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Alt 06.10.2019, 21:52
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Standard Rundtörn Weser - Ems

Rundtörn Weser - Ems

Der LMN (Landesverband Motorbootsport Niedersachsen e.V.) hat auf seiner Website diverse Törnvorschläge zum Download im PDF Format zur Verfügung gestellt. Das Revier: zwischen Ems und Elbe, mein Haus-Revier sozusagen. Nach meinem „großen“ Ostsee-Törn im Sommer und einem Strandurlaub ohne Boot hatte ich noch ein wenig Zeit. Was macht man da? Natürlich noch eine kleine Bootstour. Das Wetter passte auch und so habe ich - als kleine Nachsaison-Herbsttour - den „Rundtörn Weser-Ems“ gemacht, nach http://www.lm-n.de/haupt-navigation/toerninfo/ (LMN Törnvorschlag).

Zielort und Wendepunkt der Reise sollte Papenburg sein, weil ich dort an einer Besichtigung der Meyer-Werft teilnehmen wollte. Es sollte eine entspannte, ruhige Tour werden, immer nur in kleinen Etappen, keine Kilometerfresserei, und ohne Fahren bei Schietwetter - wenn möglich!

Am 13.9.19 Bremen-Lesum - Elsfleth / 20 km
Das Wetter sah vielversprechend aus und es ging los: 15.30 Uhr Abfahrt vom Heimat-Steg an der Lesum. Bei ablaufend Wasser (Ebbstrom) war das Tagesziel Elsfleth schon nach zwei Stunden erreicht. Um 17.30 Uhr alles fest am Stadtanleger. Gleich nebenan bzw. vor dem Bug der „Großherzogin Elisabeth“ vom Elsflether Schulschiff-Verein:
Bilder: In Ermangelung eigener Fotos (es war zu dunkel) hier 18 schöne Fotos zum Anklicken:
https://www.komoot.de/highlight/190103

14.09.19 Elsfleth - Oldenburg / 24 km
Schon am nächsten Morgen ging es weiter. Bei Sonnenschein und 20° machten wir uns auf die kurze Fahrt mit dem Flutstrom auf der Hunte nach Oldenburg. In knapp zwei Stunden waren die 24 km zurückgelegt. Der Liegeplatz „Am Stau“ liegt zentral mitten in der Stadt. Wir machen einen kurzen Spaziergang zum schönen Schlossplatz, da ist gerade Flohmarkt. Ich kaufe nichts, aber dort gibt es auch den besten Pflaumenkuchen in ganz Norddeutschland, behaupte ich mal, im Café Leutbecher am Schlossplatz. Erste Sahnespitze!

15.09.19 / Oldenburg - Kamperfehn / 32 km
Um 10.00 Abfahrt und schon 45 Minuten später haben wir die Schleuse passiert und befinden uns auf dem Küstenkanal. Wenn man von Oldenburg aus zum Küstenkanal will, muss man unter der alten Cäcilienbrücke durch, eine Hubbrücke, die - sehr zur „Freude“ der Oldenburger - für jedes Schiffchen hochgefahren werden musste. Heute ist die Hubbrücke auf 1,50 m angehoben und fixiert. Da kommt wohl noch jedes Boot und jedes Binnenschiff problemlos durch, zumal man noch im Tidebereich ist und deswegen die Durchfahrtshöhe variabel ist.
Die Fahrt auf dem Küstenkanal ist, ehrlich gesagt, nicht besonders spannend, aber auch nicht häßlich. Man fährt eigentlich die ganze Zeit geradeaus und sieht ins Grüne. Die Ufer sind von dichtem Buschwerk und Bäumen gesäumt. Den Verkehr auf der parallel verlaufenden Bundesstraße sieht man kaum, man hört ihn nur.
Den ganzen Kanal in einem Stück zu fahren ist zwar möglich, aber wir haben ja Zeit und wollen mal kurz in den Elisabethfehn-Kanal reinschauen, das ist die Abkürzung, wenn man nach Leer fahren will. Ganz durchfahren kann man ihn zurzeit leider nicht, weil die Schleuse Osterhausen am Ende des Kanals gerade neu gebaut wird. Dank an die Bürgerinitiative „Rettet den Elisabethfehnkanal!“
Wir fahren nur ein kleines Stück in den schmalen, romantischen Kanal hinein und machen um 13.45 Uhr am Steg des Bootsclub Kamperfehn e.V. in Kamperfehn fest. Leider hat das Wetter sich eingetrübt und beglückt uns mit Niesel-Dauerregen, was mich aber nicht von einem langen Spaziergang über Feldwege und Moordämme abhalten kann.

16.09.19 Kamperfehn - Dörpen / 41 km
Um 09.00 geht es weiter, das Boot in dem nur ca. 13 m engen Kanal gedreht und dann bei zeitweise leichtem Regen zurück zum Küstenkanal. Da ist die Fahrt wieder vertraut und entspannt. Und genau so machen wir um 13.00 Uhr am Gästesteg des WSV Lehe in Dörpen fest, direkt vor der Schleuse Dörpen. Schöner, idyllisch gelegener Hafen im Grünen. Ein bisschen aufpassen muss man aber doch bei der Einfahrt: Man achte auf die kleine grüne Tonne, die an Stb bleiben muss, sonst besteht die Gefahr, dass man sich im Schlick festfährt.

17.09.19 Dörpen - Herbrum 15 km
Der nächste Morgen bringt zwar keinen Regen mehr, dafür aber eine steife Brise aus West, zeitweise mit Böen in Stärke 7 (geschätzt). Wir fahren trotzdem los, passieren ohne Probleme die Schleuse Dörpen und sind auf dem DEK in Richtung Papenburg unterwegs.
Kurz vor Herbrum, der letzten Schleuse im DEK, wird es immer stürmischer und wir entschließen uns zum Anlegen im Altarm der Ems. Da gibt es ein paar Stege von verschiedenen Wassersportvereinen. Wir machen beimEYC Lingen fest und sind das einzige Boot am Steg. Nachmittags eine Überraschung: Plötzlich steigt das Wasser um etliche Dezimeter an und wir können nur mit Gummistiefeln an Land gehen.

18.09.19 Herbrum - Papenburg 25 km
Der neue Morgen erfreut uns mit Windstille und Sonnenschein! Also um 08.00 Uhr los zur Schleuse und raus auf die Ems! Die Schleuse ist rasch passiert, und ich will kurz am Wartesteg im Unterwasser festmachen um etwas zu erledigen. Da warnt mich der Schleusenwärter über Funk: „Wenn Sie da liegenbleiben, sitzen Sie im Schlick fest!“ Und tatsächlich, da ist nicht mehr viel Wasser unter dem Kiel, das sehe ich am Schraubenwasser. Das Echolot zeigt nichts mehr an, wohl weil die Schallwellen durch die grau-braune Brühe, die sich hier Emswasser nennt, garnicht mehr durchkommen oder weil der weiche Schlickboden sie nicht reflektiert, keine Ahnung warum. Das bleibt jetzt so, fast auf der ganzen Fahrt bis Papenburg. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Der Ebbstrom schiebt uns ganz gewaltig vorwärts, und schon um 10.00 Uhr haben wir am Wartesteg vor der Seeschleuse Papenburg festgemacht. Geschleust wird nur zu bestimmten Zeiten, abhängig vom Wasserstand. Wir sind zum falschen Zeitpunkt da und müssen ein paar Stunden warten. Aber um 14.05 Uhr haben wir die Schleuse passiert, sogar „free of charge“, weil zusammen mit einem Berufsschiff. Sonst müssen Sportboote 4,00 € (in Worten: vier) abdrücken. Ein paar Minuten später sind wir vor den Hubbrücken vor der Altstadt, brauchen aber nicht lange zu warten: Immer um 20 nach Voll macht der Brückenwärter auf. Automatisch oder nach Absprache über Funk. Um 14.30 Uhr sind wir fest am Steg des YC Turmkanal, praktisch im Zentrum von Papenburg.

19.09.19 - Hafentag in Papenburg
Besichtigung der Meyer-Werft. Nur soviel: Imposant, beeindruckend, informativ. Sehr gute Führung. Sehr empfehlenswert.
Die Stadt hat mir auch sehr gut gefallen. Hat für mich viel Ähnlichkeit mit Holland, jedenfalls stelle ich mir Holland so ähnlich vor. Ich selber habe ja noch keinen Bootsurlaub in Holland verbracht. Die Stadt hatte sich besonders herausgeschmückt: Blumen überall. Und das Ambiente beiderseits des Hauptkanals ist wirklich idyllisch und lädt zum Verweilen ein.

20.09.19 Papenburg - Marinapark Emsland / 27 km
Am Vormittag verhole ich vom YC Turmkanal zum Hafen des YC Papenburg vor der Schleuse. Der Grund: Ich will rechtzeitig die beiden Hubbrücken passieren. Am Steg des YCP warte ich die Schleusenzeit für die Seeschleuse ab. Die Zeit war auf 15.30 Uhr angesetzt. Schon um 15.00 machte die Schleuse auf und ein paar Sportboote trudelten ein. Alles Boote aus Papenburg, die kannten die Bezahl-Routine. Nur ich nicht. Wann und wie sollte ich als Alleinfahrer die 4 Euro bezahlen? Der Schleusenwärter monierte bereits über Lautsprecher. Aber ich kann das Boot in der Schleuse ja nicht allein lassen. Also fragte ich über Funk, ob ich auch nach dem Schleusen bezahlen könnte, wenn ich das Boot draußen am Wartesteg festmache. „Ja, das ist auch in Ordnung.“ - Und so machten wir es dann. Vier Euro ist ja nicht viel; deswegen frage ich mich, ob sich der Aufwand für das Hafenamt (bzw. WSA) überhaupt lohnt. Na ja, egal.
Vor der Schleuse Herbrum musste ich wieder warten. Auch hier wird anscheinend nur bei bestimmtem Wasserstand geschleust, und außerdem musste ich noch auf ein Berufsschiff warten. Mit der „Emilie D“ ging es dann auch durch die nächste Schleuse, Bollingerfähr. Danach wurde es dunkel und ich musste einen Liegeplatz finden. Den fand ich - spät, aber nicht zu spät - in der „Marinapark Emsland“. Um 19.45 waren wir fest am Gästesteg. Da war es schon dunkel.

21.09.19 Marinapark Emsland - YC Hase-Ems, Meppen / 31 km
Der nächste Morgen zeigte sich wieder freundlich. Zunächst noch etwas feucht-neblig, aber dann kam die Sonne hoch und es wurde klar. Ich hatte gerade gefrühstückt, das lief ein schickes Sportboot aus, mit drei Personen an Bord, und bog in den Kanal ein in dieselbe Richtung, in die auch ich wollte. Hey, da könnte man doch zusammen fahren und zusammen schleusen. Gedacht - getan, schnell losgeschmissen und hinterher. Und wirklich, an der nächsten Schleuse (Düthe) hatte ich das Boot eingeholt und wir schleusten zusammen. Auch in der nächsten, der Schleuse Hilter, klappte das bestens. Aber danach wurde es dem vor mir fahrenden Boot wohl zu langweilig, er gab mal ein bisschen Gas (es war ein Gleiter) und entschwand meinen Blicken. Schade. So war ich eine Stunde später in der nächsten Schleuse (Hüntel) wieder allein. OK, ich habe es ja nicht eilig, will es mit dem Kilometermachen nicht übertreiben, deshalb wollte ich bei der nächsten Gelegenheit einen „sicheren Hafen“ anlaufen, und das war der YC Hase-Ems in Meppen. Der Hafen liegt sehr idyllisch am Ende eines Ems-Altarms, mitten im Grünen. Eine Straßentankstelle ist nur wenige hundert Meter entfernt. Da konnte ich gleich mal wieder etwas Diesel nachtanken. Muss ja auch mal sein.

22.09.19 Meppen - Lingen / 27 km
Heute ist Sonntag. Aber Ausschlafen gibt’s nicht. Die Sonne lacht, also Abfahrt um 09.45, gleich nach dem Frühstück.
Leider wurden wir dann vor der Schleuse Meppen wieder „ausgebremst“, aber damit muss man bei Kanalfahrt immer rechnen. Bei der nächsten Schleuse (Varnloh) klappte es besser, und um 14.25 machten wir fest im „Hahnekenfähr“ beim YC Lingen. Ein langer, schlauchartiger Hafen in einem Teilstück des ehemaligen Hase-Ems-Kanals, oder auch einer „Alten Fahrt“ des DEK, so genau weiß ich das nicht. Jedenfalls ein idyllisch gelegener Hafen im Grünen, nur leider etwas laut vom Verkehr auf der gegenüber liegenden Schnellstraße. - Ich hab trotzdem gut geschlafen. Und die Leute vom YC Lingen waren auch sehr nett und hilfsbereit.

23.09.19 Lingen-Hanekenfähr - MLK Marina Recke / 38 km
Um 10.00 Abfahrt vom YC Lingen, Hanekenfähr. Zur Abwechslung mal wieder bei Regenwetter. Bis zur Schleuse Gleesen sind es nur wenige Kilometer. Am Wartesteg lag schon ein Sportboot. Über Funk hatte ich mitgehört, dass im Oberwasser gerade ein Berufler zu Tal fährt und dass danach ein weiteres Binnenschiff in der Bergfahrt erwartet wird. Na, prima, mit dem könnten wir dann ja zusammen hochschleusen. Also lohnt es sich nicht, festzumachen. Wir warten. Drehen notfalls ein paar Kreise. Es dauerte dann aber doch noch ziemlich lange. Schließlich fuhr ich ein Stück die „Obere Ems“ zu Berg, einfach mal um zu schauen, das Ohr immer am Funkgerät, ob sich da was tut vor der Schleuse. Die Ems wird da zu einem schönen, natürlichen Fluss, so scheint es. Das müsste man im Sommer mal genauer erkunden. -
Endlich kam der Berufler angeschlichen, und um 11.50 hatten wir die Schleuse passiert. - Die nächsten vier Schleusen - Hesselte, Venhaus, Altenrheine und schließlich Bevergen - passierten wir jeweils immer hinter dem Berufsschiff. Die kurzen Strecken dazwischen fuhr der sehr, sehr langsam, aus welchen Gründen auch immer, so dass die ganze Geschichte sich ziemlich in die Länge zog: Um 17.48 die letzte Schleuse (Bevergen) passiert. Danach fuhr der Berufler zum Glück weiter den DEK zu Berg, und ich konnte endlich in den MLK abbiegen und ein bisschen Gas geben. Das war auch nötig, denn es wurde schon dunkel. Aber wir schafften es gerade noch mit dem letzten Tageslicht bis zur Marina Recke, MLK km 13.

24.09.19 Marina Recke - Bad Essen / 50 km
Um 09.00 scheint die Sonne und wir fahren aus dem kleinen Marinahafen raus auf den Mittellandkanal. Der Kanal bietet eine großzügige Breite und deswegen für Sportboote eine entspannte, ruhige Fahrt. Die Binnenschiffe fahren etwa in unserem Tempo (12 km/h) darum gibt es keine Überholer, nur ab und an einen Entgegenkommer, dem man durch striktes Rechtsfahren seinen berechtigten Platz lässt. So kann man ohne Anstrengung „Strecke machen“. Wir haben uns als Ziel das nur etwas 50 km entfernte Bad Essen ausgesucht. Dort gibt es zwei Anlegemöglichkeiten: 1. Marina Essen, ein neuer, moderner Sportboothafen, zentral gelegen am Südufer; und 2. Den Hafen des Motor-Yacht-Club Bad Essen, ein paar hundert Meter weiter östlich am Nordufer. Wir wählen die 1. und machen um 14.45 Uhr in der neuen Marina fest. Eine schöne Anlage, alles sehr modern und tipp-topp. Wir nutzen den nahe gelegenen Aldi zum Einkaufen und gönnen uns ein Kaffeestündchen an Bord. Am späten Nachmittag wird es laut: Jugendgruppen treffen ein, um „abzuhängen“, wie man wohl sagt. Der Hafen lädt auch dazu ein: Zur Landseite steht er jedem Besucher offen; es gibt Freitreppen und Sitzgelegenheiten, da kommt man doch gern mal zum Schauen, und „abhängen“. Mir wird das Ganze zu laut, und ich habe Bedenken, was die Nachtruhe angeht. Es gibt zwar ein Schild, dass ab 22.00 Uhr nur noch Bootsbesatzungen und Gäste Zutritt haben, aber wer wird sich schon daran halten? Kurz entschlossen werfe ich los und verhole zum kleinen privaten Yachthafen des MYC Bad Essen. Dort erwische ich um 17 Uhr gerade noch den letzten freien Gastliegeplatz. Schön ruhig und vertraut ist es da, da fühle ich mich gleich viel wohler. Ich kann mir sogar ein Fahrrad leihen und mache eine kleine Radtour in die Stadt und in die waldreiche Umgebung.

25.09.19 Bad Essen - Minden / 35 km
Morgens ist es wieder recht feucht und kühl. Zum Frühstück im Boot macht es mir aber mein kleiner elektrischer Heizlüfter gemütlich. Unsere heutige Tagesetappe ist kurz: Bis Minden sind es nur rund drei Stunden. Um 10..00 ist Abfahrt. Nach einer ereignislosen Kanalfahrt machen wir um 13.30 Uhr im Yachthafen des MYC Minden fest. Der nette Hafenmeister hat uns wohl gleich gesehen und weist uns einen Platz direkt vor SEINEM Restaurant zu. Reiner Zufall, was? Na klar. Ich tu ihm den Gefallen und bestelle mir das Tages-Angebot: Backfisch mit Pommes, dazu ein kleines Helles. Schmeckt!

26.09.19 Minden - Landesbergen / 42 km
Um 09.30 verlassen wir den Yachthafen und sind kurze Zeit später vor der Weserschleuse. Über Funk erfahre ich vom Schleusenwärter, dass heute nur die kleine Schleuse, die Schachtschleuse in Betrieb ist. Deren Kammer ist nur 85 m lang, das reicht gerade für ein 80m Binnenschiff, da passen wir nicht mit rein. Wir müssen warten, entweder auf ein kürzeres Berufsschiff oder auf den Glücksfall, dass die Schleuse leer zu Tal geht, dann könnte er uns mitnehmen. - Leider kommen aber nur 80m-Schiffe, eins nach dem anderen. Es wird also nichts mit dem Zusammenschleusen. Endlich, nach viereinhalb Stunden Wartezeit, ist es soweit: Die Kammer ist oben, oben im Kanal wartet kein Schiff mehr, und unten auf der Weser will ein Berufsschiff zu Berg. Der Schleusenwärter funkt mich an und gibt mir grün. Schnell bringe ich die kleine Miss Marple in die Schleusenkammer, und dann geht es in rasantem Tempo 14m in die Tiefe. Das ist wirklich wie ein Schacht. Um 14.30 Uhr sind wir durch: Endlich auf der Weser!
Nun wird es Zeit zu überlegen, wie weit wir heute noch fahren können. Als Ziel haben wir uns den kleinen Gästeanleger beim Wasserportverein Landesbergen, kurz vor der gleichnamigen Schleuse, gesetzt. Ob wir das schaffen? Hängt davon ab, wie schnell wir durch die nächsten beiden Schleusen kommen: Petershagen und Schlüsselburg. Aber wir haben Glück, wir bringen die Schleusen ohne lange Wartezeit hinter uns und machen um 18.45 Uhr am Steg fest - wieder beinah mit dem letzten Tageslicht. Hier kenne ich mich aus, ich war schon ein paar mal mit Winnie Puuh hier. Für die Übernachtung zahle ich sage und schreibe ganze 5,- (i.W. fünf) Euro. Das sind noch Preise! Leider ist das Wetter immer noch ziemlich ungemütlich (Nieselregen!), aber wir haben ja einen Heizlüfter und im Boot ist es schön warm und trocken.

27.09.19 Landesbergen - Achim 76 km
Ist das heute schon die letzte Etappe? Bis Bremen-Lesum durchfahren? Das wird wohl etwas knapp, wir haben immerhin noch fünf Schleusen vor uns. Na, mal sehen, wie wir durchkommen. Übernachtungsmöglichkeiten bieten sich an in Verden oder in Achim. Also früh los: Um 09.00 Abfahrt Landesbergen. Wie oft bin ich diese Strecke schon gefahren? Ich habe nicht mitgezählt, aber die Fahrt auf der Mittelweser mit ihren vielen Kurven ist nie langweilig. Es gibt immer was zu sehen, grüne Wiesen, Pferde, Schafe auf dem Deich, kleine und größere Ortschaften - und natürlich die Schleusen, die immer wieder für eine Unterbrechung sorgen. Manchmal muss man warten, aber auch das kann ganz angenehm sein, dann hat man Zeit für eine kleine Kaffeepause oder kann was essen.
Heute haben wir Glück: Schon die erste Schleuse ist nach nur kurzer Wartezeit passiert. Wir schleusen hinter dem Berufsschiff MARU, das mit einer Ladung Kies unterwegs ist. Nächste Schleuse Drakenburg: das gleich Spiel, hinter der MARU dürfen wir einfahren. Dann kommt Dörverden. Über Funk melde ich mich wieder an (es ist wohl immer derselbe Schleusenwärter, denn die Schleusen werden von der Revierzentrale in Minden fernbedient), „kann ich wieder hinter der MARU einlaufen?“ Nee, sagt der Schleusenwärter, ich habe nur die kleine Kammer (85 m)! Tja, Pech gehabt, die neue, große Schleuse, erst vor ein paar Jahren in Betrieb gegangen, ist außer Betrieb, warum auch immer. Also wieder am Wartesteg festmachen und harren der Dinge, die auf uns zukommen. Die MARU schleust allein, das Schleusentor wird vor unserer Nase zugemacht. Wie war das mit der Kaffeepause?
Diesmal müssen wir aber nicht so lange warten wie in Minden. Es kommt ein Berufsschiff zu Berg, ein zweites wartet unten schon, die Kammer muss also wieder zu Tal. Da dürfen wir wieder ganz allein den Schleusengang genießen. Um kurz vor 16.00 Uhr sind wir wieder auf dem Fluss. Jetzt mal ordentlich Gas geben, vielleicht holen wir die MARU wieder ein und können die nächste Schleuse wieder mit ihr zusammen machen. Und tatsächlich, im Schleusenkanal von Langwedel sehen wir die MARU auf Warteposition. Wir schließen zu ihr auf, schon kurze Zeit später wird die Schleuse grün und es geht zu Tal. 17.50 Uhr Schleuse Langwedel passiert. Nun wird es aber Zeit einen Hafen anzulaufen. Die Dämmerung setzt ein. Verden liegt schon hinter uns, also laufen wir Achim an. Um 18.30 Uhr sind wir fest am Gästesteg im Yachthafen. Schon ist es dunkel und wir machen uns einen gemütlichen Abend an Bord.

28.09.19 Achim - Bremen-Lesum (Reiners) 45 km
Am nächsten Morgen will es garnicht so recht hell werden: Viele dunkle Wolken am Himmel. Ab und zu ein kurzer Regenschauer, aber sonst stört uns nichts auf der letzten Etappe bis zum Heimathafen. Vorsichtig fahre ich aus dem Yachthafen Achim heraus, mit Winnie Puuh hatte ich hier mal eine kleine Grundberührung. Diesmal geht alles glatt und wir können Gas geben auf der Weser. Wenn da nicht immer wieder kleine Boote kämen (Angler, Paddler), da nehme ich natürlich die Fahrt raus aus dem Boot, ich will ja keinen Ärger. Wir alle wollen auf dem Wasser unseren Spaß haben!
Um 11.40 Uhr haben wir die kleine Sportbootschleuse am Weserwehr hinter uns. Es ist kurz nach Niedrigwasser, der Flutstrom setzt ein, das ist zwar nicht so günstig, aber was soll’s, da fahren wir eben gegenan. Um 14.00 Uhr sind wir wieder fest bei Reiners am Steg auf der Lesum.

Reisedaten:
15 Reisetage, davon14 Fahrtage und 1 Hafentag
26 Schleusen
528 km zurückgelegte Strecke:
57 Motorstunden:
9,26 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit

Bilder:
Reihe 1: Rundtörn Plan vom LMN, Am Steg in Lesum, Café in Oldenburg
Reihe 2: YH Dörpen, auf dem DEK, Norwegian Encore (Meyer Werft)
Reihe 3: zweimal Papenburg, auf dem DEK
Reihe 4: Brückengraffitti mal anders (MLK), Mittelweser, over the rainbow
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“I don’t feel very much like Pooh today," said Pooh.
Gruß Volker

Geändert von Puuh (07.10.2019 um 01:16 Uhr)
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