|
Deutschland Alles rund um Deutschland. Nordsee, Ostsee, Binnen. |
|
Themen-Optionen |
#26
|
||||
|
||||
Zitat:
Ja die nächste Nachtfahrt findet dann eher im Sommer bei Vollmond und geringem Wellengang statt.
__________________
--- Mehr im Blog zu Sailing Telsche https://telsche.blog Eine Fisher 30 Northeaster mit Familien Crew unterwegs rund um Rügen |
#27
|
|||
|
|||
Moin
Und die wird euch dann für alles Leid entschädigen. Dann eben Rügen rund. Ist um die Jahreszeit zumindest wegen der Liegeplätze entspannend. In der Seefahrt muss man eben flexibel sein. Gute Fahrt weiterhin.
__________________
Gruß und gute Fahrt Kapitaenwalli |
#28
|
||||
|
||||
Nach den Strapazen der Nachfahrt hat heute der Tag wieder alles gut gemacht. Es ging damit los, dass die Bunkerstation in Sassnitz extra für uns die Pforten geöffnet hat, damit wir unseren Dieseltank auffüllen konnten.
Direkt neben dem U-Boot im Hafen ging es längs zur Bunkerstation und wir hatten einen sehr unterhaltsamen Schnack mit dem Personal über die Tatsache wie ungewöhnlich es für diese Jahreszeit ist, dass jemand anruft und einen Motorsegler betanken möchte. Wir haben gut 70 Liter Diesel von Berlin nach Sassnitz verbraucht. Gerechnet gegen die Motorstunden ergibt das ca. 2,3 Liter pro Stunde. Und das bei häufig laufendem Refleks Ofen. Ganz gut. Auch wenn man sagen muss, dass der Ofen uns mehrmals im Stich gelassen hat und sich von seiner zickigen Seite zeigte. Ich denke dass beim Verbrauch sich hier auch bereits das Motorsegeln bezahlt gemacht hat, was uns erlaubt hat mit wesentlicher geringer Drehzahl bei gleicher Geschwindigkeit voranzukommen. Was wir sonst mit 3.600 Umdrehungen mit meinem alten VW Golf 2 Diesel in Telsche machen, geht auch auf einmal mit 2.200 Umdrehungen und gesetzten Segeln. Mit vollem Tank ging es dann wieder auf in den dichten Nebel, der sich einfach nicht lichten wollte. Radar und AIS gaben ihre Warnsignale von sich. Es wurde mit dem Kompass navigiert. So suchten wir uns den Weg durch die Trübe Suppe der Prorer Wiek und motorten erstmal gegen den leichten Wind in Richtung Mönchsgut. Zum Glück hatte sich der Wellengang komplett beruhigt und wir hatten vielleicht noch 0,2 Meter Welle. Das fühlte sich gleich viel besser an als das was wir die Nachtfahrt zuvor erlebt haben. Uns wurde aber auch klar, dass sich hier auch die Nachteile der Motorsegler Bauweise von Telsche schlichtweg bemerkbar machen. Durch das Ruderhaus mit seiner sehr hohen Sitzposition über der Wasserlinie ist man einfach viel anfälliger fürs Schaukeln, als jemand der im tiefen Cockpit einer klassischen Segelyacht sitzt. Setzte man sich heute bei Telsche unten in den Salon spürte man fast gar keinen Wellengang mehr. Wir dachten schon, dass uns der Nebel niemals mehr verlassen würde und setzten Kurs auf den Greifswalder Bodden. Und dann kam sie: die Sonne. Sie brach erst hier und da durch den Nebel. Wir konnten erstmalig auf diesem Törn ein wenig Küstenlinie von Rügen entdecken und als wir vollkommen auf dem Bodden angekommen waren, war es auf einmal fast wie Sommer! Die Sonne schien herrlich, das Meer war plötzlich Spiegelglatt und eine leichte Briese von 3-5 Knoten schob Telsche zusätzlich zum Motor übers Wasser. Sogleich wurde eine provisorischer Autopilot installiert und die gesamte Crew saß draussen in der Sonne und kontrollierte den Kurs alle paar Minuten per Blick durchs Fenster. Es gibt doch nichts schöneres als ein wenig Wind in den Segeln, die Sonne im Gesicht und eine glatte Wasseroberfläche unterm Bug zu haben. Vergessen waren die 10 Stunden Stampfen und Rollen durch die dunkle Nacht. Vergessen war der Nebel, die Kälte und der mangelnde Wind der letzten Tage. So hatte ich mir das vorgestellt mit Telsche auf der Ostsee! Wir suchten uns unsere Route vorbei an der Insel Vilm und dann auf in den leeren Hafen „Im Jaich“ von Lauterbach, der ab jetzt der neue Heimathafen von Telsche sein wird. Das Anlegen bei Seitenwind in den für die Ostsee typischen Boxen mit Dalben will zwar erstmal noch geübt werden, aber ich bin schon jetzt sehr happy nach einem Jahr der Vorbereitungen in Berlin endlich dort angekommen zu sein, wo ich immer mit einem Boot hinwollte: auf der Ostsee. Ich habe jetzt noch zwei Tage übrig. Meine Crew hat mich heute Abend verlassen und morgen steht ganz im Zeichen des Einhandsegelns. Bin gespannt wie ich hier alleine wieder aus der Box raus und rein kommen werde. Wenn der Wettbericht für morgen stimmt, sollte es aber ein toller Segeltag auf dem Bodden werden.
__________________
--- Mehr im Blog zu Sailing Telsche https://telsche.blog Eine Fisher 30 Northeaster mit Familien Crew unterwegs rund um Rügen
|
#29
|
||||
|
||||
Da wünsche ich dir einen richtig tollen Törn, Skipper.
__________________
Liebe Grüße von der Lahn, Roland
|
#30
|
||||
|
||||
Heute war mein letzter voller Segeltag auf Telsche. Nachdem meine Crew gestern Abend abgereist war, hiess es heute: Einhandsegeln!
Es gab heute bis zu 10 Knoten aus Südwest über den Greifswalder Bodden und das lied ein einfach mal den ganzen Tag konsequent den Motor aus zu lassen und in aller Ruhe die Segeleigenschaften von Telsche zu erproben. Heute musste keine Strecke zurückgelegt werden. Gemütlichen Segeln stand im Vordergrund - ganze ohne jeglichen Zeitstress, irgendwo ankommen zu müssen.. Dazu musste ich vorerst allerdings alleine aus der Box. Am Vorabend habe ich mir noch unzählige Youtube Videos zum Thema „Einhand in die Box“ angeschaut und dabei wirklich gute Tipps bekommen. Ich hatte einen klaren Plan, wie ich wieder alleine reinkomme. Um aber auch kontrolliert rauszufahren fehlen mich ausreichend lange Leinen. Mein längster Festmacher ist 15 Meter lang, bei gut 9 Meter Boot und vermutlich 12 Meter langer Box. Ich brauche daher eigentlich 2x 25-30 Meter Leine, mit ich mich kontrolliert bei eingekoppeltem Motor auf zwei Seiten auf Slip über die Winschen rausfieren kann. Die Leinen werden jetzt bestellt. Ich hatte aber Glück und es war de-facto windstill im Hafen heute früh. Einfach alle Leinen losgeworfen und entsprechend abgedrückt. Noch ohne Nachbarn links und rechts ging das auch mal gut. Ich habe dann alle Segel gesetzt und mir fest vorgenommen nicht aus Ungeduld einfach den Motor zu starten. Selbst wenn ich nur mit 2 Knoten oder weniger dahin dümpeln würde. Es ging dann aber gut los und auf Halbwind Kurs lief Telsche gut 4 Knoten bei 8 Knoten Wind. Das macht mich mehr als froh und lässt das Segler Herz höher Schlagen. Meine Erwartungen waren nicht all zu hoch bei einem schwerfälligen Motorsegler mit entsprechend kleiner Segelfläche. Worüber ich heute wirklich erstaunt war: wie kursstabil Telsche unter Segeln läuft. Einmal getrimmt, kann ich das Ruder einfach loslassen und Dank der schwerfälligen Langkiel Bauweise + Ketsch Rigg, bleibt Telsche dann einfach auf Kurs, bzw. folgt sogar einfach dem Wind bei kleinen Veränderungen. Ich hab mir dann vorgenommen zu schauen ob ich es schaffe nach Greifswald hoch zu kreuzen. Kreuzen ist im Prinzip die Achilles Ferse von diesem Boot. Es ist einfach unmöglich mit Telsche hoch am Wind zu laufen und nach vielem Probieren musste ich heute feststellen: bei 60 bis max. 50 Grad am Wind ist bereits Schluss! Damit kommt man gegen den Wind nicht weit und macht Kreuzen nicht wirklich praktikabel. Aber man soll ja eh am Besten dahinsegeln, wo der Wind einen hinweht und flexibel in der Routenplanung sein ;) Ich wollte eigentlich vor unserer Reise noch einen Autopiloten System von Raymarine in Telsche verbaut haben. Habe das aber leider alles nicht mehr in Berlin geregelt bekommen Anfang des Jahres. Umso toller war es, dass ich heute trotzdem Autopiloten Feeling hatte. Ich konnte gemütlich auf den Sitzbänken im Steuerhaus rumlümmeln, Kaffee kochen, mir Brote schmieren, meine Festmacher Leinen überprüfen, Lesen und andere Dinge tun, während Telsche im Schnitt mit 3 Knoten gegen den Wind Richtung Greifswald ankreuzte. Die Wenden gelangen mir auch von mal zu mal besser. Einmal kurz vor der Wende abzufallen, um einen Knoten mehr Speed zu machen und dann die Genua kurz back stehen lassen, wirkt wunder und verhindert dass man beim Drehen im Wind einfach aufstoppt. Diese Reise war ja auch erstmalig geprägt davon, dass wir endlich Funk an Bord haben. Kanal 16 war natürlich permanent eingestellt und ich könnte mich immer wieder darüber beömmeln wie weit hier Theorie und Praxis auseinander liegen. Was mussten wir für diese Funkzeugnisse alles lernen und wie wenig hält sich in der Praxis jemand an diese formalen Prozeduren. Der Funkverkehr der stattfindet ist häufig wirklich schwer zu verstehen, extrem kryptisch und meisten schaut man nur verwundert aufs Funkgerät und denkt sich: „was war das jetzt wieder?“ Das Wetter war heute ansonsten eher bescheiden. Bis in den Nachmittag war es stark bewölkt und immer noch leicht nebelig in Ufer Nähe. Erst später bahnten sich erste Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Immerhin bekam ich noch einen hervorragenden Sonnenuntergang im Hafen präsentiert. Doch zuvor musste noch die Box bezwungen werden. Ich hatte mich für die Taktik entschieden einfach seitlich an die eigene Box ranzufahren und dann letztendlich eine Leine von Achtern gemütlich über die Dalbe zu legen und mir diese mittig an meine Winsch auf höhe der Türen vom Deckshaus zu holen., Wenn man dann rückwärts eindampft dreht sich das Boot langsam um die Dalbe. Sobald man mit dem Heck in der Box ist einfach noch eine Leine von achtern über die andere Seite ausbringen und dann stand ich im Prinzip im Deckshaus mit zwei Leinen in der Hand, die über meine Winschen liefen, hatte den Rückwärtsgang eingekoppelt und konnte spielend einfach Telsche super kontrolliert alleine in die Box steuern, indem ich langsam immer mehr Leinen gegeben habe. Sobald ich dann mit dem Heck fast am Steg war, beide Leinen kurz belegen. Zum Heck gehen. In Ruhe zwei leinen an Land festmachen. Dann vorwärts Einkoppeln und den Druck auf die gerade angebrachten Leinen geben. Dann einfach die Hilfsleinen entfernen und die richtigen Leinen vom Bug über die Dalben. Und fertig! Alleine in der Box. Das hat heute entgegen meiner Befürchtung so dermaßen gut funktioniert, dass ich erstmal ein kleines Freudentänzchen auf dem Steg abgehalten habe. Gibt doch nichts schöneres wie ein gelungenes Einhand Anlegemanöver! Und damit kommt auch leider diese Reise ihrem Ende entgegen. Wir haben alle wieder unwahrscheinlich viel gelernt auf diesem Törn und ich kann es kaum erwarten diese Saison endlich die Ostsee zu erkunden. Aus Bornholm wurde im ersten Anlauf zwar noch nix, aber das steht diesen Sommer fest auf dem Reiseplan. Wir werden sicher viel Rund um Rügen unterwegs sein, Dänemark erkunden, vielleicht schon mal einen Abstecher nach Schweden wagen und der nächste konkrete Trip steht schon bald an: ein Treffen von deutschen Fisher Besitzern in Laboe. Das wird vermutlich mein erster mehrtägiger Einhand Törn rund um Pfingsten. Und dann gibt es hier bestimmt auch wieder einen Reisebericht! Over and out.
__________________
--- Mehr im Blog zu Sailing Telsche https://telsche.blog Eine Fisher 30 Northeaster mit Familien Crew unterwegs rund um Rügen Geändert von pixelsebi (14.03.2024 um 19:53 Uhr)
|
#31
|
||||
Ganz ganz großes Kompliment, Sebastian! Chapeau! Eine tolle Reise, gut und sinnvoll geplant, mutig und besonnen durchgeführt, im richtigen Moment auch mal beigedreht und vor allem: uns mit einem fast schon Abenteuerroman-artigen Reisebericht immer daran teilhaben lassen. Das gibt's in diesem schönen Forum mittlerweile leider viel zu selten. Aber es ist ja auch so, dass die meisten von uns ehr an Land oder im Hafen sitzen, statt einfach mit ihrem Dampfer die Welt zu bereisen. Du machst es einfach und deine Crew kommt mit. Sensationell!!!
__________________
Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou)
|
#32
|
||||
|
||||
50 Grad am Wind...
Macht einen Wendewinkel von 100 Grad. Das ist eigentlich gar nicht schlecht.
|
#33
|
||||
|
||||
Zitat:
__________________
--- Mehr im Blog zu Sailing Telsche https://telsche.blog Eine Fisher 30 Northeaster mit Familien Crew unterwegs rund um Rügen |
#34
|
||||
|
||||
Hey ihr Lieben,
ich habe mich jetzt dazu entschieden über die Abenteuer von Telsche ein eigenes Blog zu starten und habe die Berichte aus dem Thread als Startpunkt genommen: http://telsche.blog Schaut gerne mal vorbei - werde aber auch weiter hier schreiben! Grüße, Sebastian
__________________
--- Mehr im Blog zu Sailing Telsche https://telsche.blog Eine Fisher 30 Northeaster mit Familien Crew unterwegs rund um Rügen |
#35
|
||||
|
||||
Moin,
werde ich bestimmt im Auge behalten. Deine Berichte haben mir bisher immer Spaß bereitet. BG
__________________
Vitamin Sea
|
#36
|
||||
|
||||
Moin Sebastian,
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Deine schönen Berichte auch weiterhin unser Forum bereichern würden.
__________________
Beste Grüße, Phil
|
|
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Sailing Telsche - Vorbereitungen für die Ostsee | pixelsebi | Deutschland | 32 | 19.02.2024 06:27 |
Sailing Telsche - Familienspass rund um Berlin | pixelsebi | Deutschland | 33 | 12.06.2023 08:14 |
Sailing Telsche - Berlin in der kalten Jahreszeit entdecken | pixelsebi | Deutschland | 115 | 19.04.2023 20:05 |
slippen auf rügen und darss, wo geht was? | burki | Allgemeines zum Boot | 18 | 05.03.2009 11:27 |
Sailing Channel auf Eutelsat | FlyingCruiser | Technik-Talk | 1 | 19.12.2004 00:42 |