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Motoren und Antriebstechnik Technikfragen speziell für Motoren und Antriebstechnik. |
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#1
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Umbau von Volvo Penta nach Mercedes CDI
Hallo Forum,
wollte hier meinen Umbau der Doppel-Motoranlage meiner Cranchi Clipper Cruiser Bj 95 vorstellen. Es handelt sich hierbei um ein 8m langes Kajütboot mit ursprünglich 2 VP434 6Zylinder mit Vergaser. Das Boot war mit 3,6t Gesamtgewicht incl. Trailer mit 25% Tank (75L) gerade noch trailerbar. Der Spritverbrauch lag bei den Benzinern in leichter Gleitfahrt, 2800 Upm und 20Kn, zwischen 1,1 bis 1,25L/Km. Fahrgebiet ist Binnen, auf der Donau. Aufgrund des immer wieder nervigen orgeln beim Anlassen, steigenden Spritpreisen, weit auseinanderliegenden Wassertankstellen (200km), wurde das Boot auf 2 Mercedes Benz 2,2 CDI OM611 umgebaut. Ausschlaggebend war eine Zufallsbekanntschaft auf Facebook. Dort lernte ich einen jungen Mann kennen, der die Steuerelektronik der Motore so anpassen konnte, damit die Diesel ohne AGR nicht in den Notlauf gehen. Und so begann ich Ende 21 den Umbau vorzubereiten.
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#2
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Hallo Chris,
gespannt wie´s weiter geht...
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Gruß Werner es kommt nicht drauf an welches Boot du fährst, sondern wer es fährt...
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#3
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Erst wurden aus Schlachtfahrzeugen die Motore ausgebaut, hier eine E Klasse Bj2003 und eine C Klasse Bj2004. Dabei sind auch der Motorkabelbaum und die Steuergeräte entnommen worden. Die Motoren hatten zwischen 150 bis 200tsd KM Laufleistung. Nun kam die Reinigung des Luftansaugtrackts dran. Ich war verblüfft wieviel Ruß sich dort im Laufe der Zeit angesammelt hat.
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#4
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Während mein Freund die Motore auf Vordermann bringt wurden bei mir die Schwungscheiben gedreht mit den Adaptern für die Coupler.
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#5
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Ende Februar war dann der Zeitpunkt um die Benziner aus dem Boot auszubauen. Von den alten Volvos wurden jetzt die Getriebeglocken benötigt um sie anschließend mit den MB-Motore zu adaptieren. Außerdem wurde die Lage der Seewasserpumpen festgelegt und anstatt der Klimakompressoren wird nun die Wasserpumpe vom Originalriemen mit angetrieben.
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#6
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Die nächsten Schritte waren am Boot nun den Tank auszupumpen, um das Benzin zu entfernen. Wenn man schon dabei ist, kann man auch den Tankgeber wechseln und einen NMEA2000 Stabgeber einbauen. Seitdem ist auch so nebenbei der Spritgeruch weg weil die Dichtung gereinigt und neu verlegt wurde.
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#7
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An den Motoren wurden nun die Schwungscheiben und Coupler angepasst. Anschließend wurden die Volvo Glocken abgeschnitten und mit den Benz Glocken verschweißt.
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#8
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Durch die Doppelmotoranlage ergaben sich auch Probleme durch die Enge zwischen den Motoren. Der Krümmer des Backbord Motors musste einige Male angepasst werden um das Maß zwischen den Antrieben zu erreichen. Anfang April waren die Krümmer dann fertig geschweißt und mussten plan gefräst werden.
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#9
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Mitte April war dann der große Moment und die beiden Mercedes wurden rein gehoben. Die Motore wurden auf neue Schwingelemente gesetzt weil man doch eine gewisse Skepsis bezüglich der Laufruhe der Diesel hatte. Auch hat sich heraus gestellt das die Diesel pro Motor um 115kg weniger Gewicht haben und somit das Boot ohne Probleme trailerbar ist, weil 230Kg leichter.
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#10
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Der Steuerbord hat sich als etwas störrisch erwiesen, denn er wollte ums verrecken nicht in die Verzahnung rutschen. Am nächsten Tag hat er dann aufgegeben. Parallel wurde an der Servopumpe gearbeitet. Da bei den Volvos nur an der Steuerbordmaschine eine Servopumpe war, hatte man keine Unterstützung wenn nur mit BB-Motor gefahren wurde. Bei den Mercedes war an jedem Motor eine vorhanden, hätte aber einen großen hydraulischen Aufwand gemacht mit beiden auf die Lenkung zu gehen. Mein Freund hatte die Idee eine elektrisch Pumpe einzubauen um motorunabhängig zu sein und wir bekommen ein paar PS mehr für den Antrieb. Außerdem mussten die elektronischen Gaspedale mit den Zügen gekoppelt werden. Dann wurde noch der Auspuff geschweißt und am Sonntagabend gab es doch noch ein Bild fürs Auge wie es mal aussehen soll.
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#11
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An dem folgenden Wochenende war dann Endspurt. Jetzt wurden die Wärmetauscher für die 2 Kreiskühlung eingebaut und dann die Ladeluftkühler für die Turbos. Zum Schluß kamen noch die Ausgleichsbehälter drauf und dann gabs den Probelauf.
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#12
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Anfang Mai war es dann soweit und das Boot ging ins Wasser. Ganz ehrlich, riesig Herzklopfen gehabt. Boot war dicht und mit viel Gefühl ging es raus aus dem Hafen. Auch hatte ich einen OBD 2 Dongel gesteckt und konnte übers Handy die ersten Spritdaten abrufen. War begeistert.
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#13
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Am genialsten finde ich ja das verschweissen der Glocken, dass das so klappt
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Volker, der irgenwann auf´s Meer will.... Minchen war ein gutes Schiff, es kühlte mein Bier, backte Brötchen auf und durch die Gegend fuhr es mich auch new boat coming soon
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#14
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So jetzt reichts für heute, meine Frau schimpft auch schon und der Akku gibt auch langsam auf.
Wünsch Euch eine gute Nacht und ev. bis morgen. Gruß Chris
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#15
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Sehr sauber umgesetzt!!
Sind die Wärmetauscher eine Eigenkonstruktion?
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#16
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Klasse Arbeit, klasse Bericht.
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Gruß Werner es kommt nicht drauf an welches Boot du fährst, sondern wer es fährt...
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#17
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@Werner , Danke Dir
@Draco Wärmetauscher sind Eigenkonstruktion von meinem Freund. Sind bloß ein bisschen viel Schrauben drin, was bei der Wartung nervt. Braucht noch ein bisschen überarbeiten. Habe im Netz auch noch andere von einer britischen Fa. Bowman gesehen mit integrierten Ausgleichsbehälter. Sind mit knapp 600€ nicht gerade billig, schauen aber richtig schuckelig aus. Gruß Chris |
#18
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So, weiter geht es.
Bei der ersten Fahrt auf der Donau, Anfang Mai diesen Jahres, lief alles, bis auf meine persönliche Aufregung, ohne Schwierigkeiten ab. Was mich von Anfang an begeistert hat, ist das Starten der Diesel. Ein kurzes drehen des Schlüssels in die Startstellung und der Motor läuft, wie man es vom KFZ gewohnt ist. Kein vorpumpen mit den Hebeln und ehrlich, ich kuppel sie jetzt nicht mal mehr aus. Aber es gibt auch Nachteile. Meine Volvos hatten 750 Leerlaufdrehzahl und wenn dann eingekuppelt wurde gingen sie auf unter 700 runter. Die MB haben 830 und gehen beim einkuppeln keine Umdrehung runter. Im Hafen ist das mit beiden zu schnell und das drehen auf ganz engen Raum mit einer voraus und der anderen zurück ist jetzt zu giftig. Detailfotos: Wärmetauscher, offen / Verschlussdeckel für eine Seite Abgasgeweih / Seewasserpumpe am Motor anstelle des Klimakompressors. Lässt sich jetzt auch elektrisch abstellen und man kann den Motor ohne Wasseranschluss laufen lassen und schrottet nicht den Impeller/ Turbos
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Irgendwie geht immer Gruß Christian
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#19
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Was gibt es noch zu erzählen. Bei den Motoren wurden noch analoge Öldruckgeber und Temperaturgeber angebaut um mit den vorhandenen Armaturen zu kommunizieren. Die modernen Motore haben alle möglichen digitale Sensoren eingebaut, welche mit dem Steuergerät sprechen und dann über den CAN Bus bzw OBD (On Board Diagnose) ausgelesen werden können. Dort werden auch Spritverbrauch, Temperatur von Ladeluft und Kühlwasser also was man vom Auto so kennt. Dieser OBD Stecker ist mit ungefähr 1,5m Kabel vom Steuergerät angeschlossen. Habe dann 2 Verlängerungskabel besorgt um die Stecker zum Steuerstand vorzulegen. Ohne Fräsmaschine ging es wieder nicht und noch schnell Aufnahme gefräst. Dort wird jetzt auch das OBD Lesegerät zum Fehlerauslesen angesteckt.
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Irgendwie geht immer Gruß Christian
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#20
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Was für Probleme gab es übers Jahr. Nach der 2. Fahrt hat der Anlasser der BB Maschine nicht mehr gedreht. Riesenschreck- war der Krümmer undicht und ist Wasser über die Woche in den Brennraum gelaufen? Wie gesagt das Vertrauen mussten sich die Motore erst erarbeiten. Durch einfaches hören konnte das aber ausgeschlossen werden weil bei den Turbos bei Zündung eine Unterdruckdose anzieht. Es war nur eine 10Ampere Sicherung, gewechselt, und seit dem kein Problem mehr. StB hat sich der Stecker für die analogen Geber verabschiedet weil Kabel zu kurz. Kabel verlängert und neuer Stecker. Außerdem hat der StB Motor anfangs ab 3000Upm die Drehzahl rauf und runter geregelt. Ist wahrscheinlich ein falscher Injektor drin und wird noch gewechselt. Jetzt, Ende der Saison war ich schon bei 4000Upm und 53Km/h. Hier auslesen des Motorfehlerspeicher während der Fahrt.
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Irgendwie geht immer Gruß Christian
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#21
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Nun zum Schluss noch ein paar Zahlen.
Zuerst zum Verbrauch. Bin heuer nicht soviel zum fahren gekommen. Insgesamt 240 km Strecke bei 11,5 Std Motorlauf. Ins Boot wurde mit Kanistern 120L Diesel gefüllt. Tankvolumen 291L. Im Hafen ging es dann an die Tankstelle zum Volltanken. 185L. Also Gesamtsprit 305L Diesel. Rest zum Saisonende 120L. Verbrauch Saison 185L. Verbrauch 0,77/Km. Habe aber am Ende noch richtig Gas gegeben um den Tank leerer zu bringen mit Hebel fast am Tisch. Da brauchte meine Suesse frueher 130l/h. Fakt ist das die Reichweite sich fast verdoppelt hat auf knapp 400km.
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Irgendwie geht immer Gruß Christian Geändert von chris3962 (15.10.2022 um 11:48 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler
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#22
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Zitat:
Jo, einfach mal zurecht flexen und irgendwie zusammenbraten geht da nicht, da muss man einiges gut vorbereiten damit sowohl die Mitte als auch die ziemlich exakte Ausrichtung der Welle zu der Flanschfläche gegeben ist. Wenn das von den Längenmaßen her machbar gewesen wäre, hätte ich das sicherheitshalber mit einem Adapterflansch gelöst, aber vlt ging das ja nicht. So eine Dämpferplatte ist ja einigermaßen geduldig aber manchmal auch überfordert wenn die Zentrierung und die Ausrichtung nicht gut sind, das mussten so einige Motor/Getriebe-Selbstumbauer schon erfahren. Alles in allem aber gute Arbeit die sich aber wohl nur rechnet wenn man das mit so einem Wörkshop für sich selber machen kann, denke ich. Gruß Hein
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#23
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Ich hätte zu dem ganzen Thema auch mal eine Frage.
Darf man nach so einem Motorumbau das Boot eigentlich noch legal bewegen? Ich meine eine Konformitätserklärung für die Motoren gibt es doch bestimmt nicht oder?
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Gruß Markus
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#24
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Zitat:
Da gab es keine CE.
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Gruß Helmut. |
#25
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Moin,
ein tolles, professionell umgesetztes Projekt. Meine Hochachtung & und viel Spaß damit! -the mechanic-
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