Das Ölzeug! Atmungsaktiv vs. wasserdicht
Zitat:
Servus, Griaß di und MoinMoin, also erstmal zur Klarstellung: Ölzeug ist nicht gleich Ostfriesennerz! War früher so, als sich alle in diesen gelben Einstiegshosen und Gummiüberwürfen auf ein Segelboot hievten. Und mit hieven mein ich auch hieven, denn der gelbe Nerz war erstens ziemllich steif und die Auswahl an Größen war bescheiden. Da hing der Schritt schon mal tiefer, und der Saum der Jacke knapp darüber. Eine erotische Ausstrahlung war diesen Kleidungsstücken definitiv nicht gegeben.
Ursprünglich wurde schwerer Leinenstoff mit Lein-Öl getränkt, damit Seeleute Schutz vor dem Wasser hatten. Das erste "Öl-Zeug" war wirklich nur was für harte Jungs. Und schwer Arbeiten mußten sie mit dem G´wand auch noch ... Der Name Ölzeug hat sich aber bis heute gehalten ...
Modernes Gewebe beim Ölzeug
Gore-Tex ist eine aus Teflon bestehende wasserundurchläßige Membran. Wassertropfen sind 20.000 größer als die Gore-Tex-Poren. Wasser geht dadurch nicht nach innen. Körperfeuchtigkeit geht als Dampf jedoch nach außen. Das Prinzip funktioniert nur, wenn es außen deutlich kälter als drinnen ist.
Vorteile von Gore-Tex:
- ein große Bandbreite an spezifischen Membranen (Hardshell, Soft-Shell, Active-Shell.... ). Für jede Herausforderung gibt es einen speziellen Stoff
Nachteile von Gore-Tex:
- Membran kann beim Waschen verstopfen,
- empfindlich bei Wäschetrocknern
- die Entsorgung der Materialien ist umwelttechnisch problematisch
Sympathex ist eine Polyester-Membran, die auf textiles Gewebe gebracht wird. Auch hier geht Wasser nicht nach innen, die Körperfeuchtigkeit als Dampf jedoch nach außen. Dieser Effekt nimmt mit dem Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschied zwischen den Membranseiten zu. Je größer der Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschied zwischen innen und außen, umso mehr Feuchtigkeit wird durch die Membran geleitet. Also: Je mehr mir heiß wird, desto mehr geht nach außen. Funktioniert nur im Hochsommer nicht, denn da ist außen auch heiß.
Vorteile von Sympathex:
- Sympathex ist hautfreundlich und gesundheitlich unbedenklich
- ist unempfindlich gegen Schutzpartikel und Waschmittel
- Das Material ist recyclebar (gleiches Material wie PET-Flaschen)
- die Funktion läßt nicht nach
In der Frage der Dichtigkeit und der Dampfdurchlässigkeit des Ölzeugs sind Gore-Tex und Sympathex vergleichbar. Gore-Tex ist Weltmarktführer aus Amerika, Sympathex kommt aus einem deutschen Unternehmen.
Übrigens: 90% aller Ölzeuge werden in China hergestellt, der kleine Rest im restlichen Asien. Deshalb lieber einen ordentlichen Wetterschutz kaufen, was man/frau gerne anzieht, anstatt ständig ein Neues. Auch der preisliche Aufschlag für Marken ist vor diesem Hintergrund zu überdenken.
Die Funktion von Ölzeug
ist die Wasserdichtigkeit und die Winddichtigkeit. Wärme ist dabei kein Aspekt. Diese kommt durch den Zwiebellook unter dem Ölzeug! Welcher immer auch aus Funktionsfasern bestehen sollte, denn ansonsten ist der Austausch von Feuchtigkeit von innen nach außen nicht mehr gegeben! Thermo-Unterwäsche oder Fleece-Wäsche bringt die Behaglichkeit!
Atmungsaktiv vs. Wasserdicht | die Gegenspieler
Je atmungsaktiver ein Stoff ist, desto geringer seine Wasserdichtigkeit. Und anders herum. Dies erklärt sich damit, daß beim Ölzeug mehrere Membranen übereinander gelegt werden. Für eine Offshore Jacke z.B. 3 Lagen. Die Jacke wird dichter und schwerer.
Welches Ölzeug für welche Ansprüche?
Bei der Auswahl an Segelbekleidung sollte man sich nicht zwangsläufig an den herstellerspezifischen Einteilungen orientieren. Selber nachdenken, welche Anforderungen an das Ölzeug gestellt werden.
- Ostsee, Nordsee oder eher Mittelmeer?
- Segeln im Frühjahr und Herbst oder nur im Sommer?
- Kurze Trips oder auch mal durch die Nacht?
- Gentleman-Segeln auf Vorwindkursen oder gern auch mal Gegenan bei 5 Bft.?
- Yacht mit aktiver körperlicher Arbeit beim Segeln oder mechanisch/elektrisch automatisch ?
Obwohl immer an der "Küste" erfordert Mittelmeer im Sommer eindeutig eine andere Jacke als Frühling auf der Ostsee. Das selbe gilt für eher Naßes Segeln oder Mittelcockpit-Segeln. Die Kategorien Inshore und Offshore der Händler sind deshalb für sich selber zu hinterfragen.
Inshore-Ölzeug
- ist leichter, weil weniger Lagen High-Tech Material verwendet wird
- kann dadurch aber schneller durchnäßen
- ist dafür in der Regel atmungsaktiver
- normale Kaputze ohne Schild
- keine Gimmicks, deshalb leicht zu tragen und zu verstauen
Offshore-Ölzeug
- ist schwerer, weil mehr Lagen-Membran
- ist winddichter und länger wasserdicht
- die Atmungsaktivität läßt nach
- besitzt eine Sturmkappe
- hat einen höheren gefütterten Kragen und gefütterte Taschen
- Neopren Ärmelbünchen
- Nähte sind verstärkt
- oft auch ein Fleece zum einzippen
- Ring für Lifeline
Ölzeug muss passen
Auch wenns doof aussieht und kein schlankes Bein macht: Ölzeug gehört groß.
... groß genug für viele Schichten Unterwäsche,
... groß genug für Bewegungsfreiheit trotz vieler Unterwäsche,
... groß genug, um bequem sitzen zu können
aber klein genug, damit man nicht stolpert, und die Ärmel nicht im Weg sind.
Unbedingt das Ölzeug anprobieren, denn so schön angenehm der hohe Kragen ist, wenn er reibt und krazt, dann ist nix mehr schön. Auch testen, wie die Kapuze sitzt. Wenn man nichts mehr sieht, ist auch nichts gewonnen! Und die Hose, vorallem wir Mädels haben bei den meisten Schnitten ein Problem. Manche Hersteller bieten eine seperate Lady-Line an. Die Durchschnitts-Einheitsgrößen-Frau ist bei Segelfunktionsbekleidung schwer im Vorteil.Wir anderen quetschen oder verlieren uns im Outfit. What shalls
Unterschied: Segel-/Outdoor-Bekleidung
Segelbekleidung besitzt ein dickeres Material um die Reisfestigkeit zu erhöhen
Die Membranen sind dicker, um eine lange Wasserdichtigkeit zu gewährleisten
Der Schnitt ist weiter und länger, um genügend wärmende Schichten darunter zu ziehen
Wichtig: Nicht die Angabe der Wassersäule ist das wichtigste, sondern auch die Anzahl der Waschzyklen, bis die Membran nicht mehr funktionsfähig ist.
Pflege von Ölzeug
Wenn Ölzeug schmuddelig, oder nach einer intensiven Salzwassersaison, rein in die Waschmaschine und mit 30°C im Wollwaschgang durchwaschen. Nur Flüssigwaschmittel verwenden, denn Pulver bleibt in den Poren stecken. Nicht Schleudern, denn damit wird das Wasser durch die eigendlich wasserdichte Schicht durchgepresst. Es entstehen viel höhere Kräfte, als das Material aushält.
Dann je nach Waschanleitung und Mut:
Patschnaß aufhängen und dann auf Stufe 2 ohne Dampf bügeln. Eventuell ein Tuch dazwischen legen. Manch Segler schwört auf den Trockner, auch wenn die Hersteller dies meist ausdrücklich untersagen. Leider konnt ich keine einheitliche Aussage finden. Aber vielleicht sind auch die unterschiedlichen Generationen von Ölzeug an der Verwirrung schuld.
Imprägnierung von Gore-Tex und Co
Prinzipiell gilt, solange nur die obere Schicht naß wird ist das Ölzeug noch in Ordnung. Ist das obere Gewebe naß, dann wird das Ölzeug zwar schwer und man kühlt schneller aus, aber die Wasserdichtigkeit und die Winddichtigkeit bleibt erhalten!
Die Oberstoffe sind mit einer dauerhaft wasserabweisenden Polymer-Imprägnierung (Durable Water Repellent; kurz: DWR) ausgestattet. Die Imprägnierung dringt in die Fasern ein und verringert die Oberflächenspannung des Oberstoffes. Das Wasser perlt ab. Lotusblüten-Effekt. Nur hält die Imprägnierung nicht so lange, wie das restliche Ölzeug.
Die Imprägnierung durch Wärme
Entweder im Trockner (sofern der Hersteller dies ausdrücklich im Pflegehinweis erlaubt) oder durch Bügeln. Aus diversen Foren konnt ich lesen, daß sich auch im Trockner Ölzeug befindet, was dort nicht hinein darf. Ich würd mal sagen: Mutig!
Eine Messeinfo lautete: "Schicken Sie es dem Hersteller, der bügelt das dann für sie, oder bügeln sie das Ölzeug selber. Stufe 2 ohne Dampf".
Irgendwie scheint die Hitze / Wärme die Imprägnierung zu reaktivieren. Ist der Trockner trotz Herstellerverbot doch die Lösung? EIn Schelm der Böses dabei denkt ...
Ich probier das jetzt aus .... und bügel mal die Hosen vom Kapitän ....
Imprägniersprays:
Wenn Wärme nichts mehr hilft, dann muß ein Imprägnierspray ran. Sehr empfohlen wird die Imprägnierung von Holmenkol. Wer weniger Marke und Outdoorhype mitzahlen will, kann Brauns + Heitmann ausprobieren. Wichtig ist vor dem Imprägnieren, daß die Klamotten gewaschen sind!
Nach Aussage von Herstellern, wird trotz Imprägnierspray niemals mehr die Dichtigkeit der DWR erreicht. Also alles nur noch behelfsmäßiges Flickwerk. ....
... und ganz am Heck der Geschichte gibts auch noch was ...
Überlebensanzug
Die Nord- und Ostseefischer tragen Overalls mit integrierten Auftriebskörper. So eine Art Überlebensanzug. Kostet nur ein Appl und n Ei. Ist in seiner Funktion bestimmt auch gut, allerdings wenn man denn mal muß .... Meine Herrn Gesangsverein, da ist dann alles zu spät ....
Ostfriesen-Nerz und Parasail
Ich trage mein Nerz jetzt in Orange. Als Steuerfrau bewege ich mich nicht so stark, daß Atmungsaktivität einen hohen Stellenwert besitzen müßte ... Nebenbei habe ich noch den Anzug von Parasail. Der Anzug wird auch von DLRG und Polizei im täglichen Einsatz eingesetzt. Durch den Direktvertrieb ist das Preis-Leistungsverhältnis ziemlich optimal. Aber: Es gibt ganze 4 Größen! Für Frauen und Männer gemeinsam!!!! Naja, ein Pferdefuß ist immer wo dabei. ...
Kurzform fürs Logbuch
Ölzeug ist teuer und macht keine heiße Figur.
Gummi geht auch,
und lieber häßlich und trocken, als keck und kalt!
Fröhlich grüßt Euch
Euer
Smutje Rosa
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Auszug aus Ölzeug ... die große Verwirrung
Mit Zustimmung von Ulli (Smutje Rosa), dafür vielen Dank!
Komplett und bebildert nachzulesen hier: http://smutje-rosa.blogspot.de/2014/...sserdicht.html
Geändert von Ride The Lightning (03.10.2014 um 19:32 Uhr)
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