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Restaurationen Refits, Lackierungen, GFK-Arbeiten, Reparaturen und Umbauten von Booten aller Art. |
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Renovierung einer Delphin-Jolle
Renovierung Delphin-Jolle
Die Delphin-Jolle ist seit drei Jahren in meinem Besitz und laut Plakette im Jahr 1973 gebaut worden. Wie auf dem Bild zu sehen, ist der Zahn der Zeit nicht spurlos an dem Boot vorüber gegangen und nachdem ich im letzten Jahr das Deck abgeschliffen und lackiert habe, habe ich mir für diesen Sommer vorgenommen, den Rumpf etwas aufzuhübschen, nach dem Motto; „Etwas frische Farbe auf das Elend, dann sieht alles gleich besser aus!“. Dazu wurden dann auch alle Beschläge und zwei Lenzklappen ausgebaut. Beim genauen Hinsehen stellte sich dann heraus, dass unter dem eigentlich noch relativ intaktem Kunststoffüberzug punktförmige kleine Flecken entlang der Knickspantlinien sichtbar wurden, so dass es dann mit kurz Abschleifen und neu Anstreichen nicht mehr ging. Ich habe mich dann dazu entschlossen, den Kunsstoffüberzug komplett vom Rumpf zu entfernen. Zunächst habe ich dies mit Abschleifen versucht, aber dann gemerkt, dass es mit einem scharfen Spachtel und einer Heißluftpistole viel besser geht. Der Überzug hatte in etwa die Konsistenz von weißem Melaminumleimer. Vielleicht handelt es sich auch um dieses Material.Die Ursache für die fadenförmig aufgereihten Rostflecken fand sich dann in kleinen Stahlnägeln, mit denen die Werft die Planken auf die Holzspanten aufgetackert hat. Zusätzlich dazu wurden auch Messingholzschrauben verwendet, die nicht gerostet haben. Leider hat das Holz um die Stahlnägel herum angefangen, unter dem Plastiküberzug zu rotten, so dass sich einige Nägel fast richtig ausgraben ließen. Ich habe dies an besonders befallenen Stellen auch versucht, aber dann davon abgesehen, dies zu akribisch zu machen, denn es sollte ja noch was übrig bleiben von der Jolle. Ich habe dann die Nägel zweimal mit Rostumwandler eingepinselt. Die entstandenen Krater habe ich anschließend mit einem Gemisch aus Epoxy und Sägemehl (sieht ein bisschen so aus wie dicker süßer Senf) in mehreren Schritten aufgefüllt und an die Rumpfformen angeglichen. Selbstverständlich musste dabei auch mehrfach geschliffen werden. Damit es wieder eine feste Verbindung zwischen Beplankung und Spanten gibt, musste im Bugraum unter dem Vordeck auch etwas geschehen. Nach Abschleifen der Rumpfinnenseite rund um den Kiel, den Bugsteven und die seitlichen Spanten habe ich die Ecken ebenfalls mit dem schon beschriebenen Gemisch aus Epoxy und Sägemehl aufgefüllt und mit Glasfasermatte in Epoxy abgedeckt. Anschließend habe ich dann mit Zweikomponentenlack (Polyurethan) in weiß über die Reparaturstellen lackiert. Nach abschließendem Abschleifen des äußeren Rumpfes (180er Korn zuletzt) wurde dieser neu mit Glasfasermatte und Epoxy überzogen. Wichtig ist dabei, das Holz vorher gut mit Epoxy einzustreichen und dann die Matten in das Epoxybett aufzulegen und von oben wieder Epoxy aufzusteichen. Alles quasi naß in naß und nur so viel , wie man in einem Arbeitsgang machen kann. Es ist wichtig, die Glasfasermatten völlig mit Epoxy zu tränken. Ich habe erst die eine, und dann die andere Rumpfhälfte bearbeitet und dabei die Glasfasermatten immer ca. 5 cm überlappen lassen. Auf den Bildern ist das provisorische „Maßnehmen“ gezeigt. Die Matten werden auf dem Rumpf ausgelegt und grob ausgemessen und zugeschnitten. Da die beiden Schwertkästen ebenfalls mit Epoxy/GFK überzogen werden sollten, musste hier nach Entfernen des alten Belags und Schleifen hier zuerst ein ca. 10 cm breiter Glasfaserstreifen aufgebracht werden. Dies gelingt in kleinen Portionen recht gut. Ich habe das Epoxy oben an der Rumpfkante ca 2 cm überstehen lassen. Wenn man anschließend den Rumpf laminiert hat, hat man eine gute Verbindung und kann den Schlitz einfach in das trockene Laminat hineinschneiden. Anschließend ein wenig schleifen und mit Epoxy nacharbeiten. Nach dem Trocknen des Rumpfs habe ich diesen mit klarem Wasser abgespült, um die Reaktionsnebenprodukte außen auf der Oberfläche zu entfernen (sieht ein bisschen aus wie der abwischbare Belag auf frischen Pflaumen) und danach mit 220er Korn leicht geschliffen. Anschließend wurde in drei Gängen mit Zweikomponentenlack (Polyurethan, weiß) lackiert und die Beschläge wieder angeschraubt. Für die Schleifarbeiten ist es wichtig, den entstehenden Staub gleich abzusaugen. Bei allen Arbeiten mit Epoxy habe ich eine Halb-Gasmaske getragen und Latexgummihandschuhe. Es hat sich auch als positiv erwiesen, lange im Vorfeld Joghurt-Becher und Marmeladengläser zu sammeln, damit man immer kleine Gefäße zum Ansetzen des Epoxy hat. Nach Einmalgebrauch kann man diese dann auch ruhigen Gewissens wegwerfen. In der Apotheke erhältliche Einmalspritzen ( 2, 5, 10, 20 und 50 ml) haben sich als sehr brauchbar erwiesen zum Abmessen des Epoxy. Dieses sowie Verdünner zum Reinigen etc. habe ich über den Sommer in einem Kühlschrank aufbewahrt (ca. 10˚C ). Inzwischen bin ich einmal gesegelt und es hat alles wieder funktioniert. Mit dem Ergebnis der Renovierung bin ich insgesamt zufrieden, wenn man einkalküliert, dass man dies nicht täglich macht und auch nicht der perfekte Hand- und Heimwerker ist. Eine Werft kann es sicher besser, aber würde auch mehr kosten. Leider hat die ganze Aktion mehr Zeit gebraucht, als ich ursprüglich wollte. Es lag auch daran, dass ich nicht kontinuierlich jedes Wochenende daran arbeiten konnte. Den Sommer habe ich dann also komplett bootsbastelnd und leider nicht segelnd verbracht, sehr zum Spott meiner ansonsten sehr verständnisvollen Frau. Wenn ich die Zeiten alle zusammen addiere, dauerte die Renovierung locker um die 14 Tage, reine Arbeitszeit. Die Materialkosten schlagen mit ca 400,- zu Buche, vielleicht auch etwas mehr. Geändert von Bodas (21.11.2009 um 14:53 Uhr) |
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Wie geht's dem Boit jetzt?
Hallo Bodas,
ich stehe gerade mit meiner Delphin Jolle vor einem ähnlichen Problem. Bist du hier noch aktiv? Mich interessiert, wie gut das in den Jahren danach gehalten hat und ob ich das ebenso umsetzten könnte. Bin gespannt, ob du diese Antwort wahrnimmst nach all den Jahren. Viele Grüße Janina |
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