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Rhein-Reise zu Berg: Mit Gleiter vom Niederrhein (661) an den Oberrhein (321)
Liebe BF-Freunde (ja, davon habe ich mittlerweile doch schon eine ganze Reihe ), liebe BF-Forenten und liebe passive "Mitleser" , unsere diesjährige (Sommer-) Urlaubsreise sollte - welch Wunder - natürlich wieder mit dem Boot von statten gehen - und aufgrund der aktuellen denkbaren oder schon geltenden Einschränkungen (Risiko-Gebiete) im deutschen Inland verlaufen. Was lag da näher, als den Dampfer mal vom Stammliegeplatz am unteren Mittelrhein (Remagen) an den Hauptwohnsitz am Oberrhein zu schippern. Das bot zudem einige Gelegenheiten, viele gute Freunde aus alter Zeit (Familie, Schule, Militärdienst, Booteforum) an Bord zu empfangen und vereinzelt "sogar" mitfahren zu lassen. Gesagt getan. Nach einer dreiwöchigen Werftliegezeit (siehe auch https://www.boote-forum.de/showthrea...2&#post5020592) sind wir am vorvergangenen Samstag in Hersel unterhalb von Bonn gestartet. Nach dem Einslippen am Herseler Werth gab es nach 30 Min Fahrzeit noch einen kurzen "technischen Halt" am Steiger 1 der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf, um nach Öl- und Ölfilter-Wechsel und nach Tausch der Abgas-Gummimuffen den Ölstand und die Dichtigkeit des Abgassystems (die Muffen stehen dauerhaft halb voll Wasser) zu prüfen. Alles paletti. Also Start bei Rhein-Km 661 für die erste Tagesetappe nach Lahnstein (Rhein-Km 585). Eine erste Schrecksekunde gab's bald nach dem Ablegen: Die Kühlmittel-Temperatur der Bb-Maschine kletterte bei normaler Marsch-Gleitfahrt (3.500 rpm) mehr und mehr Richtung 100° C. Was machen ? Die Reise gleich hier am Heimathafen Oberwinter beenden ? (siehe auch https://www.boote-forum.de/showthrea...7&#post5018207) Durch gefühlvolles Einpendeln der Drehzahlen (Bb 3.300, Stb 3.600 rpm) konnte sowohl die Bb-Temperatur knapp über 90°C wie auch eine saubere Gleitfahrt mit 21 Kts durchs Wasser = ca. 30 Km/h SOG gehalten werden. Damit war klar: Die Reise wird fortgesetzt. Auf Höhe Linz/Kripp wurden wir durch ein WaPo-Patroullienboot durch deutlich sichtbare Handzeichen um langsame Fahrt gebeten, da am Linken Ufer am Anleger Kripp ein Feuerwehrfest mit Indienststellung eines neuen Löschbootes gefeiert wurde. Aufgrund versäumter aktueller ELWIS-Information war mir entgangen, dass in diesem Bereich Sog und Wellenschlag vermieden werden mußte. Ich habe natürlich sofort die Fahrt raus genommen - und bin damit einer weiteren amtlichen Behandlung entgangen (wirklich schade, dass auch amtlicherseits immer noch nicht bekannt ist, dass ein Gleiterboot den geringsten Wellenschlag bei Gleitfahrt und den höchsten Wellenschlag bei Verdrängerfahrt verursacht. Aber dazu später mehr aus dem Bereich Rettbergsaue-Rheinaue bei Mainz). Unterwegs in Neuwied war Tanken angesagt. Da der Preis dort nicht der marktfähigste war, wurde nur für die Strecke bis St. Goar gebunkert (Preisdifferenz pro Liter: 10 Cent - bei 200 Ltr., die wir später in St. Goar zugebunkert haben, immerhin 20,- EUR Einsparung ). Beim Stilliegen an der Bootstankstelle Neuwied dann ein erster richtiger Schreck: Die gesamte Unterflurkabine war durchnäßt. Über die Ursache mußte ich nicht lange nachdenken oder suchen: Die Ableitung meiner (automatischen) Mittschiffs-Lenzpumpe erfolgt über einen deutlich zu engen Rohrdurchmesser, deshalb funktioniert das Lenzen nicht richtig effektiv. Um im Falle eines Wassereinbruchs (als Dauer-Wasserlieger komme ich auch schon mal 2 Wochen nicht zum Schiff) eine effektive Lenzung zu ermöglichen, habe ich als Provisorium einen 3/4-Zoll-Schlauch an die Lenzpumpe montiert und diesen aus der Seiten-Luke der Unterflurkabine lose geführt. Da die Bilge bei einer letzten Kontrolle eine Woche vor der Wasserung noch völlig trocken war (ich hatte einen zwischenzeitlichen heftigen Starkregen nicht bedacht), hatte ich mich entschlossen, die Luke während der Fahrt zu schließen und den Schlauch innen "abzulegen". Was für eine Dummheit..... Offenbar hatte sich beim Starkregen doch eine kleine Menge Regenwasser in der Bilge gesammelt (Aussenwasser konnte es beim aufgepallten Boot in der Werft ja nicht sein). Und beim Übergang von Verdränger- zu Gleitfahrt stellt sich mein Dampfer immer kurzzeitig vorne etwas hoch, wodurch auch die kleine Menge Bilgenwasser ausreichte, den Schwimmerschalter am hinteren Ende der Mittschiffs-Bilge auszulösen und das Bilgenwasser in der gesamten Unterflurkabine zu versprühen..... Große "Freude", große Trocknungs-Übungen, viel "Spaß" und "Begeisterung" in der gesamten Crew.... Immerhin hatten wir die Unterflurkabine ausgeräumt und vorbereitet, um zwei ganz liebe BF-Freunde von Hersel bis Mainz mit durchs Gebirge zu nehmen (ein ganz kleines Dankeschön für stunden- und nächtelange Montage-Unterstützung von T-Technik.....). Immerhin lagerte unser gesamter Wäsche-Vorrat für eine 4-Wochen-Reise deshalb NICHT in der Unterflurkabine - Glück im Unglück . Mit zum Trocknen ausgelegten Teppichen, Matratzen und Bettlaken setzten wir unsere Fahrt von Neuwied zur Marina Lahneck in Lahnstein fort. Dort die schon von Pfingsten bekannten "speziellen Zahlungsmodalitäten", jetzt noch um eine Stufe gesteigert: Liegeplatz kostet 1,40 € / angefangene Meter (fair). Umweltabgabe für Toilette und Müllentsorgung je Pers./Nacht: 1,- € (auch noch fair). Duschen je 6 Min = 1,- € (akzeptabel). Aber: Zugang zu Toilette = Duschraum kostet je "Durchschreiten" zusätzlich nochmal -,50€. Bei vier Personen, die pro Abend/Nacht vielleicht mehrmals diese Örtlichkeit aufsuchen müssen, leppert sich das natürlich. Ab dem Zeitpunkt, als dort nicht nur nicht gereinigt war, sondern auch kein Toilettenpapier mehr zur Verfügung stand, haben wir uns dann gegenseitig die Tür aufgehalten, um damit den Einsatz von bord-eigenem WC-Papier zu kompensieren. Grundsätzlich ist die Marina Lahneck in Lahnstein ein sehr guter Liegeplatz. Und die örtliche, fußläufig gut zu erreichende Gastronomie ist in Oberlahnstein ausgesprochen vielfältig und empfehlenswert. Wir waren zum wiederholten Male im griechischen Restaurant "Delphi" - und wieder sehr begeistert. In Niederlahnstein gibt es mit "Kugels Backwelt" einen sensationell guten Haus-Bäcker. Und ein "globaler" Supermarkt mit allen Angeboten inkl. Apotheke und Post-Filiale liegt nur 100 Meter von der Marina entfernt. Vor diesem Hintergrund sind wir auch bereit, die liebenswürdigen "Besonderheiten" der Marina-Betreiber in Kauf zu nehmen..... Am Sonntag ging es dann weiter zur landschaftlich wohl reizvollsten Etappe durch das "Gebirge". Vorbei an der Marxburg und an der schönen Rheinpromenade von Boppard erreichten wir den Hafen von St. Goar zum Tanken - dachten wir zumindest. Denn sowohl der Skipper wie auch der als Navigator eingesetzte "Ex-Schlepper-Ex-Skipper" hatten nicht bemerkt, dass die als Einfahrt zum "Hafen St. Goar" identifizierte Hafeneinfahrt nicht bei den erwarteten 557, sondern schon bei 559 Rhein-Km lag (wer rechnet im Gebirge auch damit, dass innerhalb von 2 Rhein-Km gleich zwei Yachthäfen am Linken Ufer hintereinander folgen. Falscher Hafen (Hafen Hunt), keine Tankstelle . Wieder raus auf den Rhein - und nach zwei Km in den Stadthafen St. Goar zur Funboat-Marina. Super netter Empfang durch den Inhaber, guter Diesel-Preis, und das beste: Wir durften am Tank-Anleger für 2 Stunden liegen bleiben, um im Biergarten des "Rebstock-Garden" deftig zu Mittag zu essen. Absolut empfehlenswert! Solchermaßen gut gestärkt, setzten wir unsere Rheinreise zu Berg fort, vorbei am mächtigen Loreley-Felsen und an der beeindruckenden Burganlage Schönburg bei Oberwesel dampften wir mit 30 Km/h SOG zu Berg. Kurz vor Bacherach (545) dann mal wieder eine Schreck-Sekunde: Schwamm da doch mehr oder weniger "mitten" im Rhein eine Grün-Weiss markierte Tonne. Sie schwamm so "mittig", dass ich irgendwie gar nicht auf die Idee kam, diese an Stb liegen zu lassen. Aber in meinem Skipper-Unterbewußtsein regte sich dann unmittelbar bei Passieren dieser Tonne (an Bb) doch etwas Unbehagen. Ich nahm die Fahrt raus, schaute intensiv auf meinen Tiefenmesser (1,5) und dann auf den Kartenplotter. Oh Gott, ich war gerade dabei, in eine Flachwasserzone zu fahren. Sofort aufgestoppt und mit "zärtlicher" Fahrt achteraus wieder zurück in die Fahrrinne... Beim berühmt-berüchtigten "Binger Mäuseturm" stampfte ich mit 22 Kts gegen die Strömung. Dennoch zeigte der GPS-basierte Plotter nur 26 Km/h SOG. Das bedeutet, hier war die Gegenströmung tatsächlich 14 Km/h starkt. Gut, dann über ausreichend Pferdestärken an den Antrieben zu verfügen. Ab Bingen änderte sich die Landschaft total. Die steilen Fels- und Rebland-Berge wichen zur Seite, die - deutlich weitläufigeren - Weinberge verliefen in sanften Steigungen bis zum Horizont. An Stb die Gartenschau-Stadt Bingen mit der Nahe-Mündung, an Bb die Schunkel-Stadt Rüdesheim mit nach wie vor buntem Treiben am Rheinufer. Weiter gings Richtung Osten, der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz entgegen. Was für eine wundervoll liebliche Landschaft mit vielen Inseln, Ankerplätzen für Boote und friedlichen Auen. Im Bereich der Rettbergsaue/Rheinaue vor Mainz bin ich - aus Versehen ? - am Linken Ufer durch die schmale Fahrrinne gefahren, natürlich auch hier in Gleitfahrt. Ein Bootsfahrer-Kamerad stand wie ein aufgezogener Springteufel in seinem Boot und erbat sich mit heftigen Armbewegungen meine Langsamfahrt. Wie gesagt, bis dahin hatte ich mit Gleitfahrt kaum Welle hinter mir, immer wieder überprüft bei Vorbeifahrten an Paddel- und Ruderbooten. Hier bin ich dem Wunsch des Bootskameraden natürlich sofort nachgekommen, habe die Hebel zurück gezogen und bin in zwar langsamer (3 Kts), aber jetzt wellen-intensiver Fahrt an ihm vorbei gefahren. Sein Boot sprang so wild auf und ab wie der Herr Skipper noch höchst selbst kurz zuvor.... Ich gebe zu, dass ich mir dann ein Gefühl von Häme und Schadenfreude nicht ganz verkneifen konnte. Nachdem wir bei Rhein-Km 499 noch eine Ehrenrunde vor dem Ausbildungsschiff AVENTURA, auf dem unser Crewmitglied und Navigator Tommi seine Streckenkunde für das Sportpatent absolviert hatte, erreichten wir - nur 15 Minuten später als im Cruise-Plan vorgesehen - den sehr einladenden und gut gepflegten Alten Zollhafen in Mainz bei Rhein-Km 500. Der Hafenmeister der Marina Zollhafen winkte uns freundlich an den vorgesehen Steg und nahm auch wie selbstverständlich unsere Leinen an. Service par excellence! Soweit mal diese erste Etappe. Anbei noch ein paar Bildchen. Und in den nächsten Tagen solls dann mit den nachfolgenden Etappen hier weitergehen.
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou) Geändert von Saint-Ex (17.09.2020 um 21:15 Uhr)
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#2
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Hallo S,
schade das wir uns dieses Jahr nicht getroffen haben, es hatte fast geklappt. Villeicht nächtstes Jahr, denn wir haben der Rhein und die Lahn entdeckt! Nächtstes Jahr mehr (alle ) zeit, und wollen wir auch die Mosel entdecken.
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Rob Der Fliegenden Holländer Verdrängt 11 Tonnen Wasser mit 1x84Ps, auch auf der Rhein zur Berg
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#3
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Fortsetzung in Mainz (500): Für Mainz waren eigentlich 3 Nächte vorgesehen. Hier wollten wir einen Abstecher in die Altstadt, an den Dom und zu einem hochbetagten Onkel und einer hochbetagten Tante (beide 95) meinerseits unternehmen. Onkel und Tante haben sich sehr über meinen Besuch gefreut, konnten uns an Bord aber leider nicht besuchen - ihre Beweglichkeit ist dann doch schon zu eingeschränkt. Und unsere ursprünglichen Pläne wurden dann aufgrund eines wirklich traurigen Anlasses geändert. Ein 55-jähriger Kollege, mit dem ich seit 20 Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitete, seit vier Jahren tagtäglich Tür an Tür - jede Mittagspause gemeinsam, war ganz unerwartet und plötzlich aus seinem irdischen Dasein abberufen und von uns genommen worden. Es war für mich Ehrensache, auch während des Urlaubs an der Trauerfeier bei Euskirchen teilzunehmen. Und so wurde der Hafenaufenthalt in Mainz um einen Tag verlängert. Bei aller Trauer und Betroffenheit muß ich ein klares Lob in Richtung Deutsche Bahn aussprechen: Von Mainz nach Euskirchen (180 Km Autofahrt eine Richtung) mit nur einmal Umsteigen in gut zwei Stunden - für 56,- EUR Hin- und Rückfahrt 1. Klasse, das wäre mit dem Auto (das wir natürlich nicht dabei hatten) weder schneller noch kostengünstiger gegangen. Und die jeweils 1.000 Meter zu den Bahnhöfen/-haltepunkten wurden mit meinem eScooter Moovi-StVO bewältigt. Man kann also auch ohne Auto vom Boot aus weiträumig unterwegs sein - auch wenn ich auf diesen Anlass wirklich sehr gerne verzichtet hätte...... Jetzt aber zurück zu unserer Reise: Die neue "Zollhafen Marina" in Mainz hat uns sehr überzeugt. Nicht nur der nette Empfang (es hatte bei all meinen Reisen, insbesondere hier im Binnenland, vorher noch nie ein Hafenmeister an dem für mich vorgesehen Liegeplatz gestanden und mich herbei gewunken. Dazu ein bemerkenswert freundlicher, fast freundschaftlicher Ton. So macht Bootfahren und so macht Urlaub auf dem Wasser richtig Spaß. Die Steganlage ist neu, sauber und großzügig (man DARF sogar mit dem eScooter auf den Stegen fahren!). Überall Strom und Wasser an den Liegeplätzen, die Stege auch nachts gut beleuchtet. Kein Wunder, dass in diesem Hafen sogar an den Wochentagen richtig viel Leben auf den Booten war. Und tagsüber sind der Hafenmeister und seine Assistenten unermüdlich damit beschäftigt, die Stege sauber zu halten und insbesondere die im Wasser stehenden Schlingpflanzen zu entfernen (es gibt sogar eine schwimmende Mähmaschine für diese pflanzlichen Störenfriede). Der Bau des eigentlichen Hafengebäudes wurde noch nicht begonnen, aber unmittelbar vor dem Hafentor liegt ein wunderbarer "Biergarten" im Stil einer Beachbar mit feinem weissen Sand unter den Liegestühlen. Dort gibt es zwei Dusch- und Toilettencontainer nur für die Hafenlieger. Sie waren modern, das Wasser war stets warm und lief ohne Münzeinwurf und die Container waren zu jeder Zeit piccobello sauber (bei durchaus viel Leben im Hafen). Mehr könnte auch in einem festen Gebäude nicht erwartet werden. Auch die Umgebung der Marina empfanden wir als super günstig: Ein Rewe-Markt mit integriertem Backshop lag nur 50 Meter vom Hafentor entfernt, die Filiale einer Biomarkt-Kette lag gleich vis-a-vis und die Bushaltestelle zum Hauptbahnhof bzw. in die Altstadt nur weitere 50 Meter entfernt. Für Kunst- und Kulturliebhaber bietet die Kunsthalle Mainz interessante Ausstelleungen (das haben wir uns für die Rückfahrt aufgehoben), das dortige Cafe 7° ist sowohl für Frühstück wie auch für Mittagessen absolut empfehlenswert. Die städtebauliche Umwandlung des alten Industriehafens in ein attraktives neues Wohnquartier gefällt uns persönlich sehr gut. Viele mehrgeschossige Wohnhäuser mit Blick auf den Rhein bzw. in den "Alten Zollhafen", mit Ziegelverklinkerung angepaßt an die alten Speicherhäuser, von denen einige wenige (Altes Weinlager) gut saniert erhalten wurden. Besonders beeindruckt hat uns die offenbar sehr junge Bevölkerung, die diese Häuser beleben. Nicht nur ein Baby oder Kleinkind hat sich lebhaft aus den geöffneten Fenstern oder von den Balkonen bemerkbar gemacht. Wir fühlten uns fast schon wie irgendwo in Südeuropa.... Sicher sind das hochpreisige Immobilienobjekte, die ich mir nicht leisten könnte (ich habe ja ein Boot !). Aber aus städtebaulicher Sicht ist das sicherlich ein Gewinn für eine Universitäts-, Verwaltungs- und Forschungsstadt wie Mainz. Wir fühlten uns jedenfalls in dieser Marina sehr wohl - und die Liegegebühren lagen im üblichen Rahmen der benachbarten Marinas an Rhein, Mosel und Lahn. Ein besonderer Schreck ereilte mich am frühen Morgen meiner Abreise nach Euskirchen: Ich steckte gerade meinen noch halbschlafenden Kopf aus dem Verdeck, um das erste Tageslicht auf mich wirken zu lassen, als sich die automatische Maschinenraum-Lenzpumpe in Bewegung setzte und einen ordentlichen Wasserstrahl aussenbords pumpte. Beim Öffnen der Motorabdeckungen dann das ganze Bild: Die Bb-Maschine stand bereits bis zur Ölwanne im Wasser..... Über diesen Vorfall und seine weitere Entwicklung hatte ich zeitnah einen eigenen Thread verfaßt. Deshalb werde ich die Details hier nicht wiederholen. Wen's interessiert, der kann hier nachlesen: https://www.boote-forum.de/showthrea...2&#post5020342 Auf jeden Fall blieben uns bis jetzt 4.500 - 5.000 EURonen erspart, weil man das undichte Bauteil auch abschmieren kann (mal sehen, wie lange wir damit klar kommen....). Auch an dieser Stelle nochmal allerherzlichsten DANK an die lieben BF-Freunde Wolle63, lalao0 und T-Technik. Ohne Eure tolle Beratung am Telefon wäre ich sicher diesem Fachbetrieb "auf den Leim" gegangen, hätte mein Boot dort raus heben und auf einen Reparaturtermin warten lassen - Urlaub perdü..... Die dabei zugesagte auch handwerkliche Hilfe durch BF-Freunde vor Ort führte zu einem Gefühl des "Nicht-Allein-Seins" auch bei unklaren Situationen. Einfach phantastisch, wie man hier im Booteforum an einem Strang zieht. Umwerfend! Nachdem in Mainz kein Bootsservice kurzfristig Hilfe anbieten konnte, ging es mit regelmäßigem Check und entsprechendem Auspumpen der Maschinenraum-Bilge mit Hilfe der Bohrmaschinen-Vorsatzpumpe (Gardena) weiter zu Berg. Das nächste Ziel war die Marina des MYC Worms bei Rhein-Km 441). Die Reise jetzt entlang der flachen und stark bewalteten Ufer war - trotz einer gewissen Grund-Anspannung (Was könnte die Ursache für den Wassereintritt sein? Wird sich der Wassereintritt plötzlich verstärken? Wer könnte uns helfen?) - sehr erholsam und angenehm, die weiten Wasserflächen wirkten direkt meditativ-entspannend auf unser Gemüt. Und seit dem übereilten Start mit einem fast noch "Baustellen-Boot" in Hersel (die Montagearbeiten konnten erst morgens um 04:00 Uhr des Abfahr-Tages vollendet werden) und der beeindruckenden Fahrt durchs Gebirge waren wir beide jetzt das erste Mal wieder alleine und gut aufgeräumt unterwegs, wir hatten das Boot allmählich wieder gemütlich und bewohnbar gemacht. An der Boots- und Straßentankstelle in Oppenheim bunkerten wir alle drei Tanks randvoll: 496,5 Ltr/ 535,69 € (hier liegt der Preis an der Bootstankstelle 10 Cent höher als an der Straßentankstelle=> Diesel-Literpreis: -,97 für Autos -> 1,07 für Boote). So günstig hatten wir nicht einmal im vergangenen Jahr an der Mosel bei der Bootstankstelle in Schwebsingen in Luxemburg getankt. Da der Tankschlauch hier für eine Bootstankstelle recht kurz ist - und ich an beiden Seiten Tanköffnungen zu bedienen habe, gestaltete sich das Tankmanöver etwas aufwändig, wir mußten den Dampfer einmal um 180° drehen. Aber für diesen günstigen Preis nimmt man das gerne in Kauf. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann die Marina des MYC Worms. Und da das an einem Mittwoch war, konnte ich abends gleich beim wöchentlichen Stammtisch dieses wirklich sympathischen und aufgeschlossenen Clubs teilnehmen. Tolle Menschen, tolle Gespräche und einfach eine sehr schöne Athmosphäre dort in Worms. Für die anschließend anstehende Etappe von Worms nach Waldsee bei Speyer hatten wir liebe Freunde eingeladen (ein Schulfreund aus ganz alten Tagen und seine sympathische und hübsche Ehefrau). Sie brachten ein sauleckeres Frühstück mit, wir hatten den Champagner schon seit zwei Tagen kalt gestellt. Auf grund der "Inkontinenz" unseres Bötchens mußten wir unsere Reisepläne allerdings kurzfristig ändern. Aus der Streckenfahrt Worms-Waldsee wurde ein kurzer Abstecher auf den Rhein vor Worms, um den Freunden mal die geballte Kraft von 400 Pferdchen vorzuführen. Dann ging es in den benachbarten Hafen eines großen Bootsservice-Betriebes. Schnell war die Ursache gefunden: Der Lenkbolzen meines Bb-Antriebs tröpfelte etwas (ca. 3-5 Ltr. / Stunde). Wie an anderer Stelle schon beschrieben, konnte unser Problem - zumindest vorläufig - durch das Abschmieren des entsprechenden Schmiernippels gelöst werden. Aber an diesem Tag wollten wir unsere Reise dann doch nicht mehr fortsetzen, sondern entschieden uns, beim MYC Worms noch eine Nacht dran zu hängen. Unser Freund brachte mich zu einem Baumarkt, wo ich eine Fettpresse mit einer Fettkartusche erwarb - für alle Fälle..... Und mit einem To-Go-Asia-Menue fand der Besuchstag unserer Freunde auf unserem Achterdeck einen würdigen und stimmungsvollen Abschluss. Kleiner Vorteil für sie: Sie brauchten kein Taxi von Waldsee nach Worms, um zurück an ihr Auto zu kommen..... Soweit für heute. Anbei ein paar Bildchen von dieser Etappe.
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou) Geändert von Saint-Ex (18.09.2020 um 20:36 Uhr)
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also Die Dusch un Toiletten im Mainzer Zollhafen in der Beachbar fand ich alles andere als OK bei unserem Besuch...
wenn man an den Gästen der Beachbar sich Abends vorbeischlängeln muss um Duschen zu gehen halte ich dies für untragbar... hier sollte dringend das schon vor 2 Jahren versprochene Gebäude gebaut werden...
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Gruß Volker *************************************** und immer `ne Handbreit Sprit im Tank http://www.msv-germersheim.de Bin hier zu finden Inoffizielle Boote-Forum Map
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#5
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wir duschen morgens )
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou) Geändert von Saint-Ex (18.09.2020 um 21:14 Uhr) |
#6
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Ich wasche mir jeden morgen die Füße,
aber warum ist das Bettlaken am Fußende immer schwarz? Mache ich etwas verkehrt
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Am folgenden Tag ging es dann vom MYC Worms (Rhein-Km 442) gemütliche 31 Strom-Kilometer bergauf in den Otterstädter Altrhein. Wieder genossen wir die weitläufigen Rheinauen am Ufer und den oft mehrere hundert Meter breiten Strom, auf dem uns hier kaum noch Frachtschiffe entgegen kamen. Ab Ludwigshafen traten dann die mächtigen und scheinbar endlosen Industrieanlagen der "Badischen Anilin- und Soda-Fabrik BASF*" in unser Blickfeld (*die ursprünglich vom badischen Mannheim vertrieben worden war...). Was für ein Gigantismus, welche Kraft und wirtschaftliche Potenz zeigt sich hier am Gestade des pfälzischen Rheins.... Wirklich beeindruckend. Die Einfahrt zur Seglergemeinschaft Waldsee (Rhein-Km 411) vom Rhein aus ist sehr bequem, die Segler verfügen hier über eine großzügige Anlage mit erstaunlich wirksamen Wellenbrechern in Form von überdimenionierten Stahl-Hohlrundkörpern. Man kann ja lange darüber streiten, ob nun Segel- oder Motorboote die besseren Gehäuse für ausgedehnte Wasserreisen sind. Aber eines ist uns dann in Waldsee doch sofort ins Auge gefallen: Der Anblick eines ganzen Hafens voller hübscher Segelyachten mit - für Lage-Betrieb unerläßlich - abgerundetem Rumpf/Heck und steil in die Höhe aufragenden Masten hat doch einen bezaubernden Charme, der bei uns direkt bis in die nautisch geprägte Seele strahlte. Auch wenn ich mir ausgedehnten Wassersport auf dem schnell fließenden Rhein mit einer Segelyacht für mich gar nicht vorstellen kann - und unser "Speedboat-Kreuzer" für uns nach wie vor DAS Boot der Wahl ist, bin ich den Waldseeer Segelfreunden doch regelrecht dankbar für diesen schönen Hafen (sehr schöne Sanitäranlagen!) und ihre hübschen Boote. Wir hatten dort das Gefühl, hier kann die Seele baumeln. Das wurde auch durch die sich hinter dem Hafen öffnende weite und friedliche Wasserfläche des Otterstädter Altrheins noch unterstrichen. Eine besondere Freude dabei: Klaus, ein guter Freund aus ganz alten Bundeswehrtagen (wir waren von 1978 bis 1980 gemeinsam Gruppenführer beim traditionsreichen Pionierbataillon 12 in Speyer - er wohnt heute in Waldsee) hat seine Segelyacht auch beim SG Waldsee liegen und erfreute uns bald nach dem Einlaufen bei uns an Bord. Ein Gegenbesuch auf seiner pfiffig eingerichteten und aufgeteilten Segelyacht war natürlich Ehrensache. Am nächsten Tag verlegten wir dann 11 Rhein-Km oberstrom in den Yachthafen Speyer (ehem. Floßhafen) und machten dort in der modernen Marina fest. Dieser Hafen liegt sensationell zentral, nur wenige Meter hinter dem altehrwürdigen Salier Dom zu Speyer (wurde zwischen 1025 und 1061 in NUR 36 Jahren vollständig errichtet) und der pittoresken speyrer Altstadt. In dieser Marina kann man wirklich sehr schön liegen, die Sanitäranlagen sind sensationell modern, mondän und gepflegt. Chapeau! Auch hier hatten wir ganz lieben Besuch von meinem Freund Jojo aus alten Jung-Segler-Zeiten (wir lernten 1976 gemeinsam mit der Evangelischen Jugend Lambrecht das Segeln auf 7,5-Meter-Lakon-Stahlyachten im Sneeker Meer und auf dem Ijsselmeer) und seiner liebenswürdigen Ehefrau. Schön, mal wieder gemeinsam auf einem Boot zu sitzen (sie sind mittlerweile "altersbedingt" auch vom Segeln zum Motorbootfahren "umgestiegen".... . Als besonderes Highlight lud uns Klaus, der geprüfter Stadtführer für Speyer ist, zu einem ausgedehnten Stadtrundgang ein. Wirklich ein kultureller Leckerbissen, obwohl wir die Stadt Speyer schon gut zu kennen glaubten (gehört zu meiner erweiterten Heimat, in der ich aufgewachsen war). Am nächsten Tag ging es von Speyer über Neuburg (Rhein-Km 355,8) zum "Cercle Nautique d'Alsace du Nord CNAN" im Beinheimer Hafenbecken (Rhein-Km 335,7). Unterwegs passierten wir die legendäre CARL STRAAT, das einzige Arbeitsschiff mit absenkbarer Tauchglocke, das manche von uns noch aus der seelig-schiffigen Fernsehserie MS FRANZISKA kennen. Bei dieser Etappe erlebte ich die menschlich vielleicht bewegendste Freude dieser Reise: Mein ehemaliger Lieblingslehrer aus der Realschule Neustadt, Frank Peter M. (Mathematik, Physik, technisches Werken, Sport), der schon immer exakt 20 Jahre älter ist als ich, hat uns nicht nur an Bord besucht, sondern ist mit uns von Speyer bis Neuburg auf der MY SAINT-EX II mitgefahren. Er hatte mich als Jugendlichen sonntags zusammen mit seiner Familie zum Faltbootfahren auf dem Rhein mitgenommen - und schon damals damit sehr dazu beigetragen, dass ich vor diesem mächtig dahinströmenden Rhein keinerlei Angst, vielleicht höchstens angemessenen Respekt entwickelt habe. Mit ihm jetzt in den gleichen Gefilden wie damals entlang zu cruisen, war für mich und für ihn ein schönes Erlebnis und eine tolle Erinnerung an längst vergangene Tage und schöne gemeinsame Erlebnisse. Dabei ist mir dann auch der bei dieser Reise bisher schwerwiegendste nautische Fehler unterlaufen: Unmittelbar in der Lautermündung in den Rhein, noch vor dem Restaurantschiff "Lautermuschel" bin ich etwas zu weit südlich (in Fahrtrichtung links) gefahren und saß plötzlich fest. Zum Glück nur noch mit Standgas und langsamer Fahrt, aber eben doch im Schlamm. Mit zärtlicher Fahrt achteraus kam ich wieder frei, das Hafenbecken zeigte eine deutlich helle Schlammfärbung. Das war um so ärgerlicher, weil ich gerade erst beide DP-Propeller-Sätze bei Gröver in Köln hatte auswuchten und überarbeiten lassen. Glück im Unglück: Offenbar gab es keinen ernsthaften Schaden. Während wir vor der Gröver-Instandsetzung durchaus spürbare Vibrationen in den Antrieben hatten, waren diese nach der Überholung völlig verschwunden. Jetzt nach der Grundberührung glauben wir, wieder ganz leichte Vibrationen zu spüren. Aber ganz sicher sind wir uns auch nicht. Nach einem gemütlichen Abendvesper hat uns Frank Peter verlassen und wir setzten unsere Fahrt fort ins Beinheimer Hafenbecken zum CNAN, wo wir gegen 18:45 Uhr ankamen. Eine völlig unproblematische Einfahrt (wenn man die Markierungen der Buhnen beachtet) und ein schöner, langer Gästesteg warteten geradezu darauf, hier als Gast anzulegen. Und hier trafen wir dann unseren Freund matisbad vom BF-Stammtisch Baden. Schön, in der "Fremde" vertraute Freunde zu treffen. Und überhaupt ist die Atmosphäre des CNAN ausgesprochen entspannt, freundschaftlich und gastfreundlich. Obwohl die meisten Bootsfreunde, die wir dort kennen lernten, aus Deutschland kommen, glaubte ich doch, hier eine irgendwie eher französische Leichtigkeit zu verspüren. Ein weiteres Highlight: Markus, ein Clubmitglied und Segler (!) beim CNAN, war früher Kampfschwimmer und technischer Taucher bei der Marine, wir waren sogar auf der gleichen Einheit gefahren (F 207 BREMEN - allerdings mehrere Jahre zeitversetzt). Er hatte nicht nur seine Tauchausrüstung vor Ort, sondern hat spontan angeboten, sich die Propeller nach der Grundbrührung mal ganz genau anzuschauen. Toller Service, toller Freundschaftsdienst, gelebte Kameradschaft! Und das Ergebnis berühigte dann auf ganzer Linie: Keine Verformungen erkennbar. Das besagt natürlich nicht, dass es doch im Mykrometer-Bereich leichte Verformungen geben könnte, aber stellt erst mal sicher, dass es sich dabei allerhöchstens um minimale Abweichungen handeln könnte. Nach zwei Nächten haben wir Beinheim wieder verlassen, um uns der letzten - und "höchsten" geplanten Station dieser Reise zu nähern, dem MYC Greffern bei Rhein-Km 321. Aber dazu schreibe ich im kommenden Beitrag. Anbei ein paar Bildchen von diesen Reiseabschnitten:
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou) Geändert von Saint-Ex (20.09.2020 um 13:29 Uhr)
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Hallo Saint-Ex.
es war mir eine Freude Dich persönlich im Hafen des MBC Karlsruhe kennen gelernt zu haben! Ich wünsche Euch eine gute Weiterreise und freue mich auf weitere Reiseberichte von Dir. Gruß, Roland
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Danke Roland!
Die Freude war ganz auf meiner Seite! Dein schönes Boot hat mich auch sehr beeindruckt! Ich wünsche dir und dem Motorboot Club Karlsruhe auch weiterhin alles Gute, ihr seid hier wirklich ein super toller Verein! LG, Saint Ex Gesendet von meinem SM-N950F mit Tapatalk
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou)
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So, auf zur letzten Bergfahr-Etappe bis zum geplanten Ziel bei Rhein-Km 321. Nach zwei sehr erholsamen - und geselligen - Tagen beim CNAN ging es mit vorsichtiger Langsamfahrt aus dem Hafen Beinheim, zunächst exakt quer zur Fahrtrichtung des westlichen Rheinarms und dann nach einer 90°-Kursänderung durch die mittlere Durchfahrt der historischen Straßen- und Eisenbahn*-Brücke Wintersdorf strom ab, um dann unterhalb der Brücke in die Fahrrinne Richtung Doppelschleuse Iffezheim aufzudrehen (*heute nur noch Straßenbrücke, die Eisenbahnschienen liegen allerdings noch in der Straße). Wie von der Mosel gewohnt, habe ich mich beim Erreichen des Unterwassers höflich per Funk an die Schleuse gewandt, bekam aber erst mal keine Antwort. Dachte schon, bei meinem Funk sei etwas gestört.... Als kurze Zeit später anderer Funktraffik gut vernehmbar aus meinem Lautsprecher krächzte, fragte ich nochmal ganz zärtlich an: "Schleuse Iffezheim, können Sie mich hören". Darauf eine nicht gerade nach Freundlichkeit klingende Antwort: "Wieso melden Sie sich denn schon so weit weg, fahren Sie vor bis zum Sportboot-Warteponton, dann sehen Sie, wenn's weitergeht.". Ok, klare Ansage, alles verstanden. Am Sportboot-Warteponton fest gemacht und nach 60 Minuten hatten wir diese - auf dieser Reise zum Glück einzige - Wasserstraßenstufe passiert. Die Schwimmpoller in der Schleusenkammer machen das Schleusen hier auch für seemännische Laien zum Kinderspiel. Nach einer störungsfreien und flotten Fahrt durchs Oberwasser im aufgestauten Rhein hatten wir dann nach weniger als einer halben Stunde die Hafeneinfahrt Greffern erreicht, fünf Minuten später lagen wir fest vertäut an Liegeplatz Nr. 57 - kurze Wege zum Restaurantschiff mit den Sanitäranlagen. Danke an dieser Stelle an den Hafenmeister des MYC Greffern für die freundliche Aufnahme und gute Platzierung im Hafen! Hier - an unserem Ziel der Bergfahrt - wollten wir jetzt einfach ein paar Tage Nichtstun genießen - ist ja immerhin Urlaub. Ein paar Fahrten mit dem eScooter zum einzigen Discount-Markt am Ort (es gibt keinen Bäcker mehr in Greffern ), insgesamt drei Mahlzeiten im wirklich gemütlichen und küchentechnisch rustikal-ländlichen Schiffsrestaurant ließen diesen Aufenthalt zu einer richtigen Urlaubsphase werden. Ehrensache, dass wir - zum ersten Mal überhaupt - auch meine 87 jährige Schwiegermutter an Bord empfingen. Wir waren glücklich, sie war beeindruckt und auch sehr angetan vom Wohnkomfort, den sie an Bord so nicht erwartet hätte. Jetzt versteht sie, dass ich hier im Sommer auch monatelang wohnen kann..... Bei dem örtlichen Discount-Markt (mit Hauptsitz in Heilbronn ) konnte ich dann noch einen Werkzeugkoffer mit 101 Teilen erwerben (günstig? - ist natürlich "nur" Heimwerker-Qualität, aber mehr mache ich ja auch nicht). Ein großer Vorteil neben den 101 Teilen ist die große Platzreserve im Koffer. Damit finden jetzt auch viele kleine und kleinere Einzel-Werkzeuge einen verlässlichen Platz. Anbei ein paar Bildchen von dieser letzten Bergfahrt-Etappe und der Liegezeit in Greffern. Im kommenden Beitrag geht's dann schon wieder zu Tal in Richtung unseres Ausgangspunktes Bonn.
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou) Geändert von Saint-Ex (21.09.2020 um 12:55 Uhr)
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#11
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Irgendwie komisch, schon Wochen vorher war ich doch ein klein wenig angespannt ob der bevorstehenden Bootsreise den Rhein zu Berg. ... Und diese leichte freudige Erregung blieb mir denn auch während der gesamten Bergfahrt irgendwie erhalten, mal mehr (bei Wasser im Maschinenraum), mal weniger..... Jetzt, nachdem wir den höchsten geplanten Punkt der Reise erreicht hatten, fiel nicht nur diese Anspannung deutlich von mir ab, sondern es schlich sich irgendwie schon fast so ein Gefühl ein, als wäre damit jetzt alles vorbei. Dabei lagen ja immer noch 320 Rhein-Km zwischen uns und dem jetzt wieder anzusteuernden Heimathafen - wenn auch zu Tal. Die erste Etappe zu Tal war dann auch schon gleich wieder ein richtiges Highlight für den leidenschaftlichen Großvater: Unsere älteste Enkeltochter Olga (15) kam mit ihrer Freundin L. an Bord und begleitete uns von Greffern durch die Doppelschleuse Iffezheim bis zum Motorbootclub Karlsruhe. Es hat ja immer so etwas Spannendes, wie junge, aber schon geistig erwachte Menschen dann so auf "die Alten" reagieren. Zunächst war unklar, ob es überhaupt in die Wochenendplanung der jungen Leute paßte. Aber dann ging alles ganz schnell, der Vater brachte die jungen Damen an Bord und diese fügten sich sofort völlig selbstverständlich in die Bordgemeinschaft ein. Fragten sogar ganz höflich, ob sie sich da oder dort hin begeben dürften.... Auch, ob man denn wohl ein Foto ganz vorne am Bug machen dürfe (natürlich ein Selfie für eine entsprechende Socialmedia-Plattform) wurde höflich angefragt. Natürlich erlaubt der Skipper das dann, allerdings mit der Maßgabe, dort bitte eine Schwimmweste zu tragen ("och, echt jetzt, die trägt doch so auf...." ). Ein sehr schöner Tag, wir mit unserem Hobby, die beiden Damen ganz mit sich beschäftigt, und dennoch ganz selbstverständlich gemeinsam in einem Boot. So stelle ich mir ein entspanntes "Mehr-Generationen-Leben" irgendwie vor.... Die Fahrt verlief vorbei an den vertrauten Schwarzwaldhügeln im Hintergrund und ansonsten wenig ereignisreich, lediglich die Schleusenfahrt in Iffezheim war wieder durch unerfreuliche Erfahrungen von Nicht-Beachtung im Sinne "Funkanmeldung wird nicht beantwortet" etwas "überschattet" und dauerte dann am Ende auch 50 Minuten. Dazu habe ich mich aber in einem anderen Faden schon etwas ausführlicher geäußert (https://www.boote-forum.de/showthrea...2&#post5023972). Die Einfahrt zum Motorbootclub Karlsruhe war in zweifacher Hinsicht spannend: Erst wurde es schnell untief ausserhalb des Fahrwassers in der Hafeneinfahrt, dann gab es nochmal eine Flachstelle schräg hinter der Insel.... Aber am Ende sind wir ohne sichtbare Schlammaufwirbelungen an die Steganlage geschlichen.... Dort wurden wir ganz freundlich und liebenswürdig von Wolfgang in Empfang genommen, der uns einen sehr angenehmen Platz direkt in der Nähe des sensationell modernen und sauberen (DANKE an Petra!!!) Sanitärcontainers zugewiesen hat. Hier sind wir dann zwei Nächte liegen geblieben, auch, weil das neu verpachtete Clubschiff-Restaurant "Das Schiff" eine so senstationell leckere und anspruchsvolle Küche hat, dass wir dort innerhalb von 45 Stunden gleich vier mal zu Gast waren.... Einfach sensationell!!! Als wir das sehr sinnvolle Angebot des MBC KA einer profesionellen Bilgen-Absaugung für unsere Maschinenraum-Bilge in Anspruch nahmen und dazu vom Liegeplatz zur Absaugstation verlegten, wurden wir beim Vorbeifahren aus einer beachtlichen Luxusyacht (Fairline Phantom 50) ganz freundlich vom Skipper angesprochen: "Dein Boot kenne ich aus dem Booteforum".... Gleich haben wir uns zu einem Besuch "auf ne Tasse Kaffee" verabredet. Erst dann begann ich zu verstehen, dass dieser tolle Dampfer der gleich ist, über den Rudolf mehrfach in seinem Faden "Und das Warten beginnt auch bei mir!" berichtet hatte. Ist halt doch ein kleiner Unterschied, ob man einfach so im Forum die eine oder andere Geschichte verfolgt - zumal zunächst ja weit von meinem Heimatrevier zwischen Mittelrhein und Niederrhein entfernt, oder ob man dann plötzlich vor dem beschriebenen Boot vorbeifährt. Es wurde jedenfalls ein sehr netter Nachmittag, erst auf der Phantom - und dann auf meiner Marex. Immer wieder schön, wie unkompliziert über das Booteforum und über das darin praktizierte Miterleben anderer Bootsgeschichten bei der persönlichen Begegnung dann schon so viel Vertrauen vorhanden ist, dass man sich fast wie unter alten Freunden fühlen kann. Dass auch mein lieber Bruder aus dem Stuttgarter Raum sich auf den Weg gemacht hatte, um mit uns ein paar Stunden an Bord (und im "Das Schiff") zu verbringen, rundete diesen schönen Tag wunderbar ab. Der Hafen Maxau hat auch visuell seine Reize: Tagsüber kann man sich an der grünen Insel mitten im Hafenbecken und seinen Bewohnern kaum sattsehen, abends scheint die fast schon museal anmutende alte Verladestelle bizarr übers Wasser. Am darauffolgenden Tag hatten wir erst noch unsere lieben Freunde Lena und Dima aus Karlsruhe bei uns an Bord. Eine wunderbare Musikerin und Klavierlehrerin - und zwei richtig liebenswerte Menschen! Danach setzten wir dann nach einer letzten Mahlzeit im "Das Schiff" unsere Talfahrt fort mit klarem Ziel Hafen Germersheim. Die Fahrt von Maxau nach Germersheim verlief völlig unspektakulär, wir tuckerten mit 1.500 rpm mit 6,5 Kts durchs Wasser, mit der Strömung im Rücken machten wir dennoch 19 bis 20 Km/h SOG. In Germersheim waren wir schon seit längerem mit unseren Freunden aus dem BF-Stammtisch Baden Wolle63 und Mastiff-660 verabredet, die dort ihre Schiffe liegen haben. Billi war jetzt schon auf dem Sprung in den Urlaub, deshalb konnten wir ihn leider nicht treffen. Wolle hat uns schon beim - zunächst etwas desorientierten - Einfahren in den Hafen beobachtet und sich dann gleich kollegial-helfend gemeldet. Am Ende lagen wir gut vertäut vorm Clubschiff des MYCG. Bei einer kleinen Rundfahrt mit meinem Elektro-Dinghy konnte ich nicht nur den Nachbarclub, in dem unsere Freunde zuhause sind, sondern auch den mächtigen Container-Terminal aus nächster Nähe in Augenschein nehmen. Ist ja doch eher unüblich, dass wir Sportbootfahrer in unmittelbarer Nähe im gleichen Hafenbecken liegen wie die Berufsschifffahrt am Container-Terminal. Ich fühlte mich beim interessierten Zuschauen fast ein bißchen wie bei "DMAX live" . Die Freunde kamen dann natürlich noch auf unser Achterdeck - und mit zunehmdender Abenddämmerung verlegten wir uns dann auf den großzügigen Luxusdampfer von Wolle und Iris in deren schwimmender Bootsgarage. Wirklich ein wundervoller Abend mit wundervollen Menschen und tollen Gesprächen. So macht Bootfahren und vor allem die Freudschaften im Booteforum richtig viel Spaß. Auch hier bieten die mächtigen Kranbrücken des Container-Terminals in der Abendsonne faszinierende Ausblicke - und morgens überraschte uns dann leichter Frühnebel auf dem Rhein. Einfach traumhaft hier am pfälzischen Rhein in Germersheim.... Nur auf die Frage, wieso beim MYCG ausgerechnet im pfälzischen Germersheimer “wegen Corona“ bis jetzt Toiletten und Duschen verschlossen sind, konnte uns niemand eine überzeugende Antwort geben. Schließlich sind wir den Rhein über die Yachthäfen Lahnstein, St.Goar, Mainz, Worms, Speyer und so weiter zu Berg gefahren und konnten überall die Sanitäranlagen nutzen, trotz Corona … ??? Anbei ein wieder ein paar Bildchen von diesen Etappen.
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Lg, Saint-Ex “Überlegen macht überlegen“ Der Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint Exupéry (*29.6.1900, † 31.7.1944 während Aufklärungsflug über dem Golf du Lion bei der Île de Riou) Geändert von Saint-Ex (23.09.2020 um 09:33 Uhr)
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#12
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Zitat:
Es freut mich natürlich besonders, dass Du Dich in "meinem" Heimathafen wohlgefühlt hast. So soll es sein. Das Quartier hier ist noch am wachsen, aber in ca. 2 Jahren sollte die Bebauung fertig sein. Wahrscheinlich habe ich Dich aus dem Wohnzimmerfenster auch auf einem der Gastliegeplätze gesehen. Das nächste Mal gib Bescheid, dann komme ich mit einer kalten Flasche Weisswein runter an den Steg Gute Reise noch ! Mark
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Gruß vom Rheinkilometer 500 Mark |
#13
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So ein kleines bisschen bin ich schon beleidigt, dass Du die paar Kilometer in meinen Hafen nicht geschafft hast, aber vielleicht ein anderes Mal
Trotzdem vielen Dank für den tollen Bericht
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Grüße aus dem wilden Süden Pedro Intelligenz ist am gerechtesten verteilt, jeder denkt er hat genug davon.
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#14
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So, liebe BF-Freunde und -"Mitreisende", es geht weiter zu Tal.... Von Germersheim (385) sind wir weiter nach Worms (442) gefahren. Bereits seit Greffern (321), unserem "höchsten" Ort am Rhein, lassen wir uns eher treiben und die Maschinen nur mit 1.500 rpm mitlaufen. Damit machen wir um die 6 - 6,5 Kts durchs Wasser und zwischen 16 und 20 Km/h über Grund (SOG). Ab Germersheim dann nur die Stb-Maschine (dort hängt die Servopumpe für die Lenkung mit dran). Mit 1.600 rpm machen wir dann mit 5,7 Kts durchs Wasser immer noch 15 - 18 Km/h SOG. So will ich etwas Diesel einsparen, um möglichst bis zur Boots- und Straßentankstelle Oppenheim ohne Nachtanken zu kommen. Vorbei ging's wieder an dem schon vertrauten Salier Dom zu Speyer - alte Erinnerungen tauchen auf..... .... ich muß so 12 Jahre alt gewesen sein ... in meiner Klasse gab's ein hübsches Mädchen .... genannt "Wigge"..... . An Rosenmontag war unerwartet schulfrei. Was tun? Wigge und ihre Freundin Monika gingen brav nach Hause - war nicht sooo weit weg von der Schule mitten in der Stadt. Ich kurz meinen Freund Christoph angestupps - los, wir folgen denen - natürlich in sicherem Abstand, immer so ca. 10 Meter hinterher.... Bei ihr zuhause angekommen, wurden wir tatsächlich gebeten, mit rein zu kommen. Ihr Vater hatte ein Einsehen, bot uns an, uns vier bei einer Geschäftsfahrt nach Speyer mitzunehmen.... Damals besichtigte ich zum ersten Mal den Speyrer Dom. Mit Wigge ist es nix geworden, aber der Dom steht bis heute und die schönen Erinnerungen sind mir auch geblieben.... Und ja, bei unserer Bergfahrt über Speyer hatte ich hier vor zwei Wochen auch noch meinen alten Freund und Bw-Kameraden Lothar an Bord getroffen. Lothar war Mitarbeiter bei der Truppenverwaltung Speyer, als ich ihn während meiner Wehrdienstzeit zum ersten Mal traf. Später diente er in Germersheim und wir wurden Co-Skipper bei Drogentherapie-Segelfreizeiten in Holland. Als ich mich 1995 freiwillig zum ersten Auslandseinsatz nach Trogir gemeldet hatte (UNPROFOR), stand ich im November 1995 morgens um 06:00 Uhr in Regensburg beim KLK im Keller vor der Waffenkammer, um meine ABC-Schutzausrüstung zu empfangen. Zugegeben, etwas mulmig war mir schon. Denn auf "echte" Auslandseinsätze hatte man uns bis dahin ja nie vorbereitet.... Und auf einmal höre ich eine vertraute Stimme, nur zwei Mann hinter mir. Wer stand da wie selbstverständlich in der Reihe? Hauptfeldwebel Lothar R. Was für eine Freude, was für eine Erleichterung. Denn ich wußte, mit Lothar in meiner Nähe könnte mir nirgendwo auf der Welt etwas passieren (er hatte bereits den Somalia-Einsatz gut überstanden!). Und so ist es dann auch immer gekommen. Wo haben wir uns später noch alles getroffen: In Rajlovac, in Prisren, in Tetovo, am Erebino, ja, eigentlich überall auf dem Balkan. Und jetzt also auf meinem Boot. Unglaublich dieser Mann. Sieht aus wie um die 50, so, als ob er gleich wieder zum nächsten Einsatz ausrücken könnte. Dabei hat er die 80 schon überschritten. Ein feiner Kerl, ein treuer Kamerad - und ein ganz lieber Freund..... Weiter geht's diesmal an Speyer vorbei. Dafür kann ich den alten Salier Dom diesmal mit Licht im Rücken fotografieren.... Bald schon fahren wir in den endlosen "Hafen Ludwigshafen" ein, der sich am linken Ufer entlang zieht. Und die "Carl Straat" sahen wir dort diesmal im Arbeitseinsatz unter einer Brücke..... Nach Ludwigshafen/Mannheim wird's wieder ländlich. Wie leer der Rhein hier wirkt mit den weitläufigen Kies- und Sandufern und -bänken zwischen dem Wasser und der Bewuchsgrenze. Die Vögel genießen die letzten Sommer-Sonnenstrahlen auf diesen "Liegeflächen". Pünktlich zum Mittwochs-Stammtisch des MYC erreichen wir Worms. Toll, nach nur einem Besuch und Stammtisch vor zwei Wochen werde ich schon wie ein alter Freund empfangen. Wieder nette Gespräche mit sympathischen Menschen hier im hoch erhaben auf dem Damm thronenden Clubhaus. Lernte Karl, den Begründer und früheren Inhaber eines angesehenen örtlichen Bootsservice-Betriebes und seine tollen Abendteuer aus der Frühzeit des Motorbootsports in Deutschland nach dem Krieg kennen... Wirklich ein super schöner Abend! Nochmal ein großes Dankeschön an diesen feinen Motoryachtclub. Tolle Menschen, super saubere Sanitäranlagen und eine bequeme Steganlage (mein Boot paßt da exakt zwischen die beiden Fingerstege. Man muß nur in die Nähe der äußeren Drehräder kommen und sich dann behutsam rein ziehen. Sitzt, paßt und hat kaum noch Luft... Von Worms ging's dann am kommenden Morgen weiter mit einer Maschine zu Tal. Viele Bäume am Ufer. Und diesmal ausnehmend viel Verkehr von Berufsschiffen. Mit nur einer Maschine in Verdrängerfahrt unterwegs, waren die natürlich immer etwas schneller unterwegs als ich.... Und hier habe ich mal eine Frage an die Binnenschifffahrts-Experten unter Euch: Mir ist natürlich bekannt, dass ich als motorisiertes Kleinfahrzeug gegenüber allen Berufsschiffen ausweichpflichtig bin (und gegenüber Segel- und Muskelantrieb-Booten natürlich auch). Kurz unterhalb von Worms - etwa auf Höhe Rhein-Km 445 - kommt die VESPER aus Antwerpen von achtern auf. Ich hatte sie schon länger im Blick, sie kam allmählich näher. Wir fuhren wie auf einer Perlenkette aufgefädelt alle am RU. Aber plötzlich betrug der Abstand zwischen ihrem Bug und meinem Heck kaum noch 100 Meter - kurs direkt auf mich zu. Bin dann an den linken Rand der Fahrrinne ausgewichen und die VESPER konnte rechts vorbeiziehen. Jetzt meine Frage: Bedeutet die Ausweichpflicht für Kleinfahrzeuge, dass man einem von hinten aufkommenden Berufsschiff auch dann ausweichen muß, wenn man schnurgerade am rechten Rand der Fahrrinne seine Bahnen zieht? Dürfte mich das Berufsschiff einfach niedersemmeln, wenn ich nicht ausweiche - weil ich den Aufkommer vielleicht nicht bemerkt hätte (was natürlich zumindest fahrlässig wäre)? Natürlich weiche ich immer aus, um Schaden zu vermeiden. Aber einfach weiter Kurs halten auf ein friedlich dahin ziehendes Kleinfahrzeug, das könnte es doch eigentlich auch nicht sein, oder ? Ich freue mich über ein paar klärende Anmerkungen von Euch! In Oppenheim (ja, dorthin hatte ich es tatsächlich ohne Nachtanken seit dem Volltanken vor zwei Wochen und insgesamt 2 x 160 Rhein-Km geschafft) wurden dann insgesamt 531 Liter Diesel* gebunkert (150 Liter waren demnach noch im Tank). (* Literpreis: 1,089 EUR) Damit ergibt sich ein - hypothetischer - Verbrauch von 0,9 Ltr/Km in Verdrängerfahrt zu Tal und von 2,4 Ltr/Km in Gleitfahrt zu Berg (21 Kts/30 Km/h SOG) . Damit bin ich dann doch recht zufrieden. Da ich am Ende der Gleitfahrt nicht wieder vollgetankt habe, könnten sich die Verhältnisse zwischen Verdränger- und Gleitfahrt natürlich auch anders aufteilen: z.B. auch: 0,8 Ltr/Km in Verdrängerfahrt zu Tal und 2,5 Ltr/Km in Gleitfahrt zu Berg oder auch 0,5 Ltr/Km in Verdrängerfahrt zu Tal und 2,8 Ltr/Km in Gleitfahrt zu Berg oder oder oder.... Am Ende warens gemittelt 1,65 Ltr/Km. Wenn ich an die glückshormon-intensiven Gleitfahrstrecken über 340 Rhein-Km zwischen Bonn und Greffern denke, tatsächlich für mich ein akzeptabler Verbrauch.... Kurz vor 19:00 Uhr erreichten wir dann wieder die bereits gut bekannte Marina Zollhafen in Mainz. Sunset wäre um 19:28 Uhr gewesen. Insofern ein gutes Timing, denn derzeit scheint es einen Defekt in der Elektrik meiner Navigationsbeleuchtung zu geben. Kurz nach dem Einschalten fliegt die Sicherung raus. Aber so war es noch hell genug und wir konnten ganz easy anlegen. Soweit für heute über diese Reisestrecke. Anbei wieder ein paar Bildchen von unterwegs.... man kann deutlich den Wechsel von "Hochsommer mit blauem Himmel" und leicht grau eingetrübtem Herbst-Wetter erkennen ....
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#15
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Zum ausweichen muss man wissen das die Berufsschiffahrt in gewissen Rheinabschniten vorgeschriebene Fahrwasser Seiten hat. Eventuell auch dort und somit durfte er eventuell gar nicht wechseln...
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Gruß Volker *************************************** und immer `ne Handbreit Sprit im Tank http://www.msv-germersheim.de Bin hier zu finden Inoffizielle Boote-Forum Map
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#16
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Ich bin kein Experte, aber solang du die rechte Fahrwasserseite hältst, mußt du nicht ausweichen. Das ist in der Talfahrt auch viel unproblematischer als in der Bergfahrt, wo der Berufer möglichst nicht weit in den Strom fahren will, um dich zu überholen. Sportbootfahrer im Verdrängermodus in Bergfahrt, sollten mit der Berufsfahrt kein Rennen fahren. D.h. wenn ein größerer Verdränger von einem tief abgeladen Berufsschiff überholt wird, dauert es häufig sehr lange bis der Berufer vorbei ist, weil er mehr im Strom fahren muß als er es sonst tun würde. Das kann dazu führen das der Berufer, wenn er die Faxen dick hat vorn einfach zu macht(er zieht nach Stb. und drängt den Sporti ab). Besser ist es in solch einer Situation, den Berufer per UKW anzusprechen und sagen das man langsam macht. Der Sporti nimmt Gas weg, dann fährt das Berufsschiff großzügig in den Strom und die Sache ist erledigt.
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#17
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Das habe ich noch nie gehört. Das gilt doch nur in Abschnitten der geregelten Begegnung (Rechtsfahrgebot) also von Duisburg-Süd bis grenze NL. Ansonsten nutzt ein Berufer in Talfahrt möglichst die Fahrwasserseite mit dem größten Strom (Außenkurve).
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#18
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In der Regel haben die, vor allem bei Bergfahrt, auch alle die "Blaue Tafel" offen.
Da würde ich mal Platz machen. Grüße Klaus |
#19
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Natürlich, aber bei der Frage ging es ja um einen Talfahrer.
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#20
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Sorry.
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#21
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Auch dort ist geregelte Begegnung 9.04 rheinschiffahrtspolizeiverordnung
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#22
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Danke, ich habe geglaubt die gäbe es nur zwischen Duisburg und Grenze.
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#23
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Hallo zusammen .
Das möchte ich mal richtig stellen . Binnen ! Grundsätzlich sind Kleinfahrzeuge Fahrzeugen ausweichpflichtig . Führern von Kleinfahrzeugen hat es nicht zu kümmern, wo u.o. wie Fahrzeuge ihre Strecke machen . Auch die BLAUE TAFEL bindet Kleinfahrzeuge nicht, ist aber sehr oft empfehlenswert hiernach zu steuern . Ob ein Fahrzeug von hinten einem Kleinfahrzeug aufkommt spielt auch keine Rolle, es muss auch hier ausweichen . Notsituationen dürfen natürlich nicht produziert werden , sprich Kleinfahrzeuge z.B. in Untiefen nötigen . So gelernt in der Sportpatent-Ausbildung , sowie in den VO's ELWIS zu lesen . Viele Grüße : TOMMI
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MAN D2866 E 6 Zyl. 12 L Sauger 178 kW @ 2100 1/min , 850 Nm 1500-1800 1/min Bosch R-ESP . Aber auch D2866 LXE 40 Turbo-LA mit 294 kW @ 2100 1/min sowie Mercedes OM601-606 bereiten mir Freude und Technikvergnügen ! |
#24
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Zitat:
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#25
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Doch, rechtlich ist das so .
Auch ganz rechts mit einem Kleinfahrzeug hast Du ebenfalls Ausweichpflicht . Wie gesagt, es dürfen keine Notsituationen erzwungen werden, will aber ein Fahrzeug da hin, hat ein Kleinfahrzeug Platz zu machen . Grüße : TOMMI
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MAN D2866 E 6 Zyl. 12 L Sauger 178 kW @ 2100 1/min , 850 Nm 1500-1800 1/min Bosch R-ESP . Aber auch D2866 LXE 40 Turbo-LA mit 294 kW @ 2100 1/min sowie Mercedes OM601-606 bereiten mir Freude und Technikvergnügen !
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