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Segel Technik Technikfragen speziell für Segelboote.

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  #1  
Alt 24.03.2010, 17:31
Benutzerbild von Chippy
Chippy Chippy ist offline
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Standard Angst und böse Vorahnungen

Moin ok, tosomen,
ich komme gerade vom Laacher See und habe mein Finn auf den Slipwagen gebracht und ganz sutje aufgeriggt.
Wenn man da so alleine vor sich hin arbeitet gehen natürlich die Gedanken spazieren. Ich dachte an die nächste Woche, da ist nämlich Ansegeln, und ob es da wohl auch so schönes Wetter wäre.
Weil : ich habe nämlich keinerlei Lust bei ordentlich Wind zu kentern und dann bei diesen - noch winterlichen - Wassertemperaturen im Bach zu liegen, wie vor drei Jahren, als ich am letzten Tag der Saison nochmal ganz alleine auf dem See unterwegs war und durch einen dämlichen Fehler baden gehen durfte.

Ich war froh, als ich das Boot endlich wiederhatte und bäuchlings auf dem kieloben treibenden Bootchen liegen konnte.
Im eisigen Wind.
Mit ´nem dünnen Steamer an und ´ner Regattaschwimmweste.
So um und bei 5 war ´s wohl, mit entsprechenden Böen und kurzen recht hohen Wellen, die mich mit schönster Regelmäßigkeit überspülten.
Und körperlich kaputt war ich, von dem Spurt hinter dem Boot her und den dann nochmal zurück um das Ruder einzufangen, das - trotz Sicherung - so 20, 30m hinter dem Boot im Wasser lag.
Gut zu sehen, vom Boot aus, aber als ich dann versuchte das verdammte Ding schwimmend wiederzufinden, hat mir nur der Zufall geholfen.
Die folgenden Adrenalin gespeisten hektischen Aufrichtversuche - die leider völlig erfolglos waren - haben mir dann den Rest gegeben.
Und kein Schwein auf dem See. Der DLRG hatte schon die Segel wegen Saisonende gestrichen. Keine Spaziergänger am Seeufer.
Nix.
Und der einsame Angler, mit seinem Ruderboot, den ich kurz vorher (!) noch passiert hatte, war auch nicht mehr zu sehen.

Chippy allein zu Haus.

Und dann kam die Kälte durch meinen Steamer gekrochen. Die Hände waren sowieso schon ganz gefühllos.
Und ich hatte Schiss, das Boot einfach liegen zu lassen und die 800 m zum Ufer zu schwimmen. Ich hatte schon leichtes Kältezittern und das ist kein gutes Zeichen.

Und dann kam die Angst.
Und übernahm die Herrschaft über mich.

Und dann habe ich - das erste Mal in meinem Leben - gottsjämmerlich um Hilfe gerufen. Und war ziemlich am Ende. Ich war kurz davor, aufzugeben. Ich dachte immer nur: Verdammt, ich werde hier doch wohl nicht absaufen.

Und damit wären wir beim Thema um das es mir hier geht.

Angst und böse Vorahnungen und all´ so´n Spökenkiekerkrom. (Und all solchen Spuk-kucker-Kram)

Jo, de Angst.

Ich habe sie in dem Moment als etwas erlebt, das wie ein zweites Wesen die Herrschaft über mich oder mein Hirn oder wie dat de studeerten Lüd ok jümmers seggen, übernahm.

Und Du kannst nix machen. Die Gedanken kreisen immer nur um einen Punkt : Bloß nicht absaufen.

Ich bin aber davon überzeugt, wenn noch jemand dabeigewesen wäre, dann - so bin ich nun mal gestrickt - fühlte ich mich sofort zum Handeln gezwungen und täte es auch. Klare Sache.
Jo.
Wirklich?
Bis jetzt war es jedenfalls jümmers so gewesen.
Na? Habt Ihr da auch schon mal so etwas wie Angst beim Segeln erlebt?

Oder wie issas mit den Vorahnungen, die ich schon so manches mal hatte.
Auslaufen? Och lieber nich. Laß´ uns man noch einen Tag hierbleiben.
Kennt Ihr das?
Oder plötzlich den Kurs ändern. Mit irgendeinem fadenscheinigen Argument. Weil´s einem nicht ganz geheuer war - obwohl eigentlich gar nichts war.
Einfach so.

Die alten Seefahrtsbücher sind voll von solchen Geschichten.
Noch heute läuft in der Christlichen Seefahrt niemand gern am Freitag aus.
Solche Sachen.

Oder Dir geht irgend etwas schief bei der Anreise oder beim Auslaufen und man bekommt ein mulmiges Gefühl und deutet das als böses Zeichen. Und wenn man sich darüber hinwegsetzt geht´s tatsächlich schief.

Gibt´s sowas?
Habt Ihr auch schon mal sowas erlebt?

Oder bin ich der einzige Spökenkieker hier im Forum?

Vertellt doch mol.

Gruß Rolf
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  #2  
Alt 25.03.2010, 10:48
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Nur Dummköpfe haben keine Angst. Sorge einfach vor für solche Situationen, besorg Dir doch einen Neoprenanzug, für die kalten Tage. Damit kannst Du ne ganze Weile im Wasser liegen, ohne daß Du unterkühlst, einen Fender in den Masttop damit das Boot nicht durchkentert (gibts da nicht was selbstaufblasendes, wie ne Rettungsweste?) und leine Dein Ruder an , wichtig ist, daß keine Panik aufkommt. Angst ist was ganz normales.

Gruß!
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Gruß, Jörg!
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  #3  
Alt 25.03.2010, 11:17
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Freibeuter Freibeuter ist offline
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Ich bin ein typische Bauchmensch. Läutet meine innere Glocke, billige ich meinem Hirn nur noch 49% Entscheidungsgewalt zu.

Es gibt Menschen die sind lieb und freundlich, die meide ich wie die Pest.
Es gibt materielle Güter, die mir absolut frohlocken und ich fasse sie, obwohl ich sie besitzen könnte, nie an.
Es gibt Situationen im Leben, die ich theoretisch und praktisch gesehen, aus dem Effeff beherrschen müsste, trotzdem trete ich ein Schritt zurück.


Ob etwas passiert, wenn ich meine innere Glocke bewusst überhören würde? Vermutlich 999 mal nichts. Aber wie oft höre ich eigentlich auf mein Bauchgefühl? Wahrscheinlich viel viel öfter, als mir bewusst ist.

Ich habe keine Phobien und ich bin auch kein Lebensschisser, das ich sicher.
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Jörg von der (ex)Freibeuter
...

Geändert von Freibeuter (25.03.2010 um 11:40 Uhr)
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  #4  
Alt 25.03.2010, 15:22
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Chippy Chippy ist offline
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Moin ok, Erposs,
Zitat:
Zitat von Erposs Beitrag anzeigen
Sorge einfach vor für solche Situationen, besorg Dir doch einen Neoprenanzug, für die kalten Tage......
Jo, Erposs, da bist Du bei mir genau an der richtigen Adresse. Es ist nicht so, dass ich ein leichtsinniges Woterküken wäre. Kuck mal hier

http://www.boote-forum.de/showthread...ll#post1239488

Da kannst Du sehen, welchen Aufwand ich treibe um mich gegen kitzlige Situationen, die man irgendwie vorhersehen kann, zu wappnen.

Aber wie´s so spielt: Ich hatte das Boot gerade mal 4 Wochen und war mit 2 anderen Jollenseglern verabredet, die aber nicht kamen.

Na, und das Wetter war so schön : Sonne und vielleicht mittlere Brise...., höchstens.

Ich wollte eigentlich nur auf die Kumpels warten, kreuzte vor unserem Clubanleger herum und übte eine Wende, die ich mir von einem berühmten Finn-Segler im Internet abgekuckt hatte.
Nach ein paar Versuchen klappte das ganz prima.
Und weil es so prima ging, bin ich denn nur mal eben raus zum SW-Ende des Sees, wo eine Düse dafür sorgt, dass es ganz ordentlich pfeift. Wenn schon, denn schon. Keine halben Sachen. Tja und denn rutschte mir die Pinne unter dem Hintern weg und verklemmte sich in Lee.
Und ich saß in Luv auf der hohen Kante.
Und das Verhängnis nahm seinen Lauf.

Daher der Name. Konntest Du natürlich nicht wissen.

Aber mir geht es hier eigentlich nicht um die Vermeidung von Segelunfällen und die dadurch entstehenden Umstände, die zur Angst führen können, sondern darum, wie man sich dann fühlt, wenn sie einen packt, und was man dann wohl noch machen kann.

Und ob vielleicht schon jemand anderer sowas erlebt hat.

Das mit dem " wichtig ist, daß keine Panik aufkommt" ist übrigen gut.
Aber beherzige das mal, wenn sie doch aufkommt.

Gruß Rolf
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  #5  
Alt 25.03.2010, 15:40
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Mal wieder ein klasse Thema Rolle,
laß uns wirklich beim Thema ANGST bleiben, damit das nicht in einen Wettstreit "wer hat das Gefährlichste überlebt" ausartet.

Mir fällt spontan ein:
mit'm Kajak auf'm Rhein gekentert.
Erst rübergepaddelt und dann auf'm Rückweg kurz verschnauft und dummerweise stromauf das Paddel ins Wasser gedippt und mich selbst damit rumgehebelt.
Ich war damals noch topfit und ein guter Schwimmer - habe einen weiten wollenen Jogginanzug angehabt und nach kräftigem Schwimmen in Richtung Ufer dann gemerkt das das nix gibt.
Dann geschriehen - ich weiß gar nicht was - ich glaube gar keine Worte geschriehen zu haben, einfach nur geschriehen und ich habe gemerkt das mich überhaupt niemand hören kann. Und dann habe ich Angst gekriegt. Mir wurde plötzlich klar das niemand von meinem sonntäglichen Ausflug informiert war. Und dann kam die Frage - was machst du denn jetzt verdammt nochmal? Ich glaube dann habe ich mich treiben gelassen und gar nichts gemacht. Dann irgendwann gemerkt das ein kleines Motorboot mich auffischen wollte.
Ich habe da eine echte Lücke - ich weiß nicht wie lange Zeit zwischen Kentern und Auffischen war - ich weiß nicht was passiert ist.
Sie hatten mich gesehen als ich an einem Campingplatz vorbeitrieb. Als sie mich rausgefischt haben war ich nach der ganzen Schwimmerei keine 50 Meter vom treibendem Boot weggekommen.
Bin danach nie wieder auf den Rhein.
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Niemals mit den Händen in den Taschen
auf dem Hof stehen, wenn die Frau vorbeikommt!
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  #6  
Alt 25.03.2010, 17:09
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Peter R Peter R ist offline
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Hi Rolf, - wieder 1x so ein Thema zum Nachdenken, sich zurückzuerinnern und wieder erschauern.

Ja, Angst hatte ich schon! Große Angst sogar. Irgendwie hängt das auch mit viel Leichtsinn zusammen, sowie einem großen Löffel Selbstüberschätzung und, wie die Italiener sagen, mit "Menefregismus" = was schxxx das mich - wird schon nix passieren!!!.

ich hab auch so 2 bis gefühlte 3 Stunden ca 2-3sm vor der türkischen Küste bei einem 5-6er bei/auf einem gekenterten PicoLaser verbracht. Aufstellen war nicht, da ein Lenzventil weg war und der Pico voller Wasser war. Zusätzlich war noch eine gewaltige Strömung...

Da kommt schon einiges zusammen:
Verzweiflung, Hoffnung, Angst, Schwäche, Panik...

LG Peter
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  #7  
Alt 25.03.2010, 18:10
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RalphB RalphB ist offline
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Zitat:
Zitat von Chippy Beitrag anzeigen
...
Aber mir geht es hier eigentlich nicht um die Vermeidung von Segelunfällen und die dadurch entstehenden Umstände, die zur Angst führen können, sondern darum, wie man sich dann fühlt, wenn sie einen packt, und was man dann wohl noch machen kann.

Und ob vielleicht schon jemand anderer sowas erlebt hat.

Das mit dem " wichtig ist, daß keine Panik aufkommt" ist übrigen gut.
Aber beherzige das mal, wenn sie doch aufkommt.

Gruß Rolf
Moin Rolf und Ihr Fahrensleute,
mir persönlich hilft da Training. Wenn ich die "Büx voll habe" gilt mein
Augenmerk erstmal "runterzukommen". Tief durchatmen und versuchen,
den Blickwinkel auf das Wesentliche zu fokusieren. Mag sich jetzt blöd
anhören: Unsere "Offiziellen" auf dem Wasser trainieren das, für uns
Freizeitschiffer gilt das genauso . Immer in der Hoffnung, die Trainings-
Inhalte möglichst nicht anwenden zu müssen. Aber gerade wenn das
"P" in den Augen die Oberhand gewinnt, sind einstudierte Verfahren
hilfreich. Hat mir als jugendlicher Kajakfahrer in einer unterspülten
Prallwand das Leben gerettet und mich letztes Frühjahr davor bewahrt,
beim Klettern bei Schwell und Wind in einen 16 Meter Mast auf's Deck
zu reihern.

Allerdings sollte man nicht versuchen, als Schreibtischtäter Notrollen
auswendig zu lernen oder nur alle MOB-Manöver des Lehrbuchs mit
Vornamen zu kennen. Etwas mehr Praxis ist schon gefordert - der gute
Mix macht es. Und hilft mir, ein Bauchgefühl schon besser zu bewerten.
(Sitze gerade 1.500m über Null - da schreibt es sich leicht ... ).

Seriöse Angebote gibt es genug - Spaß macht Training auch .

Gruß Ralph
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  #8  
Alt 25.03.2010, 18:52
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Angst? Ja, kenne ich, hatte ich auch schon. Nicht auf dem Wasser. Und natürlich nicht da, wo es immer geübt ist. Man kann nicht alles üben, man muss auch mal einfach Glück haben. und auch auf das Bauchgefühl hören. "Ruhe bewahren" sagt sich immer leicht, so lange man ruhig und in Sicherheit ist ...
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  #9  
Alt 25.03.2010, 19:31
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mloeschner mloeschner ist offline
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Auf dem Wasser hatte ich so eine Situation noch nie. Mir war vielleicht das ein oder andere Mal mulmig, aber ich hatte keine Todesangst.

Ich bin im Thüringer Wald mal allein im Heli in richtig schlechtes Wetter gekommen. Da hatte ich dann doch Angst.

Wir haben gelernt, nach der FORDEC-Methode vorzugehen, welche eigentlich Teil des CRM (Crew Resource Management) ist, also der Koordination von Aktionen als Crew. Sie passt aber auch, wenn man allein ist.

Facts (Was ist passiert?)
Options (Was kann ich tun?)
Risks and Benefits (Was könnte dabei passieren?)
Decision (Entscheidung, was gemacht wird.)
Execution (Ausführung der Aktion.)
Check (Hat's was gebracht?)

Vor allem: kühlen Kopf bewahren. Es ist passiert, über den Grund darf man sich in so einem Moment nicht den Kopf zerbrechen. Streng nach Schema vorgehen.

In der Luftfahrt heißt es "zum Umkehren (z.B. bei schlechtem Wetter) gehört auch Mut". Das gilt auch für die Seefahrt.
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MfG, Marty.
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  #10  
Alt 25.03.2010, 20:06
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Vista Vista ist offline
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Angst gehabt ja, auch in unterschiedlichsten Situationen.
Während des Wassersportes bisher nur einmal.
Beim Windsurfen, ich war schon wirklich platt und ließ mich überreden noch einemal raus zu surfen.
Ich hatte ein wirklich schlechtes Gefühl und eine Vorahnung, merkte schon bei raus surfen in der Brandung, dat geht gar nicht mehr, Halse, vom Brett unter das Segel, Trapezhaken und Tampen verschlungen und ich kam nicht unter dem Segel mehr heraus.
Brandungswellen drückten das segel und damit mich immer wieder unter Wasser, Panik und kurz bevor ich ertrunken wäre bekam ich den Tampen los.
Seit dem wenn es am schönsten ist und ich bin auch etwas erschöfft, höre ich auf,
Selber Schuld hätte ich auf meinen Körper und die Vorahnung gehört.
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  #11  
Alt 25.03.2010, 20:20
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RalphB RalphB ist offline
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Frei nach einem Ex-US-Minister ...
  1. Es gibt Gefahren, die wir kennen.
  2. Es gibt Gefahren, von denen wir wissen, daß wir sie nicht genau kennen.
  3. Es gibt Gefahren, von denen wir nicht wissen, daß wir sie nicht kennen.
Zu (1.) kann ich konkrete Verfahren entwickeln,
zu (2.) kann ich ggf. bekannte Verfahren ableiten,
bei Eintreten von (3.) ist Improvisation gefragt.

Meine Überzeugung ist, daß auch der Umgang mit unbekannten
Gefahren trainiert werden kann. Bei Rolf bin ich mir da ziemlich
sicher .


+++

Da wir auf dem Wasser besser aufgehoben sind als im Wasser,
wünsche ich Rolf und uns allen einen guten Start in die Saison .

Gruß Ralph
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  #12  
Alt 25.03.2010, 21:12
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Zitat:
Zitat von RalphB Beitrag anzeigen
...

Meine Überzeugung ist, daß auch der Umgang mit unbekannten
Gefahren trainiert werden kann.


..
Leider ist es doch fast jeden Tag in der Presse zu lesen, dass: "Whatever can go wrong, will go wrong." allgegenwärtig ist.
Wer glaubt sich gegen Unbekanntes stets schützen zu können, lebt in meinen Augen, in einer Illusion.

Solange das menschliche Hirn, stets auf der Suche nach der vereinfachten, selektiven Wahrnehmung ist, hält das echte Leben ständig Angst oder mindestens Aha-Momenta parat.

Wer erwischt sich als routinierter Autofahrer mal nicht selbst dabei, dass er träumt. Und das mögliche Unglück nur deshalb nicht stattgefunden hat, weil das Engelchen über einem schwebte.


Manchmal sitzt das Engelchen auch im Pausenraum und trinkt sein Kaffee...
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Jörg von der (ex)Freibeuter
...
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  #13  
Alt 25.03.2010, 23:10
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Zitat:
Zitat von Chippy Beitrag anzeigen
Und ob vielleicht schon jemand anderer sowas erlebt hat.

Das mit dem " wichtig ist, daß keine Panik aufkommt" ist übrigen gut.
Aber beherzige das mal, wenn sie doch aufkommt.

Gruß Rolf
Angst ist in meinen Augen unser Helfer in der Not und sorgt dafür daß die Not oft auch gar nicht eintritt.

Als Beispiel eine Kajakfahrt am oberen Lech vor mittlerweile 22 Jahren:
An der Einsetzstelle stellten wir fest daß das Hochwasser vom Vortag, als wir die Strecke inspizierten, gewaltig gestiegen ist und der Fluß nur noch gewaltig schnelle schäumende und lärmende Brühe ist. Das erste Gefühl war Angst ("Da will ich nicht rein") und wenn wir darauf gehört hätten wäre es vielleicht besser gewesen.
Die Art von Angst hilft mir Gefahren zu erkennen. Wenn wir jemanden als "ängstlich" einschätzen meinen wir genau diese. Sie kann auch unbegründet und eingebildet sein wie z.B. die Angst vor harmlosen Tieren oder so.

Die nächste Angst hatte ich als ich im Boot beim Sprung ins Wasser die Wucht des Wassers spürte und realisierte, daß ich sie unterschätzt hatte. Da wurde mir schlagartig klar, daß es diesmal keine Frage des "ob" sondern des "wie oft" ich bis zur nächsten Aussetzstelle im Wasser landen würde.
Vermutlich durchs ausgeschüttete Adrenalin wirst du da zur Maschine die Anstrengungen klaglos macht ohne schlapp zu machen. Auch entscheide ich schneller und die Reaktionen und Reflexe scheinen geschärft. Das Gefühl kann süchtig machen.

Irgendwann hab ich dann eine Walze falsch gefahren und wurde kopfunter gegen eine Prallwand gedrückt nachdem mir unter Wasser beim Versuch zu rollen das Paddel aus der Hand geprellt wurde.
Da ging es um Sekunden ob ich da noch rauskomme oder nicht. Das Gehirn hat einfach umgeschalten. Spritzdecke auf, gegen den Druck raus und sofort mit der Stömung nach unten abtauchen lief automatisch ohne daß ich das kalte Wasser oder Schmerzen spürte.
Ich bin mir sicher, daß ich ohne die Riesenangst im Nacken nicht so cool und konsequent gehandelt hätte.
An der Stelle kommt dann gewaltig das Training ins Spiel. Hätten wir das schwimmen im Wildwasser und das aussteigen nicht schon oft geübt, hätte ich vielleicht genauso automatisch mich zuerst im Boot verhangelt um dann zu versuchen auf direkten Weg zur Öberfläche zu kommen. Das wäre dann wohl tödlich gewesen.
Daß ich zu der Zeit an jeder gefährlichen Stelle die man sieht angehalten, mir diese angesehen und durchdacht oder mit Kumpels besprochen habe war bestimmt auch hilfreich.

Ich erkläre mir Panik so, daß das Gehirn auf einen Automatismus umschalten möchte, dieser aber nicht bereit steht. So als ob der Verstand aussetzt, da das Gehirn wegen der (anscheinend) ausweglosen unbekannten Situation schon aufgegeben hätte.
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  #14  
Alt 26.03.2010, 09:09
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Kommt beim Segeln starker Wind auf überlegt man,soll ich reffen oder nicht? Ein altes Sprichwort sagt,schon wenn man daran denkt sollte man es tun.Lagen wir im Hafen und wir hatten starken Wind fuhren einige raus,ich nicht.Habe dann einen schönen Hafentag gemacht.Die Frage muss jeder für sich selber beantworten und keine Mutprobe daraus machen.
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Langsames Reisen hat den Vorteil,
dass die Seele mithalten kann.
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  #15  
Alt 26.03.2010, 10:43
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Hallo Chippy, nach lesen Deines Links muß ich feststellen, daß ich ein Schönwettersegler bin und Du schon bedeutend besser vorbereitet bist als ich.
Ich bin bisher 2x in blöden Situationen (Windsurfen) gewesen, beide Male durch eigene Fehleinschätzung. Jedes mal mit nem Sinker bei ablandigem Wind rausgegangen und schwimmend (wegen der Wirbelschleppe vor dem rettenden Ufer) wieder reingekommen. Allerdings hatte ich immer noch die Option "Rigg opfern" und liegend auf dem Board reinzupaddeln offen, so daß sich die Angst in Grenzen hielt. Seitdem nehme ich an kritischen Tagen oder Revieren (z.B. mit kreuzender Fahrtrinne) nur noch mein 140L Bord (Spitzname Klotür), mit dem zur Not auch mal ein schneller Schotstart geht.
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Gruß, Jörg!
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  #16  
Alt 26.03.2010, 11:39
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Es gibt Situationen, da haben alle um mich rum Angst - nur ich nicht (z.B. vor 2 Jahren als ich mit kaputtem Motor und zerfetzten Segeln 3 Tage und 2 Nächte vor Krk auf und ab kreuzte bei nem 10er Wind) - warum? Weil ich wußte, dass ich mich auf das Boot verlassen konnte und ich immer noch eine Alternative gehabt hätte (nämlich vor dem Wind nach S abzulaufen).

Es gibt aber auch andere Situationen, wo alle sorglos sind, und ich auf einmal eine Angst aufkommen spüre. Da stellen sich mir die Nacken- und Armhärchen auf und ich bin auf einmal hellwach... Z.B. wenn man sich mitten in einer schönen Flaute sonnt, und dann kommt so ein seltsames kleines Lüftchen auf, das dem Wasser so eine ganz spezielle Well(ch)enstruktur gibt. Ich nenne das immer 'ein gefährliches Lüftchen' und alle gucken mich erstaunt an, wenn ich anfange, die Segel zu wechseln und zu reffen. Fast immer fing es dann innerhalb von kürzester Zeit an zu kacheln - manchmal habe ich noch nicht mal die Oberlichter rechtzeitig zu bekommen....

Gruß

Volker
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  #17  
Alt 26.03.2010, 19:48
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Zitat:
Zitat von Volker Beitrag anzeigen

Es gibt aber auch andere Situationen, wo alle sorglos sind, und ich auf einmal eine Angst aufkommen spüre. Da stellen sich mir die Nacken- und Armhärchen auf und ich bin auf einmal hellwach... Z.B. wenn man sich mitten in einer schönen Flaute sonnt, und dann kommt so ein seltsames kleines Lüftchen auf, das dem Wasser so eine ganz spezielle Well(ch)enstruktur gibt. Ich nenne das immer 'ein gefährliches Lüftchen' und alle gucken mich erstaunt an, wenn ich anfange, die Segel zu wechseln und zu reffen. Fast immer fing es dann innerhalb von kürzester Zeit an zu kacheln - manchmal habe ich noch nicht mal die Oberlichter rechtzeitig zu bekommen....

Gruß

Volker
Dem brauche ich nichts mehr hinzufügen Volker! Genauso ist es! Da verlass ich mich auch auf meinen Bauch+"Arxxx" und die haben zu 99,9% recht. Es ist schon witzig, wenn man zuerst als "1 1/2 Bf-Reffer" betitelt wird und hinterher dann gefragt wird: "warum wusstest du das"...

LG Peter
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  #18  
Alt 26.03.2010, 19:59
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Moin ok PeterR,
Zitat:
Zitat von Peter R Beitrag anzeigen
Dem brauche ich nichts mehr hinzufügen Volker! Genauso ist es!
Jo, so issas woll.
Das mit den sich aufrichtenden Härchen, das ist so was, was wir im Norden (auch) mit Spökenkiekerkrom bezeichnen.
Wenn ich so etwas verspüre, egal ob an Land oder auf See, dann werde ich gaaanz vorsichtig.
Eher übervorsichtig.
Kann ich Dir sehr gut nachfühlen, Volker.

Gruß Rolf
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  #19  
Alt 27.03.2010, 00:14
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Einmal bin ich mit meiner damaligen Freundin in Kroatien auf gecharterten knapp 30 Füssen gesegelt. Das Boot hieß dummerweise "sink!"
War sehr schön und 9 Monate nach dem Urlaub.... ach ne lassen wir das...
Einen Tag sind wir in ein Gewitter geraten.
Ging alles sehr plötzlich und im Endeffekt ist uns auch nichts passiert. Andere hatten verdrehte Rollfocks und andere Schäden nach Hause gefahren.
Als wir dann irgendwo festgemacht haben - gar nicht das Boot verlassen, sondern als erstes ein großes Glas von der selbst eingekochten Goulaschsuppe warmgemacht und Revue passieren lassen was passiert war und wie wir reagiert haben.

Unser Resümee:
Man darf dann keinen Fehler machen!
Wenn man alles richtig macht passiert auch nix (wenn man Glück hat).
Man muß sich dann höchst konzentrieren und sauber und schnell denken was zu tun ist.
Und dabei möglichst ruhig bleiben. Wir nennen das "Adrenalin bis in die Haarspitzen."
Wir beide reden heute noch drüber - wie wir da alles richtig gemacht haben - und die 9 Monate später geborene übt derweil oben im Zimmer vorm Spiegel mit'm MP3 im Ohr die coolsten Tanzschritte.
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Niemals mit den Händen in den Taschen
auf dem Hof stehen, wenn die Frau vorbeikommt!
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Alt 27.03.2010, 11:21
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Zitat:
Zitat von Christo Cologne Beitrag anzeigen
War sehr schön und 9 Monate nach dem Urlaub.... ach ne lassen wir das...

Wir beide reden heute noch drüber - wie wir da alles richtig gemacht haben -

und die 9 Monate später geborene übt derweil oben im Zimmer vorm Spiegel mit'm MP3 im Ohr die coolsten Tanzschritte.

... und, hattest du damals schon eine (böse) Vorahnung, was dich mit einem pubertierenden Teenager erwartet???

LG Peter, der sich gerade die Lachtränen aus den Augen gewischt hat
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Alt 30.03.2010, 19:57
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Standard Na denn man : Frohe Ostern!

Moin ok, tosomen,
na, dascha man gediegen (das ist ja eigenartig), mit mir zusammen sind wir schon 4 (ehemalige) Kajakfahrer, die hier schreiben.
Mein erstes haarsträubendes Erlebnis im Wassersport hatte ich auch in meinem niegelnagelneuen Hammer-Einer-Falt-Kajak, das war 1964.
Ein Traum von einem Boot: 5,5m lang und nur 50cm breit. Entsprechend kippelig natürlich beim ersten Mal.
Es war 1. April, Anpaddeln im Kieler Kanu Klub und mein Freund und ich wollten nur mal kurz über die Hörn an der Howaldt-Werft vorbei in die Schwentine.
Jo.
Als wir schon drüben waren, sah ich dann am Ufer 2 wunderschöne Collies spielen. Ich rief dem Besitzer irgendetwas zu - und lag im Bach. Zum Ufer vielleicht 50m.
Gerrit mit seinem stäbigen Holzkajak direkt neben mir.
Nun hatte ich Sandalen an und die Faltboote haben ja Spanten. Dahinter habe ich mich so mit den Sohlen der Sandalen verklemmt, dass ich ganz verdreht im Wasser lag und meine Füße nicht herausbekam:
Die Beine im Kajak, was ja kieloben lag, und ich paddelte mit den Händen wie ein Hund, um meine Nase über Wasser zu halten.
Das Wasser war eiskalt.
Mir fiel es wirklich schwer den Kopf so weit über Wasser zu halten, dass die Nase freikam.
An reden war gar nicht zu denken.
Ich dachte nur immer "Gerrit nun gib mir doch endlich Dein Heck, damit ich mich erstmal festhalten kann."
Aber Gerrit dachte gar nicht daran. Der hatte die Situation gar nicht erfaßt.
Paddelte vor meiner Nase herum und gab mir gute Ratschläge
Tja, mit Anfang 20 ist man natürlich noch voll fit.
Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und krümmte mich unter das Boot, fasste den Süllrand mit beiden Händen und drehte und wand mich so lange, bis meine Sandalen endlich frei waren.
Der Rest läuft dann unter : Wer den Schaden hat.......
Angst hatte ich tatsächlich keine.

Oder 1962 mit der Schulfregatte nachts im NO-Kanal. Wegerechter kam entgegen, wir mussten in die Ausweichbucht.
Achterleine über einem Duckdalben. Das Auge so um und bei in 4 m Höhe über uns.
Kommando Ablegen, der Schmadding (Seemännische Nr.1) kriegte die Krise.
Die schöne 1 1/2 " Manila kam nicht frei.
Nu´ kann man ja schlecht eine was weiß ich wie lange Leine einfach so vom Dalben in´s Wasser hängen lassen.
Also meldete ich mich freiwillig und kletterte die im Bogen zum Schiff hängende Leine hoch zum Dalben und stand auf dem senkrechten Pfahl. Um mich herum Dunkelheit und der Schein der Hecklaterne.
Ich kriegte das Ding tatsächlich unter mir losgefummelt und die Leine klatschte in´s Wasser.
Nun war ich vollends allein auf meinem Dalben. Irgendwann hat der WO (Wachoffizier) mitgekriegt, dass da einer mutterseelenallein auf einem Pfahl im Kanal stand.
Unser braves Schiff manövrierte also über den Achtersteven wieder heran. Irgendein Vollidiot vom Signaldeck leuchtete mich mit dem 2000 Watt Suchscheinwerfer voll an, dass ich fast blind wurde.
Na, ich sage Euch.
Dann musste ich auf das nasse Holz der Schanz (Achterdeck) springen.
Wurde auch geliefert. Beim Sprung war mir zwar ziemlich mulmig - aber ich hatte ja wohl keine andere Wahl.
Angst? Nein.
In dem Alter ist man wohl so.

Oder bei der Taucherei. Keinerlei Angstgefühle. Im Gegenteil. Ich fühlte mich unter Wasser wohler als wasweißichwo.
Nachttauchgänge in Ostsee. Ich könnte Euch was erzählen. Orientierungstauchgänge ohne Lampen, nur Mond und Sternenlicht unter Wasser und einen Kompass mit Leuchtziffern.
Angst? Wat is dat denn?
Nachttauchgang in Malta, 55m Tiefe. Ich war von der Filmerei so gefangen genommen, dass ich mir gar keine Gedanken machte. Wieder oben, mussten mein Freund und ich das Boot erst einmal wieder erreichen. Na und? So issas eben.

Aber dann, liebe Freunde, folgende Situation:
Ich hatte meine UW-Gehäuse für die Filmkamera schwerer gemacht, damit ich sie beim Filmen ruhiger halten konnte.
Probetauchgang.
Rotbarsch, so hieß mein Freund wegen seiner roten Haare, seines Zeichens U-Bootfahrer, ein Hüne von einem Kerl, und vom Charakter ein echter Bernhardiner, begleitete mich.
Na, alles paletti. Die UW-Kamera war jetzt wirklich perfekt und bestens zu handhaben.
Dachte ich.
Beim Rückweg mit Schnorchel merkte ich auf einmal, dass das bisschen Übergewicht mich nun nach unten drehen wollte. Man hält ja beim schnorcheln die Kamera vor sich.
Ich musste also mit so ungefähr 45Grad im Wasser hängend, mit voller Ausrüstung zurück und damit ist auch die Lunge tiefer im Wasser als wenn man waagerecht an der Oberfläche schnorchelt.
Das bisschen Wasserdruck - gegen den ich nun anatmen musste - macht es aber schon aus:
Verdammt. Plötzlich höre ich mein Herz schlagen.
Nicht besonders schnell aber ungewohnt.
Dann höre ich mich atmen. Und wenn ich den Kopf aus dem Wasser nahm um mich zu orientieren, musste ich richtig mit den Flossen arbeiten.
Oh Mann.
Na, nur noch 20 m bis zu der gesprengten Mole aus dem 2.Weltkrieg. Da kann man ja erstmal verpusten.
Noch 10 m .
Aus.
Eine Welle stieg in meinen Schnorchel ein, als ich gerade mit letzter Kraft nach Atem rang um die letzten Meter noch zu schaffen.
Panik.
Ich sackte ab. Hielt aber die Kamera immer noch eisern fest.

Plötzlich fühle ich mich gepackt und Sekunden später saß ich auf einem Betonklotz, der aus dem Wasser ragte.
Rotbarsch, der Gute.

Tja, Dschungs. Ich habe sofort das Tauchen aufgegeben.

Ja, ich weiß. Ich hätte nur den Bleigurt abwerfen müssen. Oder die Kamera loslassen. Oder sie Rotbarsch geben.
Habe ich aber nicht - und bin in eine absolut finale Situation geraten.
Kinners nee.

Wie kann so etwas angeh´n ?
Wenn mir das einer vorher prophezeit hätte, den hätte ich nur mitleidig angekuckt.

Tscha, sowas meinte ich damit, als ich über das Thema nachdachte und überlegte ob ich das mal zum Thema im BF machen sollte.

Wem ordentlich Seegang oder Sturm Angst macht, obwohl sein Boot das abkann, der ist bei der Segelei verkehrt.
Wer aber meint Ihm könne nix passieren, er hätte alles, vor allem sich selbst jederzeit im Griff, der ist bei der Segelei ebenfalls verkehrt.
Meen ick mol.

Der soll man jümmers daran denken, dass das Verderben eines Unglücksfalls so ungewöhnlich und so plötzlich kommt, dass man kaum noch reagieren kann.

Und dann ist es da. Und Du stehst vor der grauen, übermächtigen Mauer Deines Schicksals.
Und das ist bekanntlich unerbittlich.

Also Dschungs: Jümmers Holzauge und Handbreit!

Euer Rolf

WO.
Wachhabender Osterhase
__________________
Gott schütze uns vor Storm un slechten Wind - un Seelüd, de an Land wat worden sind.
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