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Alt 23.03.2003, 12:33
ProfRasmus ProfRasmus ist offline
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Standard ARC- Antigua 2002

ARC-ANTIGUA 2002 unter ungünstigen Bedingungen gestartet

Viele Segler treffen sich zur jährlich im November statt findenden ARC in Las Palmas um gemeinsam erstmalig oder auch wiederholt, mit heute ca. 225 anderen Yachten den Atlantik in organisierter Form zu überqueren.
Die vom britischen Veranstalter World Cruising Club kommerziell betriebene und von dem bekannten Fahrtensegler und Buchautor Jimmy Cornell vor 17 Jahren erstmalig organisierte cruising Regatta, suggeriert Sicherheit, die seglerisch anspruchsvolle Etappe der Atlantik Überquerung in einer größeren Gruppe mit anderen Yachten gemeinschaftlich zu bewältigen.
Dieser erwartete Sicherheitsaspekt hat aber nur noch einen eingeschräkten Wert.

Die teilnehmenden Yachten werden immer größer, die Flotte damit durch das unterschiedliche Geschwindigkeitspotential der Yachten bereits nach wenigen Tagen so weit zerstreut, daß über UKW kaum noch Kontakt zu anderen Teilnehmern und zu den net-controllern möglich ist. Man ist nach kurzer Zeit ausschließlich an sein eigenes seemännisches Können erinnert.

Wettergeschehen und Entwicklung sowie weiter gehende Funkverbindungen verlangen ein immer höhers Maß an technischer Ausstattung, Kurzwellenanlagen, Wetterfax und Satelliten-Telephonie, E-Mail an Bord gehören heute nahezu zur erwarteten Ausrüstung will man den erhofften Sicherheitsaspekt der Veranstaltung aufrecht erhalten.


Meine Erfahrung an der Teilnahme der ARC-Antigua mit nur 33 gemeldeten Yachten, parallel laufend mit der ARC-St. Lucia hat gezeigt, daß selbst nach tagelangem fehlen einer Verbindung zu den net-controllern und fehlender Positionsangabe kein Nachforschen seitens des Veranstalters erfolgt, weder im täglichen Kurzwellen- Funknetz noch über das bordeigene Satellitentelefon – man war halt verschwunden in den im Internet täglich abzulesenenden "updates".
Auf unserer Yacht bestand nach 4 Tagen keine Funkverbindung zu dem auf einer 19 m Yacht auf nördlichem Westkurs davon segelnden net-controller.
Kaum ein britisches Schiff reagierte in der britisch dominierenden Veranstaltung auf Relaisersuchen ausländischer Teilnehmer – vor 12 Jahren, meine erste Teilnahme an der ARC unter Jimmy Cornell war das noch anders.
Der Gemeinschaftsgedanke Jimmy Cornells scheint dem Kommerz zu weichen. Warum also teure Teilnahmegebühren bezahlen, wenn man sowieso "unbehütet“ und ohne Positionskontrolle von Europa in die Karibik möchte.

Jeder Segler muß wissen, daß der Atlantik auch mit der Teilnahme in einer größeren Gruppe von Schiffen, von jedem Seglern und Mitsegler ein Höchstmaß an Seemannschaft abverlangt, Voraussetzung ein seegängiges und nach allen Sicherheitsregeln ausgestattetes, vorbereitetes Schiff verlangt und die Gruppe keine der evtl. erwarteten Sicherheiten erfüllt.
Nach dem Start in Las Palmas ist in der Regel das Feld der mitsegelnden Yachten nach wenigen Tagen so weit zerstreut – obwohl alle das gleich Ziel St. Lucia erreichen wollen, daß weder eine Yacht zu sehen ist, noch ein verläßlicher Funkkontakt über UKW täglich garantiert ist.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird jedem Segler bewußt wie grenzenlos groß die Wasserfläche des Atlantik ist. Spätestens jetzt erkennt jeder Segler, daß es nur auf sein eigenes Können und auf seine eigene Seemannschaft ankommt, Crew und Schiff sicher zum Ziel zu bringen.
Überschattet wurde in diesem Jahr nach einem morgendlichen mayday-mayday-mayday Funkruf über Kanal 16 ca. 1000 SM vom nächsten Land entfernt, der tragische Seenotfall und Tod eines über Bord gegangenen Seglers auf einer britischen Formosa 51 mit nur 2 Mann Besatzung.

Dieser tragische Fall zeigt daß Sicherheit und Leistungsfähigkeit auf das eigene Schiff begrenzt sind und die Gruppe nicht direkt helfen, im Schadensfall lediglich Hilfestellung oder moralische Unterstützung möglich ist.
Die nächst gelegenen Yachten waren 60 bis 120 SM entfernt um evtl. Hilfeleistung bei der Suche des über Bord gegangenen geben zu können.
Viel zu weit um wirksam bei der Suche oder Verbesserung der Überlebens Chanchen eines über Bord gegangenen mitwirken zu können.

Der am hellen Tag vormittags verlorene Segler wurde zwar von seinem mitsegelnden Bruder innerhalb einer halben Stunde – nach dem Funkverkehr - in der meterhohen See unter schwersten Bedingungen, mit sehr viel Glück wieder gefunden, jedoch war jeglicher medizinischer Ratschlag über eine danach statt findende Funkbrücke zu mitsegelnden Medizinern erfolglos. Der Bruder mußte seinen verunglückten Bruder schließlich der See überlassen.

Mysteriös bleiben die unterschiedlichen Berichte und Erklärungen des Veranstalters am Ziel in Antigua, wenn man live zuvor den may-day Funkverkehr mitgehört hat.

Danach soll der Verunglückte angeleint im Wasser neben dem Boot treibend an Herzversagen gestorben sein? In diesem Fall würde niemand ein may-day absetzen und um Mitsuche bitten!! Wer hat diese Diagnose festgestellt? Klingt das für die Veranstaltung besser oder soll das der offizielle Abschlussbericht sein??


Die zeitgleich statt findende ARC – Antigua, erstmalig im November 2002 aus den frühen Überbuchungen der ARC – St. Lucia – provisorisch, wenig organisiert durchgeführte Parallel "Regatta“ macht deutlich, daß ausschließlich der zusätzliche Kommerz von ca. 800 Euro pro Yacht diese improvisierte Zusatzveranstaltung ins Leben rief.
Bereits der Start in einer im Bau befindlichen Hafenanlage Marina Rubicon, 35 km vom Flughafen Arrecife entfernten, mit Taxi teuer erreichbaren äußersten Süden auf Lanzarote, an der 100 % touristischen Playa Blanca.
Die fehlende Infrastruktur dieser Anlage, die teuren Einkaufsmöglichkeiten in touristischen Kleinmärkten boten nicht das gewohnte Ambiente und die perfekte Versorgungsmöglichkeit einer Großtadt wie Las Palmas oder Arrecife.

Eine ungünstig gewählte Ausgangsbasis für den Start über den Atlantik!
Der Kontakt zu anderen Teilnehmern und der Flotte insgesamt war bereits durch die Wahl des Ausgangshafens und die auf andere perfektere Häfen verteilten Teilnehmer eingeschränkt.
Wir zogen es vor – wie andere Yachten auch – in der 15 SM nördlicher gelegenen Marina Puerto Calero 28 Gr 51.6 N 13 Gr 49.0 W auszustatten und mit dem erforderlichen Proviant aus den großen nahe gelegenen Supermärkten und Gemüsemärkten zu versorgen.
Eine perfekte Hafenanlage mit zahlreichen unmittelbar erreichbaren guten Restaurants, die günstige Stadtnähe zu Arrecife.

Die vom Veranstalter vor dem Start herausgegebene Sturmwarnung und Empfehlung Fuerteventura auf der Ostseite zu umsegeln zersprengte die Flotte.
Unabhängig von Wetterprognosen wählten große Yachten den loxodromen Kurs direkt West nördlich von Gran Canaria über Hierro mit ca. 2.800 SM kürzester Distanz.
Kleinere Yachten folgten der Empfehlung des Veranstalters und wählten den klassischen Weg zunächst nach Süden in Richtung erwarteter beständiger Passatwinde.
Die geringe Anzahl der Teilnehmer - 27 Yachten waren gestartet - ließ damit bereits nach 3 Tagen keine Funkkontakte über UKW zu allen Teilnehmern zu.
Die net-controller der täglichen Funkrunden auf SSB, nur auf schnellen 19 m Yachten organisiert, waren nach wenigen Tagen guten Windes hoffnungslos davongesegelt und auch über KW-Funk nicht mehr erreichbar. Positionsmeldungen waren tagelang unmöglich.
Dem Veranstalter schien das Fehlen einzelner Teilnehmer und deren Positionen gleichgültig zu sein. Eine Nachforschung – notfalls Kontaktsuche über das an Bord befindliche Iridiumtelefon fand nicht statt! Gerade die kleineren, erstmalig über den Atlantik gehenden Yachten hatten jedoch auf den täglichen moralischen Rückhalt der Funkbrücke gehofft.


Insbesondere diese Zusatzveranstaltung ARC-Antigua entwickelte sich zu einer improvisierten, nicht wieder zu empfehlenden, überteuerten, nahezu ausschließlich britischen Veranstaltung mit nur 3 deutschen Teilnehmern.
Funkanrufe zu britischen Teilnehmer wurden in der Regel ignoriert, wogegen andere ausländische Segler aus der Flotte der ARC - St. Lucia sofort antworteten und Relais anboten.

Die Ankunft in Antigua nach 19 Tagen und 3.200 SM auf dem klassischen Weg, mit gutem Passat – 11 Maschinenstunden auf die gesamte Distanz und dem besten Etmal von 192 SM – war wie die Startvorbereitungen Seitens des Veranstalters unorganisiert und enttäuschend, wenn man an die ARC noch unter Jimmy Cornell zurück denkt!

Kein Funkkontakt zum Veranstalter, kein Zielschiff, keine Zeitnahme, keine Info über Plazierungen. Wir laufen mit dem letzten Licht um 18 Uhr in Jolly Harbour ein. Hafenverwaltung geschlossen, kein Empfang, keine Leinenhilfe, keine Platzzuweisung, keine Möglichkeit Wasser und Strom nach ca. 3 Wochen sparsamsten Verbrauchs aufzutanken!! Nur nach eigenen intensiven Bemühungen und Nachforschungen finden sich 2 "Offizielle“ um 21 Uhr am Steg mit 1 Rumpunch (aus Plastik) zu einem mühsamen "welcome“ am Steg ein! – Das war’s!

Die Flotte im Hafen zerstreut sich vor dem offiziellen Abschluß und der Ergebnisauswertung und Siegerehrung. ARC- ANTIGUA – nein Danke.
weitere Berichte siehe unter www.webboat.de
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Tippfehler - sei doch nicht so pingelig
viele Grüsse aus dem Rheingau - peter
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