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Alt 05.07.2017, 11:38
renate1a renate1a ist offline
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340 Danke in 169 Beiträgen
Standard Kleine Schlauchboot-Ostseekreuzfahrt

Schon einige Jahre hatte es mich gereizt mit einem Schlauchboot die Ostseeküste entlang zu fahren. Leider hat es nie geklappt, immer kam
etwas dazwischen, oder war angeblich wichtiger. Dieses Jahr bin ich
einfach los, denn physische und psychische Vitalität sind die
Grundvoraussetzungen für ein solches Vorhaben. Es sollte auch gleich die
große Strecke von Lauenburg über Travemünde, Stralsund , Peenestrom bis
nach Salem am Kummerower See gehen. Allerdings mit einer wichtigen
Einschränkung, nämlich nicht Leib, Leben und Gesundheit zu gefährden.
Termine waren alle abgearbeitet und war in dieser Hinsicht völlig offen.

Am 26.06.17 habe ich mein Schlauchboot samt Ausrüstung in Lauenbg.
ca.12.30 eingesetzt und bin auf dem Elbe-Lübeck Kanal in Richtung Ostsee
aufgebrochen. Die ersten Schleusen habe ich gut und zügig absolviert. In
Lauenburg und Witzeeze wird bergauf, der Rest bis Lübeck talwärts
geschleust. Außer Lauenburg mit Spundwänden, sind alle anderen Schleusen
mit Ziegelstein gemauert. In Berkenthin war dann um 18.30 die 1.
Tagesetappe geschafft. Es war sonnig warm und ziemlich ruhig auf dem
Kanal, sodaß ich vor der Schleuse im SB übernachtet habe.

Am 27.06. bin ich 07.00 aufgewacht, habe mir einen Kaffee mit dem
Gaskartuschenkocher gemacht und bin dann wieder weiter nach Lübeck. In
Büssau mußte ich 1 Std. auf BS -HILDEGARD- aus Berlin warten und wir
haben dann problemlos die letzte Schleusung gemeinsam genommen und sind
weiter zusammen bis nach HL mit geringem Tempo geschippert. Da ich noch
nie auf dem Wasserweg dorthin unterwegs war, begann nun der weitaus
interessantere Teil voller Aufmerksamkeit und Vorraussicht. Ich bin dann
nicht durch Lübecks Altstadt, sondern bin gleich auf der Trave durch den
Seehafen gefahren. Bb die skandnavischen Fähren, Stb die übrigen
Frachter. Teils fest und teils in Bewegung mit Wenden auf engem Raum.
Die Trave ist ein wunderbares Revier und natürlich bin ich der WSPin ihrem HABICHT-Kiel begegnet.
Sie wendeten hinter mir und kamen ganz langsam näher. Dann
waren sie auf meiner Höhe, stoppten kurz auf und grüßten freundlich, ich
natürlich zurück, das wars. Von ihrem erhöhten Steuerstand hatten sie eh
schon alles bei mir gesehen und mich sorgsam gemustert. Dann überholte
mich noch ein KüMo ungefährlich, doch es war wie bei Klaus-Fronmobil-
Kleiner Ostseefahrt, das Schiff war bei seiner Annäherung absolut nicht
zu hören und fuhr leise an mir vorbei.

15.00 war ich in Travemünde und konnte bei einem kleinen Verein kurz
festmachen, um mich mit frischem gebratenen Dorsch und Kaffee to go zu
stärken. Eine Stunde später ging es weiter bis Kalkhorst,war müde und
kaputt. 6 kg Klappanker mit 6m Kette + Leine, 10m vom Ufer entfernt
raus, ein Bier und dann völlige Nachtruhe.Die Nacht war ruhig und erholsam. Außer das es unbequem und eng ist im SB zu schlafen,ist es erstaunlich warm. Die mit Luft gefüllten Schläuche und auch der
Hochdruckboden ermöglichen eine angenehme Isolierung.

Am 28.06. wollte ich Boltenhagen als Tagesziel erreichen. Allerdings
hatte der Wind zugenommen und die Wellen von 1m Höhe mit ihren
Schaumkronen waren auch nicht schlecht und schon gar nicht vorgesehen.
Ich war dann ungefähr 1 Std. unterwegs und mußte eine Pause einlegen, um
zu überlegen, überhaupt bei dem Wetter weiterzufahren. Es war zwar nicht
wirklich riskant, aber unglaublich anstrengend. Anker wieder raus und
in dem Moment stieg eine Welle übers Heck ins Schlauchboot ein. Na
prima, völlig neue Situation. Den Anker habe ich trotzdem noch
ausgebracht, Landmarke gesucht und dann mit Schwamm, Feudel und
Spielzeugeimer Wasser geschöpft. Die wichtigsten Dinge waren alle
wasserdicht verpackt, aber ich war trotzdem komplett durchnäßt. Der
Anker hielt. Dann gabs 0,5 ltr. aus der Dose und ein Abwarten. Es sah
wirklich so aus, als ob sich das Wetter gebessert hatte und ich mich
entschoß weiterzufahren. Aber ein Irrtum, alles war wie voher und ich
habe nochmal, diesmal durch einen Fahrfehler, mit zu wenig Gas, Wasser
von vorn, eine Welle übergenommen.

Nun war´s mir auch egal, und fuhr weiter und ließ mich nicht von den
vorherigen Malheuren entmutigen. Schließlich hatte ich fahrtechnisch
dazugelernt und wußte jetzt wie es geht. Am Ufer gibt es viel Strand,
Steilküste und wirklich riesige Steine sowie jede Menge umgestürzte Bäume.

Endlich war die Seebrücke Boltenhagen voraus in Sicht. Am Brückenkopf
standen mehrere Urlauber, sahen erstaunt und neugierig zu, wie ich mich
durch die Wellenberge vowärts bewegte.
In der Marina "Weiße Wiek" bin ich 16.00 Uhr angekommen. Dort gibt es
alles, was der Mensch benötigt, oder auch nicht. Liegegebühr p.M. 2,47
Euro. Bei 3,40 m Länge zu verschmerzen.
Alles easy und komfortabel. Essen, Trinken, Dusche und Toilette alles
vorhanden.

Ich hatte dort einen Liegeplatz am Steg gegenüber der " Ameisenstraße"
zu den Toiletten, zum Restaurant, zum Haupteingang und war wohl an
diesem Abend der Blickfang, das Gesprächsthema schlechthin auf jeden Fall.

Am 29.06. startete ich gegen 09.00 bei ruhiger See gen Wismar bei sehr
bedecktem Himmel. Keine Vorkommnisse, kein Wind, einfach nichts los.
Später frischte der Wind auf, doch da war ich schon fast in Wismar.
Was mich nachdenklich machte, waren die Wetteraussichten der kommenden
Stunden,Tage und Nächte. Starkregen, Sturm und Tagestemperaturen nicht
über 18°C . bis mindestens Montag. Das ließ mich zu dem Entschluß
kommen, meine viel weiter geplante Reise aus Vernunftgründen und wegen
Schlechtwetters abzubrechen.
So habe ich meine Frau telef. kontaktiert und sie hat mich wohlbehalten
in Wismar/Wendtorf mit dem Auto abgeholt. In der Zwischenzeit konnte ich
das SB slippen, die gesamte Ausrüstung entladen und alles transportfähig
machen. Und selbst da, bin schon vom Starkregen überrascht worden und
war durchnäßt bis auf Hemd und Büchs. Technisch gab es keine Ausfälle,
nicht mal Luftverlust beim Schlauchboot.

Schlauchboot Lodestar 340 NSA, Tragfähigkeit 650 Kg
Nicht überladen
Yamaha 9,9 PS, 4 Takt
60 ltr. Benzin, 1x Batterie 70 A für Ankerlicht
1x Generator Honda 10i zum Aufladen der Battterie
1x Klappfahrrad DAHON 16 "
1x Klappanker 6kg + Kette + Leine
1x Secumar Rettungsweste fest
Persönl. Sachen
Sonstige Ausrüstung

Ich habe einiges erlebt, dazugelernt, nicht den Helden markiert und
bin keinerlei Risiko eingegangen. Fotos konnte ich leider nicht viele
machen, da ich fast immer beide Hände voll zu tun hatte.
Im Nachgang muß ich sagen, bin ich froh überhaupt losgefahrenzu sein,
auch wenn das erwünschte Ziel vielleicht etwas zu hoch angesetzt war.
Ich erinnere mich gern daran.

Gruß Henry
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