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  #1  
Alt 22.08.2008, 13:17
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Götz Götz ist offline
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Standard Styrol

moin.

Wie gefährlich ist Styrol denn nun wirklich???

Muß man bei der Verarbeitung Atemmasken mit dem braunen A2-Filter tragen, braucht man in der Werkstatt eine EX-geschützte Absauganlage, macht übermäßiger Genuss taub?

Ich meine jetzt nicht die Vorkehrungen bei einer kleinen privaten Bootsreparatur mit Polyester, sondern, wenn jemand in Erwägung ziehen würde, das Zeug gewerbsmäßig zu verarbeiten.

Ich persönlich ziehe Epoxyd vor, war nur mal sone Frage.

mfG Götz
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  #2  
Alt 22.08.2008, 14:00
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Standard

Sieh mal hier für Styrol:

Zitat:
Zitat von wikipedia.de
Gefahren
Styrol ist entzündlich, der Flammpunkt liegt mit ca. 31 °C niedrig. Es wird über die Atmungsorgane, weniger über die Haut, aufgenommen und lagert sich hauptsächlich in Leber, Niere, Gehirn und im Fettgewebe ab. Es reizt die Atemwege, Haut, Augen und Schleimhäute. Bei Inhalation und Verschlucken kann es zu unspezifischen Symptomen wie Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Erregungszuständen kommen. Styrol kann fruchtschädigend wirken, wenn es in größeren Mengen eingenommen wird. Der MAK-Wert wurde 1987 von 100 ml/m³ auf 20 ml/m³ heruntergesetzt. Styrol steht im Verdacht krebserregend zu sein, hierzu liegen allerdings noch keine abschließenden Studien vor. Das beim Metabolismus entstehende Styroloxid stellte sich aber in Tierversuchen als eindeutig krebserregend heraus. Styrol zählt zu den Lösungsmitteln, die ototoxisch, d. h. gehörschädigend wirken. Styrol ist wassergefährdend (WGK 2), jedoch ist es biologisch über lange Zeit gesehen abbaubar. Styrol kann bei seinem Abbau mit sich selbst in Reaktion treten und sogar Explosionen verursachen. Mit einem Luftvolumenanteil von 0,9 bis 6,8 Prozent bildet es ein explosionsfähiges Gemisch.

Metabolismus

Im Körper wird es fast vollständig zu dem Epoxid Styroloxid oxidiert und danach zu Phenylethylenglykol, Mandelsäure, Phenylglyoxylsäure, Benzoesäure und Hippursäure abgebaut. Styrol wird nach etwa einem halben Tag über den Harn ausgeschieden.
und hier zu Epoxidharz

Zitat:
Zitat von wikipedia.de
Gesundheit

Wirkung

Die Harz-Komponente entsteht ursprünglich aus Bisphenol-Epichlorhydrin, die Haut und Augen reizen, Allergien auslösen können und schädlich für Wasserorganismen sind. Der Gehalt an dem krebserzeugenden Restmonomer Epichlorhydrin in anwendungsfertig formulierten Epoxidharzen liegt nach einer Selbstverpflichtung der Mitglieder der zuständigen Fachverbände "Industrieverband Bauchemie und Holzschutzmittel e.V." (ibh) und "Industrieverband Klebstoffe e.V." (IVK) bei maximal 0,002 %. Die Härter-Komponente enthält giftige und ätzende Stoffe wie z. B. Phenole und Amine und kann ebenfalls Allergien auslösen.
Phenol (auch Karbolsäure, Hydroxybenzol) verursacht auf der Haut chemische Verbrennungen und ist ein Nerven-/Zellgift. Wegen seiner bakteriziden Wirkung wurde es früher als Karbolsäure als Desinfektionsmittel, aber auch in Seifen und Kosmetika eingesetzt, was teilweise heute mit Beschränkungen noch erlaubt ist. Neben der Synthetisierung von Kunstharzen wurde es auch zur Produktion von Drogen sowie als Unkrautvertilger verwendet.
Epichlorhydrin, Diglycidylether und Präpolymere reagieren in Tests zur Mutagenität und Genotoxizität positiv und stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Bei Einzelstoffbetrachtung gilt dies nur bei hoher Dauerbelastung, welche Wirkpotentiale in einer komplexen Kombinations-Exposition zum Tragen kommen, ist jedoch nicht bekannt. Nach einer unterschiedlich langen Sensibilisierungsphase treten nicht therapierbare, allergische Kontakt-Ekzeme auf.
Beim Einatmen der Dämpfe können folgende Symptome auftreten: Schleimhautreizungen, Atemlähmung, Delirien und Herzstillstand. Eine chronische Exposition über die Atemluft kann zu Nervenstörungen und Nierenschädigung führen.
Der direkte Hautkontakt ist als weitaus schädlicher anzusehen, als eine Aufnahme über die Atemwege (durch z. B. ungenügende Belüftung).

Schutz
Zum Hautschutz eignen sich ausschließlich spezielle Nitril- oder Butyl- Handschuhe. Ungeeignet sind dünne Einweg-Handschuhe unabhängig vom Material (zum Beispiel Latex, Vinyl oder Nitril). Die allergenen Stoffe durchdringen diese Handschuhe auch ohne Beschädigung innerhalb weniger Minuten, während der Eigenschutz der Haut durch Schwitzen bei fehlender Belüftung geschwächt wird. Hautschutzsalben bieten ebenfalls keinen akzeptablen Schutz. Unter Umständen kann zusätzlich das Tragen eines Schutzanzugs notwendig sein. Aussagen von Epoxidharzherstellern, dass eine Dermatose meist nicht über eine harmlose Hautreizung hinausgehe und eine Anpassung (Desensibilisierung) der Haut eintrete[1] ist mit äußerster Vorsicht zu begegnen.
Also, in der Zusammenfassung ist die Ungefährlichkeit von Epoxidharzen eine Mähr.

Dichschließende Atemschutzmaske mit Filter A/E/B/K ist Pflicht bei beiden Produkten!
__________________
so long -> Tom

Es gibt Leute, die wissen alles, das ist alles was sie wissen (Schiller)
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Alt 23.08.2008, 11:05
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OceanixTS OceanixTS ist offline
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Weiter helfen auch noch:
HVBG (Hauptverband der Berufsgenossenschaften)
GISCHEM (Da gibt es auch die erforderlichen Aushänge mit Warnhinweisen)
und über alledem steht REACH, wonach diese Produkte zusehends verschwinden werden, da Sie nach Arbeitsschutzkonzepten nur noch mit Vacuum oder in Fremdatmosphäre verarbeitet werden dürfen.
Wenn man sich damit gewerbsmäßig beschäftigen will (und es nicht bereits tut) werden es einem die Berufsgenossenschaften udn Ämter für Arbeitsschutz ausreden, weil Sie es simpel nicht mehr genehmigen auch nicht mit einer Atemschutzmaske, allenfalls mit Fremdluftzufuhr!

Im Epoxy werden wir durch REACH auch viele Produkte verschwinden sehen besonders die Phenolaminederivate werden verschwinden. Die EU weiß noch gra nicht, was Sie da vor 2 Jahren auf den Weg gebracht hat.
__________________
Ein Herz für Außenseiterboote
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Alt 23.08.2008, 13:20
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Zitat:
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moin.

Wie gefährlich ist Styrol denn nun wirklich???

Muß man bei der Verarbeitung Atemmasken mit dem braunen A2-Filter tragen, braucht man in der Werkstatt eine EX-geschützte Absauganlage, macht übermäßiger Genuss taub?

Ich meine jetzt nicht die Vorkehrungen bei einer kleinen privaten Bootsreparatur mit Polyester, sondern, wenn jemand in Erwägung ziehen würde, das Zeug gewerbsmäßig zu verarbeiten.

Ich persönlich ziehe Epoxyd vor, war nur mal sone Frage.

mfG Götz
Hallo Götz!

In den ungesättigten Polyesterharzen, die man im Bootsbau verwendet, ist ein Styrolanteil von etwa 30 % enthalten. Bei der Verarbeitung löst sich das Styrol aus dem Harz und "dampft" ab, wie man dazu sagt. Du siehst aber keinen Dampf. Es handelt sich hier lediglich um eine Ausscheidung von Styrol, die sich mit der Luft vermischt.

Styroldämpfe sind schwerer als Luft und je nach Konzentration entzündlich.

Zum Absaugen von Styroldämpfen werden im gewerblichen Bereich ex-geschützte Lüfter entgesetzt. Für eine Saugleistung von 2500 m³/Std bei 10 m Schlauchanschluss ist ein Lüfter von 0,55 Kw mit 3000 U/min ausreichend. Die Vorschriften des Emissionsschutzgesetzes sind zu beachten. Die Absaugung erfolgt in Bodenhöhe. Die Frischluft wird auf der gegenüberliegenden Seite an der Decke zugeführt.

Im gewerblichen Bereich muss der entsprechende Laminierraum baurechtlich als solcher zugelassen/genehmigt sein. Wenn der Raum es vorher nicht war, muss beim Bauamt eine Nutzungsänderung für diesen Zweck beantragt und auch genehmigt sein. Die Beleuchtung ist auch mit ex-geschützten Lampen auszuführen. Ein dichtschließendes Sektionaltor ist bisweilen auch erforderlich.

Während des Einbringens von Gelcoat trägt man zweckmäßigerweise einen einteiligen Schutzanzug, eine Maske mit Kohleaktivfilter, eine Schutzbrille und Schutzhandschuhe.

Beim späteren Laminieren im Handauflegeverfahren hängt man zweckmäßgerweise einen Schlauch, der mit dem ex-geschützten Lüfter verbunden ist, über eine Haltevorrichtung in die Form, wobei das Schlauchende etwa 5 cm über dem Formenboden gehalten wird. Der Schlauch soll schließlich das Laminat nicht berühren.

Das ist aus meiner Sicht die günstigste Art des Absaugens.

Wenn die Polyesterverarbeitung auch im gewerblichen Bereich richtig gehandhabt wird, ist sie aus meiner Sicht als ehemaliger gewerblicher Verarbeiter unbedenklich.

Sorgfältig sollte man in diesem Bereich auch mit mit den Materialien umgehen (getrennte Lagerung).

Gerade beim Umgang mit MEKP-Härter ist besondere Vorsicht geboten, weil MEKP-Härter ein organisches Peroxyd ist. Härter und Beschleuniger dürfen nicht direkt gemischt werden wegen heftiger Zersetzung und unter ungünstigen Bedingungen Explosionsgefahr.

Erst nach sorgfältiger Mischung eines der Stoffe mit dem Harz, darf die andere Komponente hinzugegeben werden.

An Erster Hilfe Maßnahmen wäre vielleicht noch folgendes zu nennen, was ja auch im privaten Bereich beim Umgang mit diesen Materialien passieren könnte:

Ist Härter als organisches Peroxyd ins Auge gelangt, muss man mit viel Leitungswasser spülen oder mit einem bereitgestellten besonderen Spülmittel etwa 15 Minuten. Bootsbauer haben immer eine Augenspülflasche in Reichweite mit einer 2 %-igen Natriumcarbonat- oder 10 %-gen Ascorbinsäure-Lösung.

Spülen mit viel Wasser ist oft nur innerhalb der ersten halben Minute wirksam. Wenn Härter für Epoxydharze ins Auge gelangt sind, muss das Auge ohne Zeitverlust mindestens 15 Minuten lang mit fließendem Wasser ausgiebig gespült werden.

Anschließend muss immer sofort ein Augenarzt aufgesucht werden, der über die Art und Wirkung des Härters und über die Hinweise im Merkblatt zu unterrichten ist.

Ist die Haut mit flüssigem Polyester- oder Epoxydharz beschmutzt worden, so muss sie ohne großes Reiben mit einem Stück sauberen Zellstoff abgetupft werden, bis die Verunreinigung beseitigt ist. Danach die Haut mit viel Wasser und einem milden Reinigungsmittel waschen.

In all den Jahren, in denen ich Polyesterboote gebaut habe, hatte ich glücklicherweise noch keine solchen Unfälle, die bei mir dem Umgang mit diesen Stoffen als bedenklich hätten erscheinen lassen müssen.

Ich habe auch regelmäßig im Rahmen der Vorsorge einen Bluttest machen lassen. Meine Blutwerte und insbesondere meine Leberwerte sind noch in Ordnung. Taub bin ich auch noch nicht. Ich verfüge über ein altersbedingtes normales Gehör, wie mir auch schon ein Ohrenarzt bestätigt hat.

Fazit: Es wird also alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

Wenn die entsprechenden Schutzvorkehrungen und -vorrichtigungen vorhanden sind, lebst Du als Bootsbauer wahrscheinlich nicht risikoreicher, als wenn Du z.B. Maurer oder Dachdecker wärst.

Gruß Walter
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