#1
|
|||
|
|||
Teil 5 Mittelmeer
30.Juni 2002
Ich bin wieder auf See. 3 Windstärken schieben mich bei sonnigem Wetter Richtung Zlarin, eine kleine Insel vor Sibenik. Der Hafen ist trotz der Nähe zur Großstadt sauber und leer. Liegt aber wohl auch an der noch frühen Jahreszeit. Strom und Wasser gibt es aber einen Hafenmeister kann ich nicht finden. Bringe ich das Geld halt in einer dieser netten Bar's unter die Leute. Gleich aus der 1. dröhnt mir eine mächtige Stimmung entgegen. Erst jetzt begreife ich, was hier heute los ist: DEUTSCHLAND:BRASILIEN Endspiel. Ich hatte bis jetzt nichts von der Fussball-WM mitbekommen aber aber wo "wir" schonmal im Endspiel sind schaue ich natürlich gerne zu. Tempramentvoll sind die Kroaten ja...schade das sie für Brasilien schreien. Nach dem 0:2 schleiche ich mich auf die "VirginWood" zurück. 1.Juli 2002 Herliches Wetter, frischer Wind...heute will ich Meilen schaffen. Der Autopilot Namens Gustav und die "VirginWood" sind ein perfektes Team. Während ich auf dem Vorschiff in der Sonne liege steuert das Boot scheinbar wie von Geisterhand geführt vorbei an Primosten und Solta Richtung Milna auf Brac. 50 Meilen in 10 Stunden...nicht schlecht für mein kleines Boot. Gegen Nachmittag wird es sehr schwül und am Abend schlägt das Wetter wieder um. 2./3.Juli 2002 Starkwind im Hvarskikanal. Ich habe Zeit und beschließe noch etwas in Milna zu bleiben. Eine alte Frau verkauft mir einen in einer Wasserflasche abgefüllten Rotwein. Kaum an Bord zurück, einen Schluck genommen, renne ich wieder in die Stadt. Der Wein ist so lecker das ich ihren ganzen Keller kaufen möchte. Mit 2x5 Liter gebe ich mich dann aber doch zufrieden und sitze wieder in meiner Plicht. 15:00 Uhr, HAFENKINO geht los! Bei der Wetterlage könnte es ein spannendes Programm geben. Nicht das ich es besser könnte als all die hektischen Crews aber ich habe weningstens niemanden zum Anschreien. Meine Hoffnung wird nicht endtäuscht, riskante Anleger...wütende Crews...alles dabei. Nachdem die Crashcrew vom Steg gegenüber ihren Nachbarn mit ungebremster "Bavariakraft" in die Seite gerammt sind stelle auch ich die ersten Verluste bei mir fest: Ein Aschenbecher versinkt mit einem lauten "Glucks" im Hafenbecken und mein Schlauchboot verwandelt sich vom stolzen "Tender to VirginWood" in eine schlaffe Seegurke. Muß wohl ein Loch haben das Ding. 4.Juli 2002 Südkurs...ich will nach Klement. Da auf der Landseite der Insel eine große Marina ist suche ich nach einer geschützten Buch auf der Seeseite. Sie ist schnell gefunden, türkisblaues Wasser, herlich zum Schnorcheln. Nachdem ich merke, das meine Finger schon ganz schrumpelig werden, tauche ich auch mal wieder auf. 2 weitere Boote haben hier ihren Anker geschmissen und es sieht so aus, als ob sie es eilig hätten, an Land zu kommen. Schnell rudern sie zum Kiesstrand und verschwinden im Wald. Ob ich was verpasse??? Aber ich seh nix. Also rein in die Ausgeklamotten und hinterher. Im Wald ist eine abenteuerlicher Pfad der nach einigen 100 Metern bei einer kleinen Tarverne endet. Die Anderen sitzen schon beim Bier an einem riesigen Holztisch. Auf der offenen Feuerstelle bereitet der Wirt ein duftendes Mahl zu. Hier bin ich richtig! Schnell rückt man an einem Tisch zusammen und wir erzählen noch bis tief in die Nacht. An den abenteuerlichen Rückweg mit nur einem Feuerzeug als Lichtquelle kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern! Das nächste mal nur mit Taschenlampe!!! 5.Juli 2002 Noch leicht benebelt von der Nacht laufe ich um 9:30 Uhr Richtung Korcula aus, dachte ich jedenfalls. Südostkurs morgens und Sonne im Rücken??? Da stimmt doch was nicht. Nein die die Sonne war nicht schuld, als ich aus der Bucht kam hab ich einfach auf die Insel am Horizont zu gehalten. Das war aber nicht Korcula...das war Vis ! Also schnell auf den Kompass geschaut und jetzt wirklich Südost gelaufen...und jetzt paßte die Sonne auch wieder. Vela Luka auf Korcula ist ein sehr lebendiger Hafen. Hier gibt es mal wieder richtige Geschäfte mit all den Dingen, die man eigendlich nicht braucht. Aber das Internet Cafe kam mir sehr gelegen. Außerdem mußte ich alles seefest machen und Proviant bunkern weil ich von hier rüber nach Palagruza wollte. Nächste Möglichkeit zum Einkaufen wäre erst wieder hier, in Italien oder auf Lastovo. 6./7./8.Juli 2002 Jetzt geht es los...die nächsten 3 Tage werde ich bis auf die 2 winzigen unbewohnten Felseninseln nur Wasser sehen. So einsam hier draußen kann man sich schon ein wenig wie auf einem großen Ozean fühlen. Keine Segelyacht mehr zu sehen. Für Chartercrews aus zeitlichen Gründen zu weit draußen. Transitsegelnde nach Griechenland nehmen den kürzeren Weg dichter unter Land. Die Dünung wird wesendlich höher aber auch länger. Jetzt fühle ich mich in meiner 27 Fuß Nußschale wie ein Weltumsegler. Spät Abends passiere ich die Felseninsel Susac. Südostwind mit 5-6Bf...die ganze Adria drückt dich mir endgegen. Schätze die Wellen auf über 3 Meter aber es macht Spaß. Die gute alte "VirginWood" senkt und hebt sich wie ein Fahrstuhl. Ich sitze trotzdem trocken in der Plicht. Auf der Ostsee bin ich bei 1,5m Welle schon quitsche naß ! Nach 16 Stunden erreiche ich endlich Palagruza. Auf der Südseite gibt es eine Bucht, die etwas Schutz bietet. Es stürmt immer noch ganz schön aber ich bin so müde, das ich sofort einschlafe. Einige Stunden später schwimme ich an Land und erkunde die Insel. Ein steiler Pfad führt zum Leuchturm hinauf. Keine Menschenseele hier...aber 1 Million Heuschrecken und eben so viele Möwen. Früh morgens nehme ich den Anker auf und bringe das Boot auf Kurd Richtung Lastovo. Es werden wieder viele Stunden auf "hoher" See werden aber ich freue mich drauf. Mir macht es mehr Spaß als Inselhüpfen. In Pasadur auf Lastovo mache ich spät abends auf Einladung eines winkenden freundlichen alten Mann vor einem kleinen Haus mit Steg fest. Nur 20 cm unter'm Kiel noch aber er meint, das Wasser steigt. Mit seiner Familie verbringe ich einen wunderschönen geselligen Abend. Fortsetzung folgt... |
|
|