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Allgemeines zum Boot Fragen, Antworten & Diskussionen. Diskussionsforum rund ums Boot. Motor und Segel! |
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Themen-Optionen |
#1
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Beratung für Holzbootkauf
Hallo,
ich hätte eventuell vor, mir ein Holzboot zu kaufen. Jetzt habe ich überhaupt keine Ahnung von Holzbooten und bin auch sicherlich nicht in der Lage die Substanz zu beurteilen. Ich hab hier im Forum schon eine ganze Weile die Suchfunktion strapaziert und bin zum Teil auf recht schrechliche Erfahrungen mit Holzbooten gestoßen. Es gibt ja diverse Restaurationsstorys hier. Gibt es jetzt von "erfahrenen" Holzbootbesitzern Tips, wie man die Substanz erkennen kann (ohne gleich das ganze Boot zu zerlegen) oder wäre eventuell jemand bereit, mich gegebenenfalls auf eine Besichtigungstour (im Raum Rheinland Pfalz / Hessen) zu begleiten. In wie weit kann man mit der größten Sorgfalt oder Hilfe bei einer Besichtigung Schwachstellen erkennen? Ist es überhaupt möglich das Risiko so weit zu minimieren, daß man noch ruhig schlafen kann und das ganze nicht innerhalb kürzester Zeit in einem finanziellem Fiasko endet. Gab es in den verschiedenen Jahrzehnten der Herstellung von Holzbooten Unterschiede in der Qualität und Haltbarkeit? Ich weiß, daß das ein sehr umfassendes Thema ist, erhoffe mir aber dennoch einige Tricks und Tips. Wenn am Ende raus kommt, daß ich die Finger generell von Holzbooten lassen soll, würde ich das allerdings auch akzeptieren (obwohl mir das allerdings schwer fallen würde). So, nun Feuer frei für zahlreiche Beiträge und Kommentare. Ronald |
#2
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zunächst sollten wir wissen:
a) Massivholzboot b) Sperrholz/Epoxid-Variante....
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Motto: "...sailing away with the first winds of the new day...." (frei nach I.A.) |
#3
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Zitat:
Ich hab mich mal umgesehen und bin auf folgendes Angebot gestoßen. http://www.boatshop24.com/web/de/suc...showid=1528569 Das würde mir eigentlich sehr gut gefallen (von den Bildern her). Hab allerdings noch keinen Kontakt mit dem Verkäufer aufgenommen, da ich nichts überstürzen möchte. Denn wenn ich so was in Natura sehe und es mich auch noch begeistert, dann bin ich auf einmal mit einer gewissen Blindheit geschlagen und kaufe unüberlegt. Deshalb würde ich mich generell informieren, bevor es zum Kauf käme. Ronald |
#4
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Hallo Ronald,
eigentlich wollte ich nicht antworten, aber es muss sein: bist du handwerklich beschlagen? Holzboote, egal ob Sperrholz oder Masiv, brauchen eine "gute Hand" ... ob ein Holzboot eine gute Substanz hat, kann man sehr sehr schwer feststellen. Es lässt sich halt so viel unter Farbschichten verstecken. Ein Tipp von mir: wenn ein Boot viel frische Farbe aufweist, dann pass bitte doppelt auf!!!! LG Peter
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Holzboot! - als hätte ich sonst keine anderen Sorgen... doch! - ein Boot aus GFK |
#5
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Hallo Ronald,
zugegeben - ein Holzboot ist (wenn gepflegt) immer ein Hingucker; doch es verlangt auch viel Pflege. Von Vorteil sind Kenntnisse in Holzver- und Bearbeitung, richtige Farbwahl und als Grundvoraussetzung würde ich handwerkliches Geschick und noch viel mehr Gedult und Willenskraft ansetzen. Achten würde ich bei der Besichtigung auf die Stoßkanten der Holzplatten, ob die Spanten und vor allem der Kiel ohne Fäulnis sind und vor allem auch mit den Rumpfplatten fest verbunden sind. Aufgrund eigener Erfahrungen würde ich auf ein Boot, das mit GFK innerlich "ausgebessert/verstärkt" wurde, verzichten. Günstig auch, wenn man jemanden mit Kentnissen dabei hat. Naja, wenn man schon ein Holzboot hat, sollte man das Holz auch zeigen... - Wenn das so unter der Farbe versteckt wird, kann man gleich nen GFK-Boot nehmen- ist leichter und weniger Pflegeintensiv. Gruß Bernd-Andreas Geändert von Bernd-Andreas (27.06.2007 um 16:06 Uhr) |
#6
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Hallo,
mal so meine Erfahrungen mit Holzbooten. (wird langer Text) Vom Kauf bis zur Fertigstellung. Was man wissen sollte: Pflegeintensiv, schlechter Schutz der Holzoberfläche bei nicht tropischen Hölzern, Mahaghoni nicht für Süßwasser geeignet, ständiges arbeiten der Holzverbindungen bei Temperatur und Feuchtigkeitsschwankungen,Verbindungstechnik nicht wahllos möglich, Fäulnisse müssen bis zur gesunden Struktur entfernt werden (Restlos). Beim Kauf : Achten sie auf alle Nischen und Eckverbindungen besonders.Schauen Sie auf die Rumpfinnenseiten, besonders auf parzielle Ablösungen der Sperrholzschichten etc., zur erkennen an Aufwölbungen und Rissen.Schauen sie auf die Bordduchlässe. Korrekte Abdichtung mit Silikatdichtung und Gummidichtung.Kontrollieren Sie die Spanten und Wanten auf Risse im Kern.Kontrollieren sie den Kiel und dessen Verbindungen zu den einzelnen Spanten.Kontrollieren Sie Wasserlaufspuren im Innenbereich an Fenstern, Decksluken etc. pp. (bräunliche Farbe als Wasserspur) ist meist nicht mehr weg zu bekommen und nur durch überpinseln unsichtbar zu machen.Alle Schraubverbindungen müssen mit einem Holzkern verschliffen sein, sehen Sie aber den Schraubenkopf so ist dort Wasser eingedrungen und hat den Versiegelungs-Holzstopfen weggesprengt. Grauer Rand um den Schraubenkopf ist ein Indiez dafür. Sollte das Schiff innen auch eine GFKschicht NACHTRÄLICH bekommen haben, FINGER WEG vom Boot! Das Holz darf nur im Unterwasserbereich mit GFK versiegelt werden, dazu muß aber ein ganz bestimmtes Verfahren eingehalten werden. Lassen Sie sich dieses Verfahren, wenn vorhanden vom Besitzer schriftlich bestätigen. Vorgang hierzu: Holz darf im UW vor der Aufbringung nicht mehr als 30% Feuchte haben. Die Holzschicht muß durchgängig gschliffen sein mit 240er Körnung, Durchschleifungen der zweiten Sperrholzschicht dürfen nicht erfolgt sein ! Das Holz muß mit einem speziellen Haftprimer fünfmal vorbehandelt sein, die Oberfläche erscheint dann etwas Seidenglänzend. Keine Spachtellungen auf dem Holz. Defekte Holzteile sind zu ersetzen, und im Keil und Nutverfahren mit wasserfestem Holzleim zu verbinden. Wahlweise kann auch ein spezieller Monatagekleber verwendet werden, der bei Trocknung aufquillt und aushärtet. Die Rückseite ist beim ersetzen zu stabilisieren. Aufspannen einer Druckplatte über der Austauschfläche. Alte Bohrungen werden mittels konischem Holzkern des gleichen Materials verschlossen und verschliffen. Alle Schraubenköpfe sind vom marodem Holzpropfen zu befreien und mit neuen Propfen zu versiegeln, so dann auch verschleifen. Wenn alles vorbereitet kann die GFK Schicht aussen aufgetragen werden. Im über Kopf verfahren eine ziemliche Sauerei. Besser wäre es das Schiff mit Kiel oben zu legen, aber ab einer bestimmten Größe wohl nicht mehr machbar. Ziel ist es die GFK Schicht blasenfrei und ohne Ansätze in einem Zug aufzubringen. Dazu muß der Rumpf frei sein von Abstüzungen. Die GFk Schicht wird im Laminierverfahren per Hand (zu dritt arbeiten) in fünf Schichten zu je 300g/qm aufgetragen. Die Anbauten der Welle und Metallteile aussen sind mit einzulaminieren ! Nach Aushärtung der GFK Schicht wird die gesamte Fläche geschliffen. Um nun nicht ständig die Schleifblätter wechseln zu müssen, Oberfläche ist klebrig, wird vor dem schleifen die Fläche mit einem speziellen Reiniger "entklebt". Wenn die Flächen durchgängig mat geschliffen sind wird das TOP-Coating aufgetragen wie bei GFK Booten auch. Dieses muß mehrmals erfolgen und jedesmal mit Zwischenschliff. (fünf Schichtstärken) Der letztes Auftrag wird dann mit 600er Wasserschleifpapier geschliffen und dann mit Primer behandelt um abschließend das Antifouling auf zu tragen. Die Rumpfinnenseite erhält nur einen Wasserdampfdurchlässigen Schutzanstrich, niemals Wasserdicht versiegeln. Es gibt ältere GFK Boote die sind im Sandwichverfahren hergestellt, wobei der innere Kern ein Holzkern ist. Dieser Aufbau und die Herstellung ist aber eine andere als die der nachträglichen GFK Versiegelung ! Decksaufbau Kontrolle. Auch heir sind alle Nischen und Winkel zu prüfen. sind untershiedliche Hölzer verwendet worden bei Ersatz ? Es ist nur Bootsbausperrholz zu verwenden oder aber tropische Hölzer. Teakdecks werden mit er Zeit grau, das ist normal. Mahaghoni benötigt zum Schutz unabdingbar Salzwasser ! Süßwasser läßt Mahaghoni faulen. Sind die Versigelungen in Ordnung? Aufquellende Fugen sind ein Zeichen auf eingedrungenes Wasser. Wellige Holzoberflächen auch. Keine Risse im Decksbereich zu sehen ? Hölzer die mit einer Kunstoffmatte versiegelt wurden (Original wie zB. Chris Craft) sind durch Daumendruck auf unterliegende Fäulniss zu prüfen, prüfen Sie hier die Ecken und Stöße besonders. Lackabplatzer auf lackierten Flächen sollten nicht sein. Eine Owatrol Öl Behandlung ist nur dann ordnungsgemäß wenn das Holz bis zum Sättigungsgrad durchtränkt ist. Ist schwer zu kontrollieren. Grau sollten diese Hölzer dann nicht sein. Überlackierte Fugen sollten eine genügende Lackschicht aufweisen um Dehnungsspannungen mit zu gehen. Es ist ein spezieller Klarlack oder farbgebender Lack ! Schraubenköpfe sollten nirgends zu sehen sein ! Im Holzbootsbau werden Schrauben immer gepfroft--oh gott was für ein Wort--- Stahlschrauben verzinkt oder brüniert gehören nicht in den Holzbootsbau. Ausschließlich Kuper oder aber Edelstahl ! Im Innenausbau kommen verschiedene Hölzer zum Einsatz. Furnierte Edelholzplatten sind möglich. Der Motor: Ich hatte einen V8 GM Block. Die Ersatzteilbeschaffung war einfach. Opel und GM machen es möglich. Schwieriger wird es bei den Anbauteilen wie Auspuffkrümmer und Wasserpumpe. Einen Auspuffkrümmer aus GUß zu reinigen und zu entrosten ist eine ziemliche Sauerei. Krümmer abbauen und so verschließen das nur eine Öffnung bestehen bleibt, dann verdünnte Salzsäure einfüllen und fünf Tage stehen lassen. Anschließend mit geeigneter Schutzmaßnahme ausspülen, Hochdurckreiniger zum Abschluß benutzen nachdem zuvor mit klarem Wasser mehrmals gespült wurde. Mehr geht nicht zum reinigen eines Abgaskrümmers. Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen- Gruß ULI
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#7
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Zitat:
... Super ULI, Deine Zusammenstellung! Du hast nur ein paar Dinge vergessen: 1. Du brauchst viel Geduld 2. Du brauchst viel Bier 3. Du brauchst ein Umfeld, das, wenn du dein Holzboot aus lauter Frust zerstören willst, dich wieder langsam und behutsam in die Normalität zurückholt... LG an alle Holzwürmer Peter - ich möchte mein Holzboot nicht mehr missen!!!!!!
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Holzboot! - als hätte ich sonst keine anderen Sorgen... doch! - ein Boot aus GFK |
#8
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Hallo zusammen,
vielen Dank erst einmal für die Ratschläge und Empfehlungen. Ich hab jetzt mal einen Besichtigungstermin für den kommenden Sonntag, so gegen 14:00 bis 15:00 Uhr vereinbart. Das Boot, welches ich etwas weiter unten verlinkt hatte, befindet sich im Odenwald. Würde sich eventuell jemand bereiterklären, mich auf dieser Besichtigungstour zu begleiten? Es wäre auch nicht schlecht, wenn ein wenig Kenntniss vorhanden ist. Ronald |
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