Sri Lanka zu vergleichen. La Digue ist am Besten davongekommen, da fast alle Anlagen im Südteil der Insel liegen. Zerstörungen hat es vor allem im Norden von Praslin und im Osten von Mahe gegeben. Die süd-westlichen Abschnitte der Inseln sind dagegen völlig in Takt, da die Welle dort parallel zum Strand verlief und nur einige Boote mitgerissen hat.

Was die Sache aus meiner Sicht problematisch gemacht hat war die Tatsache, dass einen Tag nach den Ereignissen ein ungewöhnlich starker Monsunregen einsetzte, der bis zu unserer Abreise am 30.01.2004 unvermindert anhielt. Das führte dazu, dass es besonders auf Mahe überall zu Erdrutschen kam, die oft die einzigen Straßenverbindungen zwischen den einzelnen Inselbereichen blockierten.

Darüber hinaus spülten die vielen Bäche Unmengen von Dreck ins Meer. Einheimische Taxifahrer sagten mir, dass auch dieses Phänomen völlig ungewöhnlich sei und ein direkter Zusammenhang zum Beben drängt sich auf.

Weitere links über den Tsunami und seine Auswirkungen auf den Seychellen

* http://www.airseychelles.de/news/Thanksgiving.html (etwas positiv angehaucht, aber in Anbetracht der verheerenden Auswirkungen in anderen Ländern durchaus realistisch)
* http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebe...hen_Ozean_2004 (ausgezeichnete Infos über den Jahrhunderttsunami)
* http://www.learn-line.nrw.de/angebot...on/tsunami.htm (ausgezeichnete Infos über Tsunamis)



:o :shock:
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Robert Hofrichter, Salzburg, mittelmeer@aon.at
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  #5  
Alt 21.02.2007, 19:10
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Jörg Jörg ist offline
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Schöner bericht, aber warum ins "Mittelmeer und seine Reviere"
Ich glaube das wäre in andere Reviere besser aufgehoben
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Gruß Jörg
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