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Kein Boot Hier kann man allgemeinen Small Talk halten. Es muß ja nicht immer um Boote gehen.

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  #1  
Alt 04.02.2020, 16:30
Benutzerbild von kornatix
kornatix kornatix ist offline
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Standard Deutsches Auto für Freund in Kroatien kaufen

In meinem kleinen Kaff Kukljica bin ich nach über 40 Jahren bekannt wie ein bunter Hund, und alle naselang nervt mich mal der eine, mal der andere liebe Nachbar mit der Bitte, ich möge ihm doch ein gebrauchtes deutsches Auto besorgen, denn "in Deutschland ist alles billiger und besser als bei uns" (glauben die, denkste!).

Weil es vielleicht einigen von euch ähnlich geht wie mir und weil ich mich jetzt erstmals tatsächlich habe überreden lassen, ein Auto für jemanden zu beschaffen, der allerdings für mich wie ein Brunder ist (alle anderen habe ich abgewimmelt), hier meine Erfahrungen:

Nach wochenlanger Recherche bei mobile.de und njuskalo.hr haben wir festgestellt, dass Gebrauchtwagen in der Preisklasse von 5.000 bis 10.000 € in Deutschland durchschnittlich 2.000 bis 3.000 € billiger sind als in Kroatien, in der Oberklasse spart man noch mehr. Nun ist Gebrauchtwagenkauf aber Glücks- und Vertrauenssache. Ich würde niemals einen Gebrauchtwagen für einen anderen ohne ihn kaufen, denn was ist, wenn sich das vermeintliche "Schnäppchen" nach kurzer Zeit als Schrottmühle erweist?

Also habe ich meinen Freund Dubravko samt Sohn zu mir eingeladen, sie eine Woche lang beköstigt und durch die Gegend gefahren, und nachdem sie die Schönheiten des Ruhrgebiets im Regen erlebt haben, wissen sie jetzt auch endlich, was sie an ihrer dalmatinischen Heimat haben.

Bei einem Händler fanden wir einen Renault Megane Grandtour, Bj. 10/2014, unfallfrei, scheckheftgepflegt, 78.000 KM, 1. Hand in sehr gutem Zustand für 6.500 € inkl. MWSt. Der ist es dann auch geworden, und jetzt hat er ein kroatisches Kennzeichen. An Nebenkosten sind dafür entstanden: Anreise für zwei mit Billigflug 180 €, 5-Tage-Kurzzeitkennzeichen inkl. Haftpflicht 70 €, Rückfahrt nach Kroatien (Sprit, Vignette usw.) ca. 250 €, Gebühren für die Umschreibung der deutschen auf kroatische Papiere 280 €, insgesamt also knapp 700 € zusätzlich zu 6.500 € Kaufpreis. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt, und meine Freunde sind happy. In Kroatien hätten sie für ein vergleichbares Fahrzeug locker um die 10.000 € auf den Tisch legen dürfen, aber Achtung:

Um ein außerhalb Kroatiens innerhalb der EU günstig gekauftes Auto für "nur" rund 280 € in Kroatien anzumelden, benötigt man neben den deutschen Papieren mitsamt Abmeldebescheinigung und EU-Übereinstimmungserklärung (COC) einen Kaufvertrag mit ausgewiesener MWSt. und auf den Namen des kroatischen Käufers (mit OIB) und eine noch gültige TÜV- bzw. HU-Bescheinigung. Praktisch kann man also nur bei einem Händler mit deutscher USt.-Ident. kaufen, und ob die USt.-Nummer stimmt, kann in Kroatien überprüft werden. Hat man keine Rechnung mit MWSt. oder gar keine, wird's richtig teuer. Zwar gibt es innerhalb der EU keine Zollgebühren mehr, aber jedes Land hat sein eigenes Steuerrecht. Und deshalb berechnen die kroatischen Behörden den Zeitwert des Fahrzeugs anhand einer Tabelle, die auf der Basis des Neufahrzeug-Preises in Kroatien plus 25 % PDV (= MWSt.) beruht, und dafür fallen dann 5 % des kroatischen Zeitwerts als Steuer an. (PPMV = Sondersteuer für Kfz). Eine Rechnung über 1.000 € und 5.000 € bar auf die Hand, das klappt also nicht. Selbst wenn man seinem kroatischen Freund ein Auto mit notarieller Bescheinigung und allem Pipapo schenkt, fällt diese Steuer an, und die kann dann je nach Zeitwert schon mal bis zu 20.000 Kuna oder noch mehr betragen.

Ob sich der Autokauf für eure kroatischen Freunde in Deutschland lohnt, ist also ein Rechenexempel. Ohne MWSt.-Rechnung lohnt es sich kaum, bei einem ganz billigen Auto wegen der Nebenkosten auch nicht, bei Autos ab 5.000 € aufwärts aber auf jeden Fall.
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Pozdrav,
Gerd

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  #2  
Alt 04.02.2020, 16:46
Benutzerbild von Jaki
Jaki Jaki ist offline
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Hallo Gerd,

vielen, vielen Dank für deine Ausführungen zum Autokauf, sehr interessant und aus der Praxis.

Grüße Jaki
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  #3  
Alt 04.02.2020, 16:59
Benutzerbild von wolf b.
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Zitat:
Zitat von kornatix Beitrag anzeigen
Um ein außerhalb Kroatiens innerhalb der EU günstig gekauftes Auto für "nur" rund 280 € in Kroatien anzumelden, benötigt man neben den deutschen Papieren mitsamt Abmeldebescheinigung und EU-Übereinstimmungserklärung (COC) einen Kaufvertrag mit ausgewiesener MWSt. und auf den Namen des kroatischen Käufers (mit OIB) und eine noch gültige TÜV- bzw. HU-Bescheinigung. Praktisch kann man also nur bei einem Händler mit deutscher USt.-Ident. kaufen, und ob die USt.-Nummer stimmt, kann in Kroatien überprüft werden. Hat man keine Rechnung mit MWSt. oder gar keine, wird's richtig teuer. Zwar gibt es innerhalb der EU keine Zollgebühren mehr, aber jedes Land hat sein eigenes Steuerrecht. Und deshalb berechnen die kroatischen Behörden den Zeitwert des Fahrzeugs anhand einer Tabelle, die auf der Basis des Neufahrzeug-Preises in Kroatien plus 25 % PDV (= MWSt.) beruht, und dafür fallen dann 5 % des kroatischen Zeitwerts als Steuer an. (PPMV = Sondersteuer für Kfz). Eine Rechnung über 1.000 € und 5.000 € bar auf die Hand, das klappt also nicht. Selbst wenn man seinem kroatischen Freund ein Auto mit notarieller Bescheinigung und allem Pipapo schenkt, fällt diese Steuer an, und die kann dann je nach Zeitwert schon mal bis zu 20.000 Kuna oder noch mehr betragen.

Ob sich der Autokauf für eure kroatischen Freunde in Deutschland lohnt, ist also ein Rechenexempel. Ohne MWSt.-Rechnung lohnt es sich kaum, bei einem ganz billigen Auto wegen der Nebenkosten auch nicht, bei Autos ab 5.000 € aufwärts aber auf jeden Fall.
Kann ich bestätigen.

Ich hatte meinen Panda immer meiner Stellplatzvermieterin zum fahren überlassen, während ich auf dem Wasser war.
Sie verliebte sich in das Auto (ist ja für die Insel ideal) und wollte es mir abkaufen als es zum Verkauf stand.

Sie recherchierte die Zusatzkosten und kaufte sich dann doch ein gleiches in Kroatien, obwohl ich es günstig überlassen hätte und sie mein Fahrzeug gut kannte und wußte daß es gut in Schuß war.
Nur wegen den Kosten die in Kroatien angefallen wären ...
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  #4  
Alt 04.02.2020, 18:09
Benutzerbild von kornatix
kornatix kornatix ist offline
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Zitat:
Zitat von wolf b. Beitrag anzeigen
....obwohl ich es günstig überlassen hätte...
Das wäre auch nicht gegangen. Nach Auskunft des kroatischen Zolls gilt ein Auto dort als illegal importiert, wenn es noch regulär im Ausland zugelassen ist und in Kroatien verkauft (oder verschenkt) wird. Theoretisch könnte man ein noch zugelassenes Auto nach Kroatien bringen, es dort abstellen, dann die Kennzeichen abschrauben, damit zurück nach Deutschland fahren, das Auto abmelden und die Papiere dann per Post nach Kroatien schicken. Aber wer macht das schon? Außerdem hätte man dann ohne MWSt.-Rechnung wieder das "5 % vom kroatischen Zeitwert"-Steuerproblem, und die Kroaten setzen den Zeitwert für Gebrauchte wesentlich höher an als er bei uns ist. Diese Steuer heißt übrigens "PPMV" = Posebni porez na motorna vozila = Sondersteuer für Motorfahrzeuge, hat mit der PDV (= Porez na dodanu vrijednost = Mehrwertsteuer) nichts zu tun und ersetzt anscheinend die nach dem kroatischen EU-Beitritt entfallenen Zollgebühren.

MWSt.-Erstattung für Exportwaren gibt's innerhalb der EU nur für Gewerbetreibende und wäre auch unsinnig, weil die MWSt. so oder so irgendwo innerhalb der EU bezahlt werden muss und bei Erstattung von 19 % in Deutschland 25 % in Kroatien zu zahlen wären. Was allerdings geht, was ich selbst schon - allerdings über einen Händler, privat geht das nicht - gemacht habe: Neuwagen in Dänemark gekauft (EU-Reimport), ca. 45 % dänische Luxus- und Mehrwertsteuer erstattet bekommen, 19 % deutsche MWSt. hier bezahlt = rund 2.000 € gespart. Und die Neuwagengarantie gilt EU-weit, man geht mit einem EU-Reimport also kein Risiko ein.
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  #5  
Alt 04.02.2020, 23:12
Michael G. Michael G. ist offline
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In Portugal gibt es auch ähnliche Regeln. Ist halt Ländersache. Auch zB die Luxussteuer beim Autokauf in Österreich oder Belgien.
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  #6  
Alt 04.02.2020, 23:18
skibo skibo ist offline
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Und wie sieht es aus, wenn man ein in Deutschland auf einen selbst zugelassenenes Fahrzeug, mit nach Kroatien mitnimmt, und vor Ort zulassen und fahren will?

Ich hab da was, wovon 700 Stück gebaut wurden und nach Zahlen von 2019 auf deutschen Straßen noch 180 zugelassen sind.

Was der in Kroatien Steuer und Versicherung kostet ist mir wurscht. Der Zeitwert in Deutschland fällt nicht mehr seit ich ihn gekauft habe. Er ist Bj. 1998 und hat gerade mal 200000 drauf. Sommerauto.

Kann man das Auto importieren und zulassen? EU Konfirmitätserklärung ist vorhanden.
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Gruß Klaus

Schöne Grüße an den August
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  #7  
Alt 04.02.2020, 23:23
swath swath ist offline
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Zitat:
Zitat von kornatix Beitrag anzeigen
... Diese Steuer heißt übrigens "PPMV" = Posebni porez na motorna vozila = Sondersteuer für Motorfahrzeuge, hat mit der PDV (= Porez na dodanu vrijednost = Mehrwertsteuer) nichts zu tun und ersetzt anscheinend die nach dem kroatischen EU-Beitritt entfallenen Zollgebühren.

... dänische Luxus- ... steuer , ...
mW gibt/gab es in DK und GR verschiedene Sätze der ZulassungsSteuer ->
KFZ mit Lkw-Zulassung (v.a. offene Pritschen) hatten dabei den geringsten Steuersatz.

Gibt es diese Differenzierung auch in Kroatien ?
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  #8  
Alt 05.02.2020, 17:51
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kornatix kornatix ist offline
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Zitat:
Zitat von swath Beitrag anzeigen
mW gibt/gab es in DK und GR verschiedene Sätze der ZulassungsSteuer -> KFZ mit Lkw-Zulassung (v.a. offene Pritschen) hatten dabei den geringsten Steuersatz. Gibt es diese Differenzierung auch in Kroatien ?
Das weiß ich nicht, weil ja nicht ich, sondern mein Freund das Auto dort angemeldet hat. Ich weiß nur, dass die Jungs schon bei der Fahrzeugsuche auf den CO2-Ausstoß geachtet haben. Offenbar ist in Kroatien nicht der Hubraum, sondern der Abgaswert ausschlaggebend für die Höhe der Kfz-Steuer. Wie gesagt, keine Ahnung.

Zitat:
Zitat von skibo Beitrag anzeigen
Und wie sieht es aus, wenn man ein in Deutschland auf einen selbst zugelassenenes Fahrzeug, mit nach Kroatien mitnimmt, und vor Ort zulassen und fahren will?
Das geht nicht, es sei denn, Kroatien wäre Dein Hauptwohnsitz. Bei uns ist das ja nicht anders. Ohne festen Wohnsitz im Land kannst Du in der EU nirgends ein Auto anmelden.
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  #9  
Alt 06.02.2020, 09:20
skibo skibo ist offline
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Ich werde in 2 Jahren umsiedeln. Daher meine Frage.
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  #10  
Alt 06.02.2020, 14:32
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Für kroatische Rückkehrer und Zuwanderer aus anderen EU-Ländern gelten andere Vorschriften. Ein jetzt auf Pasman lebender Österreicher hat mir erzählt, dass das Auto bei ihm dem mitgebrachten Hausrat zugerechnet wurde. Wenn das Auto länger als 6 Monate in einem anderen EU-Land zugelassen war und mehr als 6.000 km auf dem Tacho hat, gehen die Kroaten von ordnungsgemäßer Versteuerung aus, und außer den normalen Kosten für die Zulassung fallen keine nennenswerten weiteren Gebühren an.

Das gilt aber nur für EU-Bürger. Mein Nachbar Dino ist aus den USA auf Dauer in seine alte Heimat zurück gekehrt, hat einen Ami-Schlitten mitgebracht, und wie er mir sagte, hat ihn die Zulassung seines alten, höchstens noch 5.000 Euro werten US-Autos neben unzähligen Behördengängen rund 2.000 Dollar gekostet - Dollar, nicht Kuna!

Und falls jemand auf Dauer nach Kroatien umsiedeln möchte: auch das geht heute (dank EU-Freizügigkeit) ganz einfach. Neben einer Wohnung (Miete oder Eigentum) dort braucht man lediglich den Nachweis über ein gesichertes Einkommen (z.B. Rente), eine EU-Krankenversicherungskarte und einen Nachweis, dass im ehemaligen Heimatland nichts gegen einen vorliegt (in Deutschland: Strafregisterauszug). Damit beantragt man eine Aufenthaltserlaubnis, und nach ca. 6 Wochen kann man seinen Personalausweis gegen eine kroatische osobna izkaznica eintauschen. Die Staatsangehörigkeit bleibt davon unberührt.
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Alt 06.02.2020, 17:59
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Puno hvala
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Gruß Klaus

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