Gumotex Baraka mit Elektromotor ausstatten

[Motorpaddler]

Möchte hier meine Erfahrungen bezüglich Gumotex Baraka mit E-Motor wiedergeben.
Warum das Baraka? Die Entscheidung fiel auf das Baraka, weil ich es für mehrere Zwecke nutzen kann. 50% nutze ich es für Wildwasser (bis Schwierigkeitsstufe 3). Und da ist eine Lenzöffnung Pflicht. Den Rest im Augewässer, auf Seen und im Meer. Anschaffungsgrund waren in erster Linie Familienausflüge (auch auf Wildwasser). Das Boot ist sehr stabil und gibt entsprechend Sicherheit im WW. Ähnliches Verhalten wie das Grabner Outside oder das Gumotex Orinoco. Das Baraka (ca. EUR 1.200) ist allerdings um einiges günstiger. Allerdings kommt es derzeit (Herbst 21) zu Lieferengpässen und das Boot ist ziemlich vergriffen.

Neben Paddeln war der Anspruch meiner Töchter auch ein Motorantrieb für die Seen bzw. in den Staubereichen der Donau. Für den Motorantrieb eignet sich die Lenzöffnung am Heck. Hier wird das Gestänge durchgeführt. Aber wo kann der Motor befestigt werden? Dafür gibt es eine maßgeschneiderte Halterung, die zwischen den Seitenschläuchen beim Aufblasen eingeklemmt wird. Diese ist über einen tschechischen Onlineshop um EUR 124 (inkl. Versand nach Österreich=> levnecluny.cz) bzw. über einen deutschen Händler (Kanulager) um über EUR 216 (inkl. Versand) zu haben. Ich habe beim tschechischen Anbieter bestellt und die Lieferung erfolgte reibungslos. Der Anbieter schickt nach schriftlicher Anfrage eine Rechnung via paypal, die mit Paypal oder Kreditkarte bezahlt werden kann. Zusätzlich habe ich das Gestänge zum Schutz vor Abreibung oder Beschädigung des Bootes noch mit Kautschukummantelungen überzogen. Diese sind beispielsweise bei Hornbach für wenige EUR erhältlich (dienen normalerweise der Dämmung von Solarrohren). Die Halterung ist aus Alu und sehr leicht (ca. 1,6 kg). Verarbeitung sieht solide aus.

Danach kommt die Frage, welchen Motor jemand auswählt. Als Faustregel (laut Internet) gilt 3 – 5 lbs Mindestschubleistung je 50 kg zu bewegendes Gewicht. Bei voller Beladung kommen wir auf ca. 250kg. Daher wären mindestens 25 lbs angebracht. Mit dieser Schubleistung beginnen die Motoren bei ca. EUR 130. Bei der Auswahl der Motoren sollte man auch die gesetzlichen Bestimmungen nicht außer Acht lassen. So gilt auf vielen österreichischen Seen eine 500 Watt Leistungsbeschränkung. Zu unterscheiden ist zwischen Markenmotoren wie Rhino oder Minn Kota und No Name Produkten. Bei letzteren sind dann teilweise keine Ersatzteile lieferbar. Ich habe mich für einen Rhino BLX 70 mit 70 lbs Schubkraft entschieden (EUR 380). Dieser hat 500 Watt Ausgangsleistung und zwei weitere Vorteile: Stufenlose Regelung und einen bürstenlosen Motor. Alle günstigeren Motoren haben in der Regel Kohlebürsten (Verschleißteil) und Leistungsstufen. Die Firma Miganeo bietet Motoren mit ähnlicher Leistung (68lbs) bereits um EUR 200 an. Allerdings mit Stufenschaltung und Bürstenmotor. Motoren werden teilweise auch als salzwasserbeständig angegeben, obwohl sie das nicht sind. Daher sollten diese nach Fahrten im Meer immer mit Süßwasser gespült werden. Ausnahme ist die Riptide Serie von Minn Kota.

Stellt sich noch die Frage, wie der Motor durch die Lenzöffnung passt. Vorerst gar nicht. Der Steuergriff geht relativ einfach durch die Lenzöffnung. Die Motorhalterung aber nicht mehr. Der Motor (unterer Teil) geht ohne Schraube mit sehr viel Mühe durch. Das Rückfädeln ist noch schwieriger und es besteht die Gefahr, dass das Boot beschädigt wird. Aber es gibt eine relativ einfache Möglichkeit, den Motor einzufädeln. Dazu muss die Motorhalterung abgenommen werden. Diese ist nur durch einen Bolzen mit dem Gestänge verbunden. Dieser Bolzen ist durch einen E-Sicherungsring gesichert. Den kann man mit zwei Schraubenziehern rausdrücken. Danach lässt sich der Bolzen herausziehen und die Halterung ist vom Gestänge getrennt. Statt dem Bolzen kann nun eine Edelstahlschraube oder Gewindestange verwendet werden und die Halterung lässt sich schnell wieder mit dem Gestänge verbinden. In der Halterung ist sogar schon ein passendes Gewinde (M10) vorhanden. Der Griff und das Gestänge ohne Halterung lassen sich nun relativ einfach durch die Öffnung einfädeln. Die Halterung ist dann mit einer Ratsche in 1 Minute wieder mit dem Gestänge verschraubt. Ohne die Halterung lässt sich der Motor auch besser transportieren.

Nach dem Motor stellt sich die Frage nach der Batterie. Billiger geht es mit einer AGM Batterie, die aber bei gleicher nutzbarer Kapazität fast vier Mal so schwer ist wie eine Lifepo4 Batterie. Bei der schweren AGM Batterie kann man im Gegensatz zur Lifepo4 Batterie nur ca 60% der Nennleistung abgerufen, um eine Tiefenentladung zu verhindern. Dh von einer 105 Ah AGM Batterie sind ca. nur 60 Ah nutzbar. Auch ist der Ladevorgang bei der Lifepo4 Batterie kürzer, da diese mit höheren Ladeströmen geladen werden kann. Eine Lifepo4 Batterie kann auch in jeder Position gelagert und wasserdicht (luftdicht, gast nicht aus) verpackt werden. Dies hat beim Baraka den Vorteil, dass ich das Batteriegehäuse liegend teilweise unter den Sitz schieben kann. Daher habe ich mich für eine Lifepo4 100 Ah Batterie entschieden. Diese wiegt „nur“ 11 kg. Bei gleicher Leistung bräuchte ich 2 AGM Batterien mit jeweils 70 Ah (zusammen ca. 42kg und ca. EUR 220). Erstanden habe ich diese bei einem Anbieter in Ebay unter der Marke „Eco-Worthy“ um EUR 481 inkl. Versand. Über die Langzeitbeständigkeit dieser Batterie kann ich noch nichts sagen (angegeben sind 3000 Ladezyklen). Positiv war auf alle Fälle die rasche Lieferung und die Kommunikation. Neben der Batterie habe ich auch ein wasserdichtes Gehäuse der Firma Osculati gekauft (EUR 38 inkl. Versand). Die beiden Tragegriffe des Gehäuses habe ich abgesägt. Es passt genau zwischen die Motorhalterung und kann teilweise unter den Sitz geschoben werden. Innen wurde der Kasten noch mit XPS und Schaumstoff ausgelegt, damit sich die Batterie im Kasten nicht bewegt. #

Beim Ladegerät sollte nicht gespart werden. Hier bin ich bei Amazon auf das victron bluesmart ip65 12/10 gestoßen. (EUR 119 inkl. Versand). Habe extra das 10A Gerät genommen, damit ich im Urlaub die Batterie über Nacht aufladen kann (Ladedauer 9 – 10 Stunden). Kann ich bis jetzt nur empfehlen. Billigere China Geräte schalten (gem. Kritiken Amazon) bei Lifepo4 Batterien schon bei Halbladung ab. Diese scheinen mit dem in der Batterie eingebauten Batteriemanagementsystem (BMS) einer Lifepo4 Batterie nicht zurechtzukommen.

Was sonst noch: Zusätzlich noch jeweils 3 Stück 80 und 100 (Reserve) Ampere midiOtO Sicherungen mit dazu passendem Gehäuse und 50cm Anschlusskabel mit bereits fertigen Ösen (zusammen EUR 24 inkl. der Reservesicherungen). Im Net findet man auch Sicherungen, die nach Auslösung rückgestellt werden können. Die Amazon Kritiken (keine CE Kennzeichnung, löst nicht oder viel zu früh aus) führten dann für die Kaufentscheidung in Richtung Schmelzsicherung (midiOtO). Sollte eine Sicherung auslösen sollte sowieso zuerst die Ursache geklärt werden. Nun würde ich aber megaOtO Sicherungen nehmen, da die Schraubzapfen bei der Midi für den Durchmesser der Anschlussösen des Kabels zu gering sind (Muttern rutschen durch die Ösen des Anschlusskabels). Habe mir daher mit jeweils 2 Beilagscheiben geholfen.

Zuletzt noch ein Bootswagen der Firma Eckla (Atlantic 200). Dieser wiegt nur 1,4 kg und lässt sich auch in meinem WW Kajak verstauen. Das Boot mit Motor, Paddel und Batterie wiegt dann immerhin 50kg. Da ist ein Bootswagen schon vorteilhaft. Der Atlantic ist zwar nur für 40 kg ausgelegt, reicht aber für das Baraka aus, sofern man mit dem Boot nicht wandern gehen will. Und 2 Stechpaddel der Eigenmarke „Denk Outdoor“ Diese haben eine sehr gute Qualität (sollen laut Anbieter von Schlegel hergestellt sein). Zusätzlich noch eine Intex Pumpe sowie eine Elektro Pumpe von Grabner BST300 (eigentlich Marke Scoprega). Ist ident mit der Bravo BST300. Hat Krokodilklemmen- und Zigarettenanzünderanschluss. Der benötigte Druck kann eingestellt werden und die Pumpe schaltet nach Erreichen des gewünschten Drucks ab. Das Boot ist damit in 8min aufgeblasen. Kann die Pumpe grundsätzlich sehr empfehlen. Sie hat aber 2 Nachteile: Sehr hohe Lautstärke (vergleichbar mit einem sehr lautem Staubsauger) sowie Anschlüsse und Gehäuse aus Hartplastik. Hier habe ich die Befürchtung, dass die Anschlüsse leicht ausbrechen könnten.

Anbei noch eine Zusammenstellung der zu erwartenden Kosten (jeweils inkl. Versand):
EUR
Gumotex Baraka 1 200
Paddel 85
Motor Rhino BLX 70 380
Motorhalterung 124
Batterie Lifepo4 100Ah 481
Batteriegehäuse 38
Sicherung und Kabel 24
Ladegerät Victron 10A 119
Bootswagen Eckla 85
Pumpe Intex 10
Elektropumpe BST 300 140
Gesamt 2 686

[ben.sn]

Toller Beitrag, vielen Dank.
Ich habe im Urlaub auch zufällig ein Baraka gebraucht gekauft und wollte es auf einem See nutzen, aber die Spurtreue ist wirklich nicht schön.
Habe da schon über eine Finne nachgedacht (von Gumotex).
Hast du zum E-Motor auch noch eine Finne montiert bzw.wie ist die Spurtreue mit Motor?
Viele Grüße

[horstj]

Klasse.

Hinweis nach eigenen Erfahrungen: über 24V nachdenken. Relativ zur Leistung deutlich günstigere Motoren, die viel sparsamer mit dem Strom umgehen weil weniger Verlust als bei 12v. LiFepo 24V macht keinen Unterschied, man bekommt sozusagen mehr Strecke oder mehr Leistung fürs Geld.

[peter.nightwish@gmail.com]

Hallo Motorpaddler,

vielen Dank für deine sehr ausführlichen Erklärungen bzgl. Motorisierung vom Baraka, leider ist es unmöglich eine Motorhalterung zu bekommen, weder bei der tschechischen Firma noch bei der deutschen die du beschrieben hast. Gibt es eine Möglichkeit die Halterung nachzubauen?

Auf deinen Fotos sieht man zwar die Halterung, aber die Maße kann ich nicht abschätzen.

Vielleicht kennst du jemand der so eine Halterung verkauft?

LG aus Österreich
Peter Peraus