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Kleinkreuzer und Trailerboote Für die Probleme auf oder mit kleineren Booten und deren Zubehör! Motor und Segel. |
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Themen-Optionen |
#1
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Motorausfall - eine kleine Geschichte
Hallo,
Auf Grund der beiden Themen Notmotor und Ersatzmotor und der dortigen Beiträge möchte ich gern meine Erfahrung aus der letzten Saison wieder geben, in der Hoffnung, es möge dem ein oder anderen bei seiner Entscheidung helfen. Vorab: Zu der Zeit war ich noch mit meinem Jollenkreuzer unterwegs: Ein Kielzugvogel mit Kajüte als Backdecker, Typ "Sturmvogel". Wir fuhren mit einigen Booten des OYC von Oldenburg zum Wieltsee an der Weser, hinter Bremen. Aus diversen Gründen (Brücken, Platz auf dem Boot, kaum Möglichkeit zum Segeln usw.) hatte ich keinen Mast an Bord sondern den Jolli nur per Aussenborder betrieben. Ich beschreibe den Rückweg, den ich weitestgehend ohne Clubkameraden (und "einhand") gefahren bin. Die Hinfahrt war geschmeidig, sonnig und ohne Probleme. ***Es geht los*** Auf der Rückfahrt vom Wieltsee am Sonntag, den 07.06. durfte ich mit anderen Sportbooten die "grosse" Schleuse benutzen. Das hatten wir einen Tag vorher telefonisch geklärt, an der automatischen Sportbootschleuse war sehr viel los, Wochenende halt. Zwei andere Sportboote waren schon in der Schleusenkammer, sind aber nicht weit nach vorn gefahren. Vor uns war ein Binnenschiffer in der Schleuse. Ich bin dann etwas weiter nach vorn in die Schleuse gefahren, um an die nächste Leiter an Steuerbord zu gelangen. Dort konnte ich meinen selbstgebauten Schleusenhaken einhängen, das ging sehr gut. Es ist immer wieder erstaunlich, wie langsam das Wasser in einer Schleuse abläuft, aber wie man doch immer gut aufpassen muss, rechtzeitig umzuhängen. Abstand zum Binnenschiffer hatte ich noch genug und der Holländer ist dann auch recht vorsichtig aus der Schleuse gefahren. Nix mit schlimm saugendem Schraubenstrom etc. Ich fuhr nun langsam aus der Schleuse, lies dem Binnenschiffer Zeit, sich zu entfernen. Dann gab ich etwas Gas und tuckerte die Weser entlang, jetzt wieder im Tidengewässer. Dabei musste ich leider bemerken, dass der Motor mucken macht, wenn ich zu viel Gas gebe. Aber nicht der Motor selbst, der lief super, sondern was anderes passierte: Mit einem mal drehte der Motor hoch, so als wenn man im Auto während der Fahrt die Kupplung drückt: Ohne Last drehte der Motor frei hoch, also machte mein Boot keine Fahrt mehr. Aber nur für eine Sekunde, dann ging es wie gewohnt weiter. Das machte mir natürlich Sorgen und ich grübelte, was das wohl sein konnte. Vorsichtshalber nahm ich eeetwas Gas weg, so dass ich nicht gute 6 Knoten sondern eher gerade mal 5 kn fuhr. Nach und nach fuhren die anderen Sportboote an mir vorbei, weil sie eben ein, zwei zehntel kn schneller unterwegs waren. Kurz vor der Fassmer-Werft düste auch der letzte an mir vorbei und ich sass in meinem Boot mit mulmigem Gefühl, aber voller Hoffnung: Es wird schon alles gut gehen und die drei Stunden schafft der Moppel noch. Oder doch nicht? Ich kam an der Deters-Werft vorbei, die ich gut kenne, weil Mark (ein guter Freund) dort das Winterlager für seine Sutje hat. Die haben einen soliden Schwimmsteg in der Weser. Sollte ich auf Nummer sicher gehen und da festmachen und das war es dann für heute? Nee, quatsch, weiter. Ich mach mir einfach zu viele Gedanken. Das ging ja auch locker einige hundert Meter gut. Dann auf einmal drehte der Motor hoch und hörte nicht wieder auf. Kein Grip, kein Vortrieb, keine Fahrt mehr im Boot. Weit und breit keiner zu sehen. (Fortsetzung folgt) Holger
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#2
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***Allein auf der Weser***
Ich machte den Motor aus und schaute erstmal hinten und vorn und links und rechts die Weser lang, ob und was da so an Schiffsverkehr unterwegs war. Zum Glück nix und schon gar kein Riesenfrachter oder so. Kurz gegrübelt und meine Optionen durchdacht. Dann den Motor wieder gestartet und gaaanz vorsichtig Gas gegeben: So machte ich eeetwas Fahrt. Also doch wieder umkehren und an den Steg von Deters festmachen. Da ich nun gegen das ablaufende Wasser anfuhr, war ich dermassen langsam unterwegs, nebenher zu Fuss gehen wäre schneller gewesen. So tastete ich mich langsam an den Schwimmsteg heran, stellte den Motor einige Meter davor in den Leerlauf und wollte, die Restfahrt des Bootes nutzend, mit meiner Vorleine vom Boot auf den Steg springen. Aber plötzlich beschleunigte mein Boot wieder!? Vor dem Schwimmsteg war ein Dalben in den Grund eingelassen und an dem drehte sich die Strömung um: Auf der Innenseite des Steges war starker Strom in genau die andere Richtung, mein Gott! An dem Steg war noch ein weiteres Boot festgemacht, ein älterer Kutter mit Stahlrumpf, aber schön neu gestrichen. Ich kam an dessen Seite und griff beherzt in dessen Reling, damit ich nicht weiter und am Steg vorbei getrieben würde. Mann, war da ein Zug drauf! Aber ich hatte keine Wahl: Ich warf meine Leine um die Reling des anderen Bootes, kletterte von meinem Vorschiff auf das des anderen, von dort auf den Steg und zog aus Leibeskräften. So gaaanz langsam konnte ich gegen den Strom mein Boot zur freien Stelle am Steg ziehen. Aber auf einmal ging es nicht weiter... der Anker vom anderen Boot, der am Bug rausschaute, hat sich mit meinem Bimini verhakt! Puh. Also meine Leine an der nächsten Klampe belegt, wieder über das andere Boot auf mein Boot geklettert und mit viel Drücken und etwas Biegen mein Boot wieder frei bekommen. Nun noch die Fender etwas platzieren, damit das nicht gleich wieder passiert, wieder zurück geklettert und weiter gezogen. Zum Glück hat Deters eine dicke Fenderreihe im Wasser am Stegesrand, so dass man sein Boot da nicht kaputt scheuern kann. Mit sehr viel Mühe und Kraft schaffte ich es dann, mein Boot an den Steg zu kriegen und musste die Vorleine echt gut fest auf die Klampe belegen, der Zug der Strömung war unglaublich. Dann zog ich das Boot seitlich näher an den Steg, holte weitere Leinen und legte nach der Vorleine noch Vor- und Achterspring aus. Dann kletterte ich an Bord, setzte mich ins Cockpit, trank einen Kaffee aus der Isolierkanne und rauchte eine. Nun wollte ich noch meine Clubkameraden informieren und rief einen nach den anderen an. Keiner ging ran. Das gibt es doch nicht! Also als nächstes Mark anrufen, der weiss doch, wo er mich finden kann und hat einen Schlüssel für Deters. Er ging nicht ran. Boah, ey. Noch eine rauchen. (Fortsetzung folgt) Holger
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#3
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.... ich seh, dass du noch wach bist ! Los weiter !
Gruß Hubert
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Niemand ist unnütz! Man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen! |
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Ja, ich möchte bitte auch noch das Ende der Geschichte hören, sonst kann ich nicht schlafen.
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Viele Grüße, Anett Verkaufe Cascaruda 850 Stahlverdränger mit 1 Jahr Garantie auf das Getriebe! https://www.boote-forum.de/showthrea...97#post5206497
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#5
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***Hilfe naht***
5 Minuten später klingelte mein Handy. Mark. Er macht seins am Wochenende immer lautlos, aber als er sah, dass ich anrief, da wollte er sich doch melden. Ich: "wo bist du gerade?" Mark: "Auf dem Weg zur Sutje" "das ist super, du musst mir helfen!" "Warum?" Da habe ich kurz erklärt, wie meine Lage ist und er versprach, gleich herzukommen. Der Liegeort von der Sutje (Berne) und der Ort, wo ich "gestrandet" bin, liegen nur wenige Kilometer auseinander. Während ich auf Mark wartete, rief auch Clubkamerad Ralf zurück. Der bot sogar an, umzukehren und mich nach Oldenburg zu schleppen. Aber ich hatte echt kein Bock mehr. Mark kam, ich erzählte noch mal kurz meine Story, dann guckte ich, ob auch alles fest und verschlossen ist, machte noch ein Foto vom Ufer aus (siehe oben), wie meine Like am Steg liegt und wir fuhren ab. Erst noch zur Sutje, Froststopfen am Volvo Penta MD2B wechseln und dann nach hause. Dort angekommen hatte ich mir schon ein paar Optionen zurechtgelegt, wie es weitergehen kann. Ich könnte zwar meinen vorhandenen Motor instandsetzen, war mir aber sicher, dass das nicht "mal eben" geht. Es musste irgendwas im Getriebe sein, mit der Kupplung oder so. Und Ersatzteile kriegen für einen 20 Jahre alten Motor? Geht bestimmt, aber nicht in wenigen Tagen. Denn ich wollte auf jeden Fall das Boot nicht lange bei Deters liegen lassen. Dort musste ich eh noch nächsten Tag anrufen. Vielleicht ergab sich dabei sogar was? Der alte Deters hat bestimmt in irgend einer Ecke noch Teile oder gar einen ganzen, funktionstüchtigen AB? Abwarten. Bis morgen. Das war aber nicht so meins, ich wollte irgendwas tun, also suchte ich bei den Kleinanzeigen, ob da was wäre. Und in der Tat boten Leute in der Nähe ihre gebrauchten Aussenborder an. Der eine garantierte sogar mit seinem "langjährigen 100%-Account bei eBay". Und der Motor hatte 25% mehr Leistung als mein alter (5 statt 4PS...) sogar einen Rückwärtsgang und einen externen Tank dabei. Dort rief ich an, fuhr hin und guckte. Er hatte den Motor auf einen Ständer mit einem Eimer Wasser drunter montiert und so konnte man sehen, dass er läuft. Fein, gut, gekauft. Dann kam noch ein anderer Schreck in der Abendstunde: Ich saß an meinem Rechner und schaute mir die Fotos vom Wochenende an. Das Letzte war eben jenes, wo ich die Like am Steg von Deters liegend knipste (siehe wieder oben). Und was war das da, am Rumpf der Mucki? Es war zwar alles etwas klein und weit weg, aber waren da nicht Kratzer in der frischen, neuen, roten Farbe? Ach du meine Güte, das könnte ich bei meinem wilden Anlegemanöver gewesen sein, dann muss ich mich ja darum auch noch kümmern. Wie würde der Eigner reagieren? Eben mit nem Pinsel drüber und gut? Oder "neeee, das Boot muss aus dem Wasser! Das muss aaaalles neu gestrichen werden!" Mecker und Gezeter? Wer weiss das schon, aber das war noch ein Grübeln und Grund mehr, die kommende Nacht noch schlechter zu schlafen. Das war der Sonntag. (gleich vorweg: Das andere Boot hat keinen Schaden ab bekommen) (Fortsetzung folgt) Holger
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#6
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Das geht aber noch etwas länger, ehrlich
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#7
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***Tonne 116***
Montag morgen rief ich bei Deters an. Die hatten mein Boot natürlich schon bemerkt und ich versprach, es so bald wie möglich abzuholen. Immerhin haben die einen Werftbetrieb, den ich natürlich nicht unnötig stören wollte. Dienstag, den 09.06. habe ich eher Feierabend gemacht und Mark hatte sich bereit erklärt, mich auf dem Boot zu begleiten. Ich musste am Nachmittag mit meinem Boot ablegen und losfahren, damit ich bei geschätzt einer Stunde Fahrt bis Elsfleth dort auf Niedrigwasser treffe, um mit dem danach auflaufenden Wasser die Hunte hoch bis Oldenburg zu kommen. Gegenan will man ja nicht. Meine Frau brachte uns hin, wir bauten den alten Motor ab und setzten den neuen ans Boot. Dann musste ich noch das Benzingemisch umfüllen, von meinen Kanister in den externen Tank vom neuen Motor. Den Moppel gestartet, damit er sich schön warm laufen kann. Ein Kühlwasserstrahl kam auch unten aus dem Motor, also alles fein. Meine Frau machte die Leinen los, winkte zum Abschied und wir konzentrierten uns darauf, das Fahrwasser der Weser zu queren, um auf die "richtige" Seite zu kommen. Es war wenig Verkehr auf der Weser, der Motor lief, der Strom unterstützte uns, was will man mehr? Mein altes GPS-Gerät zeigte keine 3 kn Fahrt an, also etwas Gas geben. Bis nach Elsfleth sind es knapp 5sm, mit 5kn braucht man also nur eine Stunde, der Strom hilft noch. Aber was war das? Mark und ich guckten uns an. Hast du das auch gehört? Wir hatten das Gefühl, als wenn der Motor ganz etwas an Drehzahl verloren hat. Na gut, da ist wohl die Gaspinne etwas lose, also wieder etwas mehr Gas geben. Aber das war dem Motor egal, er dreht nicht höher, im Gegenteil. Nach und nach vernahmen wir, wie die Drehzahl weiter runterging, bis der Motor mit leichtem Schütteln aus ging. Na toll. Mark zog ein Paddel hervor und versuchte, uns etwas auf Kurs zu halten. Ich versuchte, den Motor wieder zu starten, was nicht auf Anhieb gelang. Also konzentrierten wir uns darauf, erstmal das Boot zu sichern. Die Fahrwassertonne 116 auf unserer Seite, also von See kommend Backbord, war recht nahe. Ich nahm auch ein Paddel in die Hand und so näherten wir uns der Tonne. Das Festmachen an der Tonne war recht abenteuerlich, wir mussten mit Leinen hantieren, bis es gut passte. Obwohl wir immer noch ablaufendes Wasser hatten, machten Boot und Tonne nicht, was wir erwarteten. Immer wieder trieb und tickte mein Boot gegen die Tonne, das war echt seltsam. Als wir endlich sicher fest waren und die Leinen lang genug, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Motor. Tankentlüftung vergessen zu öffnen? Nee. Kaltstarthebel noch gezogen? Nee. Alles überprüft, Motor wieder angerissen und: Er lief! Aber, sagte Mark: Da kommt ja gar kein Kühlwasser? Ein kurzer Blick von mir und schnell Notaus gedrückt. Verdammt! Der Impeller war sicher hinüber! 239m weit waren wir nur gekommen, bis wir zur Tonne paddeln mussten. Und was befand sich auf der anderen Weserseite, fast gegenüber von Tonne 116? Der Naturhafen vom WJB, wo die Sutje von Mark lag. Na was ein Glück. Wir hatten auch noch die Option, wieder zurück zu Deters zu kommen, wir konnten den Steg ja noch gut sehen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte in den Naturhafen, da hab ich dann ganz andere Möglichkeiten, als irgendwas mit Deters zu klären und ausserdem das Gefühl haben, zumindest ein kleines Stück Strecke geschafft zu haben. Die Naivität stirbt noch nach der Hoffnung. Dieser Hafen fällt bei Niedrigwasser aber trocken, man kann frühestens drei Stunden vor Hochwasser rein, mein Jollenkreuzer mit seinen 40cm Tiefgang vielleicht schon etwas eher. Und wir sind ja mit ablaufend Wasser los. Ein Blick in den Gezeitenkalender: Mittlerweile war fast Niedrigwasser, also noch drei Stunden warten. Festgemacht an der Tonne. So machten wir das beste daraus und ruhten uns aus. Guckten auf die Weser und hörten den Funk ab. Da hörte man, dass irgendwas Grosses die Weser rauf fährt, denn immer wieder kamen Durchsagen, welche Gegenverkehr etc. verkündeten. Und in der Tat sahen wir schon bald ein riiiesiges Passagierschiff langsam näherkommen. Als es auf unserer Höhe war hätte ich bestimmt drei Fotos machen müssen, um das ganze Schiff ablichten zu können. Die Bugwelle war entsprechend enorm. Wir konnten nichts anderes tun als an Bord meines Bootes schaukelnd zu warten, bis die Wellen durchgelaufen waren. Zumindest gibt das ein Gefühl dafür, was für Wellen und damit was für eine Schräglage mein Boot wegstecken kann... Mark machte in der Kajüte ein kleines Nickerchen und dank immer an Bord vorhandenem löslichem Kaffee, einem Gaskocher und ein Kanister mit Trinkwasser konnte ich uns sogar einen Kaffee zaubern. Zwischendurch versuchte ich per Fernglas immer zu checken, wie weit das Wasser wohl schon im Hafen gestiegen ist. Man konnte das aber leider schlecht erkennen, zumal es nicht einfach ist, auf einem schaukelnden Boot das Fernglas ruhig genug zu halten. Irgendwann waren wir der Meinung, jetzt würde es gehen, wir kommen in den Hafen. Ich überprüfte noch mal den Motor und musste feststellen, dass durchaus noch ein feiner Sprühnebel an heissem Kühlwasser am Motor rauskam, wenn er lief. Gespickt mit winzig kleinen Gummiklümpchen. Das bedeutete ganz offenbar: Der Impeller hat sich richtig zerlegt, ein paar Flügel sind aber wohl noch intakt, und vielleicht hat sich eines der abgerissenen Flügelchen vor das Wasseransaugrohr gelegt. Wie dem auch sei: Einmal musste der Motor noch ein paar Minütchen durchhalten. Unser Plan war: Mit dem dann auflaufenden Wasser etwas zurücktreiben lassen und gegen den Strom durch die Ansteuerpricken in den Hafen. Es ist nämlich eine kleine Herausforderung, in den Hafen zu kommen: Vorn in der Weser stecken zwei Pricken, welche anzeigen, wo das Wasser frei und tief genug für eine Durchfahrt ist. Links und rechts davon sind einige Untiefen und direkt vor dem Hafen ist noch teilweise eine Spundwand als Wellenstopper. Und mit auflaufendem Wasser muss man nun nicht einfach auf die Mitte der Pricken zuhalten sondern genau darauf achten, wie der Strom einen abtreibt und entsprechend gegensteuern. Und die Abdrift ist beachtlich! Eigentlich nur bei Stillwasser kann man da gemütlich reinschippern, länger wollten wir aber nicht warten. Mittlerweile war es schon nach 18:00 Uhr. Vermutlich hätten wir mit meinem Jollenkreuzer nicht so vorsichtig sein müssen, aber ich war noch nie auf eigenem Kiel in dem Naturhafen, nur mit der 80cm-Tiefgang-Sutje von Mark. Mir kam es vor, als wenn diese Fahrt in den Hafen eine Ewigkeit dauert. Wegen der mangelhaften Kühlung wollte ich nicht mehr Gas geben als nötig, damit der Motor nicht zu heiss wird und vielleicht Dichtungen dadurch zerstört werden. Wir mussten nur etwas schneller sein als das auflaufende Wasser und eben höllisch aufpassen. Endlich waren wir durch und nur 50m hinter den Pricken war schon kaum eine Querströmung festzustellen. Nur noch in den Hafen tuckern. Wir wussten noch nicht, wo wir festmachen wollten. Erstmal Richtung Sutje, denn gleich davor ist der Poton der Steganlage, dort ist der Mastlegekran und der (Liege-)Platz meist frei. So war es auch. Wir legten an, Mark stieg auf den Steg und ich konnte den Motor auschalten. Der Hafenmeister, Ulli, war auch da und der nickte den Liegeplatz ab. Zudem sagte er noch: "Normalerweise nehmen wir 6 Euro Liegegeld für Gäste, aber das ist ja wohl ein Notfall, da kannste so liegen bleiben". Ich rief meine Frau an, die natürlich schon lange zuhause war und bat sie, uns dort abzuholen. Bis sie kam tranken Mark und ich die einzigen zwei Bierchen, die sich an Bord befanden. Das hatten wir uns verdient. (Fortsetzung folgt) Holger
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#8
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Das Bild, ihr an der Boje und das riesige Schiff, ist echt der Hammer.
Aber tauschen hätte ich mit Euch nicht gewollt.
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Viele Grüße, Anett Verkaufe Cascaruda 850 Stahlverdränger mit 1 Jahr Garantie auf das Getriebe! https://www.boote-forum.de/showthrea...97#post5206497 |
#9
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***Instandsetzung***
Bezüglich des defekten Impellers konnte ich eigentlich keinem anderen die Schuld geben ausser mir selbst. Es ist halt ein alter, gebrauchter Motor und man weiss nie, was der Vorbesitzer, trotz aller Versprechungen, damit gemacht hat. Einmal trocken starten, ohne Wasser, und einige Sekunden laufen lassen reicht oft schon, den Impeller heiss werden und zerbröseln zu lassen. Und selbst wenn nicht, wann wurde der das letzte mal gewechselt? So ein Gummiteil altert, auch wenn es nicht in Gebrauch ist. Vernünftig wäre es also von mir gewesen, gleich pauschal diesen Impeller zu wechseln, bevor ich damit in See steche. Nun hatte ich gleich mehrere Probleme: Ich musste feststellen, welchen Impeller ich brauche, ich musste den irgendwo zu Kaufen finden und bestellen. Und die Post streikte. Im Internet fand ich gleich mehrere Anbieter und bestellte prompt zwei bei zwei Händlern. Einer wird schon zuerst ankommen und den anderen schicke ich entweder zurück oder packe ihn mir gut weg, für das nächste mal. Dann fiel mir aber ein, dass ja ein Kamerad ausm Yachtclub einen Yachtservice betreibt und fragte ihn kurzerhand nach solch einem Impeller. Hat er da, kann ich so abholen. Also nach Rastede gedüst, einen original Yamaha-Impeller gekauft (doppelt so teuer wie Online, was solls), nach hause und die beiden Käufe mit dem Hinweis storniert, dass die Post wohl nicht rechtzeitig liefern wird. Netterweise wurde das auch so akzeptiert. Der Aus- bzw. Einbau des Impellers ging relativ gut, ich hatte ja schon Übung mit meinem alten Motor. Hier kam man sogar besser ran, u.a., weil man das Schaltgestänge im Schaft trennen konnte. In der Pumpe offenbarte sich genau das, was ich schon befürchtet hatte, siehe Bild. Nach dem Wechsel und Zusammenbau hatte ich nur die Fummelei, das Gestänge so wieder zusammenzuschrauben, dass man einwandfrei die Gänge schalten konnte. Dazu habe ich dann noch eine neue Zündkerze besorgt und weil ich da schon mal bei war, das Getriebeöl erneuert, geht super mit einer Pumpe. (Fortsetzung folgt) Holger
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#10
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Eine wirklich schöne Geschichte und spannend erzählt. Ich könnte noch den ganzen Tag weiterlesen!
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Captain Curry |
#11
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Ich auch
Herrlich erzählt
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Moinsen von Kiwi Unsere Baustelle https://www.boote-forum.de/showthread.php?t=237244 |
#12
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Super Geschichte und nicht minder gut geschrieben. Es ist eine Freude zu lesen. Ich freue mich schon auf die Fortstzung.
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_________________________ LG Frank
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#13
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Ich bin gespannt wie es weitergeht. vielen Dank, das Du uns an Deinet Geschichte teilhaben lässt. Bin froh, das ich mich schon für einen Hilfsspiegel entschieden habe und auch der kleine Helfer schon in der Garage liegt.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, sehr schön geschrieben!
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_______________ Gruß Markus
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#14
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***Tonne 114***
13.06., Samstag Ich hatte den Motor gestern noch in der Regentonne getestet, und er lief einwandfrei. Neuer Impeller, neue Zündkerze, neues Getriebeöl, was will man sonst noch machen? Also bin ich noch vor Hochwasser zum WJB gefahren mit dem Plan, erst nach Elsfleth und da mit auflaufend Wasser nach Oldenburg zu tuckern. Es war total heiss, und ich war völlig durchgeschwitzt, nachdem ich Tank, Motor und sonstigen Kram an Bord gebracht hatte. Es waren auch einige Leute da, unter anderem Ulli, der Hafenmeister. Den Motor schön fest gemacht und gleich mal gestartet, damit er warm wird und ich sehe, dass er läuft. Ich bekam noch eine Wetterwarnmail wegen Gewitter vom DWD. Soll so bis 15:00 über Oldenburg sein und dann weiter nach Nordost ziehen. Mit Starkregen. Also dachte ich mir: Jetzt oder nie, dann kann ich noch vorm Wetter in Elsfleth sein. Deswegen um kurz vor 13:00 Leinen los und ab durch den Hafen, schön langsam. Es war fast noch Stillwasser, also kam ich gut und ohne Abdrift durch die Pricken. 2,5 Knoten. Dann rüber auf die andere Fahrwasserseite und etwas mehr Gas gegeben. 3,5 Knoten. Gut. Die Fähre legte gerade an, also noch etwas Gas, so um die 5 Knoten, das reichte mir, um vorbei zu kommen. Aber aufgeregt war ich trotzdem. Die Fähre passiert, ich tuckerte, die nächste Tonne kam näher, der Motor wurde langsamer, ich guckte ahnungsvoll und der Motor ging aus. Bupp. Tonne 114 in Sichtweite, aber die Restfahrt reichte nicht aus, um ranzukommen. Kurz versucht, den Moppel noch mal zu starten; keine Chance. Also Paddel hervorgeholt und gepaddelt. So näherte ich mich der Tonne. Dann aufs Vorschiff gekrabbelt, Leine geschnappt und an Tonne 114 festgemacht. Ich hatte ja Übung. Derweil tuckerten einige Boote vorbei, ich winkte aber keinen ran. Denn gleich fiel mir Ulli vom WJB ein, dessen Nummer hatte ich doch noch? Ich rief ihn an, er wusste natürlich gleich, wer ich bin und als ich sagte "mein Motor ist wieder aus" da sagte er sofort: OK, ich hol dich, wo treibst du? Währenddessen wurde der Himmel dunkel und es fing langsam an zu regnen. Das "Wetter" kam viel schneller als vorhergesagt. Ich wartete auf Ulli. Es regnete stärker. Ich war nur mit einem T-Shirt bekleidet, also Regenjacke an. Es regnete noch stärker. Ging das überhaupt? Die Regenjacke hielt dem Wasser nicht mehr stand. Wasser und Luft und Himmel waren eine Farbe: Grau. Ich schaltete mein Positionslicht ein und hielt weiter Ausschau nach Ulli. Pitschnass bis in die Arschritze und den Zehen war ich bereits. Im Cockpit sammelte sich Wasser. Die Lenzklappe funktioniert nur in Fahrt, also habe ich sie dichtgezogen. Ich sah Ulli mit seinem Motorboot im Regen näher kommen, schön im grossen Bogen und dann warf mir jemand hinten von dem Boot eine Leine zu. Die fiel natürlich erstmal ins Wasser, aber ich kriegte sie doch noch zu fassen. Dann wieder auf mein Vorschiff krabbeln, die Leine gut belegen (bestimmt 5 Knoten übereinander hab ich gemacht, war wohl die Aufregung und alles nass) dann noch meine Leine von der Tonne lösen und wieder ins Cockpit krabbeln. Nicht vergessen: die ganze Zeit Starkregen. Eeeecht starker Regen. Daumen hoch, Ulli fuhr los, die Leine wurde stramm und so fuhren wir erst auf die andere Fahrwasserseite. Alle zehn Sekunden musste ich den Arm heben, um das angesammelte Wasser aus dem Bimini zu kloppen. Ulli machte das echt gut, der hat da wohl Erfahrung. Ich wurde noch nie geschleppt, aber ich denke, ich hab das auch ganz gut gemacht, hab immer etwas Ruder gegeben, um meinen Kurs zu korrigieren. War übrigens schön leise auf der Like, nur der Regen und das Fahrwasser rauschte. Und dann in den Hafen rein (gut, dass es noch nicht später war, wegen ablaufend Wasser), er zog mich bis ans Ende vom Steg und ich legte Ruder, so dass ich in den letzten Platz reinglitt. Da nahm mir schon jemand die Leinen ab und machte die Like fest. Ich stieg an den Steg, ging zur Sutje, setzte mich erstmal ins Trockene und rauchte eine. Die Lappen, die dort von der letzten Maschinenwartung rumlagen, hab ich als Handtuch verwendet. Ironischerweise waren es alte Handtücher. Und nun hörte es auf zu regnen. Dann folgenden noch zwei, drei Stunden klarschiff machen, lenzen, trockenlegen, was essen, Motor abbauen und dann war ich ca. eine halbe Stunde später wieder zuhause. Mit dem Auto. (Fortsetzung folgt) Holger
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#16
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Super Lesestoff für kalte Tage...
Mir is öfters ganz warm geworden. Bin gespannt auf die Fortsetzung... LG, Alex 😊
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#17
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Echt spannend zu lesen - und zum mitleiden! Danke dafür. Allerdings für mich garkein Argument für einen Zweitmotor - eher für einen ordentlichen.
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Grüße HansH ......full throttle ahead! |
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Zitat:
Das wird so auf meinem Stahlverdränger aber nicht mehr möglich sein. VG Holger
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#19
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***Silbern klingt und springt die Heuer***
Was nun tun? Auf diesen, mittlerweile zweiten, Motor hatte ich irgendwie keine Lust mehr. Er lief, aber eben nicht andauernd. Hatte ich das mit der Naivität schon erwähnt? Der Drehzahlverlust ist natürlich nicht dem Impeller geschuldet. Nach einigem Nachdenken kam ich darauf, dass es wohl an dem vermutlich maroden Benzinschlauch samt Pumpe liegt, die am externen Tank angeschlossen sind. Einen internen Tank hat der Motor nicht. Von wegen neue Zündkerze, pah. Vielleicht ist auch im Tank selbst Dreck und/oder der Benzinfilter einfach dicht. Denn der Motor ging immer dann aus, wenn man mehr Gas gab, mit Standgas und etwas mehr läuft er ja. Da man hinterher immer schlauer ist, werde ich wohl mit 80 Jahren ein kleiner Einstein sein. Also noch 32 Jahre solche Erfahrungen sammeln, da komm ich scheinbar nicht drum rum. Über all das dachte ich aber erst nach, als ich meinen neuen Motor bestellt hatte: Neue Markenmotoren sind recht hochpreisig, man kann locker 1200 und mehr Euro ausgeben. Aber es gab ja seit einiger Zeit die Marke "Parsun", ein chinesischer Hersteller. In der Zeitschrift "Yacht" gab es mal einen Test mit Aussenbordmotoren und Parsun soll "ältere Yamaha-Technik" verbauen. Insgesamt wurde diesen Motoren durchaus Zuverlässigkeit bescheinigt. Zwar etwas lauter, hier und da nicht ganz sauber verarbeitet, aber solide. Und günstig waren die. Empfohlener VK war für einen solchen 5PS-Motor schon immer unter 1000 Euro, bei Ebay gabs Sofortkäufe für unter 900,-. Und als ich da schaute, weil ich einen neuen Motor wollte, sah ich eine Auktion (kein Sofortkauf), welche bei 740,- startete, noch null Gebote hatte und nur noch zwei Stunden lief. Ich verbrachte die nächsten 1:55h mit irgendwas wie Aufräumen etc. und wollte erst kurz vor Schluss bieten, damit mich eben keiner überbot. Man kennt das ja. Drei Minuten vor Ende gab ich ein "750,51" und wartete gespannt, was passierte. Und es passierte nichts, ausser das die Zeit ablief, die Auktion beendet war und ich nun Käufer dieses Motors, für 740 Euro. Der Versand war übrigens mit bescheidenen 4,49 Euro angegeben. Mit dem Versand wurde es noch mal spannend: Gleich Montag bekam ich den Hinweis, meine Ware sei als versendet markiert und ich bekam sogar eine Sendungsnummer von DPD zum Verfolgen im Internet. Da tat sich aber bis Donnerstag gaaar nix. Ich schickte dem Verkäufer eine Nachricht, dass ich etwas erstaunt wäre, weil die Ware offenbar noch nicht auf dem Versandweg wäre und der meldete sich Freitag morgen mit einem netten, aber wenig hilfreichem Text. Morgens schaute ich noch mal auf die DPD-Seite: ohne Änderung. Um 08:55, schon auf der Arbeit, noch mal, mehr aus Verlegenheit, geschaut: Voraussichtliche Zustellung der Ware zwischen 09:28 und 09:55! Aaaaah! Und ich saß in der Firma, 27km von daheim entfernt! Aber Moment, sollte Sohn Nr.1 nicht heute später Schule haben und noch zuhause sein? Telefon, angerufen, gefragt: "Wie lange bist du noch zuhause?" "Ja, so bis halb zehn." "Geht auch länger?" "Ja, so bis fünf nach halb zehn." Aaaaaah, das wird knapp, das reicht nie! Hörer aufgelegt, kurz überlegt und nach Hause gedüst. 09:29 war ich da, Sohn Nr.1 macht die Tür auf und verkündet, dass Sohn Nr.2 auch noch da wäre, der hätte verpennt. Aaaaaah! Der muss dann erst wieder um 11:15 zur Schule. Aaaaah! Schnell Paketstatus gecheckt: Zustellung zwischen 09:37 und 09:57. Aaaaah! Ich habe dem verpennten Sohn eingetrichtert, den Paketboten auf! keinen! Fall! wieder mit dem Paket abhauen zu lassen, egal, was da kommt. Ich brauche den Motor! Das Boot lag nun schon wieder eine Woche auf einem Gastliegeplatz und ich wollte die Freundlichkeit des WJB bzw. des Hafenmeisters nicht weiter strapazieren. Ausserdem würde morgen, Samstag, die Tide so passen, dass ich so gerade über den Vormittag von Berne über Elsfleth nach Oldenburg kommen könnte. Also bin ich wieder zur Arbeit gedüst und irgendwann bekam ich von meinem offenbar noch immer halbschlafenden Sohn eine Mail: "Paket ist da". (Fortsetzung folgt) Holger
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Segeln ist besser |
#20
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Schlagt mich, steinigt mich ... aber hier bewahrheitigt sich wieder mal der Lehrsatz:
Wer sein Equipment (vor allem das für den Notfall gedachte) nicht in Ordnung hält, ist für die negativen Folgen selber verantwortlich. Geändert von Janus (17.01.2016 um 18:43 Uhr) |
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Weiter, bitte.
Gesendet von meinem LIFETAB_P891X mit Tapatalk |
#22
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Ja, Holger lass uns bitte nicht bis morgen warten ...
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_______________ Gruß Markus |
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Zitat:
Ohne die Fahrwassertonnen in der Nähe hätte ich wohl den Anker fallen gelassen, wenn ich durch Paddeln nicht wesentlich von der Stelle gekommen wäre. Und SRC/UBI zzgl. Funkgerät ist natürlich auch immer eine gute Chance auf Hilfe. Selbst Schuld hat der, der im Falle eines Falles keine Optionen mehr hat (Lieber ne Kiste Bier mehr als einen Anker an Bord und Facebook-statt-Funk usw.). VG Holger
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#24
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***Allerletzte Vorbereitungen?***
Später nach Feierabend konnte ich den riesigen Karton bestaunen. Gleich ausgepackt: Alles vollständig. Aber auch ein riesiger Zettel drin, man solle unbedingt vor Inbetriebnahme Motoröl einfüllen. Das hatte ich schon die Woche über besorgt. Eine Literflasche 10W30, ein halber Liter soll in den Motor. Und die Pinne musste ich noch anschrauben. Glücklicherweise passte der Tankanschlussadapter vom Mercury-Motor, denn der extra neu bestellte kam erst drei Wochen später an (lag das noch am Poststreik?). Da man den Motor die ersten zwei Stunden nur langsam einfahren soll, nicht zu hoch drehen, bin ich gleich noch am Freitag Abend gemeinsam mit Mark zum Boot gefahren. Dort konnten wir dann in Ruhe den Motor am Heck montieren und schon mal ein Stündchen laufen lassen. Nachdem ich ihn starten konnte. Ich hab alles nach Anleitung angeschlossen, Kaltstart raus und Benzinhahn auf, aber: Er sprang nicht an. Bestimmt ein dutzendmal riss ich an der Leine. Bis ich auf die Idee kam, den Benzinhahn anders einzustellen: A-ha: Dieser funktionierte genau andersrum wie erwartet. Stellte man ihn raus, dann war wohl "zu" und wenn man ihn in den Motor klappte, dann war "auf". Ich kam erst auf die Idee, als ich mir mal einen der vielen Aufkleber am Motor anschaute, die wohl die Bedienung erleichtern sollen. Auf diesem war eine Grafik für internen und externen Tank und daraus war die korrekte, aber in meinen Augen unlogische Stellung erkennbar. Zack, er sprang sofort an. Und ich war wieder mal völlig durchgeschwitzt. Da gesellt sich zu meinem naiven Optimismus wohl auch noch Blödheit. Nun wollte ich schon mal ein paar Runden im Hafenbecken drehen, wegen Handling und unter Last laufen lassen etc. Dabei merkte ich, dass es ohne Verbindung zwischen Pinne und Motor echt doof geht. Im dümmsten Fall, bei einer sehr engen Kurve, würde das Ruderblatt gegen die Schraube schlagen und diese beschädigen oder den Scherstift abreissen. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden! Dementsprechend vorsichtig bin ich gefahren und richtig entspannend war das auch nicht. Zwei Dinge sind mir auch noch aufgefallen: Der Motor macht schon mit Standgas ziemlich Schub, das Boot wird viel schneller als mit den anderen Motoren. Das ist nicht unbedingt gut, wenn man im Hafen rumnavigieren muss. Also dran denken und immer rechzeitig Gang rausnehmen. Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Der Rückwärtsgang geht sehr schwer rein. Beim ersten Versuch machte ich gar keine Fahrt rückwärts, bis ich merkte, dass der Gang gar nicht drin war. Aber auch bei diesem Motor gibt es eine Schaltgestängeverschraubung im Schaft, die werde ich justieren, wenn ich den Motor nach zehn Betriebsstunden für den ersten Ölwechsel raushole. Bis dahin muss das so gehen. Immerhin hatte ich die zwei Jahre davon gar keinen Rückwärtsgang... Ich nahm noch Maße, um mir für den morgen anstehenden Törn eine Pinnenverbindung zu bauen. Ich habe dann ein Provisorium aus einem Stück Dachlatte gebaut, welches grundsätzlich funktionierte. Auf jeden Fall schwenkt der Motor so mit in die entsprechende Richtung, wenn ich die Pinne bediene, bin so wendiger und vermeide Schäden an der Schraube. Ein kleiner Lichtblick: Als ich am WJB den Steg entlang zu meinem Boot ging, da sah ich jemanden offenbar recht interessiert bei meinem Boot stehen. Er guckte vom Steg aus hier und da, bückte sich, peilte. Ich kam bei ihm an, wir begrüssten uns kurz und ich fragte neugierig, was er denn wohl guckt. "Ist das ein Sturmvogel?" fragt er. Da war ich doch beeindruckt und auch etwas stolz! Dieser Bootstyp ist recht selten, viele kennen aber die Versionen ohne Kajüte: Kiel- und Schwertzugvogel. Und dann sagte er noch, die Rumpf wäre wohl verlängert? Nein, musste ich ihm sagen, der Rumpf ist original 5,60m lang. Aber ich muss zugeben, dass es wirklich länger wirkt. Vermutlich wegen der Backdeck-Kajüte, die ja auf den Rumpf gesetzt wurde und alles grösser erscheinen lässt. Andersrum sehen Kielzugvögel immer etwas kürzer als meine Like aus. Doch ich freute mich ehrlich, dass jemand mein Boot erkannt und wahrgenommen hat! (Fortsetzung folgt) Holger
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Segeln ist besser |
#25
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Oh manno, jetzt kann ich nicht schlafen. Die Geschichte ist so spannend.....
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Captain Curry |
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